Deutsche Idiomatik
Zug
ein(en) Zug (machen)/(tun) Tischspiele wie Dame/Mühle usw.\
(In einer Diskussion beim ’Menschärger’-dichnicht’:) Wenn du den Stein angefaßt hast, mußt du ihn auch ziehen. Da kannst du keinen Zug mehr mit einem anderen Stein machen!
\
in etw. ist (kein) Zug (drin) ugs
\
. . . Nein, in dieser Firma möchte ich nicht arbeiten! Da ist doch gar kein Zug drin, in diesem Laden! Du machst dir keine Vorstellung, wie lahmarschig es da zugeht! – Dann könntest du die Leute ja mal auf Vordermann bringen.
\
am Zug sein beim Spiel usw. – (eher:) dran sein
\
jetzt/. . . am Zug sein
\
Na, siehst du, jetzt sind endlich die Sozialisten am Zug. Das hab’ ich doch immer gesagt, daß die die Wahl gewinnen! – Wollen wir mal sehen, ob die mit der Macht besser umgehen als die bisherigen Regierungen.
\
im besten Zug sein (mit etw.) ugs selten – (stärker als:) gut im Zug sein (mit etw.)
\
(gerade/. . .) im besten Zug(e) sein, als/da/. . . Redner/. . . form selten
\
Na, wie war die Rede von dem Kahl? – Das war ein Unternehmen mit Hindernissen. – Wieso? – Zunächst fing er sehr stockend, ja lahm an – das war schon eine Enttäuschung. Dann steigerte er sich allerdings beträchtlich, wurde immer lebendiger, interessanter . . .; doch als er dann gerade im besten Zug war, da fiel der Lautsprecher aus.
\
gut im Zug sein (mit etw.) ugs selten
\
Kommt euer Walter mit seiner Baudelaire-Übersetzung gut voran? – Zur Zeit ist er gut im Zug, sehr gut sogar. Aber bei den ersten Prosagedichten ging es sehr mühsam und schleppend.
\
das/etw. ist ein schöner/häßlicher/. . . Zug (von jm.)
\
. . . Wenn der Klaus helfen kann, dann hilft er. Das ist wirklich ein schöner Zug (von ihm)! – In vielen Dingen ist er ja schwierig; aber daß er selten hilfsbereit ist, das kann ihm keiner absprechen, da hast du recht. Und das finde ich auch sehr schön.
\
der beherrschende Zug (an/(bei) jm. ist ...)
\
. . . Ja, das stimmt schon, zeitweilig ist der Bert ziemlich unbeherrscht und aufbrausend. Aber der beherrschende Zug an ihm ist doch seine Großmütigkeit. Die bewundere ich immer wieder.
\
Zug haben ugs
\
. . . Wenn auch nur ein Viertel der Leute in diesem Institut so viel Zug hätte wie der alte Merkel, dann würde das hier anders laufen! Der hat doch mit seinen 62 Jahren mehr Schwung, Zielstrebigkeit und Willen als drei, vier andere zusammen!
\
einen guten/kräftigen/. . . Zug haben/vielleicht einen Zug
\
haben ugs
\
Mann, der Alfons hat vielleicht einen Zug! Guck’ dir das an: der setzt so einen Literkrug an den Mund, und schon ist er leer.
\
(so) einen seltsamen/schwermütigen/. . . Zug haben
\
Bei allem Temperament, das der Axel Haudrich entwickelt: er hat so einen melancholischen Zug . . . – da erscheint die ganze Aktivität plötzlich nichtig. – Davon darf man sich nicht anstecken lassen.
\
(so) einen schwermütigen/. . . Zug um den Mund/... haben Wenn der Klaus jemanden anguckt, den er nicht leiden kann, dann kann er richtig unsympathisch wirken. Dann hat er einen derart ironischen, ja sarkastischen Zug um den Mund – widerlich! – Hat er diesen Zug nicht immer? – Nein, das finde ich nun wieder nicht.
\
jn. auf dem Zug haben sal
\
1. vgl. – jn. auf dem Kieker haben
\
2. vgl. – jn. dick sitzen haben
\
nicht genug Zug haben Ofen u. ä.
\
Dieser Ofen wird nie vernünftig brennen, da kann man sich so viel bemühen, wie man will! Er hat einfach nicht genug Zug! Das Rohr ist zu eng und der Kamin falsch gesetzt; das Feuer kriegt viel zu wenig Luft . . .
\
jn. gut im Zug haben form selten
\
(Ein Meister:) Wenn mein Kollege Schröder mit seinen Lehrlingen und jungen Gesellen nicht zurandekommt, muß er sich das selbst ankreiden. Er hat die Leute nicht richtig erzogen. Ich behandel’ die Jungen sehr freundlich, verlange aber vom ersten Tag an Disziplin und korrekte Pflichterfüllung. Und ich habe seit Jahren jeden gut im Zug.
\
im Zug(e) der Reformen/Umbauarbeiten/. . . form
\
Ihr habt bei euch in der Firma rationalisiert? – Und ob! Im übrigen wurde im Zuge dieser Rationalisierungsmaßnahmen auch ein Computer angeschafft, der die ausgefüllten Merkblätter auswertet. Das brauche ich jetzt nicht mehr zu machen.
\
in/mit einem/(auf einen) Zug das Glas leeren/. . .
\
Das hättest du sehen sollen, wie der Rainer da mit einem Zug den Literkrug leertrank! Ohne auch nur ein einziges Mal abzusetzen!
\
(alles/mehrere Dinge/. . .) in einem Zug erledigen/. . . – (eher:) alles/mehrere Dinge/. . . in einem Abwasch/(Abwaschen) erledigen/. . .
\
einen Zug ins Lächerliche/Kleinliche/. . ./zum Lächerlichen/ Kleinlichen/. . .
\
. . . An sich arbeite ich mit dem Axel sehr gern zusammen. Aber ich finde, er hat einen Zug ins Kleinliche. Das stört mich manchmal doch etwas. – Findest du wirklich? – Ja, ja, etwas kleinlich ist er; das läßt sich leider nicht leugnen.
\
der Zug ist (schon) abgefahren/. . ., dann ist der Zug abgefahren/. . . ugs
\
1. . . . Wenn du wirklich ernsthaft vorhast, in den diplomatischen Dienst zu gehen, dann mußt du das jetzt tun. Sonst ist der Zug abgefahren. Du bist jetzt 25 oder 26; ein, zwei Jahre später kommst du da nicht mehr rein. Das ist jetzt die letzte Gelegenheit.
\
2. . . . Der Paul hatte geglaubt, die wirtschaftlichen Verhältnisse würden immer so gut bleiben, und wollte erstmal ein wenig von der Welt sehen, ehe er sich beruflich endgültig festlegte. Aber als er dann nach vier oder fünf Jahren aus Peru zurückkam, war – wenigstens, was die Universitätslaufbahn anging – der Zug abgefahren. Da waren alle Stellen auf Jahre hinaus besetzt. . . .
\
Zug abkriegen/(abbekommen)
\
. . . Schon wieder verschnupft? – Ja. Ich habe gestern Zug abgekriegt; das Fenster bei den Wörners war ganz offensichtlich undicht. – Bist du so empfindlich gegen Zugluft?
\
Zug in etw. bringen ugs
\
Herrgott, in diese Abteilung mußt du mal Zug bringen! So etwas Lahmes und so etwas Unordentliches, ja Schlampiges – das kannst du auf die Dauer doch nicht durchgehen lassen! – Vielleicht bringst du die Leute auf Vordermann . . .
\
einen Zug durch die Gemeinde machen sal
\
(Der Vater zu seiner Frau:) Der Rudolf war doch gestern wieder total besoffen, oder? Der hat doch bestimmt wieder einen Zug durch
\
die Gemeinde gemacht. – Die hatten eine Feier im Hockeyclub. –
\
Ach, und da meint er, er muß anschließend mit ein paar Saufbrüdern von einer Wirtschaft zur andern ziehen und sich vollaufen lassen?!
\
einen Zug von Größe haben
\
Ob der Herr Kramm in seinem Beruf ein bedeutender Mann ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber menschlich, finde ich, hat er einen Zug von Größe.
\
ein Zug von Größe ist jm eigen form – path selten – einen
\
Zug von Größe haben
\
einen Zug zum Großen haben form – (eher:) einen Hang
\
zum Großen haben
\
dem Zug seines Herzens folgen iron
\
(Ein Onkel, leicht amüsiert:) Ja, und dann folgte euer Vater – wie das so zu gehen pflegt – dem Zug seines Herzens und heiratete die Inge Scholze. – Und wenn Mutti nein gesagt hätte?
\
(nicht) zum Zug(e) kommen
\
1. Ich verstehe nicht, daß der Helmut in seiner Abteilung nicht durchgreift! – Er kommt gar nicht zum Zug! Die haben seine Aktionsmöglichkeiten durch alle möglichen Bestimmungen derart eingeengt, daß er beim besten Willen nicht mehr machen kann, als er macht.
\
2. . . . Und warum hast du nicht mal anständig auf die Pauke gehauen? – Das hatte ich vor. Sonst wäre ich ja gar nicht zu diesem Elternabend gegangen. Aber ich bin gar nicht zum Zug gekommen. Erst hat der Klassenlehrer eine Stunde unverbindliches Zeug geredet, dann der Mathematiklehrer . . ., und so ging das weiter, bis es plötzlich hieß: leider ist es schon zehn Uhr . . . und dann war Sense.
\
jn. (nicht) zum Zug(e) kommen lassen
\
Wenn der Grundmann erstmal Direktor ist, dann wird sich hier einiges ändern; der greift durch! – Mach’ dir keine Illusionen: die anderen lassen den erst gar nicht zum Zuge kommen; die werden ihm so viele Fesseln anlegen, daß ihm sein ganzer Schwung und seine ganze Tatkraft gar nichts nützen.
\
einen kräftigen Zug aus dem Becher/Glas/. . . machen/(nehmen/tun)
\
. . . So, jetzt laß mich erst mal einen kräftigen Zug aus diesem Glas machen, Paul, ehe wir zu deinem Schulproblem kommen. Ich verdurste schon fast – nach dieser langen Wanderung durch die Sonne. – Genieß ruhig erst mal das Bier; dann gehst du gestärkt an die Diskussion.
\
einen Zug an einer Zigarette/. . . machen/(tun)
\
(Das Kind zu seinem Vater:) Darf ich mal einen Zug (an deiner Zigarre) machen? – Aber nur e i n e n Zug, die Zigarre ist sehr stark, weißt du.
\
im Zug sitzen/stehen
\
. . . Bist du schon wieder erkältet? – Die zehn Minuten, die ich da im Auto im Zug gesessen habe, haben genügt, mir wieder eine Erkältung zu verpassen. Das ist immer so bei mir; ich bin ungeheuer empfindlich gegen Durchzug.
\
im falschen Zug sitzen ugs selten
\
. . . Wenn ich heute im falschen Zug sitze, dann nur deswegen, weil ich Philologie studiert habe und nicht – wie mein Vater wollte – Betriebswissenschaft! – Aber das war doch deine Entscheidung! – Natürlich! Aber sie war falsch. Deshalb habe ich heute so viele Schwierigkeiten.
\
keinen Zug vertragen
\
Wenn du mit der Eisenbahn fährst, dann achte darauf, daß die Fenster geschlossen sind. Du weißt, daß du keinen Zug verträgst. Du brauchst nur fünf Minuten bei offenem Fenster zu sitzen, dann bist du wieder erkältet.
\
ein Zug der Zeit (sein) – ein Zeichen der Zeit (sein)
\
dem Zug der Zeit folgen
\
. . . Wenn ich dem Zug der Zeit folgen soll, muß ich die Leute auch mit ’hallo’ begrüßen und mit ’tschüß’ verabschieden – auch wenn ich sie gar nicht näher kenne! – Und warum nicht? – Weil es mir nicht liegt! Man braucht doch nicht in allem mit der Mode zu gehen. – Man braucht aber auch nicht hinter dem Zeitgeist zurückzubleiben.
\
etw. Zug um Zug erledigen/. . .
\
. . . Das war schon beeindruckend, wie der Willi da ein Problem nach dem andern Zug um Zug lößte – mit einer Energie und einem Rhythmus, sag’ ich dir, daß die anderen nur noch staunten. . . .
\
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Zug