Deutsche Idiomatik
Wasser
ein fließendes Wasser form – (eher:) ein fließendes\
Gewässer
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das große Wasser/über das/übers große Wasser fahren/. . . ugs selten – (eher:) der große Teich/über den großen Teich fahren/. . .
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er/sie/der Peter/die Industrie/. . . kocht auch nur/bloß mit Wasser ugs – da/in . . ./bei . . ./. . . wird auch nur/bloß mit Wasser gekocht
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Kritik/. . . läuft/(geht) an jm. ab wie Wasser ugs
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Die Vorhaltungen, die der Chef dem Klaus neulich gemacht hat, scheinen ja keine großartigen Wirkungen gehabt zu haben. – Keine großartigen? Gar keine! So etwas läuft bei dem ab wie Wasser. Kritik, Tadel, Ermahnungen . . . – das macht auf den nicht den geringsten Eindruck.
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ein stehendes Wasser form – ≠ ein fließendes Gewässer ein stilles Wasser sein
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. . . Ja, ja, das stimmt: der Berni macht einen etwas harmlosen Eindruck, wirkt etwas naiv. Aber täusch’ dich nicht: das ist ein stilles Wasser! Der weiß haargenau, was er will, ist sehr klug und weiß Menschen wie Dinge prächtig in seinem Sinn zu steuern.
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weiches Wasser
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. . . Mein Gott, bei eurem weichen Wasser braucht man eine halbe Stunde, bis die Seife vom Körper abgeht! – Das läßt sich nicht ändern, Paula; das Wasser hat nun mal wenig Kalk.
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jm. das Wasser abgraben
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. . . Wenn sie dem Mann alle Zuschüsse streichen, eine Lizenz nach der anderen entziehen und so das Wasser abgraben, dann ist ja klar, daß er pleite macht! – Das wollen sie doch gerade! – Warum? Warum einem so tüchtigen Mann die Existenzgrundlage entziehen?
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sein/(sich das) Wasser abschlagen form veraltend selten – ein kleines Geschäft machen (müssen)
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das Wasser schießt/(steigt) jm. in die Augen form euphem selten – (ganz) feuchte/(nasse) Augen bekommen
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bis dahin/bis das passiert/. . ., läuft/(fließt) noch viel Wasser den Bach hinunter/(hinab) selten – bis dahin/bis das passiert/. . ., läuft/(fließt) noch viel Wasser den Berg hinunter/ (hinab)
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(das) Wasser hat keine Balken
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Fliegen ist heute sicherer als Autofahren – jedenfalls, wenn man das auf den Kilometer umrechnet. – Und trotzdem: mit dem Auto fühle ich mich auf einem sicheren Grund. Aber in der Luft! Das ist wie auf dem Schiff – Wasser hat keine Balken, sagt man; die Luft auch nicht.
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Wasser in den Beinen/im Leib/. . . haben ugs
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. . . Was hat sie eigentlich, daß sie so schlecht laufen kann? – Wasser in den Beinen, wie man sagt, das heißt, zu viel Wasseransammlung im Gewebe.
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mit dem Wasser Bekanntschaft machen iron – ein unfreiwilliges/(kaltes) Bad nehmen
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bis dahin/bis das passiert/. . . läuft/(fließt) noch viel Wasser den Berg hinunter/(hinab)
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. . . Gut, im Augenblick habe ich keine Möglichkeit, das Gut zu modernisieren. Aber wenn ich da bei Schuckert Direktor bin, ein anständiges Gehalt habe . . . – Bis dahin läuft noch viel Wasser den Berg hinunter, Engelbert. Damit würde ich vorläufig noch nicht rechnen. Da können noch zehn, fünfzehn Jahre ins Land gehen.
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bei Wasser und Brot sitzen/eingesperrt sein veraltend selten
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. . . die Polizei erwischte ihn auf frischer Tat. Jetzt sitzt er bei Wasser und Brot. – Wie man so sagt, obwohl die heute in den Gefängnissen ja was ganz anderes zu essen kriegen . . .
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etw. tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Wasser in die Elbe tragen selten – etw. zu tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Eulen nach Athen tragen
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über das/übers große Wasser fahren/(. . .) ugs selten – über die große Pfütze fahren/(fliegen)
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ins Wasser fallen
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. . . Hat der Vortrag nicht stattgefunden? – Nein, er ist ins Wasser gefallen. Prof. Hempel ist plötzlich erkrankt.
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((so) verschieden) wie Wasser und Feuer sein selten
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Der Klaus und die Beate sind doch Geschwister, oder? – Ja, natürlich! – Aber die sind wie Wasser und Feuer. Nicht nur, daß sie völlig entgegengesetzte Charaktere haben; sie verstehen sich auch nicht.
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nahe ans/am Wasser gebaut haben ugs – form
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. . . Nun wein’ doch nicht immer wegen jeder Kleinigkeit, Christa! Mein Gott, du hast aber wirklich nahe ans Wasser gebaut, da hat dein Vater schon recht.
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ins Wasser gehen euphem
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Stimmt das? Der Hermann Schlüter ist ins Wasser gegangen? – Offiziell heißt es, er wäre ertrunken, aber . . . – Mein Gott, wie kann sich ein so junger Mensch das Leben nehmen?
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da/in . . ./bei . . ./. . . wird auch nur/bloß mit Wasser gekocht
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ugs
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. . . Die Großindustrie – ja, die hat andere Maschinen, die hat für jedes Teil spezialisierte Kräfte . . . – Ach, Herr Fuchs, auch in der Großindustrie wird nur mit Wasser gekocht. Glauben Sie nur nicht, daß die Werkzeuge da im Schnitt besser sind als die eines mittleren Unternehmens!
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ins kalte Wasser geworfen werden ugs
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(Eine junge Frau, die beim Tod ihres Vaters die Firma übernehmen mußte:) Wenn du da so plötzlich ins kalte Wasser geworfen wirst . . . – einfach ist das nicht, weißt du. – Aber du hast es ja geschafft, Margreth. Du hast allen bewiesen, daß du dich durch nichts und durch niemanden ins Bockshorn jagen läßt. – Aber um welchen Preis! . . .
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wie aus dem Wasser gezogen da herumlaufen/. . . path selten Nach dem Spaziergang durch den strömenden Regen kam ich wie aus dem Wasser gezogen zu Hause an. So ein Blödsinn, bei so einem Unwetter spazieren zu gehen! Das sind diese Ideen von dem Walter!
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das Wasser steht/(geht/reicht) jm. (schon) bis zum Hals/ (bis an den Hals) ugs
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Geht es dem Albert eigentlich nach wie vor finanziell so dreckig? – Ja, leider. Es scheint, er befindet sich kurz vor dem Ruin. Der Herbert Meyers, der geschäftlich viel mit ihm zu tun hat, behauptet jedenfalls, ihm stünde das Wasser bis zum Hals.
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jn./etw. über Wasser halten ugs
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1. Geht es dem Albert finanziell immer noch so dreckig? – Ja, leider. Seine Geschwister versuchen zwar mit aller Kraft, ihn über Wasser zu halten; aber er hat so viele Kredite laufen, die er nicht bezahlen kann, daß man fürchten muß, er macht trotzdem pleite.
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2. . . . Ob es dem Rolf gelingt, die Firma in dieser schwierigen Phase über Wasser zu halten, weiß ich nicht.
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sich (noch/noch so eben/. . .) über Wasser halten ugs
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1. . . . Sein Geschäft geht sehr schlecht. Noch kann er sich zwar über Wasser halten; aber wer weiß, wie lange noch! Es würde mich nicht wundern, wenn er in ein, zwei Monaten pleite machte.
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2. . . . Nur mit Hilfe eines großzügigen Kredits einer ihm wohlgesonnenen Bank hält er sich noch über Wasser.
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das/sein Wasser nicht halten können form
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. . . Das ist eine peinliche Geschichte, sag’ ich dir, wenn du dein Wasser nicht halten kannst. Da kannst du nicht mehr aus dem Haus, ja kaum noch Besuch empfangen . . . – Aber jetzt geht’s wieder, oder? – Hm, noch nicht wieder so richtig, aber . . . na ja, den Weg zur Toilette schafft sie jetzt wenigstens schnell genug . . .
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das Wasser steht/(geht/reicht) jm. (schon/. . .) bis zur Kehle/ (bis an die Kehle) ugs – path – (eher:) das Wasser steht/ (geht/reicht) jm. (schon) bis zum Hals/(bis an den Hals)
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zu Wasser und zu Land(e) (irgendwohin fahren können/. . .)
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form selten
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Und wie fährst du nach Portugal, mit dem Wagen oder mit dem Schiff? – Mit dem Schiff? – Ja, nach Portugal kannst du zu Wasser und zu Lande kommen. Daran denkt man gewöhnlich gar nicht, daß das auch per Schiff geht . . .
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Wasser lassen form veraltend – ein kleines Geschäft machen (müssen)
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ein Boot/einen Kahn zu/ins Wasser lassen form
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Wenn du Lust hast, lade ich dich zu einer Bootsfahrt auf der Ruhr ein. – Wo hast du dein Boot denn? – In der Halle natürlich. Aber das Ding ins Wasser lassen, das ist schnell gemacht. Fährst du mit?
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etw. tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Wasser ins Meer tragen/(schütten) selten – etw. zu tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Eulen nach Athen tragen
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was j. sagt/. . ., ist (noch) Wasser auf deine/seine/. . . Mühle/ (auf die Mühle meines Onkels/. . .) ugs
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. . . Du hättest nichts von den großen Verlusten durch Arbeitsausfälle sagen sollen, Richard. Im Beisein Heriberts jedenfalls nicht. Denn das ist/war noch Wasser auf seine Mühle. Das hält er uns nämlich immer vor, wenn wir ihm klarzumachen suchen, daß man das Streikrecht der Arbeiter nicht ersatzlos abschaffen kann. Jetzt meint er . . .
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jm. läuft das Wasser im Mund(e) zusammen (bei dem Anblick von/wenn er . . . sieht/. . .)
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. . . Als wir hereinkamen und die herrlichen Sachen sahen, die unsere Freunde da aufgetischt hatten, (da) lief uns das Wasser im Munde zusammen.
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dem/der/dem Maier/. . . kann j. das Wasser nicht reichen form – mit dem/der/dem Maier/. . . kann sich j. nicht messen (2; a. 1)
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bis dahin/bis das passiert/. . ., läuft/(fließt) noch viel Wasser den Rhein hinunter/(hinab) – bis dahin/bis das passiert/. . ., läuft/(fließt) noch viel Wasser den Berg hinunter/(hinab)
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etw. tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Wasser in den Rhein tragen selten – etw. zu tun heißt/bedeutet/ist dasselbe wie/. . . Eulen nach Athen tragen
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Wasser schlucken
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. . . Das ist verflixt unangenehm, Wasser zu schlucken! Im ersten Moment meint man, man würde ersticken. . . .
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unter Wasser schwimmen
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. . . Wie nennst du das, was der Sigi da macht: ’tauchen’ oder ’unter Wasser schwimmen’? – Wenn er zwischendurch nicht hochkommt, um Luft zu holen, ist es wohl ’tauchen’.
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ein Gebiet/. . . unter Wasser setzen
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. . . Wie ich höre, hat die Überschwemmung gestern die halbe Innenstadt unter Wasser gesetzt. – Ja. Wir hatten Besuch gestern abend – einen Herrn, der auf der anderen Seite von Lissabon wohnt. Ich mußte um die ganze Stadt herumfahren, um ihn nach Hause zu bringen. Die ganze Innenstadt war blockiert.
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etw. (zu) tun ist dasselbe/das gleiche wie/das nenne ich/.. Wasser in ein/(mit einem) Sieb schöpfen selten – etw. (zu) tun ist dasselbe/das gleiche wie/das nenne ich/. . . mit dem/ einem Sieb Wasser schöpfen
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ins kalte Wasser springen ugs selten
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(Über den Sohn eines plötzlich verstorbenen Firmeninhabers:) Wenn die Firma nicht pleite machen soll, muß der Junge jetzt ins kalte Wasser springen und die Leitung übernehmen. Das verlangt Mut und Kraft, klar, aber es ist die einzige Möglichkeit, die Lage zu meistern.
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unter Wasser stehen
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1. . . . Was, eine Überschwemmung? – Ja, die halbe Innenstadt steht unter Wasser.
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2. So ein Gewitter wie gestern hat es hier seit Jahren nicht mehr gegeben. Unser ganzes Viertel war überschwemmt. Unser Keller steht immer noch unter Wasser. . . .
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jm. fließt/(rinnt) das Wasser nur so/. . . von der Stirn
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. . . Er schwitzte vielleicht, der arme Kerl! Ihm floß das Wasser nur so von der Stirn! – Es war auch verdammt heiß in dem Saal – schon für jemanden, der keine Rede halten mußte! . . .
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stille Wasser sind tief – ein stilles Wasser (sein)
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Wasser treten form
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1. (Am Strand:) Guck’ mal, der Willy dahinten, der scheint im Wasser zu stehen. – Er tritt Wasser, wie man das nennt: durch schnelle, tretende Fußbewegungen hält er sich aufrecht, immer an derselben Stelle.
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2. Wasser treten – das ist eine ausgezeichnete Übung gegen schlechte Durchblutung. – Du denkst an die Kneippkuren und sowas?
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einen Leichnam/. . . dem Wasser übergeben form veraltend selten
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. . . Früher dauerte eine Fahrt mit dem Schiff u. U. lange Monate, Rolf! Wenn da jemand starb, mußte man seine Leiche dem Wasser übergeben; eine andere Form, ihn zu bestatten, gab es gar nicht.
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Wasser in js. Wein gießen/(jm. Wasser in den/seinen Wein gießen) form
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Wenn die Christa so begeistert von ihrem neuen Job als Sekretärin bei Schuckert spricht, dann soll der Klaus sie doch reden lassen. Die Nachteile sieht sie selbst noch früh genug. – Das finde ich auch. Aber der Klaus muß immer Wasser in anderleuts Wein gießen.
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zu Wasser werden ugs selten – zunichte werden
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