Deutsche Idiomatik
Verhältnis
im Verhältnis zu jm./etw. – im Vergleich zu jm./ etw.\
im Verhältnis ist es/(etw.) viel/wenig/gering/klein/. . .
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(Zu einer Übersetzung:) Auf den ersten Blick scheinen 20 Seiten in drei Tagen natürlich viel. Aber der Eindruck täuscht; ja, im Verhältnis ist es sogar wenig. Denn der Text war ungewöhnlich leicht und es war genau die Textsorte, die der Werner seit Jahren übersetzt.
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ein Verhältnis mit jm. haben ugs – ein Techtelmechtel mit jm. haben
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ein/kein Verhältnis haben zu etw./jn. – (viel/wenig/keinen/. . .) Sinn für jn./etw. haben
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ein festes Verhältnis (mit jm.) (sein/haben)
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1. Die Ursel und der Peter gehen schon seit Jahren miteinander, nicht? – Ja, das ist ein festes Verhältnis. Sobald der Peter sein Examen hat, heiraten die beiden.
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2. . . . Aber ein Mädchen mit fünfzehn Jahren muß doch nicht unbedingt schon ein festes Verhältnis haben!
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ein freundschaftliches Verhältnis (zu jm.) haben form – mit jm./miteinander auf freundschaftlichem Fuß stehen
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ein gespanntes Verhältnis zu jm. haben – mit jm. auf gespanntem Fuß stehen
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ein gutes Verhältnis zu jm. haben – auf gutem Fuß mit jm.
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stehen
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mit jm. ein Verhältnis/ein festes Verhältnis eingehen form Wer mit zwanzig Jahren ein festes Verhältnis eingeht, meint mein Vater, weiß einfach nicht, was er tut. Mit zwanzig Jahren ist man
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doch (charakterlich) noch gar nicht fertig. Unter Umständen
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wünscht sich der Mann mit fünfundzwanzig Jahren eine ganz andere Frau, die Frau einen ganz anderen Mann . . .
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(endlich/. . .) ein Verhältnis gewinnen zu jm./etw./(kein Verhältnis gewinnen (können) zu jm./etw.)
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1. . . . So sehr der Rainer sich auch bemüht, zur modernen Malerei gewinnt er kein Verhältnis. Sie bleibt ihm fremd. – Mir liegt sie auch nicht sehr, offengestanden.
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2. . . . Ja, die Karin hat in den letzten Ferien in einem Kinderdorf gearbeitet. Es ist ihr zwar nicht ganz leicht gefallen, aber einen Erfolg hat diese Arbeit mit Sicherheit gehabt: sie hat endlich ein Verhältnis zu Kindern gewonnen. Vorher hatte sie überhaupt keinen richtigen Sinn für Kinder.
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mit jm. in einem gespannten/(in gespanntem) Verhältnis leben form – (eher:) mit jm. auf gespanntem Fuß stehen
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in (gar/überhaupt) keinem Verhältnis zu etw. stehen
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. . . Das, was der Peter macht, steht in überhaupt keinem Verhältnis zu dem, was sein Vater leistet. Das kann man überhaupt gar nicht miteinander vergleichen. Mir ist völlig schleierhaft, wie man in dieser Familie die Arbeit des alten Herrn so wenig honorieren kann.
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in freundschaftlichem Verhältnis zu jm. stehen form – (eher:) mit jm./miteinander auf freundschaftlichem Fuß stehen
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im umgekehrten/(in einem umgekehrten) Verhältnis stehen zu etw.
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. . . Seine Einnahmen stehen im umgekehrten Verhältnis zu seinen Ausgaben. Wenn er 100,– Euro einnimmt, gibt er 200,– aus. – Dann ist er also permanent bankrott? – Du sagst es.
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in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu jm. stehen form selten
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. . . Der Hubert Glocke und der Alfons Herrschel kennen sich? – Ja, die stehen sogar in einem verwandtschaftlichem Verhältnis zueinander. Ich weiß zwar im Augenblick nicht genau, wie; aber um mehrere Ecken sind sie miteinander verwandt.
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das/(etw.) geht über js. Verhältnisse
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. . . Der Werner verdient zwar nicht schlecht, zugegeben, aber ein eigenes Haus, das geht über seine Verhältnisse/(aber ein eigenes Haus geht über seine Verhältnisse), das kann er unmöglich bezahlen.
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(in) zerrüttete(n) Verhältnisse(n) (leben/. . .) form
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. . . Daß die Monika psychisch labil ist, ist mehr als verständlich. Sie ist in völlig zerrütteten Verhältnissen aufgewachsen. Der Vater war ein notorischer Trinker, die Mutter depressiv, die Ehe lief nie gut; es gab ernste finanzielle Probleme . . .
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über seine Verhältnisse leben
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Ich verstehe einfach nicht, daß der Bodo mit seinem Geld nicht auskommt. Der verdient doch mehr als wir alle. – Das ist sehr einfach zu verstehen: er verdient 4.000,– Euro im Monat und gibt 5.000,– aus. – Ja, wenn er über seine Verhältnisse lebt . . .
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(so) wie die Verhältnisse (nun einmal) liegen – (eher:) (so) wie die Dinge (nun einmal) liegen/(stehen)
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unter anderen/günstigeren/(. . .) Verhältnissen ...
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. . . Der Hubert hat sein ganzes Leben nur Schwierigkeiten gehabt – als Kind zu Hause, in der Ehe und in der Firma – und er hat trotzdem eine ansehnliche Stellung erreicht. Unter anderen Verhältnissen wäre er – bei seiner Arbeitskraft und seiner Intelligenz – Generaldirektor oder so was geworden.
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in kleinen/(engen) Verhältnissen leben/aufwachsen/. . . ugs
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. . . Ich weiß nicht, ob der Kurt so eng – wenn nicht gar engstirnig – ist, weil er immer in kleinen Verhältnissen gelebt hat, oder ob die Familie nie aus ihren kleinen Verhältnissen herauskommt, weil sie engstirnig ist.
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aus ärmlichen Verhältnissen kommen/stammen
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. . . Natürlich mußte die Familie von dem Holger mit jedem Euro rechnen! Aber das mußten wir zu Hause auch – und trotzdem bin ich nicht geizig oder schrappig. Es muß doch nicht jeder, der aus ärmlichen Verhältnissen kommt, ein Pfennigfuchser sein!
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aus (ganz) kleinen Verhältnissen kommen/stammen/(. . .) ugs
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. . . »Es muß doch nicht jeder, der aus kleinen Verhältnissen kommt, engstirnig sein!«, rief er plötzlich ärgerlich aus. Herrgott nochmal, diese Manie, alles soziologisch oder durch die Umwelt erklären zu wollen! Ich kenne Leute, die stammen aus ganz armen Bauernfamilien und sind großzügiger und weitherziger als unsere Paradebürger.
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in geordneten/(. . .) Verhältnissen leben form
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. . . Die Karin – gut, die feiert mal, die schlägt auch mal über die Stränge; aber sie lebt in geordneten Verhältnissen. Bei der Gertrud dagegen weiß man überhaupt nicht, woran man ist. Beruflich hängt sie in der Luft; bei ihr zu Hause geht alles durcheinander; was ihre Freundschaften angeht . . . – na ja!
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