Deutsche Idiomatik
Tür
bei offener/geschlossener Tür\
. . . Macht die Tür zu, Kinder! Man kann doch nicht bei offener Tür arbeiten!
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jm. zeigen, wo die Tür ist sal – jm. zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat
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(jm.) zwischen Tür und Angel noch eben sagen/. . . ugs
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1. . . . In der Tat: es ist keine Art, eine Dame so zwischen Tür und Angel einzuladen. – Wie war das denn genau? – Er hatte den Hut schon auf, die Türklinke in der Hand – da wandte er sich um und meinte: »Ach, was ich noch sagen wollte, Frau Helms, Sie kommen ja auch morgen zum Cocktail zu uns, nicht? . . .«.
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2. . . . Hat der Chef dich denn nicht informiert? – Doch, so zwischen Tür und Angel hat er mir gesagt, morgen nach Dienstschluß gäbe es eine Sitzung. Aber ich hatte diese Bemerkung, die er so im Vorübergehen machte, nicht als offizielle Mitteilung aufgefaßt.
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jm. die Tür aufhalten
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. . . Peter, einer Dame hält man die Tür auf, wenn man irgendwo hereingeht! Daß man dir das aber auch immer wieder sagen muß!
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jn. zur Tür hinaus befördern sal – jm. zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat
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jm. die Tür einrennen/(einlaufen) (mit etw.) sal – (eher:) jm. die Bude einrennen/(einlaufen) (mit etw.)
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an die Tür gehen (um nachzuschauen/. . .)
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. . . Da hat’s geschellt. Gehst du mal eben an die Tür, Paul, um zu schauen, wer da ist?
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ein bißchen/. . . vor die Tür gehen ugs
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(Ein älterer Mann nach dem Abendessen:) Während du die Sachen in Ordnung bringst, Lene, geh’ ich noch ein bißchen vor die Tür. Ich hab’ heute noch so wenig Bewegung gehabt . . . Ich bin in einer halben Stunde wieder da.
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(immer gleich/. . .) mit der Tür ins Haus fallen ugs
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1. Statt meinen Vater erstmal langsam auf unsere Ferienpläne vorzubereiten, kam unser Peter gestern abend von der Arbeit herein, steuert schnurstracks auf meinen Vater zu und sagt:»Wir fahren im Sommer nach Norwegen.« – Und? Hat er etwas erreicht? – Du weißt doch, wie mein Vater reagiert, wenn jemand so mit der Tür ins Haus fällt. Er hat gelächelt und dann ganz ruhig geantwortet:»Jetzt ist ja noch Winter«.
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2. . . . Wenn du mit dem Klöpfer über die umstrittene Vertragsklausel sprichst, bereite erstmal das Gelände vor, sprich zunächst von anderen Dingen . . ., vorsichtig, weißt du, vorsichtig! Bloß nicht mit der Tür ins Haus fallen! Dann hast du deine Chancen schon verspielt, ehe die Unterhaltung begonnen hat.
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zur Tür hinausgehen veraltend selten
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(Die Mutter nach einem Streit zwischen Vater und Sohn:) Ich fürchte, Werner, der Junge wird unsere Wohnung nicht mehr betreten. Hast du gesehen, mit welch einem Gesichtsausdruck er zur Tür hinausging? – Dann soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst! Der meint wohl, er könnte uns auf dem Kopf herumtanzen!
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j. sollte/. . . vor seiner eigenen Tür kehren ugs
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Statt dauernd an den anderen/den Nachbarn/. . . herumzukritisieren, sollte der Ricky lieber vor seiner eigenen Tür kehren. Sein Lebenswandel ist doch wahrhaftig nicht so, wie er sein sollte.
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vor verschlossene Tür kommen
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Gestern haben wir einen Abstecher nach Husum gemacht, um bei dem Jens Albers vorbeizuschauen. Aber leider sind wir vor verschlossene Tür gekommen. Die ganze Familie war ausgeflogen.
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jm. die Tür (direkt) vor der Nase zuschlagen/zuschmeißen/ (. . .) ugs
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1. . . . Der Haussmann hat doch genau gemerkt, daß wir auch noch mit dem Aufzug fahren wollten. Aber statt eine Sekunde zu warten, schlägt er uns die Tür vor der Nase zu.
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2. (Eine Frau zu jemandem, der an der Haustür geschellt hat:) »Sie Betrüger werden ihren Fuß nicht mehr über meine Schwelle setzen!«, schrie sie und schlug dem Mann die Tür vor der Nase zu.
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sich die/eine Tür (für etw.) offenhalten
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1. Bevor du die Stelle bei Siemens sicher hast, darfst du bei Schuckert auf keinen Fall definitiv absagen. – Klar, solange es da nicht entschieden ist, muß ich mir bei Schuckert die Tür offenhalten.
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2. . . . Ich würde den Vertrag noch nicht definitiv abschließen. Bis zur Realisierung des Geschäfts geht wenigstens noch ein halbes Jahr ins Land. Wer weiß, wie die allgemeine Lage dann ist. Ich würde mir eine Tür offenhalten. Denk’ dir, du willst im letzten Augenblick von dem Geschäft zurücktreten und kannst es nicht . . .
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3. vgl. – die/eine Tür für etw. offenlassen
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die/eine Tür für etw. offenlassen
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. . . Vielleicht wäre es günstiger, die Abmachungen zunächst nicht schriftlich zu fixieren. Ich würde an deiner Stelle jedenfalls vorläufig die Tür für Änderungen offenlassen. Bisher kann man doch noch gar nicht absehen, wie sich die Dinge entwickeln werden.
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die Tür ins Schloß werfen/fallen lassen/(. . .)
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Ach! Jetzt hab’ ich die Tür ins Schloß fallen lassen und keinen Schlüssel bei mir. – Ist denn niemand zu Hause, wenn du heute abend heimkommst?
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jn. vor die Tür setzen ugs – (eher:) jn. an die (frische) Luft
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setzen/(befördern) (2)
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vor der Tür stehen
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. . . Jetzt, wo die Zeugniskonferenzen vor der Tür stehen, ist es ein bißchen spät, anzufangen zu arbeiten! Das hättest du früher tun müssen.
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vor verschlossener/zuer Tür stehen
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(Zwei Brüder kommen von der Schule:) Ach, du lieber Gott, jetzt ist Mutter nicht da! Jetzt stehen wir hier vor verschlossener Tür! – Hast du auch keinen Schlüssel bei dir? – Iwo! . . .
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jm. Tür und Tor einrennen/(einlaufen) (mit etw.) ugs – path selten – jm. die Bude einrennen/(einlaufen) (mit etw.)
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e-r S. ist Tür und Tor geöffnet (mit e-r S.)/(e-r S. Tür und Tor öffnen) path
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. . . Wenn man die Abrechnungen nicht haargenau prüft, ist natürlich dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet. Dann bezahlt nachher kein Mensch mehr sein Essen aus eigener Tasche.
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von Tür zu Tür gehen/laufen/. . .
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. . . Nein, angenehm ist das nicht, so von Tür zu Tür zu laufen und seine Zeitschriften anzupreisen.
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Tür an Tür mit jm. wohnen
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1. . . . Ihr kennt euch? – Ja, der Walter und ich wohnten während unser Studentenzeit in München Tür an Tür – in der Türkenstr. 15. Er in der 3. Etage links, ich rechts.
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2. vgl. – Haus an Haus mit jm. wohnen
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jm. die Tür weisen form – jm. zeigen, wo der Zimmermann
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das Loch gelassen hat
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ach, du kriegst die Tür nicht zu! sal – ach, du kriegst die
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Motten!
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endlich/. . . die Tür hinter sich zumachen können
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. . . Uff! Endlich können wir die Tür hinter uns zumachen! Ein bißchen Besuch ist ja schön! Aber ein derartiger Betrieb . . ., nein! Naja, jetzt sind wir ja wieder unter uns . . .
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hinter/(bei) verschlossenen Türen tagen/etw. entscheiden/. . . Der Parteivorstand tagt einmal wieder hinter verschlossenen Türen. Kein Außenstehender ist zugelassen; nicht einmal wir wissen, wer an der Sitzung teilnimmt und was besprochen wird. Alles streng vertraulich.
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an allen/wer weiß wie vielen/. . . Türen anklopfen
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. . . Ich weiß gar nicht mehr, an wievielen Türen ich angeklopft habe. Bei zwanzig Familien habe ich bestimmt geschellt/nachgefragt/. . . – Und keiner war bereit, etwas zu geben? – Kein einziger. Sie haben alle sofort abgewinkt.
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offene Türen einrennen mit etw. ugs
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(Einige Lehrer unter sich, nach einem Elternabend:) Mit dem vehement vorgetragenen Vorschlag, die mündlichen Leistungen stärker zu werten, rennt der Herr Mauntz doch offene Türen ein. Das haben wir doch schon längst beschlossen.
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in/überall/. . . offene Türen finden (mit etw.)
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Die SPD-Abgeordnete Frau Holms hat mit ihrer Anregung, für die geistig behinderten Kinder eine Sondersammlung durchzuführen, überall offene Türen gefunden. Bei der Stadt sagte man dem Plan sofort Unterstützung zu, die Kirchen wollen ihn fördern, einige Verbände haben bereits Sammlungen eingeleitet . . .
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in/überall/. . . verschlossene Türen finden (mit etw.)
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. . . Kein Wunder, daß er überall verschlossene Türen fand. Wer kauft schon eine Zeitschrift für Südeuropaforschung. Im übrigen sind auch die Zeiten vorbei, wo man mit dem Verkauf an der Haustür große Geschäfte machen konnte.
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an alle/wer weiß wie viele/. . . Türen klopfen – (eher:) an allen/wer weiß wie vielen/. . . Türen anklopfen
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vor verschlossene Türen kommen selten – vor verschlossene
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Tür kommen
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jm. stehen alle/(die) Türen offen
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Dem Peter Bohm stehen alle Türen offen: er hat sein juristisches Staatsexamen mit ’gut’ gemacht, hat sehr einflußreiche Eltern, ist sympathisch, vielseitig . . . Der hat überall die besten Chancen.
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jm. alle Türen offenhalten
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. . . Der Vater möchte dem Jungen natürlich so lange wie möglich alle Türen offenhalten. Deshalb schickt er ihn ins Ausland, läßt ihn Sprachen lernen usw. Aber über kurz oder lang muß er sich wohl für ein Studium entscheiden – und das ist dann doch eine Art Vorentscheidung.
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Türen für etw. offenlassen selten – (eher:) die/eine Tür für
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etw. offenlassen
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