Deutsche Idiomatik
Tisch
bei Tisch form\
. . . Gerd, ich schätze es nicht besonders, wenn bei Tisch Zeitung gelesen wird. Das weißt du doch. Laß uns doch wenigstens beim Essen ein wenig miteinander plaudern.
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nach Tisch form
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. . . Was machst du nach Tisch? – Nach dem Essen mache ich zunächst einmal einen kleinen Verdauungsspaziergang . . .
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vor Tisch form
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. . . Vor Tisch muß ich noch schnell einen Brief schreiben. – Kannst du das nicht auch nach dem Essen machen?
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flach/(eben) wie ein Tisch (sein) ugs
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. . . und plötzlich tat sich vor uns eine riesige Ebene auf, flach wie ein Tisch! Und . . .
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zu Tisch sein form
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(Anruf in einer Firma:) Ich würde gern Herrn Dr. Meise sprechen. – Einen Moment bitte! . . . Hören Sie? Herr Dr. Meise ist leider schon zu Tisch. Könnten Sie nach der Mittagszeit, so gegen 15 Uhr, nochmal anrufen?
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eine Behauptung/ein Vorschlag/. . . ist vom Tisch ugs
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1. . . . Aber ist nun eure Behauptung, wir hätten euch nicht unterstützt, vom Tisch oder nicht? Wenn ihr das zurücknehmt – ausdrücklich oder stillschweigend, das ist uns egal –, dann können wir weiter zusammenarbeiten, sonst nicht.
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2. Die Vorschläge, die die Sozialisten zur Abrüstung gemacht haben, sind vom Tisch. Davon redet keiner mehr, selbst die Sozialisten nicht. Die werden im Parlament also nicht einmal zur Debatte gestellt.
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etw. am grünen Tisch entscheiden/(festlegen/verhandeln/. . .)
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1. . . . Heute wird doch alles und jedes am grünen Tisch entschieden!, schimpfte er. Oder kennt ihr noch führende Politiker, führende Verwaltungsleute, führende Sachbearbeiter, die noch Zeit, Muße und vor allem die Bereitschaft haben, die Probleme an Ort und Stelle zu studieren?
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2. vgl. – (eher:) etw. vom grünen Tisch aus regeln/festlegen/erledigen/. . .
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etw. vom grünen Tisch aus regeln/festlegen/erledigen/. . .
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1. Solche Dinge kann man nicht vom grünen Tisch aus mit ein paar Federstrichen erledigen! Dazu gehören Praxis und Erfahrung. Aber Sie wissen ja, wie das heute ist: Theorien, Modelle, Planspiele beherrschen das Feld.
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2. vgl. – (eher:) etw. am grünen Tisch entscheiden/(festlegen/verhandeln/. . .)
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oben am Tisch sitzen/Platz nehmen/. . .
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(Vor einer Sitzung:) Vielleicht nimmt Herr Schönberg oben am Tisch Platz – da kann er seine Funktion als Dolmetscher wohl am besten ausüben. Die portugiesische Delegation setzt sich dann an die Fensterseite, und unsere sechs Leute gegenüber . . .
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am runden Tisch zusammensitzen/diskutieren/konferieren/. . ./sich am runden Tisch zusammensetzen/. . .
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. . . Eigentlich sollten sich alle Vertreter des Unternehmens wenigstens ein Mal im Jahr am runden Tisch zusammensetzen und gemeinsam die Probleme, die sie haben, diskutieren.
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den Tisch abdecken
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. . . Und wer von euch deckt nach dem Essen (den Tisch) ab? Du, Christa? – Ich habe gestern und vorgestern abgeräumt. Heute kann der Kurt wenigstens mal die Teller und das Besteck in den Schrank tun.
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vom Tisch aufstehen
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. . . Diese Leute haben aber auch keinen Funken von Erziehung!, sagte er, noch immer erbost. Da stehen doch die Kinder vom Tisch auf, noch ehe alle mit dem Essen fertig sind! Was für Barbaren!
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getrennt von Tisch und Bett leben/(. . .) form
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. . . Die Kriterien, wann eine Ehe als gescheitert anzusehen ist, haben sich geändert. Früher hieß es: wenn die Partner soundso lange – drei Jahre oder so – getrennt von Tisch und Bett gelebt haben, ist das ein objektiver Scheidungsgrund. Heute ist das Zerrüttungsprinzip das entscheidende . . .
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zu Tisch bitten form – zur Tafel bitten
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zerstrittene Parteien/Personen/. . . an einen Tisch bringen/ (an einem Tisch zusammenbringen)
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. . . Der Wurzner und der Teubner haben sich inzwischen derart verfeindet, daß nur eine längere persönliche Aussprache die Luft wieder reinigen könnte. Was meinst du, könnte es dem Zeltner gelingen, die beiden an einen Tisch zu bringen? Der kennt sie beide sehr gut, ist von beiden gut gelitten. Vielleicht setzen sie sich zusammen, wenn der sie darum bittet.
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den Tisch decken
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. . . Heute könntest du mal den Tisch decken, Udo! Deine Schwestern haben das die ganze Woche allein gemacht. Und so schwer ist das ja nicht, Teller, Tassen, Bestecke usw. dahinzustellen.
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unter den Tisch fallen ugs
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. . . In dieser Kommission zählen nur die wissenschaftlichen Publikationen der Bewerber. Die Frage, ob jemand Landeskenntnisse hat oder nicht, fällt da völlig unter den Tisch. Darauf achtet kein Mensch.
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etw. unter den Tisch fallen lassen ugs
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. . . Wir hatten schon so viele Stunden darüber diskutiert, welche Maßstäbe für die Auswahl unseres Repräsentanten in Japan entscheidend wären – da habe ich die Frage des Alters mit Absicht unter den Tisch fallen lassen. Sonst wären wir gar nicht mehr fertig geworden.
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Argumente/. . . vom Tisch fegen ugs
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Das Argument: ’Wer in der Politik ehrlich bleiben will, kommt nicht weit’ ist sicherlich nicht so leicht vom Tisch zu fegen, wie du meinst. – Willst du damit die Schweinereien rechtfertigen?
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jm. auf den Tisch flattern Briefe u. ä. ugs
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(Ein ärgerlicher Firmenchef:) Wenn wir jeden Brief, der uns hier auf den Tisch flattert, beantworten würden, dann würden wir nichts anderes mehr tun, als Post zu erledigen.
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die Dame des Hauses/die Gastgeberin/. . . zu Tisch führen
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form
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. . . Und du, Humbert, wirst die Ehre haben, die Dame des Hauses zu Tisch zu führen. – Ich werde mein Möglichstes tun, sie wie eine Königin vom Empfangsraum in den Eßsalon zu geleiten.
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zu Tisch gehen (mit jm.) form
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(Die Sekretärin:) Wann gehen Sie heute zu Tisch, Herr Direktor Kruse? – Heute gehe ich mit Besuch essen – um halb zwei.
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am Tisch der Großen sitzen path selten
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1. Heute, bei den kleinen Familien, gibt es kaum noch die Sitte, daß die Kinder, getrennt von den Erwachsenen, an einem eigenen Tisch essen. Da gibt es dann natürlich auch nicht mehr die Ehre, am Tisch der Großen sitzen zu dürfen . . . veraltend selten
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2. . . . Wer sitzt eigentlich am Tisch der Großen – wie die Journalisten die Teilnahme an den ’exklusiven’ internationalen Konferenzen nennen? – Im Kern das gute Dutzend Industriestaaten: Amerika, Japan, Kanada, Frankreich, Deutschland, England . . .
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(einmal anständig/. . .) auf den Tisch hauen ugs
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Wenn die Leute unsere Argumente absolut nicht ernstnehmen wollen, müssen wir mal auf den Tisch hauen! Die scheinen zu glauben, sie brauchten sich nur taub zu stellen, dann kämen sie mit allem durch. So nicht!
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etw. auf den Tisch des Hauses legen/blättern/knallen/(. . .)
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ugs – path
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1. . . . »Du Küken«, schrie er seine jüngere Schwester an, »wenn ich hier jeden Monat anderthalbtausend Euro auf den Tisch des Hauses blättere/lege, darf ich doch Mutter wohl noch bitten, für meine Feier heute abend ein paar Sachen extra vorzubereiten. Verdien’ du erstmal was/etwas, dann kannst du deinen Senf dazugeben!«
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2. . . . Das hättest du sehen sollen, gestern, wie unser Rudolf ganz majestätisch hereinspaziert kam und seine Promotionsurkunde auf den Tisch des Hauses knallte. Wir haben alle laut gelacht, und mein Vater stand auf, verbeugte sich und sagte gravitätisch: »Geruhen der Herr Doktor Platz zu nehmen?«
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das Geld/den Betrag/die 1.000,– Euro/. . . bar auf den Tisch des Hauses legen ugs – path – etw. in klingender Münze zahlen/bezahlen/. . . (1)
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zum Tisch des Herrn gehen rel geh
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. . . Wenn mein Vater zur Messe geht, geht er auch zum Tisch des Herrn. Eine Messe ohne Kommunion ist für ihn keine Messe.
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etw. unter den Tisch kehren ugs – (eher:) etw. unter den
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Teppich kehren/(fegen)
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(gar nicht erst/. . .) auf den Tisch kommen ugs
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Es ist einer fruchtbaren Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern sicherlich auf die Dauer abträglich – erklärte er –, wenn die Probleme unserer Gesellschaft erst gar nicht auf den Tisch kommen. Die Schwierigkeiten, die aufkommen, müssen diskutiert werden. Also bitte nichts unter den Teppich kehren!
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du ißt/es wird gegessen/. . ., was auf den Tisch kommt ugs
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(Sohn – Mutter:) Nein, Erbsensuppe möchte ich nicht; die mag ich nicht, das weißt du doch. – Du ißt, was auf den Tisch kommt, Rainer, hörst du?! Wo kämen wir denn hin, wenn ich für jeden extra kochen müßte, je nach Geschmack?
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reinen Tisch machen (mit etw.)
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1. . . . Mit diesen Abrechnungen müssen wir jetzt endlich reinen Tisch machen. Mit diesem Durcheinander muß endgültig Schluß sein. selten
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2. (Auf einer Versammlung mehrerer Erben:) Ich muß gestehen, daß ich das Hin und Her jetzt satt bin. Ich finde, wir müßten heute endlich mal reinen Tisch machen, d. h. genau klären, wer von uns was bekommt. Sonst weiß man ja nie, woran man ist.
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3. . . . Wenn ihr nicht Bankrott machen wollt, dann müßt ihr euch einen Geschäftsführer besorgen, der reinen Tisch macht – der mit der Schlamperei ein für allemale aufräumt, und zwar ohne Rücksicht auf die Stellung der Betroffenen.
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vom Tisch müssen ugs
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. . . Erst müssen die Sozialpläne dieser Leute vom Tisch, dann bin ich gern bereit, Koalitionsgespräche mit ihnen zu führen. Erst aber müssen diese Pläne verschwinden.
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jn./alle/. . . unter den Tisch saufen sal
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. . . Nein, mit dem Otto Brachthäuser kannst du nicht mithalten. Der säuft hier jeden unter den Tisch. Der marschiert noch, wenn er an die 30, 35 halbe Liter intus hat, wie eine Eins hier aus dem Lokal. – Dann geb’ ich mich natürlich von vorneherein geschlagen.
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auf den Tisch schlagen/hauen ugs – (eher:) mit der Faust
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auf den Tisch schlagen/(hauen)
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sich an den Tisch setzen
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1. . . . Willst du dich nicht dort drüben an den Tisch setzen? Da kannst du besser schreiben.
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2. . . . Als ich schellte, setzten sich die Müllers gerade an den Tisch. – Das war ja nicht gerade der richtige Zeitpunkt: genau zum Essen hereinzuplatzen.
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sich (mit jm.) an einen Tisch setzen und . . ./um/. . . – (eher:) sich (mit jm.) zusammensetzen und . . ./um/. . .
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sich mit jm. nicht (mehr) an einen Tisch setzen
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. . . Den Hartkamp hast du auch eingeladen? Dann komm’ ich nicht. Mit diesem Mann setz’ ich mich nicht mehr an einen Tisch. Der hat mich jetzt drei Mal geschäftlich aufs Schändlichste betrogen; mit dem will ich nichts mehr zu tun haben.
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sich zu Tisch setzen form selten
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(Die Frau zu ihrem Mann, vor einem Empfang:) Und wann, hattest du dir vorgestellt, sollten sich die Herrschaften zu Tisch setzen? – So gegen halb neun. – Gut, ich laß das Essen also für halb neun vorbereiten und bitte die Gäste im Salon dann wie immer persönlich zu Tisch.
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sich an den/(einen) gedeckten Tisch setzen (können) form
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. . . Du hast aber auch optimale Bedingungen, Herbert, das darfst du nicht vergessen: du kannst dich jeden Tag an den gedeckten Tisch setzen; du hast Geld genug, um dir alle guten Konzerte anzuhören, alle notwendigen Noten zu kaufen; du kannst ungestört üben, solange du willst . . .
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(mit) bei den Erwachsenen/Großen/. . . am Tisch sitzen
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. . . Mir ist das egal, ob die Kinder an einem sog. Kindertisch essen oder mit den Erwachsenen am Tisch sitzen.
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(mit jm.) zu Tisch(e) sitzen/(sein) form selten
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(Am Telefon:) Nein, Herr Direktor Fischer ist im Augenblick nicht zu sprechen. Er sitzt mit Kunden zu Tisch. – Er kommt aber nach dem Essen wieder rein? . . .
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jn./alle/. . . unter den Tisch trinken ugs – (eher:) jn./alle/. . . unter den Tisch saufen
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Argumente/Vorschläge/. . . (einfach/. . .) . . . vom Tisch wischen
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. . . Du kannst doch seine Gründe nicht einfach vom Tisch wischen! Wenn der Klaus auch noch jung ist: die Gründe, die er vorbringt, sind durchaus ernstzunehmen.
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jn. über den Tisch ziehen ugs Neol
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. . . Wenn die CSU erklärt, sie werde sich in den Koalitionsverhandlungen auf keinen Fall von der FDP über den Tisch ziehen lassen, dann sagt sich ein Außenstehender natürlich: »Siehst du, die Politik ist die Kunst, den anderen dranzukriegen/über den Löffel zu barbieren«.
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vor Tische hörte man’s anders! ugs iron
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. . . Der Hausmann erklärt gerade, daß er das Projekt zu seinem großen Bedauern nicht unterstützen kann. – Vor Tische hörte man’s anders. – Bitte? – Ich meine: bevor er für den Posten des Stadtkämmerers vorgeschlagen wurde, äußerte er sich zu dem Projekt durchaus positiv. – Da brauchte er euch noch. – Eben!
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Ansicht: Tisch