Deutsche Idiomatik
Stuhl
ein harter/weicher/blutiger Stuhl/einen harten/weichen/blutigen Stuhl haben form\
. . . Wenn du einen blutigen Stuhl hast, mußt du zum Arzt! Aber sofort! Schließlich hast du was Ernstes . . . – Nun dramatisier’ doch nicht immer gleich so! Nur weil ich mal Blut scheiß, bin ich schließlich schon halb tot, was?
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jn. durch den elektrischen Stuhl hinrichten/. . .
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Seit wann kommen die Leute, die zum Tode verurteilt werden, in Amerika eigentlich auf den elektrischen Stuhl?
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ein heißer Stuhl Jugendspr Neol selten
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(Ein Vater zu seinem Sohn:) Was sagst du da: heißer Stuhl? Was ist das denn? – Du weißt aber auch gar nichts. Ein schweres Motorrad natürlich.
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jm. den Stuhl unter dem Arsch wegziehen vulg – jm. den
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Stuhl unter dem Hintern wegziehen
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j. wäre/ist fast/beinahe vom Stuhl gefallen, als . . ./. . ./vor Schreck/Überraschung/. . . sal
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1. Als der Bohnekamp hörte, der Chef würde ihn für den Schaden zur Verantwortung ziehen, wäre er fast vom Stuhl gefallen. Kein Wort brachte er mehr heraus. Stumm saß er da und brütete vor sich hin.
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2. . . . Vor Überraschung wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen! Auf alles war ich gefaßt gewesen, aber nicht auf diese Entscheidung!
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eine Nachricht/eine Mitteilung/. . . hätte/hat jn. fast/beinahe vom Stuhl gehauen (so überrascht/(erschreckt/. . .) ist er) sal
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Die Nachricht, daß man ihn wegen der Schecksache angeklagt hat, hätte/hat den Bertram fast vom Stuhl gehauen. Damit hätte er nie gerechnet.
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es hätte/hat jn. fast/beinahe vom Stuhl gehauen (als . . ./. . ./ vor Schreck/Überraschung/. . .) sal – j. wäre/ist fast/beinahe vom Stuhl gefallen, als . . ./. . ./vor Schreck/Überraschung/. . .
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jm. den Stuhl unter dem Hintern wegziehen sal
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. . . Das kann gefährlich sein, Junge, dem Vordermann gerade, wenn er sich hinsetzten will, den Stuhl unter dem Hintern wegzuziehen! Wenn er unglücklich fällt, kann er sich etwas am Rückgrat holen.
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an seinem Stuhl kleben ugs
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1. . . . Hast du schon mal erlebt, daß einer von diesen Ministern freiwillig geht?! Selbst bei den übelsten Skandalen nicht – denk’ an den Würner. Wie die Kletten am Anzug kleben die an ihrem Stuhl! Regelrecht wegboxen muß man die, wenn man sie loswerden will!
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2. . . . Wenn Sie wollen, können Sie die Stelle morgen mit einem anderen besetzen! Ich klebe nicht an meinem Stuhl! Beileibe nicht! Ich kenne interessantere Aufgaben als diesen Job hier.
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der Stuhl Petri oft: auf dem Stuhl Petri sitzen geh
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Erinnerst du dich noch, Mathilde, wer damals auf dem Stuhl Petri saß, als Heinrich IV. seinen berühmten Gang nach Canossa machte?
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– War das nicht (Papst) Gregor VII.?
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jn. (nicht gerade/. . .) vom Stuhl reißen/hauen ugs
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. . . Nein, direkt schlecht oder langweilig war sein Vortrag nicht; aber was er brachte und wie er es brachte, hat die Kommission auch nicht gerade vom Stuhl gerissen! Man hat hier schon bessere Vorträge gehört.
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an js. Stuhl sägen/wird gesägt/die/einige Leute/. . . sägen . . .
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ugs
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. . . Ich glaube, unser Wirtschaftsminister wird sich nicht mehr lange halten können. Wegen seiner diversen Affären und Skandale wird schon kräftig an seinem Stuhl gesägt. Noch ein Fehltritt, und er ist weg vom Fenster.
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sich rittlings auf einen Stuhl setzen ugs
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. . . Plötzlich drehte sie den Stuhl herum und setzte sich rittlings darauf – sodaß die Lehne, die sie gleichsam umarmte, zwischen ihren Beinen war. Lustig sah das aus . . .
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auf dem päpstlichen Stuhl sitzen ugs oft iron
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. . . Ach, warf er ein, ob da ein Italiener, ein Spanier oder ein Pole auf dem päpstlichen Stuhl sitzt: die Kurie hat, wie jede andere Regierung auch, eine bestimmte geistige und politische Linie, an der selbst ein großer Papst nur verhältnismäßig wenig ändert.
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jm. den Stuhl vor die Tür setzen ugs iron
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. . . Hat Direktor Kunz sich Walters Beschwerden denn überhaupt angehört? – Natürlich nicht. Er hat dem Walter kurz und bündig den Stuhl vor die Tür gesetzt. – Er hat ihn rausgeschmissen?
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js. Stuhl wackelt Pol o. ä. ugs
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. . . Nachdem sich der Wirtschaftsminister diese unseriösen Finanzaffären erlaubt hat, wackelt sein Stuhl. – Wie, meinst du, der muß gehen? – Das ist durchaus möglich.
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mitj./etw. (nicht) zu Stuhle kommen ugs
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1. vgl. – mit jm./etw. (nicht) zu Potte kommen
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2. vgl. – (u. U.) mit jm./etw. zurande kommen
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sich zwischen alle (verfügbaren) Stühle setzen
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. . . Wenn du jetzt immer noch nicht eindeutig Partei ergreifst – entweder für den Bertold oder den Bodo Wirth –, setzt du dich zwischen alle Stühle! Dann hast du nach der Wahl – ganz egal, wie sie ausgeht! – niemanden mehr, der dich unterstützt.
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sich zwischen zwei Stühle setzen selten – sich zwischen alle (verfügbaren) Stühle setzen
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zwischen allen Stühlen sitzen
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. . . Der Werner hat jahrelang laviert, jahrelang bald mit dieser, bald mit jener Gruppe gestimmt. Es ist also kein Wunder, daß er jetzt zwischen allen Stühlen sitzt. Ich sage dir ganz offen: ich persönlich unterstütze ihn auch nicht mehr.
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zwischen zwei Stühlen sitzen
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. . . Der Detlev hat einfach zu lange gezögert, sich eindeutig zu entscheiden! Erst hat er so getan, als zöge er Berlin vor; dann hat er Paris Liebeserklärungen gemacht – so immer hin und her! Jetzt vertraut ihm weder die eine Universität noch die andere. – Er sitzt also zwischen zwei Stühlen? – Leider. Es ist durchaus denkbar, daß er jetzt weder die eine noch die andere Stelle kriegt.
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Ansicht: Stuhl