Deutsche Idiomatik
Schritt
vom Erhabenen/(. . .) zum Lächerlichen/(. . .) ist es nur ein Schritt\
. . . Vorsicht, Heinz, mit großen Worten oder gar pathetischen Formulierungen! Bis zu einem gewissen Punkt mag das die Leute mitreißen. Aber das kann unvermittelt ins Gegenteil umschlagen. Du weißt ja: vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt.
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einen Schritt näherkommen/vortreten/zurücktreten/zur Seite treten/. . .
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(Der Leiter bei einer Gymnastikübung:) Vielleicht treten alle einen Schritt zurück. Dann wird der Kreis größer und jeder hat mehr Platz.
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den entscheidenden Schritt (nicht) wagen/riskieren/. . .
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Wenn der Erwin wirklich entschlossen ist, kaufmännischer Leiter der Firma zu werden, muß er die Auseinandersetzung mit dem Ammann geradezu suchen, sodaß klar wird, daß er die stärkere Persönlichkeit ist. – Diesen entscheidenden Schritt wagt er nicht.
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im gleichen Schritt marschieren/. . . – (eher:) im Gleichschritt marschieren/. . .
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im Schritt reiten/gehen/fahren/daherschleichen/. . .
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1. . . . Über eine derart vereiste Autobahn sollte man nicht im Schritt, sondern gar nicht fahren. Wie lange habt ihr für die 50 Kilometer denn gebraucht? – Drei Stunden.
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2. . . . Das Pferd ging im Schritt? – Von wegen! Es kam im Galopp daher.
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keinen Schritt nachgeben/. . . – um keinen/nicht um einen
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Fußbreit nachgeben/. . .
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seinen Schritt beschleunigen form selten – seine Schritte
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beschleunigen
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(wenn du/der Peter/. . . einsiehst/. . ., was falsch war/. . ., dann ist das/. . .) der erste Schritt zur Besserung oft iron
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. . . Na ja, wenn du einsiehst, Junge, daß du deiner Mutter mit deinem Verhalten sehr weh getan hast, dann ist das der erste Schritt zur Besserung. Dann wollen wir kein Wort mehr darüber verlieren.
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im Schritt bleiben
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(Während einer Parade:) Meine Güte, kannst du denn wirklich nicht im Schritt bleiben? Merkst du denn nicht, daß du immer einen Bruchteil einer Sekunde später oder früher deine Beine vorwärtssetzt als die andern?
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den zweiten Schritt vor dem ersten tun/(machen)
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. . . Nein, erst bringen wir das Dach in Ordnung und danach renovieren wir die Zimmer, nicht umgekehrt. Es hat doch keinen Sinn, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun! Wenn wir erst die Zimmer renovieren, verdirbt uns der Regen im Herbst die Arbeit wieder, ehe das Dach gemacht ist.
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im Schritt fahren
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Das war eine Schlange, sag’ ich euch! Mehr als eine Stunde sind wir da im Schritt gefahren. Ein junger Mann, der zu Fuß ging, kam schneller vorwärts als wir.
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einen Schritt zu weit gehen
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. . . Es ist völlig richtig, wenn der Aloys sich eine unfaire Behandlung durch die Kommission nicht gefallen läßt und sich gegen Inkorrektheiten zur Wehr setzt. Aber er ist einen Schritt zu weit gegangen. Man kann die Mitglieder doch nicht offiziell einfach ’gekauft’ und ’korrupt’ nennen.
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ein Pferd/(. . .) im Schritt gehen lassen
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. . . Hier auf diesem unebenen Gelände würde ich die Pferde im Schritt gehen lassen. Da wir noch Zeit genug haben, brauchen wir die Tiere doch nicht zu strapazieren.
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Schritt halten (können/wollen/. . .) (mit jm./etw.)
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1. . . . Nein, Gerd, wenn du so schnell läufst, kann ich unmöglich Schritt halten. Du mußt bedenken, daß du fast doppelt so lange Beine hast wie ich.
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2. Wenn man heute mit der Entwicklung Schritt halten will, muß
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man immer und immer wieder rationalisieren. Wer dazu keine Lust oder keine Möglichkeit hat, ist in wenigen Jahren völlig überholt.
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3. Wenn du nicht richtig informiert bist, kannst du mit der Entwicklung in deinem Fach natürlich nicht Schritt halten; das ist ja klar.
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keinen Schritt aus dem Haus tun/(machen) form – (eher:) (nicht) herausgehen
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aus dem Schritt kommen form
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(Bei einer Parade:) Ich weiß gar nicht, was heute mit mir los ist, ich komm’ andauernd aus dem Schritt! – Du bist eben nicht zum Marschieren geboren.
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j. hat vielleicht/(. . .) einen Schritt am Leib sal selten
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Der Georg hat vielleicht einen Schritt am Leib! Wenn man mit dem mitkommen will, muß man regelrecht rennen.
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bleib’/bleibt/. . . mir/(ihm/dem Peter/. . .) (bloß) drei Schritt(e) vom Leib(e)/der/die Ursel/. . . soll mir . . . vom Leib(e) bleiben/. . . sal selten
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1. Bleib’ mir bloß drei Schritt vom Leibe, sag’ ich dir! Wenn du schon ein halbes Pfund Knoblauch essen mußt, dann belästige wenigstens die anderen nicht mit dem Geruch!
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2. Gerda, komm’, sei doch nicht so beleidigt, ich hab’ das doch nicht so gemeint! – Bleib’ mir bloß drei Schritt vom Leib, du Lügner! Von dir hab’ ich ein für allemale die Nase voll. Du kannst dir deine Annäherungsversuche in Zukunft sparen!
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sich jn. drei Schritt(e) vom Leib(e) halten sal selten
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Den Kastner . . ., hm, den würde ich mir an deiner Stelle drei Schritte vom Leib halten. Wenn du dem ein einziges Mal entgegenkommst, bittet der dich alle drei Tage um einen neuen Gefallen. – Schon von anderer Seite habe ich mir sagen lassen, daß man bei dem auf Distanz gehen muß.
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im Schritt reiten
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Warum reitet der Mann hier im Schritt? – Was weiß ich? Vielleicht ist sein Pferd müde; vielleicht ist er vorher länger im Galopp geritten . . .
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Schritt für Schritt vorangehen/. . ./seinem Ziel näher kommen/. . .
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. . . Schritt für Schritt kam er seinem ersehnten Ziel näher, jedes Jahr ein bißchen. Nach einem knappen Jahrzehnt war er geschäftsführender Direktor der Firma.
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js. Macht/Einfluß/. . . Schritt um Schritt zurückdrängen/. . . Die Macht, die der Küfer hier hat, ist einfach zu groß geworden; die müßt ihr reduzieren. – Das ist nicht so einfach, wie du denkst. – Wenn ihr sachte zu Werke geht, wird das schon gehen. Schritt um Schritt müßt ihr dessen Einfluß zurückdrängen.
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Schritt vor Schritt setzen form selten
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(Beim Abstieg von einem Kirchturm:) Vorsicht, Heike! Die Stufen sind ziemlich ungleich. – Ich seh’ schon. Man muß Schritt vor Schritt setzen – langsam und vorsichtig.
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keine drei Schritt’ weit sehen können – keine drei Schritte
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weit sehen können
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jm. auf Schritt und Tritt begegnen/. . .
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1. Den Robert Milkereit kennst du nicht? Dem begegnen wir doch auf Schritt und Tritt im Kaffee Hermelin. Wir beide zusammen haben ihn bestimmt schon zehn Mal begrüßt.
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2. In einer modernen Erzählung begegnen einem auf Schritt und Tritt idiomatische Ausdrücke. – Das hängt vom Text ab. Viele Autoren gehen damit auch sehr sparsam um.
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immer/. . . im gleichen Schritt und Tritt gehen/. . ./arbeiten/. . . ugs selten
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1. Ach, diese Wanderungen mit der Familie! Diese ewigen Wanderungen, die überhaupt kein Ende nehmen! Und dann immer im gleichen Schritt und Tritt!
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2. Immer im gleichen Schritt und Tritt, das ist das Motto in dieser Abteilung! Undenkbar, daß die einmal schneller arbeiten! Immer derselbe – gemütliche – Rhythmus!
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jm. auf Schritt und Tritt folgen
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1. Die kleine Betty folgt ihrem Papi auf Schritt und Tritt. Guck’ dir das an: wohin er auch geht, sie trottet hinterher.
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2. vgl. – jm. wie ein Schatten folgen
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jm. auf Schritt und Tritt nachstellen selten – jm. wie ein
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Schatten folgen
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den ersten Schritt tun
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1. . . . In einer solchen Sache ist es schwer, die grundlegende Entscheidung zu treffen, anzufangen. Aber wenn man mal den ersten Schritt getan hat, fällt einem alles Weitere zunehmend leichter.
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2. . . . Im Grunde sind sie alle beide ganz unglücklich mit ihrem Streit. Aber jetzt hat jeder natürlich seinen Stolz . . . – Du willst sagen, jetzt will keiner von beiden den ersten Schritt tun? – Genau.
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keinen Schritt vor die Tür tun/(machen) form – (eher:) (nicht) herausgehen
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einen großen/wichtigen/entscheidenden/. . . Schritt vorwärts/nach vorn tun (mit etw.) form
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. . . Mit seiner Berufung als persönlicher Referent des Innenministers hat der Manfred in seiner politischen Karriere einen entscheidenden Schritt nach vorn getan. Das war geradezu ein Sprung.
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keinen/einen (einzigen) Schritt (mit etw.) vorankommen
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1. . . . Die Verhandlungen sind im letzten Monat keinen einzigen Schritt vorangekommen. Wenn es so weiter geht, finden die nie ein Ende.
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2. vgl. – (eher:) einen/keinen (einzigen)/nicht einen Schritt weiterkommen (in e-r S.)
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den entscheidenden Schritt (nicht) wagen
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. . . Systematisch Beziehungen aufbauen, Standvermögen zeigen, überall dabei sein – klar, das gehört dazu. Aber wenn du den entscheidenden Schritt nicht wagst, nützt das alles nichts. – Und der wäre? – Wenn du Vorsitzender des Vorstands werden willst, mußt du den Kampf mit den Konkurrenten suchen und dich gegen sie profilieren.
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den Schritt wechseln mil u. ä.
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Warum läßt der Unteroffizier denn andauernd den Schritt wechseln? Manchmal scheint mir, daß in dieser Kompanie die Hauptübungen darin bestehen, in wechselnden Rhythmen zu marschieren.
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ein wichtiger/entscheidender/. . . Schritt sein auf dem Weg zu
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...
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. . . Dieser Roman ist für den Lauterbach ein geradezu entscheidender Schritt auf dem Weg zur Anerkennung, wenn nicht zum Ruhm. Er hat sich damit definitiv in den Kreis derer hineingeschrieben, die in diesem Lande zählen.
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keinen Schritt vom Weg(e) weichen form
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(Zu einem jungen Habilitanten:) Wenn man sich einmal entschieden hat, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, darf man wohl keinen Schritt mehr vom Wege weichen; denn sonst erreicht man sein Ziel entweder gar nicht oder allzu spät.
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keinen Schritt (von der Stelle) weichen/zurückweichen/. . . path – keinen/(nicht einen) Fußbreit (von der Stelle) weichen/zurückweichen
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bis hierher/hierhin und keinen Schritt weiter! path – bis
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hierher und nicht weiter!
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jn./etw. einen guten/wichtigen/entscheidenden/. . . Schritt weiterbringen/(. . .) (in e-r S.)
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. . . Seine Interventionen beim Oberbürgermeister hat uns in unseren Plänen einen entscheidenden Schritt weitergebracht. Wenn der Oberbürgermeister für den Bau ist, müßte der Vorschlag im Stadtparlament durchgehen.
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(noch/. . .) einen Schritt weitergehen (als j.)
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. . . Wenn du schon dagegen bist, daß wir nach Brasilien exportieren, dann würde ich noch einen Schritt weitergehen; dann würde ich die prinzipielle Frage stellen, ob sich die Firma überhaupt so stark auf den Export verlegen sollte.
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einen/keinen (einzigen)/nicht einen Schritt weiterkommen
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(in e-r S.)
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Habt ihr eigentlich Fortschritte gemacht in euren Verhandlugen? – Nein, wir sind keinen einzigen Schritt weitergekommen.
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seinen Schritt zur Tür/. . . wenden form
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. . . Unser Herbert wendete schon seinen Schritt zur Tür, als ihm der Chef nachrief: »Nun reagieren Sie doch nicht so beleidigt und schroff! Meine Bemerkung war doch nicht böse gemeint. Bleiben Sie, dann . . .«
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Schritt mit der Zeit halten form selten – mit der Zeit gehen
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einen Schritt vor und zwei zurückgehen ugs
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. . . Du sagst, die Verhandlungen gehen einen Schritt vor und zwei zurück. Warum brecht ihr sie dann nicht ab? – Besser verhandeln – selbst wenn es längere Zeit Rückschritte gibt – als Krieg führen!
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jn. von einem unklugen/unbedachten/unüberlegten/. . .
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Schritt zurückhalten
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. . . Wenn die Ana mich nicht von dem – unüberlegten – Schritt zurückgehalten hätte, hätte ich in meiner Wut den Kaufvertrag zerrissen. Aber Gott sei Dank hat mich die Ana vor dieser Dummheit bewahrt.
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vor dem entscheidenden Schritt zurückscheuen/zurückweichen/. . . – den entscheidenden Schritt (nicht) wagen
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