Deutsche Idiomatik
Rolle
eine dankbare/undankbare Rolle (sein/haben/spielen müssen/. . .)\
. . . Der Kollert mußte einfach nein sagen, ob er wollte oder nicht. Die Bestimmungen ließen ihm nicht den geringsten Spielraum. – Eine undankbare Rolle, den engsten Freunden eine Baugenehmigung abschlagen zu müssen.
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die tragende Rolle (in einem Stück)
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. . . Klar, alle Rollen sind wichtig, auch die Nebenrollen. Aber dies Stück lebt entscheidend von der Figur des Königs; das ist die tragende Rolle.
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von der Rolle sein ugs selten
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. . . Vor seinem Auslandsaufenthalt war der Albert einer der führenden Köpfe in seinem Fach; heute ist er (völlig) von der Rolle. Schon bei relativ leichten Problemen hat er Mühe mitzukommen/mitzuhalten; wenn es schwerer wird, ist es aus.
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ganz/(. . .) von der Rolle sein ugs
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1. vgl. – ganz/richtig/. . . aufgedreht sein
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2. vgl. – völlig/. . . neben der Kappe sein
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in der Rolle des . . ./einer Rolle als . . . auftreten
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. . . Es liegt dem Herrn Wolters nun einmal nicht, in der Rolle eines Bittstellers aufzutreten! Wenn die bei Schuckert Hilfe brauchen, sollten sie jemand (anders) schicken, der sich für solche Dinge besser eignet.
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seine Rolle in/bei/. . . ausgespielt haben
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Der Heribert Ampert hat bei Schuckert u. Co. keinen großen Einfluß mehr? – Nein; er hat seine Rolle ausgespielt. Seitdem die einen neuen Vorstand haben, hat er nichts mehr zu sagen.
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eine Rolle gut/falsch/. . . besetzen Theater u. ä.
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. . . Die Rolle des Helden war mit Marlon Brando natürlich hervorragend besetzt. Aber die Frauenrollen . . . –, nein, die hatten gar kein Niveau!
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jn. von der Rolle bringen ugs selten
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. . . Den Albert hat sein langer Südamerikaaufenthalt von der Rolle gebracht. Vorher war das einer der führenden Köpfe auf seinem Gebiet; heute kommt er schon bei Routineproblemen nicht mehr mit.
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jn. durch die Rolle drehen sal selten – mit jm. Schlitten
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fahren
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aus der Rolle fallen ugs
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Den Rainer nehme ich zu einer offiziellen Einladung nicht mehr mit!
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– Ist er schon wieder aus der Rolle gefallen? – Stell’ dir vor, da sagt er doch zu der Frau von Prof. Mautner ganz ungeniert, die Bücher, die ihr Mann zur Zeitgeschichte geschrieben hätte, wären alle reaktionär und stumpfsinnig – so vor allen Leuten.
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sich (erst noch/. . .) in seine Rolle finden (müssen)
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. . . Das ist doch ganz natürlich, daß der Toni noch etwas unsicher ist. Er ist schließlich erst seit drei Monaten auf diesem Posten und vorher hat er etwas ganz anderes gemacht. Er muß sich also erst noch in seine Rolle finden.
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sich in der Rolle des ... gefallen
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. . . Der Harri Meister gefällt sich nun einmal in der Rolle des Ratgebers. Auch wenn seine Ratschläge mitnichten gefragt sind – er erteilt sie.
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von der Rolle kommen ugs selten
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. . . Vor seinem Auslandsaufenthalt war der Albert einer der führenden Köpfe in seinem Fach. Er ist in Brasilien von der Rolle gekommen. Die schlechten Arbeitsbedingungen, der mangelnde Ansporn, die vielen Verlockungen haben dazu geführt, daß er den Anschluß verpaßt hat. Jetzt ist es zu spät; jetzt kann er nicht mehr mithalten.
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die/eine Rolle ist jm. (wie) auf den Leib geschnitten/genau
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auf jn. zugeschnitten
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. . . Aber klar, der Manfred war immer eher eine Repräsentationsfigur als alles andere! Euer Institut auf einem internationalen Kongreß vertreten – diese Rolle ist ihm wie auf den Leib geschnitten. Einen besseren Repräsentanten hättet ihr nie finden können.
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eine (bedeutende/wichtige/. . .)/keine Rolle spielen/keine/ (. . .) Rolle spielen (bei/in/. . .)
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1. . . . Ach, jetzt hab’ ich mein Geld vergessen! – (Das) spielt keine Rolle, ich leih’ dir was.
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2. Ob die Schuhe 135,– oder 145,– Euro kosten, spielt gar keine Rolle. Wichtig ist, daß ich vernünftig darin laufen kann.
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3. Wie ich höre, spielt der August Schrumpf neuerdings eine sehr wichtige Rolle da bei Meyer u. Co. – Es scheint, ja. Nach dem Geschäftsführer ist er offensichtlich jetzt der Mann mit dem stärksten Einfluß dort.
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4. Bei den Haushaltsberatungen hat diesmal das Argument, daß die Wirtschaft ohne staatliche Eingriffe kaum wieder auf Touren kommt, eine sehr wichtige Rolle gespielt.
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eine/die führende/entscheidende/. . . verhängnisvolle/. . .
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Rolle spielen
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. . . Die entscheidende Rolle bei der Revolution hat die kommunistische Partei gespielt. Die hatte zu der Zeit alle Fäden in der Hand.
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eine glänzende/klägliche/armselige/jämmerliche/. . . nicht gerade eine rühmliche/. . . Rolle spielen
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Bei den Beratungen um den Etat hat der Finanzminister ja nicht gerade eine sehr rühmliche Rolle gespielt. – Das ist sehr vornehm ausgedrückt. Nach meiner Meinung müßte ein Mann, der sich derart stümperhaft verhält, sofort entlassen werden.
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eine untergeordnete/zweitrangige/. . . Rolle spielen
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1. . . . Der Baldur spielt im Baudezernat nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auf die Entscheidung wichtiger Projekte hat er so gut wie keinen Einfluß.
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2. Für sich genommen, mag die Frage, ob die Zahl der Arbeitslosen um vier oder sechs Prozent gestiegen ist, wichtig sein. Im Zusammenhang der gesamten Wirtschaftsproblematik dürften die zwei Prozent aber nur eine zweitrangige Rolle spielen.
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eine doppelte/zweideutige/zwielichtige/. . . Rolle spielen
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Der Rohrer hat bei den Auseinandersetzungen um die neue Hafenanlage eine ziemlich zwielichtige Rolle gespielt, meinst du nicht auch? Mir ist jedenfalls nie klar geworden, ob er eher dafür oder dagegen war.
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die erste/zweite/. . . Rolle spielen (in/bei/. . .) – die erste/ zweite/. . . Geige spielen (in/bei/. . .)
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immer/. . . eine große Rolle spielen wollen/. . .
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. . . Es gelingt dem Alfred einfach nicht, irgendwo eine untergeordnete, dienende Funktion auszuüben. Überall, wo er aufkreuzt, muß er sofort eine große Rolle spielen! Der Junge hat einfach zu viel Prätentionen.
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seine Rolle gut/ausgezeichnet/. . . schlecht/. . . spielen
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Dafür, daß er das erste Mal Delegationsleiter war, hat der Rauschner seine Rolle gut gespielt. Alle Achtung! Sein Vorgänger hätte bei den Verhandlungen nicht so viel erreicht.
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eine Rolle als ... spielen/haben Theater u. ä.
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Kannst du dir vorstellen, daß Gründgens eine Rolle als Detektiv spielt? – Ein Mann wie Gründgens, Ulrich, spielt jede Rolle.
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die Rolle der . . ./des . . . übernehmen/spielen Theater u. ä.
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. . . Und wer spielt (im ’Faust’) die Rolle des Mephisto? – Na, Gründgens selbst natürlich. Wer sollte diese Rolle denn sonst übernehmen?
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seine Rolle überziehen (mit etw.)
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1. Scharf auftreten ist eine Sache, unverschämt eine andere. Nein, diesmal hat der Schäfer seine Rolle überzogen. So tritt kein Geschäftsmann auf, der auf einen anständigen Ruf Wert legt.
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2. vgl. – seine Karte überreizen (mit etw.)
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sich in js. Rolle versetzen – sich in js. Lage versetzen
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eine Rolle vorwärts/rückwärts (machen) Bodenturnen
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. . . Natürlich mußten wir in der Schule auch eine Rolle vorwärts und rückwärts machen. Ich selbst habe mich da, wenn eben möglich, gedrückt. Besonders vor der Rolle rückwärts. Ich hasse die Belastungen der Halswirbelsäule.
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die/eine Rolle ist genau auf jn. zugeschnitten – die/eine
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Rolle ist jm. (wie) auf den Leib geschnitten/genau auf jn. zugeschnitten
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die Rollen tauschen
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1. . . . Jetzt hast du die ganze Zeit den Grafen gespielt und ich den Diener, jetzt wollen wir die Rollen mal tauschen. – Einverstanden. Jetzt machst du den Grafen und ich den Diener. Theater
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2. (Beim Tischtennis:) Erst greifst du an und ich verteidige, und dann tauschen wir die Rollen. Einverstanden?
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3. Der Dieter hat gut reden: er fängt um zehn Uhr morgens an, ich um sieben. Ich möchte mal sehen, was er sagen würde, wenn wir die Rollen tauschten.
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mit vertauschten Rollen vorgehen/. . .
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. . . Plötzlich, ohne daß sie es merkten, diskutierten die Siglinde und der Lutz mit vertauschten Rollen: er verteidigte die Unabhängigkeit der Frau, und sie gab sich fast wie ein braves Hausmütterchen! – Während sie vorher vehement umgekehrt argumentiert hatten! – Eben! Einfach zu komisch, das Ganze!
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mit verteilten Rollen vorgehen/lesen/. . ./(eine Ehe/. . . mit verteilten Rollen)
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. . . Wenn wir da etwas erreichen wollen, müssen wir mit verteilten Rollen vorgehen: der Gerd sorgt für die Finanzierung, der Manfred erledigt die bürokratischen Dinge, die Ilse sorgt für eine passende Ausstattung der Räume . . .
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etw. ins Rollen bringen ugs
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Wenn der Schäffer die Angelegenheit nicht durch seine Beschwerde ins Rollen gebracht hätte, hätten die im Ministerium nie davon Notiz genommen, daß aus dem ’Momberg-Institut’ nie eine vernünftige Publikation herauskommt, das Institut also auch keine so hohen Zuschüsse verdient.
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ins Rollen kommen ugs
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Lange sah es so aus, als ob die Verhandlungen gar nicht von der Stelle gingen. Aber so allmählich kommt die Sache ins Rollen, scheint mir.
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