Deutsche Idiomatik
Recht
nach geltendem Recht jur\
. . . Ob der Franz moralisch richtig liegt oder nicht, weiß ich nicht. Aber nach geltendem Recht steht ihm in der Sache eine Entschädigung zu. – Nach den Paragraphen ja, nach dem Sinn der ganzen Geschichte nicht.
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es ist js. gutes Recht, etw. zu tun
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. . . Nein, Marta, gegen den Dieter kannst du in dieser Sache gar nichts sagen. Es ist sein gutes Recht, darauf zu bestehen, daß das Erbe eures Vaters unter allen Kindern gleichmäßig aufgeteilt wird. Ich sehe nicht, welche Einwände dagegen vorzubringen sind.
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etw. mit gutem Recht vertreten/verteidigen/. . .
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. . . Der Junge vertritt mit gutem Recht den Grundsatz: wer anständig arbeitet, verdient auch ein anständiges Gehalt. Die Firma verdient doch schließlich mit seiner Arbeit ihr Geld.
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mit Recht etw. tun
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1. Der Peter wurde entlassen? – Ja. Und mit Recht. Er kam jeden zweiten Tag zu spät zum Dienst.
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2. Mit Recht hat der Heiner die Behauptung zurückgewiesen, er wäre unpünktlich. Solange ich ihn kenne, ist er noch nicht ein einziges Mal zu spät gekommen.
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mit vollem Recht etw. tun – (stärker als:) mit Recht etw. tun
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zu Recht (etw. tun)
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Wenn der Ulrich in der Tat vierzehn Tage dauernd unentschuldigt zu spät gekommen ist, haben sie ihn zu Recht entlassen. Das kann sich doch keine Firma bieten lassen.
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im Recht sein
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Hast du gehört? Die Israelis haben aus heiterem Himmel im Irak einen Atomreaktor zerstört. – Du wirst staunen: ich finde, die sind im Recht. Die Araber bereiten doch von langer Hand einen Vernichtungskrieg gegen Israel vor.
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(völlig/vollkommen) Recht haben
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1. Der Alfons behauptet, du hättest ihm die Unterlagen für heute versprochen. – Er hat Recht, das hab’ ich.
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2. Die Petra bittet, daß du ihr das Buch, das sie dir geliehen hat, bis morgen zurückgibst. – Ach, sie hat Recht! Das habe ich völlig vergessen.
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3. vgl. – mehr als Recht haben, etw. zu tun
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mehr als Recht haben, etw. zu tun
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. . . Aber Gerd, die Beate hat doch mehr als Recht, dich an das Buch zu erinnern. Du hast es jetzt schon länger als einen Monat. Wenn sie dich nicht erinnert, bekommt sie es überhaupt nicht mehr zurück.
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immer/. . . recht haben wollen/müssen
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Mit dem Kronberg kann man überhaupt gar nicht diskutieren. Der muß immer recht haben. – Daß ein so intelligenter Mann derart rechthaberisch ist, überrascht mich immer wieder.
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Recht behalten
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. . . Siehst du, das habe ich doch gesagt, daß der Karl das Angebot nicht annimmt! Aber du wolltest es ja nicht glauben! – In der Tat, Robert, du hast Recht behalten. Ich hätte das nie für möglich gehalten.
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immer/. . . Recht behalten wollen/müssen – (eher:) immer/. . . Recht haben wollen/müssen
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Recht bekommen
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. . . Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei Dinge, mein Guter! Du kannst hundertmal im Recht sein, und das Gericht – oder wer auch immer – entscheidet doch nicht zu deinen Gunsten.
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nach Recht und Billigkeit entscheiden/. . . form
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. . . Der Fall ist nicht einfach. Wir wollen versuchen, ihn nach Recht und Billigkeit zu entscheiden. – Die rechtlichen Grundlagen sind doch eindeutig! – Ich weiß. Aber mir liegt daran, daß auch das Rechtsgefühl auf seine Kosten kommt, auch die persönlichen Verhältnisse berücksichtigt werden . . .
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etw. für Recht erkennen jur form
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Was das sog. Hohe Gericht für Recht erkennt, ist dem Alten inzwischen völlig egal. Er meint, die Richter seien – wenn auch vielleicht unbewußt – genauso parteiisch wie die Politiker auch.
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sein Recht fordern – (eher:) sein Recht verlangen
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sich im Recht fühlen
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. . . Hast du etwa schon mal erlebt, daß der Schröder zugibt, daß er Unrecht hat? Das gibt’s gar nicht! Der Mann fühlt sich immer im Recht!
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das Recht mit Füßen treten path
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. . . Eine solche Entscheidung treffen heißt das Recht mit Füßen treten; das verstößt zugleich gegen den Buchstaben wie gegen den Sinn des Gesetzes.
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jm. recht geben
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1. . . . Er konnte doch in der Sache gar nicht anders entscheiden. Gibst du mir Recht oder nicht? – Ja, du hast recht, eine andere Entscheidung war da nicht möglich.
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2. Ich hätte nie angenommen, daß sich die Verhältnisse auf dem Devisenmarkt so schnell ändern würden. Deshalb war ich damals sehr gegen Peters Entscheidung. Aber die Entwicklung hat ihm Recht gegeben, das muß ich zugeben.
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jm. das Recht geben, etw. zu tun
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. . . Und wer gibt diesem Mann das Recht, solche Unwahrheiten über mich zu verbreiten?! Niemand!
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gegen alles Recht und Gesetz sein form path
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Wenn der Haubert den Friedel einfach auf die Straße setzt, ist das gegen alles Recht und Gesetz. Erstens hat der Junge immer seine Pflicht getan und zweitens hat er drei Monate Kündigungsschutz.
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jn. nach Recht und Gesetz verurteilen form path veraltend
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. . . Wenn er nach Recht und Gesetz verurteilt wurde, sehe ich nicht, wie man ihn nach wie vor unterstützen kann! – Aber nach welchem Gesetz, Vater? Nach welchem Recht? Doch nach dem des Stärkeren, der weißen Minderheit . . .
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gegen (alles) Recht und Gewissen sein/handeln/entscheiden/. . . form path veraltend selten
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. . . Den einen 18,– Euro pro Stunde zahlen und den andern für dieselbe Arbeit nicht mal die Hälfte – nein, das ist gegen alles Recht und Gewissen, was diese Leute da machen!
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zu seinem Recht kommen
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(Der Vater zu seinem Sohn:) Junge, in einem Prozeß mußt du die einschlägigen Unterlagen präsentieren. – Aber ich habe doch keine Lust, mich noch wer weiß wie lange um Unterlagen zu kümmern. – Dann sieh’ zu, wie du zu deinem Recht kommst! Meinst du, der Richter glaubt dir, nur weil du so schöne blaue Augen hast?
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Recht kriegen Recht bekommen
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sein Recht geltend machen
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. . . Wenn wir schon in einem Rechtsstaat leben, wie es immer heißt, dann kann der Junge, wenn die Bestimmungen zu seinen Gunsten sprechen, sein Recht doch auch geltend machen! – Man rennt doch nicht wegen jedem Kram zum Gericht!
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sich das Recht nehmen, etw. zu tun/(woher nimmt sich j. das Recht, zu . . .?)
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. . . Und wer gibt dir das Recht, dich da einzumischen? – Das Recht nehme ich mir! Es handelt sich schließlich um meinen Sohn. Da werde ich doch noch meine Meinung sagen dürfen.
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auf sein Recht pochen
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. . . Herrgott nochmal, man muß doch nicht in allem und jedem auf sein Recht pochen! Man kann doch auch mal großzügig sein und Dinge durchgehen lassen, die nicht so ganz in Ordnung sind und die einen benachteiligen!
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auf sein gutes Recht pochen
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. . . Der Mölleberg argumentiert, die Gehaltserhöhung stünde ihm zu
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. . . – Ich kann verstehen, daß er/der Mann auf sein gutes Recht pocht. Aber es wäre natürlich schön, wenn er dafür Verständnis aufbrächte, daß die Firma in einer ganz gefährlichen Krise steckt. Wenn alle nur auf ’ihren Rechten’ bestehen, werden wir diese Krise nicht lösen.
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Recht haben und Recht kriegen/bekommen ist/(sind) zweierlei (Dinge)
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. . . Natürlich hast du Recht – die Bestimmungen lauten ganz eindeutig zu deinen Gunsten. Das nützt dir aber nichts; denn die Leute haben nun einmal die Macht. Recht haben und Recht kriegen ist halt zweierlei.
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das Recht ist auf js. Seite form
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. . . Auch wenn das Recht auf seiner Seite ist, heißt das nicht, daß er den Prozeß gewinnt! Du weißt nicht, was geschickte Anwälte (so) alles verdrehen können.
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Recht sprechen jur
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Heutzutage ist es vielleicht schwerer denn je, Recht zu sprechen – wo sich die Gesetze laufend ändern, die moralischen Anschauungen und Sitten umstritten sind . . . – Leicht haben es die Richter wohl nie gehabt.
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das Recht des Stärkeren (sein)
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Der Ballner kann den Friedel doch nicht ohne einen trifftigen Grund von heute auf morgen entlassen! – Natürlich nicht. Das ist das Recht des Stärkeren. Er weiß ganz genau, daß sich der Friedel nicht wehren kann, und da entläßt er ihn eben, ob er im Recht ist oder nicht.
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jm. zu seinem Recht verhelfen form
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(Ein Zeuge auf der Straße:) Wenn ich Ihnen zu Ihrem Recht verhelfen kann: ich habe genau gesehen, daß Ihnen der andere Wagen die Fahrbahn geschnitten hat. Ich bin gern bereit, das auch bei Gericht zu bezeugen, wenn Sie anders nicht zu ihrem Recht kommen.
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sein Recht verlangen
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1. . . . Der Junge fordert nichts Unbilliges, Ingrid! Er verlangt sein Recht! Er hat all die Jahre über seine Pflicht getan, also hat er Anspruch auf ein vernünftiges Gehalt. An seiner Stelle hätte ich mich schon viel eher bewegt . . .
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2. (Auf einer längeren Wanderung:) So allmählich muß ich etwas essen, weißt du. Der Körper verlangt sein Recht. Hast du denn noch keinen Hunger?
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jm. sein Recht verschaffen form
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Wenn der Klaus meint, er könnte meinen Bruder ungestraft betrügen, ist er sehr im Irrtum. Wir haben einen Onkel, der ist Rechtsanwalt – der wird meinem Bruder schon sein Recht verschaffen.
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sich sein Recht verschaffen form
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. . . Wenn mir mein Bruder meinen Teil nicht freiwillig gibt – ich werde mir mein Recht schon verschaffen! – Wie denn? Was willst du denn tun? – Das wird er schon sehen. Im letzten Fall mach’ ich ihm einen Prozeß.
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sich das Recht vorbehalten, zu . . ./(sich) alle Rechte vorbehalten jur
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(Klausel in einem Vertrag zwischen Autor und Verleger:) Der Verlag behält sich das Recht vor, den Ladenpreis des Buchs je nach der allgemeinen Marktlage alle zwei Jahre neu festzusetzen.
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die Rechte an Goethe/Schiller/Thomas Mann/. . . werden frei jur
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Weißt du, wieviel Jahre nach dem Tod die Rechte an den Werken eines Schriftstellers frei werden? – 30 Jahre gehören sie dem Autor und seinen Erben; dann ist Schluß.
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gleiche Rechte, gleiche Pflichten (haben)
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Wenn du dasselbe verdienen willst wie die anderen, mußt du auch genausolange arbeiten! Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Nur die Vorteile kann man nicht haben.
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Rechte und Pflichten ...
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(In einer Diskussion um die Nutzung eines Privatschwimmbads:) Für mein Empfinden, sagte mein Onkel plötzlich scharf, müssen Rechte und Pflichten im Einklang miteinander stehen. Wenn die jungen Leute meinen, sie können das Schwimmbad frei benutzen, müssen sie auch für seine Instandhaltung und Wartung Sorge tragen!
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über die Rechte die Pflichten nicht vergessen form
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. . . Es ist ja ganz in Ordnung, Herbert, daß du auf deine Rechte achtest. Aber vergiß über die Rechte die Pflichten nicht! So dürftest du zum Beispiel nicht derart häufig zu spät kommen . . .
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alle Rechte vorbehalten jur Formel
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. . . Natürlich steht da wie in andern Büchern auch: alle Rechte vorbehalten! Das heißt aber noch lange nicht, daß der Verlag das Recht hatte, diese Formel dahinzusetzen bzw. daß er wirklich alle Rechte über das Buch besitzt.
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