Deutsche Idiomatik
nehmen
sich vor jm./etw. in acht nehmen – sich vor jm./etw. in acht nehmen\
jn. beiseite nehmen (um ihm etwas zuzuflüstern/. . .)
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(Auf einer Cocktailparty:) Jetzt nimmt der Botschafter den Bornemann schon wieder beiseite! Was hat der dem bloß alles zu erzählen, daß er sich so oft mit ihm allein unterhält?
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ein Kind/. . . buckelkraxen nehmen/tragen bayr österr ugs – ein Kind/. . . huckepack(e) nehmen
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jn. (anständig/nach Strich und Faden/. . .) dazwischen nehmen ugs
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Wenn der Krämer jetzt nicht spurt/nicht vernünftig arbeitet, muß ich ihn (mir) (mal) anständig dazwischen nehmen. Auf gutes Zureden scheint er nicht zu reagieren; dann müssen wir es halt mit Schärfe versuchen.
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einen nehmen ugs selten – einen saufen jn./etw. ernst nehmen – jn./etw. ernstnehmen es mit etw. ernst nehmen
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. . . Natürlich nehme ich es mit der Ehe ernst! Wenn ich heirate, heirate ich. Wenn mir die Familie im Grunde gleichgültig ist, kann ich ja gleich ledig bleiben.
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etw. tierisch ernst nehmen ugs – path
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. . . Mein Gott, Ulrich, nimm doch nicht alles so tierisch ernst! Ohne einen Funken Humor und Verständnis wird die Welt so düster . . . Laß die Gerda doch auch mal einen Fehler machen! Sie tut doch wahrlich ihr Bestes! . . .
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jn. gefangen nehmen
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. . . Wenigstens 50.000 Menschen sollen bei den Kämpfen getötet worden sein. Dazu mußt du die Zigtausende von Soldaten und Zivilisten rechnen, die gefangen genommen wurden – auch deren Leben ist weitgehend zerstört . . . – Kommt drauf an, wielange sie in Gefangenschaft sein werden! . . .
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es mit jm./etw. genau nehmen
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1. Der Bertolt nimmt es mit seinem Jungen sehr genau. Ob Schule, ob Freizeit – er kümmert sich um jede Einzelheit.
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2. . . . Der Hägele nimmt es halt mit den gesetzlichen Bestimmungen sehr genau, da kann man nichts machen. Bei ihm muß jede einzelne Vorschrift beachtet werden.
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es mit etw. nicht so genau nehmen
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. . . Nein, mit den gesetzlichen Bestimmungen brauchst du das hier nicht so genau zu nehmen, das prüft sowieso keiner. Solange es keine konkreten Schwierigkeiten gibt, ist alles in Ordnung.
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das/was j. sagt/tut/. . . darfst/brauchst/mußt du/darf/. . . er/. . . nicht so genau nehmen
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(Die Mutter zur Tochter:) Wenn Vater sagt, daß er dir jede Unterstützung streicht, falls du weiterhin so nachlässig bist, dann darfst du das nicht so genau nehmen. Er wird dir schon weiterhin helfen – aber du mußt dir auch endlich mal einen Ruck geben.
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ein Kind/. . . huckepack(e) nehmen ugs
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. . . Nein, ich kann dich nicht schon wieder huckepack nehmen, Franzl. Dafür bist du zu schwer. Meine Schultern sind doch nicht aus Eisen.
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jn. koram nehmen mst iron veraltend selten – sich jn. vorknöpfen
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jm. etw. krumm nehmen ugs – jm. etw. übelnehmen
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..., das lasse ich mir/läßt er sich/. . . nicht nehmen path
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. . . Der Junge mag ein paar Fehler gemacht haben, meinetwegen! Aber die Interpretation des Schubert war ganz ausgezeichnet! Er hat damit bewiesen, daß er das Zeug zu einem großen Pianisten hat, das laß ich mir nicht nehmen. – Das bestreitet ja auch niemand. Wir hatten nur gesagt . . .
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etw. leicht nehmen – etw. leichtnehmen
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etw. persönlich nehmen ugs
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. . . Seine Bemerkung darfst du doch nicht persönlich nehmen! Sie war doch nicht gegen dich gerichtet – oder gegen irgendeinen anderen der Teilnehmer; er meinte das ganz allgemein.
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den Stoff/. . . quer nehmen Zuschneiden
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. . . Und wenn Sie den Stoff quer nehmen – kommen Sie dann mit den Maßen nicht eher hin? – Sie meinen, mit der kürzeren Seite nach unten, gleichsam hochkant? – Natürlich. Ich hab’ den Eindruck . . .
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etw. (für eine Zeit/. . .) an sich nehmen form
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Wenn ihr wollt, nehme ich euren Schmuck für die Zeit an mich, wo ihr in Urlaub seid. – Ah, herzlichen Dank! Wir haben schon überlegt, wo wir ihn aufbewahren könnten.
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eine Bürde/Last/Verantwortung/. . . auf sich nehmen
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. . . Wenn der Brüggemann all die Jahre über die ganze Verantwortung für den Export nach Südafrika auf sich genommen hat, dann sollte man ihm das entsprechend danken. Denn das war bei Gott keine leichte und keine dankbare Aufgabe.
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jn./etw. zu sich nehmen
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1. . . . Wenn sie ihre Eltern nicht gehabt hätte, die sie nach der Trennung von ihrem Mann wieder zu sich nahmen, hätte sie mit dem kleinen Kind völlig allein dagestanden. – Und sie lebt jetzt nach wie vor bei ihren Eltern?
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2. . . . Haben Sie die beiden Negerkinder nur so zu sich genommen, um sie zu ernähren und ausbilden zu lassen, oder haben sie sie in aller Form adoptiert?
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3. Heute Nacht nahm Gott der Herr unseren lieben Mann, Vater, Bruder, Großvater und Onkel zu sich . . . Er starb nach längerem Leiden . . . form
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4. Bevor ich zu der Sitzung gehe, möchte ich noch schnell eine Kleinigkeit zu mir nehmen. Was könntest du mir ganz rasch zubereiten, Klara? – Ein Omelette?
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es mit jm./(etw.) streng nehmen form selten
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. . . Vielleicht nimmst du es mit deinem Ältesten nicht streng genug, Heinz. Wenn er seine Pflichten nicht erfüllt, darfst du ihm nicht so viel Freiheiten lassen; dann mußt du ihn kurz halten. Als Vater muß man durchgreifen – ob einem das liegt oder nicht.
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etw. tragisch nehmen ugs
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Mein Gott, Christa, wenn man mal eine ’fünf’ im Zeugnis hat, braucht man das doch nicht gleich so tragisch zu nehmen. Davon geht die Welt doch nicht unter.
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jm. etw. übel nehmen – jm. etw. übelnehmen
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jn. (nicht) für voll nehmen ugs
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Ich habe manchmal den Eindruck, der Rolf nimmt seine Frau überhaupt nicht für voll. Wenn die etwas sagt, womit er nicht übereinstimmt, macht er eine nachlässige Handbewegung und geht zur Tagesordnung über.
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jn./etw. wichtig nehmen
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1. vgl. – ((nicht) (so) viel/(wenig/keinerlei/. . .)) Gewicht auf etw. legen
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2. vgl. – jm./e-r S. (viel/wenig/keinerlei/. . .) Bedeutung beimessen/ (zumessen)
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sich (selbst) (sehr) wichtig nehmen ugs
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Der Bodo nimmt sich neuerdings wohl sehr wichtig, was? – Neuerdings? Der war doch immer davon überzeugt, ein ganz bedeutender Mann zu sein.
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es mit etw. (sehr) wichtig nehmen selten – es mit etw. ernst
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nehmen
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etw. wörtlich nehmen
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. . . 250 – 300.000,– Euro, sagt der Walter, kannst du bei dem Geschäft im Jahr verdienen? – Das darfst du nicht so wörtlich nehmen! Das ist eine von diesen aufgerundeten Zahlen, die der Walter als pauschale Richtgröße einfach so dahinwirft.
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leicht/schwer zu nehmen sein
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Euer Junge ist wirklich besonders leicht zu nehmen. Im Gegensatz zu eurer jüngsten Tochter. Mit der kommt noch lange nicht jeder zurande, und die macht euch ja auch wohl ganz schön Arbeit, nicht?
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wissen/(. . .), wie man jn. nehmen muß/zu nehmen hat/wie j. zu nehmen ist – jn. (richtig) zu nehmen wissen/(verstehen)
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nehmen wir/nimm/nehmt/. . . einmal an ...!
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. . . Nehmen wir einmal an, die Lisbeth erklärt dir morgen: ich bin es satt, immer nur für die Kinder zu sorgen, ich suche mir eine Stelle . . .
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– Der Lisbeth macht es Spaß, die Kinder zu erziehen. – Klar, ich weiß – wir setzen das nur hypothetisch voraus. Was würdest du . . .?
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jn./etw. nehmen, wie er/es ist
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1. Du kannst doch den Hellmut mit 60 Jahren nicht mehr ändern, Elisabeth! Du mußt ihn nehmen, wie er ist; sonst machst du ihm und auch dir selbst das Leben nur unnötig schwer.
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2. Die Situation ist alles andere als rosig, das läßt sich leider nicht leugnen. Aber man muß sie nehmen, wie sie ist. Es führt zu nichts, sich jetzt einreden zu wollen, es wäre alles halb so schlimm, oder aber herumzulamentieren – die Tatsachen werden davon nicht anders.
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es sich nicht nehmen lassen, etw. zu tun
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1. . . . Der Gastgeber ließ es sich nicht nehmen, jeden Gast persönlich an der Tür zu empfangen und ihn in den Saal zu geleiten . . .
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2. Der Dieter mag unzuverlässig sein, gern ausgehen, feiern . . . Aber ehrlich ist er, das laß ich mir nicht nehmen. Da könnt ihr alle sagen, was ihr wollt: bis zum Beweis des Gegenteils halte ich den Jungen für einen grundehrlichen Menschen.
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zwei/mehrere Dinge nehmen sich nichts/nicht viel/. . .
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Was hältst du für schwerer, die Übersetzung der Gedichte von Baudelaire oder der Auswahl von Proust? – Die beiden Texte/Übersetzungen nehmen sich nicht viel. Auch wenn es sich das eine Mal um Poesie, das andere um Prosa handelt, dürften die Schwierigkeiten in etwa gleich sein.
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woher nehmen und nicht stehlen? scherzh
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. . . Kind, vor einer Woche wolltest du einen neuen Rock haben, jetzt ein Paar neue Schuhe . . . – woher nehmen und nicht stehlen? So reich sind wir nicht, daß wir jede Woche neue Kleidungsstücke kaufen können.
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jn. (richtig) zu nehmen wissen/(verstehen)
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Einfach ist die Marlene nicht, das gebe ich zu. Aber wenn man sie zu nehmen weiß, kommt man gut mit ihr aus. Man muß halt nur auf ihre Eigenarten ein wenig eingehen.
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