Deutsche Idiomatik
Lippe
sich auf die Lippe beißen ugs – sich auf die Lippen\
beißen
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eine ((große)/dicke) Lippe riskieren ugs
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Erst riskiert er eine große Lippe und dann – wenn es brenzlig wird – zieht er den Schwanz ein und verdrückt sich! Wenn er schon so damit prahlt, daß er weiß, was falsch gemacht wurde, dann muß er jetzt auch den Mut haben, seine Meinung offen zu sagen.
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(schon mal/. . .) eine Lippe riskieren (können) ugs
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. . . Nach der Vertrauensabstimmung der Belegschaft kann er in der Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung schon mal eine Lippe riskieren, ohne sich in die Nesseln zu setzen. Jetzt spricht er offiziell im Namen der ganzen Arbeiter; da kann ihm niemand Vorwürfe machen, wenn er etwas deutlicher wird.
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mit einem Lied/. . . auf den Lippen ... selten
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. . . Die Alberta pfeift und singt den halben Tag. Gestern klopfte sie doch wahrhaftig mit einem Lied auf den Lippen oben beim Chef an.
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ein Wort/. . . drängt sich (jm.) auf die Lippen form – path selten
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. . . Wenn du mich so fragst – ich weiß selbst nicht genau, warum ich ihr gesagt habe: »Komm’, verzeih’ mir!« Das Wort drängte sich mir auf die Lippen. Ich sah sie da so unglücklich sitzen, so sehnsüchtig nach einem Ausdruck der Güte, der Liebe . . .
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ein Wort/. . . erstirbt (jm.) auf den Lippen form – path
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. . . Ich wollte schon sagen: »Komm, Anton, lassen wir die Sache vergessen sein; ich liebe dich noch immer.« Aber als ich den Haß in seinen Augen sah, erstarb mir das Wort auf den Lippen . . .
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etw. fließt/geht jm. leicht/glatt/(. . .) von den Lippen form selten
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. . . Ja, heute geht ihm das alles glatt von den Lippen! Aber jahrelang konnte er über sein Elternhaus überhaupt nicht sprechen, brachte er über seine Mutter kein Wort heraus. Heute ist er innerlich darüber hinweg.
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so etwas/. . . kommt nicht über js. Lippen form
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’Scheißkerl’ soll er zu seinem Onkel gesagt haben? Unmöglich! So ein Wort käme nie über seine Lippen.
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kein Wort/. . . kommt über js. Lippen form – path selten
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1. Dem Frank kannst du ruhig alles erzählen, der hält dicht. Selbst wenn sie ihm drohen sollten, kommt kein Wort über seine Lippen.
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2. Er wußte ganz genau, daß alles, was der Kurt da gegen ihn vorbrachte, von vorne bis hinten erlogen war. Und trotzdem kam kein Wort über seine Lippen. Stumm hörte er zu. Was er dabei dachte – ich weiß es nicht.
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ein Wort/ein Name/. . . liegt/(schwebt) jm. auf den Lippen
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selten – ein Wort/ein Name/. . . liegt jm. auf der Zunge
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ein Wort/einen Namen/. . . auf den Lippen haben selten – ein Wort/ein Name/. . . liegt jm. auf der Zunge
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sich auf die Lippen beißen ugs
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1. Hast du die Anemarie beobachtet, als der Kurt anfing, von seiner neuen Freundin zu schwärmen? Die biß sich die ganze Zeit auf die Lippen, um nicht loszulachen.
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2. . . . Die Bemerkung hättest du dir wirklich schenken können! Sich anschließend auf die Lippen beißen nützt nicht viel; dann ist es schon zu spät! – Ich weiß, ich weiß . . .
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etw. (nicht) über die Lippen bringen form – path
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1. Unsere Mutter war die Güte in Person. Niemals brachte sie ein böses Wort über die Lippen.
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2. Der Tod ihrer Mutter hat sie derart erschüttert, daß sie noch heute, nach vier Jahren, das Wort »Mutter« nicht über die Lippen bringt.
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sich js. Lippen entringen Geständnis/Seufzer u. ä. path veraltend selten
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. . . Erst im Angesicht des Todes entrang sich seinen Lippen das Geständnis, daß er seine Geschwister bei der Erbschaft betrogen hatte. Und noch jetzt hatte man den Eindruck, daß dieses Geständnis gleichsam gegen seinen Willen aus ihm herausbrach. – Seine Geschwister hatten also gute Gründe, ihm zu mißtrauen, solange er seinen Willen unter Kontrolle hatte.
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an js. Lippen hängen path
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. . . Dieser Mann weiß seine Hörer zu fesseln wie kein anderer Redner unserer Epoche. Die Leute hängen (geradezu) an seinen Lippen und saugen in sich hinein, was er sagt, als ob es sich um ewige Wahrheiten handelte.
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sich eine (Zigarette/(Zigarre/. . .)) zwischen die Lippen klemmen sal
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. . . Klemmt der Peter sich doch schon wieder eine zwischen die Lippen! Der Junge wird ja zu einem richtigen Kettenraucher.
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die Lippen (zu einem ironischen Lächeln/. . .) kräuseln oft iron selten
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Wenn der Anton die Lippen zu seinem bekannten ironischen Lächeln kräuselt, könnte ich ihn ohrfeigen. Er sieht dann derart unsympathisch aus!
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sich die Lippen danach lecken, etw. zu kriegen/essen/. . ./ (sich die Lippen nach etw. lecken) path selten – sich die Finger danach lecken, etw. zu kriegen/essen/. . ./(sich die Finger nach etw. lecken)
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das Glas/den Becher/. . . an die Lippen setzen form
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(Von einem Staatsbankett:) Nachdem die beiden Präsidenten einen Toast auf die gutnachbarschaftlichen Beziehungen der beiden Länder ausgebracht hatten, setzten sie sichtlich bewegt, mit leicht zitternden Händen ihr Glas an die Lippen . . .
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die Lippen (zum Kuß) spitzen oft iron
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. . . Kannst du nicht nochmal die Lippen so nett zum Kuß spitzen, Erna? Dann küß’ i c h dich! Warum soll das immer der Toni sein?! – Das könnte dir so gefallen!
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die Lippen zusammenpressen Ärger/Wut/. . .
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. . . Vor Wut preßte er die Lippen zusammen. Am liebsten hätte er dem Chef ein paar saftige Schimpfworte an den Kopf geworfen.
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