Deutsche Idiomatik
liegen
jm. liegen/es liegt jm., etw. zu tun\
1. Ich habe den Eindruck, du kommst mit dem Krippner nicht gut zurecht, oder? – Nein. Der Krippner liegt mir nicht. – Und warum nicht? Was ist dir an ihm fremdartig, unangenehm oder gar abstoßend? – Ich weiß auch nicht – seine ganze Art . . .
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2. Wenn er mit der Arbeit seines Bürovorstehers nicht einverstanden
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ist und sich nicht durchsetzen kann, sollte er halt mit dem Chef sprechen. – Es liegt ihm nun einmal nicht, sich über jemanden zu beschweren. Das ist einfach nicht seine Art.
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3. Das Klima hier liegt mir nicht. Diese warme, drückende Luft – da fühl’ ich mich immer richtig matt.
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js. Fähigkeiten/. . . liegen in ...
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(Von einem neuen Angestellten:) Wenn seine Fähigkeiten im Verkaufen liegen, sollten wir ihn nicht gerade in der Personalabteilung einsetzen, Herr Schuckert! – Gut, dann stecken Sie ihn in den Verkauf, wenn Sie meinen, daß er da mehr leistet.
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an jm./etw. liegen (daß . . .)/daran liegen, daß . . ./es liegt an jm./etw./daran, daß . . .
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1. Wenn die Projekte in der vorgesehenen Frist nicht fertig werden, liegt das nur daran, daß ihr nicht vernünftig zusammenarbeitet. Einen anderen Grund für die Verzögerung gibt es nicht!
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2. Woran liegt es eigentlich, daß die beiden so schlecht miteinander auskommen – an seiner Schroffheit oder an ihrer Kälte?
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(ganz/allein/. . .) bei jm. liegen/es liegt (ganz/allein) bei jm., etw. zu tun/ob . . .
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1. Die Unterlagen liegen immer noch bei dem Sachbearbeiter? Hat der die denn immer noch nicht bearbeitet? – Am besten sprechen Sie mit ihm selbst. Ich kann sie ihm schlecht von mir aus aus der Hand nehmen.
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2. Die Entscheidung über den Vertrag liegt beim Chef. Da haben wir nichts zu bestimmen.
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3. Was sollen wir da entscheiden? – Das liegt ganz allein bei dir! Ich halte mich da ganz heraus.
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4. Ob du ’ja’ oder ’nein’ sagst, liegt bei dir.
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(mit einer Meinung/. . .) (völlig/total) daneben liegen ugs – (mit einer Meinung/einer Annahme/. . .) (völlig/. . .) richtig/ falsch liegen (bei jm.) (2, 3)
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total daneben liegen ugs
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Ich weiß nicht, was mit der Birgit in letzter Zeit los ist; die liegt total daneben. – Inwiefern? – Nervlich! Die ist völlig durcheinander.
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darin liegen, daß ...
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. . . Die Schwierigkeit liegt darin, daß wir überhaupt nicht vorhersehen können, wieviele Leute kommen werden. Wenn wir das wenigstens in etwa wüßten, wäre alles viel leichter.
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weit weg/drei Kilometer entfernt/ganz nahe/in der Ferne/ weiter oben/unten/. . . liegen
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Paß auf, von hier oben übersiehst du die ganze Gegend: da unten, vor uns, Untertürkheim, der Neckar, der Hafen . . .; weiter links liegt Esslingen; gegenüber siehst du den Fernsehturm; dahinter die Gegend zum Flughafen; in der Ferne die schwäbische Alb . . .
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nach vorn(e)/nach hinten (hinaus)/zur/nach der Straße (hin)/. . . liegen – nach vorn(e)/nach hinten (hinaus)/zur Straße (hin)/. . . gehen
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vorn/im Mittelfeld/abgeschlagen/hinten/gleichauf/. . . liegen
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Sport
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1. . . . Ein dramatisches Rennen: vorn liegt der Amerikaner Thomas Moor; ihm dicht auf den Fersen: der Russe Wlasziwisc; seit der letzten Runde abgeschlagen die beiden Deutschen Rotter und Mottke – der Abstand von 8, 9 Metern zur Spitze dürfte bis zum Ziel nicht mehr aufzuholen sein; weit hinten, allein auf weiter Flur, schließlich (liegt) ein Ire . . .
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2. vgl. – (eher:) vorn/oben (in der Tabelle)/im Mittelfeld/unten (in der Tabelle)/abgeschlagen stehen
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liegen bei/an/in/. . . Orte
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Ismaning liegt bei München; München liegt an der Isar; Ingolstadt liegt wie München in Bayern . . .
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gut/nicht gut/(. . .) auf der Straße/in der Kurve/(. . .) liegen
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Auto usw.
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Dieser Wagen liegt gut in der Kurve; da kannst du ruhig mal etwas schneller in die Kurven gehen, ohne Angst haben zu müssen, daß etwas passiert.
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bereits/. . . hinter jm. liegen
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Hat der Willi eigentlich schon sein Abschlußexamen gemacht? – Ach du liebe Zeit! Das liegt schon mehr als zwei Jahre hinter ihm. Das hat er schon bald wieder vergessen!
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schon wieder/. . . krumm liegen ugs – schon wieder/. . .
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krummliegen
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am nächsten liegen Annahmen/Gründe/. . .
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Wenn der Gerd zu Hause derart schroff und arrogant ist, wie du sagst, liegt es natürlich am nächsten anzunehmen, daß er für die familiären Probleme die Hauptverantwortung trägt. – Man könnte natürlich auch umgekehrt argumentieren: er ist so schroff, weil er zu Hause immer nur Streit erlebt hat.
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nahe liegen bei ... – in der Nähe liegen von . . .
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nahe liegen/es liegt nahe anzunehmen/zu meinen/etw. zu tun (bei etw.)
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1. Wenn der Christian jeden zweiten Tag erst spät nachts nach Hause kommt, darf er sich nicht wundern, wenn seine Frau Verdacht schöpft. Bei so einem Lebenswandel liegt natürlich die Vermutung nahe, daß da etwas nicht stimmt . . .
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2. Bei seiner Schroffheit liegt es natürlich nahe anzunehmen, daß er für das schlechte Klima in der Familie verantwortlich ist und nicht seine Frau. Aber sicher können wir selbstverständlich nicht sein.
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(mit einer Meinung/einer Annahme/. . .) (völlig/. . .) richtig/ falsch liegen (bei jm.) ugs
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1. Du liegst mit deiner Idee völlig richtig: hier herrscht eine Marktlücke, die es zu füllen gilt.
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2. Mit seiner Vermutung, daß die Rosemarie nicht an der Reise teilnehmen will, liegt er völlig falsch: noch gestern hat sie mir gesagt, wie sehr sie sich auf die Reise freut.
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3. Wenn du erst mit dem Direktor sprichst, liegst du nie falsch. Das Schlimmste, was dir dann passieren kann, ist, daß er dich zu einem Sachbearbeiter schickt. Im anderen Fall aber könnte er sich übergangen fühlen; und das wäre tragisch.
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4. Studiere erstmal zuende, dann liegst du in jedem Fall richtig. Einen anständigen Beruf findest du dann schon. Ohne Examen dagegen hängst du immer in der Luft.
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5. Wenn du zuverlässig und pünktlich bist, liegst du bei dem Alten immer richtig. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind seine Kardinaltugenden; wenn du mal was anderes falsch machst, sieht er dir das dann anstandslos nach.
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schwer auf jm. liegen Verantwortung u. ä. selten – schwer auf jm. lasten
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an mir/(ihm/. . .) soll es/soll’s nicht liegen (wenn es nicht klappt/. . .)
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Die Mutti ist nicht sehr erbaut von unseren Reiseplänen nach Frankreich. Und du, Papa, bist du dagegen? – Ach, wenn ihr absolut fahren wollt . . . an mir soll es nicht liegen. – Du bist also dafür? – Ich bin nicht direkt dafür; aber meinetwegen könnt ihr fahren.
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noch/. . . vor jm. liegen
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Hat der Gerd inzwischen sein Abschlußexamen gemacht? – Nein, das liegt noch vor ihm. Der Termin ist im kommenden Juli.
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e-r S. zugrunde liegen – e-r S. zugrundeliegen schon/. . . weit zurück liegen
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Wann hat der Gerd eigentlich sein Schlußexamen gemacht? – Ah, das
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liegt schon weit zurück; ich glaube, vor acht oder neun Jahren.
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(ganz) offen zutage liegen form
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. . . Ich versteh’ überhaupt gar nicht, wie jemand noch daran zweifeln kann, daß die Regierung hier gesetzeswidrig gehandelt hat. Das liegt doch offen zutage! Die Fakten sprechen für sich.
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etw. (irgendwo) liegen lassen
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Jetzt hab’ ich doch schon wieder meine Handschuhe bei den Meyers/ irgendwo/. . . liegen lassen! – Du vergißt auch nochmal deinen Kopf, Klara!
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alles liegen und stehen lassen (wie es ist) und weggehen/ davonlaufen/. . . form – path
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1. . . . Plötzlich hatte sie die Nase voll davon, den ganzen Tag in der Küche herumzuarbeiten. »Schluß!«, rief sie, ließ alles liegen und stehen, wie es war, zog sich den Mantel an und ging ins Kino.
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2. Ab, Erich, ab! Los, schnell! Da kommt der Gutsbesitzer. – Aber wir können doch nicht alles hier liegen und stehen lassen und davonrennen! – Wir können nicht nur, wir müssen! Was meinst du, was der macht, wenn der uns hier erwischt?! Der läßt uns einsperren. – Aber unsere ganzen Sachen . . . – Los, ab, sage ich dir, lauf, was du kannst!
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