Deutsche Idiomatik
Haut
jm. ist (jm. gegenüber) nicht wohl in seiner Haut ugs – sich (jm. gegenüber) nicht wohl in seiner Haut fühlen\
eine anständige/redliche Haut sein ugs selten
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Hochintelligent ist er nicht, das gebe ich zu; aber es ist eine anständige Haut. Ein Mensch, auf den man bauen kann und der zu keinen unanständigen Handlungen fähig ist.
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eine arme Haut sein ugs selten
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Der alte Strecker ist doch eine arme Haut. Erst verliert er seine beiden Söhne im Krieg, und jetzt stirbt ihm seine Frau an Krebs. Was nützt ihm da sein Reichtum?!
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eine brave Haut sein ugs selten
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Die Ulrike ist eine brave Haut. Egal, was das Leben ihr bringt – Glück oder Unglück, Erfolg oder Schwierigkeiten –, sie nimmt alles mit Fassung auf und kämpft sich redlich und anständig durch. Ein prächtiges, tapferes Mädchen!
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eine ehrliche Haut sein ugs
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Der Meinert hintergeht uns doch nicht? – Der Meinert ist eine absolut ehrliche Haut, Herr Dr. Krone; der belügt oder betrügt niemanden.
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eine empfindliche Haut sein ugs
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Mit der Bettina mußt du ein wenig behutsamer umgehen; das ist eine ungemein empfindliche Haut. Über die geringfügigsten Dinge fühlt sie sich verletzt oder beleidigt.
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eine gutmütige Haut sein ugs
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Der Otto Bracht ist eine gutmütige Haut, das stimmt; nicht selten ist er sogar zu gutmütig. Aber wenn er merkt, daß man seine Gutheit ausnutzen will, wird er fuchsteufelswild.
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eine lustige Haut sein ugs
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Die Gisela ist eine lustige Haut – immer heiter, immer froh!
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vgl. – ein lustiger Bruder (sein)
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eine treue Haut sein ugs
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Der Rolf Scherer ist wirklich eine treue Haut. Wenn der jemandem einmal sein Vertrauen geschenkt hat, kann man hundertprozentig auf ihn bauen.
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jm. die Haut abziehen (wollen) ugs selten
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. . . Wieviel wollen sie als Kommissionsgebühren nehmen? – 15 oder 16 %. – Die wollen dir bei dem Geschäft wohl die Haut abziehen. – Warum? – Üblich sind in der Branche 11, maximal 12 %. Laß dich bloß nicht übervorteilen/übers Ohr hauen!
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mit heiler Haut davonkommen
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Ihr habt euer ganzes Gepäck verloren? – Wir mußten froh sein, daß wir mit heiler Haut davonkamen. Wie du weißt, war das Schiff leck. Wenn sie uns nicht rechtzeitig da herausgeholt und mit Booten an Land gerudert hätten, wären wir ertrunken.
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Da seid ihr ja nochmal mit heiler Haut davongekommen! Da habt ihr wirklich Glück gehabt! Wenn sie das Gesetz früher erlassen hätten, wärt ihr nicht mehr an euer Vermögen drangekommen.
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bis auf die Haut durchnäßt/naß bis auf die Haut sein ugs – bis auf die Knochen durchnäßt/naß sein
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könnte/(möchte) aus der Haut fahren (bei . . ./wenn er sieht/. . .) ugs
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Wenn ich dieses Durcheinander hier sehe, könnte ich aus der Haut fahren. Könnt ihr denn nicht wenigstens übers Wochenende ein wenig Ordnung in euer Zimmer bringen? Das ist ja zum Wahnsinnigwerden! Ohrfeigen sollte man euch.
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sich (jm. gegenüber) nicht wohl in seiner Haut fühlen ugs
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. . . Nein, richtig habe ich mich in der Sache nicht verhalten! Ganz egal, wie das juristisch zu beurteilen ist, ich fühle mich dem Herrn Neuffert gegenüber nicht wohl in meiner Haut. Ich muß mit ihm sprechen. Die Angelegenheit muß bereinigt werden.
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jm. unter die Haut gehen/(dringen)
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Bisher hat er sich allen Ratschlägen gegenüber, langsamer zu fahren, immer taub gestellt. Aber dieser Unfall mit dem Kind ist ihm unter die Haut gegangen. Es ist zwar nicht viel passiert; doch so getroffen war er noch nie.
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Deine Musik geht einem unter die Haut! . . .
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jm. die Haut gerben ugs selten – jm. das Fell vollhauen jn. mit Haut und Haaren auffressen Märchenspr
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. . . und dann fraß der Wolf Rotkäppchen mit Haut und Haaren auf
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...
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ich/Peter/. . . könnte jn. mit Haut und Haaren fressen ugs – path
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. . . Wenn ich diesen Sousa schon sehe! Mit Haut und Haaren fressen könnte ich diesen Vollidioten! – Was ist denn los, Richard? Was hat dieser arme Sousa dir denn getan, daß du so wütend auf ihn bist? selten
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vgl. – (eher:) ein Kind/. . . zum Fressen gern haben
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jm. mit Haut und Haaren verfallen (sein) ugs – path
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. . . Kann sich der Richard denn von dieser Frau nicht lösen? Er ruiniert doch seine ganze Familie. – Er ist ihr mit Haut und Haaren verfallen. Da könnte die Welt untergehen – er würde sich nicht von ihr trennen.
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sich jm./e-r S. mit Haut und Haaren verschreiben path
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Der Reiners hat sich mit Haut und Haaren dem Kanzler verschrieben, nicht? – Warum meinst du das? – Man hat den Eindruck, daß er ihm geradezu sklavisch ergeben ist. – Das ist nicht das richtige Wort. Er unterstützt ihn rückhaltlos.
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Die Marta hat sich mit Haut und Haaren dem Kommunismus verschrieben. Fast fanatisch ist sie da geworden.
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nur (noch)/nichts als/. . . Haut und Knochen sein/nur noch aus . . . bestehen path
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Was ist denn mit der Frau Höllerer los? Die ist ja nur noch Haut und Knochen. – Sie war zwei Monate im Krankenhaus mit einer sehr unangenehmen Darmgeschichte. Bei der rigorosen Diät, die sie machen mußte, ist sie natürlich sehr abgemagert.
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nicht/so wenig wie j. aus seiner Haut können/herauskönnen
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ugs
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. . . Jetzt war sie doch den ganzen Tag so umgänglich, so sympathisch
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– und trotzdem muß sie am Abend den Jungen ausschimpfen, weil er statt Namenstag Geburtstag feiert! – Sie kann eben nicht aus ihrer Haut heraus! Die Vorstellung, daß man nur mit Hilfe seines Schutzengels durchs Leben kommt, sitzt derart tief in ihr drin . . . Da muß sie eben schimpfen.
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sich auf die faule Haut legen ugs
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Wie ich mich auf die Karnevalsferien freue! Ich werde mich in der Algarve fünf Tage lang auf die faule Haut legen und mir die Sonne auf den Wanst brennen/scheinen lassen.
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Der legt sich den ganzen Tag auf die faule Haut, und wir sollen die ganze Zeit hart arbeiten!
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auf der faulen Haut liegen ugs – sich auf die faule Haut
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legen (2)
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seine Haut für jn./(etw.) zu Markte tragen
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. . . Das ist alles gut und schön, mit dem Kampf für die Freiheit. Aber wer im Ernstfall seine Haut zu Markte tragen muß, das sind die armen Leute. Die riskieren ihr Leben!
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jm. die Haut über die Ohren ziehen ugs selten – jm. das Fell
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über die Ohren ziehen
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seine Haut retten
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Ihr habt euer ganzes Gepäck verloren? – Wir konnten noch so gerade unsere Haut retten. Wenn sie mit den Rettungsbooten eine halbe Stunde später gekommen wären, wären wir mit Mann und Maus untergegangen.
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(zunächst einmal/. . .) die/(seine) eigene Haut retten
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. . . Daß sich der Hellmann in einer solch kritischen Lage nicht noch wer weiß wie um die Kollegen kümmert, ist doch mehr als verständlich. Da versucht jeder zunächst einmal, seine eigene Haut zu retten.
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seine Haut für jn./etw. riskieren ugs selten
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Ich riskiere meine Haut, um dich aus dem Wasser zu ziehen, und du sagst nicht einmal danke! – Nun tu mal nicht so, als ob du dein Leben dabei riskiert hättest!
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Ich riskiere doch meine Haut nicht, um so einen Faulpelz zu schützen. – Was heißt: riskiere meine Haut nicht? – Nun, wenn ich mich für diesen Nichtsnutz einsetze, muß ich natürlich fürchten, daß sie auch mich an die frische Luft setzen.
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in eine neue Haut schlüpfen oft iron selten
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. . . Nein, die Umstellung vom Leben in der Großstadt aufs Land fällt einem in der Tat schwerer, als man meint. Man ist halt doch in allem von der Stadt geprägt und mit 50 kann man nicht so mir nichts dir nichts in eine neue Haut schlüpfen.
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ich kann mir / Peter kann sich / . . . das / (die Euros / das Geld / . . .) doch nicht aus der Haut schneiden ugs – (eher:) ich kann mir / Peter kann sich / . . . das / (die Euros / das Geld / . . .) doch nicht aus den Rippen schneiden / (durch die /aus den Rippen schwitzen)
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eine Haut, weich wie Seide form – path selten
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Wie bezeichnete der Karl-Dieter die Haut von der Marlies – ’eine Haut, weich wie Seide’? – Ich glaube, ja. – Ich möchte wissen, wo er das gehört oder gelesen hat. – Aber die Haut von der Marlies ist wirklich besonders zart und weich.
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in keiner gesunden/(guten) Haut stecken ugs selten
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. . . Das Mädchen hat wirklich dauernd was! – Sie steckt leider in keiner guten Haut. Sie hat das von ihrer Mutter, auch die war ziemlich kränklich.
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möchte nicht in js. Haut stecken ugs
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. . . Eine mißliche Lage! Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Was kann er überhaupt tun, um da herauszukommen?
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seine Haut so teuer wie möglich verkaufen selten
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. . . Die verbliebenen Truppenreste verkauften ihre Haut so teuer wie möglich! . . . – Welch ein Unsinn, in aussichtsloser Position noch erbitterten Widerstand zu leisten! – Wieso? Ihr Tod war ohnehin besiegelt!
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. . . Der Schramm macht es seinen Verhandlungspartnern mit seiner Hartnäckigkeit verdammt schwer. Wenn man in einer fast ausweglosen Lage ist, könnte man etwas nachgiebiger sein. – Das sehe ich anders. Die andern wollen seine Lage schamlos ausnutzen, und er versucht – mit vollem Recht –, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
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die Haut versaufen sal selten – das Fell versaufen
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sich seiner Haut wehren ugs
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Wenn die dich necken und schlagen, schlag’ zurück! Du mußt dich deiner Haut wehren! Wenn du feige bist und davonläufst, ärgern und schlagen sie dich natürlich noch mehr.
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vgl. – (eher:) sich zur Wehr setzen (1)
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jm. ist in seiner Haut nicht wohl (jm. gegenüber) ugs – (eher:) jm. ist (jm. gegenüber) nicht wohl in seiner Haut
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viel Haut zeigen Neol ugs iron
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. . . Na, an dieser Ecke zeigen die Leute ja verdammt viel Haut, meinte er halb verdutzt, halb belustigt, als er bei einer Strandwanderung mit seiner Freundin nichtsahnend auf einem FKK-Gelände landete.
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