Deutsche Idiomatik
Haus
(du) altes Haus sal\
Richard!! Mensch, (du) altes Haus, was macht die Kunst? Wir haben uns ja seit Jahren nicht gesehen! – Ach, es geht so. Und du, alter Junge? – Du weißt ja: Unkraut vergeht nicht . . .
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ein gelehrtes Haus (sein) sal
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Der Prof. Havemeier ist doch ein gelehrtes Haus! – Wie kommst du da jetzt drauf? – Aus dem Stegreif hat er uns heute die künstlerischen und literarischen Zusammenhänge zur Zeit der Renaissance erklärt.
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ein gescheites/kluges Haus (sein) sal
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Wer hat diese ausgezeichneten Verbesserungsvorschläge gemacht? – Der Max Assenberg. – Ach, der! Ja, das ist ein gescheites Haus. Dann ist alles klar.
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ein hochgelehrtes Haus (sein) iron
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. . . Der Körber? Das ist ein hochgelehrtes Haus. Der kennt alle, aber auch alle Gesetze der historischen Sprachentwicklung – sogar solche, die es gar nicht gibt.
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das Hohe Haus Parlament form od. iron
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Wenn sich das Hohe Haus mit sehr hoher Mehrheit für eine Liberalisierung der Ausländergesetze aussprechen würde, könnte niemand mehr behaupten, die deutschen Politiker seien nach wie vor nationalistisch eingestellt.
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ein lustiges/fideles Haus sein ugs – ein lustiger Bruder (sein)
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ein öffentliches Haus euphem
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. . . Dies öffentliche Haus sollte man abreißen! – Abreißen? Ohne ein Bordell kommt doch auch Ihre Stadt wohl kaum aus.
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außer Haus sein/zu tun haben/. . . form
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Hallo? Ja, ich möchte mit Herrn Dr. Reichert sprechen. – Herr Dr. Reichert ist heute außer Haus. – Er ist verreist? – Nein, er ist in der Stadt, aber er hat den ganzen Tag bei Kunden zu tun.
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(nicht) im Haus(e) sein form
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Hallo? Ja, ich möchte mit Herrn Dr. Reichert sprechen. – Herr Dr. Reichert ist nicht im Haus. – Ist er für längere Zeit weg? – Heute den ganzen Tag. – Dann rufe ich morgen nochmal an.
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nichts mehr/nur noch/. . . (zu essen/trinken) im Haus haben Egon, wenn du jemanden einlädst, dann sag’ das doch vorher! Wir haben doch gar kein Bier mehr im Haus! – Dann trinken die Meyers halt Sprudelwasser, Barbara! – Ach! Können wir jetzt nicht noch irgendwo was kaufen/kriegen?
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ein offenes Haus haben – (eher:) ein offenes Haus führen (immer/meist/. . .) ein volles Haus haben
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Haben Sie noch eine Karte für die Ballettvorstellung heute abend?
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– Leider nicht. – Und für morgen? – Auch nicht. – Das scheint ja schwer zu sein. – Im Ballett pflegen wir ein volles Haus zu haben. Ich würde Ihnen raten, 10 – 14 Tage vorher einen Platz zu reservieren.
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Ihr habt ja ein volles Haus heute! Was ist denn los? – Mein Bruder hat Geburtstag. Er wird 21, und da sind an die 25 – 30 Personen erschienen. – Dann geh’ ich wieder. Für Außenstehende ist da ja buchstäblich kein Platz mehr . . .
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vgl. – (eher:) das/(sein) Haus voll haben (1)
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von Haus(e) aus begütert/Ingenieur/Kaufmann/. . . sein
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Von Haus aus hat der Kröner Geld, das stimmt; aber dazu verdient hat er in seinem ganzen Leben herzlich wenig.
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Von Haus aus ist er Kaufmann. Aber von seinem dreißigsten Lebensjahr an hat er nur noch literarische Übersetzungen gemacht. – Merkt man ihm noch an, daß er eigentlich Kaufmann gelernt hat?
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sein Haus bestellen form
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Er hatte mit seinem Tod gerechnet und deshalb frühzeitig sein Haus bestellt. Die Firma sollte an den ältesten Sohn übergehen, das Landgut an die ältere Tochter und alles Barvermögen an die Jüngste. Das war alles testamentarisch genau festgelegt.
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jm. das Haus einrennen/(einlaufen) (mit etw.) sal – (eher:) jm. die Bude einrennen/(einlaufen) (mit etw.)
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außer Haus(e) essen form
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Es wird teuer heute, mit der Familie außer Haus zu essen. – Du meinst, im Restaurant? – Ja. – Das kann man wohl sagen: unter 100,– Euro kommst du mit deinen fünf Personen kaum weg.
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Zum Abendessen sind Mutti und ich heute nicht hier, wie essen außer Haus. – Ich seid eingeladen? – Ja, bei Familie Berger.
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jm. das Haus führen form
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Wer führt dem Herrn Wehrmann denn das Haus, seitdem seine Frau tot ist? – Seine älteste Tochter. Sie lebt noch zu Hause.
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ein großes/(glänzendes) Haus führen form
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Unser Vater hat immer ein großes Haus geführt. Ständig hatten wir Gäste – die glänzend bewirtet wurden; häufig sogar private Konzerte
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. . . Es war ein durch und durch gepflegtes gesellschaftliches Leben, wie es heute vielleicht hier kaum noch existiert.
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ein offenes Haus führen form selten
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. . . Der verstorbene Autor war in seiner Heimatstadt vor allem dadurch bekannt, daß er immer ein offenes Haus führte. Wer das Bedürfnis empfand, mit gebildeten Menschen seine Gedanken auszutauschen, fand sich ohne jede Umstände bei ihm ein . . .
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ans Haus gefesselt sein (durch jn./etw.)/(jn. ans Haus fesseln)
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. . . Seit Monaten ist er durch seine Krankheit ans Haus gefesselt. – Wie, er kann überhaupt nicht raus? . . .
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aus dem Haus gehen Kinder
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. . . Was willst du mit einer so großen Wohnung? In drei Jahren gehen die Kinder aus dem Haus. Was machen wir allein mit sechs Zimmern?
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zum Haus(e) gehören
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Unser französischer Freund ist jetzt schon über ein halbes Jahr bei uns. Er gehört schon zum Haus. Meine Mutter betrachtet ihn inzwischen als ihren dritten Sohn.
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von Haus zu Haus gehen/laufen/. . . – von Tür zu Tür gehen/laufen/. . .
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Haus an Haus mit jm. wohnen
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Ihr kennt euch? – Ja, der Walter und ich wohnten während unserer Studentenzeit in München Haus an Haus, er in der Türkenstr. Nr. 15 und ich Nr. 17. Seit der Zeit sind wir eng befreundet.
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Haus und Herd(haben) path veraltend selten
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Wer immer Haus und Herd gehabt hat, versteht vielleicht gar nicht, was so ein Flüchtlingsdasein bedeutet.
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Wenn man Haus und Herd so liebt wie die Andrea, dann verbringt man seine Ferien zu Hause; dann braucht man keinen Tourismus.
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das Haus des Herrn rel path
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Nun mal Ruhe, Kinder! Im Haus des Herrn streitet man sich doch nicht! – Hast du gehört, Alfred, was Papa sagt?: in der Kirche zankt man nicht.
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immer/. . . im Haus hocken ugs – immer/. . . in der Bude
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sitzen
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Haus und Hof veraltend selten
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Während des Krieges hat er Haus und Hof verloren, sagst du? Wo hatten sie denn ihren Hof? – Bei Königsberg.
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das Haus hüten (müssen) form
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. . . Nein, im Bett braucht er nicht mehr zu bleiben, aber eine gute Woche muß er noch das Haus hüten. Um so mehr, als es plötzlich so
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kalt geworden ist; da würde er sich draußen sofort wieder eine
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Krankheit holen.
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nicht aus dem Haus (heraus-)kommen – nicht aus der Bude
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(heraus-)kommen
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(zu jm.) ins Haus kommen Klavierlehrer/Schneider/. . .
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(Zu dem Vater einer Geigenschülerin:) Und muß eure Tina zu dem Geigenlehrer hinfahren oder kommt der ins Haus?
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jm. (unverhofft/. . .) ins Haus geschneit kommen sal – (eher:) jm. (unverhofft/. . .) in die Bude geschneit kommen
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jm. das Haus über dem Kopf anzünden selten
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Bei Bachmanns haben sie Feuer gelegt? Aber der alte Bachmann ist doch zu Hause. – Ja, sie haben ihm das Haus über dem Kopf angezündet, wie man so plastisch sagt. Stell’ dir das vor!
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das Haus auf den Kopf stellen ugs – (eher:) die Bude auf den Kopf stellen
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jn. ins Haus nehmen form veraltend
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. . . Ich nehme überhaupt keinen ins Haus, Erna – weder einen Ausländer noch einen Einheimischen noch einen Studenten noch sonstwen! Ich hab’ doch nicht mein Lebenlang gearbeitet, damit ich eine große Wohnung hab’, um dann wildfremde Menschen bei mir aufzunehmen. – Du bist hartherzig, Christian! Wir haben so viel Platz
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...
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das erste Haus am Ort(e) (sein) form – das erste Haus am Platz(e) sein
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das erste Haus am Platz(e) (sein) form
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Zum Übernachten in Piso empfehle ich Ihnen das Hotel ’Zum Löwen’. Es ist das erste Haus am Platze. Ein besseres Hotel finden Sie dort nicht.
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Wenn du neue Möbel für das Wohnzimmer brauchst, geh’ zu Rohrer. Es ist hier das erste Haus am Platze. Mehr Auswahl und eine bessere Qualität findest du hier nirgends.
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jm. (unverhofft/. . .) ins Haus platzen ugs – jm. (unverhofft/. . .) in die Bude geschneit kommen
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jm. die Ware/. . . ins Haus schicken
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Können Sie mir die Ware ins Haus schicken? – Leider nicht, Frau Mertens. Ich habe weder Personal noch einen Wagen, um die Waren auszutragen oder den Kunden bringen zu lassen.
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jm. eine Mahnung/. . . ins Haus schicken ugs
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Wenn du den Dr. Rothe nach zehn Tagen nicht bezahlst, schickt er dir eine ’Erinnerung’ ins Haus. – Als Arzt? – Nach drei Wochen kommt dann die ’zweite Mahnung’ . . .
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jm. unverhofft/. . . ins Haus schneien sal – jm. (unverhofft/. . .) ins Haus platzen
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(schon/. . .) aus dem Haus sein Kinder
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Sind eure Kinder schon aus dem Haus? – Die beiden Ältesten. Die Jüngste lebt noch bei uns.
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vor leerem Haus spielen Theater – ≠ vor vollem/ausverkauftem Haus spielen
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vor vollem/ausverkauftem Haus spielen Theater
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Ja, vor vollem Haus zu spielen, das macht Spaß! Aber wenn du ein Engagement an einem Provinztheater hast und dauernd vor leeren Bänken spielen mußt, dann vergeht dir mit der Zeit die Begeisterung.
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immer/. . . im Haus stecken ugs – immer/. . . in der Bude
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sitzen
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jm. ins Haus stehen
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. . . Ja, Sie haben recht, es steht uns in Kürze der Besuch des amerikanischen Außenministers ins Haus. Er kommt am 27. oder 28. des Monats.
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Jetzt stehen uns ein paar schwere Jahre ins Haus. Die Kinder studieren – das kostet viel Geld, das Geschäft geht zurück; wir werden älter . . . Jetzt werden wir alle Kraft und allen Mut brauchen, um die nächsten Jahre gut zu überstehen.
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ein paar Schritte/keinen Schritt/. . . vors Haus tun ugs
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Hast du keine Lust, mit mir ein paar Schritte vors Haus zu tun? Ich habe den ganzen Tag in der Bude gesessen. Eine kleine Runde durch das Viertel . . .
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jm. das/(sein) Haus verbieten form
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Der Olaf kommt nicht mit? – Dem hat Onkel Max das Haus verboten. – Warum denn das? – Weil er aus der Kassette unten im Wohnzimmer einen Hunderteuroschein herausgenommen hat. – Was?? Ja, dann verstehe ich, daß der Onkel Max ihn nicht mehr bei sich sehen will.
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das/(sein) Haus voll haben
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Haben Sie noch eine Karte für heute abend? – Leider nicht. Wir haben das Haus voll. – Dann möchte ich einen Platz für morgen abend reservieren.
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Habt ihr das Haus voll oder könnt ihr noch einen der ausländischen Gäste beherbergen? – Wir haben leider alle Zimmer und alle Betten belegt.
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jn. aus dem Haus weisen form
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. . . Aber der Mann kann doch seine eigene Tochter nicht aus dem Haus weisen! – Was heißt ’kann’? Er hat sie in aller Form an die Luft gesetzt.
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jn. aus dem Haus werfen/schmeißen ugs – jn. auf die Straße
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setzen/werfen (3; u. U. 1, 2)
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