Deutsche Idiomatik
halten
(sehr) auf Ordnung/gute Kleidung/. . . halten\
Wer nicht ganz konsequent auf Ordnung hält, kann keine Wörterbücher machen. Da gilt wirklich: »Ordnung ist das halbe Leben.«
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auf eine Insel/einen Hafen/. . . halten Schiff form Kurs
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nehmen auf einen Hafen/einen Flugplatz/. . .
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sich bedeckt halten
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. . . Und der Reuter? Wie hat der sich zu der Frage geäußert? – Der hat während der ganzen Diskussion nur ein paar unverbindliche Gemeinplätze von sich gegeben. – Ja, ja, das ist so seine Art. Solange er nicht absieht, wohin die Reise geht, hält er sich bedeckt. Nur nicht zu früh Stellung beziehen!
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(nicht) dicht halten (können) ugs
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Der Ulrike würde ich das nicht erzählen. Ich weiß nicht, ob die dicht hält. – Die? Die verrät nichts. Der kann man alles anvertrauen, die ist verschwiegen wie ein Grab.
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es mit jm./etw. halten form od. iron
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Auf wessen Seite steht der Klaus in diesem Wahlkampf? – Er hält es mit den Sozialisten.
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Unser Vater hält es mit der Philosophie. Wenn etwas nicht klappt, sagt er immer: man muß innerlich frei und unabhängig von den Gütern dieser Welt sein, dann kann einen nichts treffen.
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Euer Klaus hält es mit den Mädchen, was? – Wie kommst du da drauf? – Jedesmal, wenn ich ihn treffe, wird er von einer neuen Schönheit begleitet.
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sich etw. gegenwärtig halten oft: du mußt/. . . form
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(Der Vater zu seinem Sohn:) Du solltest dir immer gegenwärtig halten, daß die Zeiten genauso schnell wieder schlechter werden können, wie sie besser geworden sind. Wenn du dir das vor Augen hältst, hast du in deinem Berufsleben eine vernünftige Orientierung.
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etw. für geraten halten
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. . . Natürlich halten zahlreiche Wissenschaftler, Pädagogen, Wirtschaftler, Politiker ein kürzeres Studium für geraten. Aber was nützt das, wenn die besten Vorstellungen in der Praxis nichts bewirken?
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etw. heilig halten
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Den Namen Gottes sollt ihr heilig halten und nicht durch Fluchen verunehren. rel
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vgl. – (eher:) etw. in Ehren halten path
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jn. klein halten ugs
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Unser Abteilungsleiter hat immer versucht, den Dr. Kunz klein zu halten und seine Position zu schwächen.
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etw. kühl halten
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Wenn Sie die Sachen kühl halten, können Sie sie monatelang aufbewahren. Nicht unbedingt im Kühlschrank; es genügt, in einem Keller, in dem es frisch ist.
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jn. kurz halten
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Wenn er meint, er könnte sein Geld für alle möglichen Feste zum Fenster hinauswerfen und dazu noch den Faulpelz spielen, mußt du ihn kurz halten. Reduzier’ sein Taschengeld auf 40,– Euro, sodaß er gar keinen Spielraum für dauernde Feiereien hat!
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vgl. – (u. U.) bei jm. die Zügel kurz halten
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jn. (sehr) streng halten
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Den Walter muß man streng halten, ob man will oder nicht. Wenn man bei dem auch nur einen Monat die Zügel locker läßt, tut der nichts mehr.
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etw. warm halten
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. . . Na, da kommst du endlich! Ich hab’ dir das Essen warmgehalten. Es steht im Backofen.
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es nicht/nicht einmal/. . . für wert halten, etw. zu tun selten
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. . . Warum sollte ich ihm helfen? Wenn er es nicht einmal für wert hält, mich überhaupt zu unterrichten? – Wie, er hat dich nicht unterrichtet? – Nein, er hat es nicht für nötig gehalten.
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jm. etw. zugute halten (müssen) – jm. etw. zugutehalten
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(müssen)
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viel/wenig/nichts/. . . halten von jm./etw.
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Von dem Außenminister hält er viel; den Innenminister dagegen schätzt er gar nicht.
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. . . Dann beschweren Sie sich doch! – Ich halte nichts davon, dauernd in das Leben anderer Leute einzugreifen. Auch wenn uns der Lärm stört – ich sage nichts.
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sich eine Mätresse/einen Chauffeur/ein Pferd/. . . halten
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Der Körber hält sich neuerdings einen Chauffeur? – Bist du neidisch? Ich möchte gar keinen Chauffeur haben; ich fahre viel lieber selbst.
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sich rechts/links/auf der Mitte des Bürgersteigs/der Straße/. . . halten
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Haltet euch hier ganz rechts; in der Mitte und auf der linken Seite des Bürgersteigs gibt es ein paar tückische Löcher, da könnt ihr euch den Fuß verknicken.
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sich aufrecht/gerade/kerzengerade/(. . .) halten
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Halt’ dich gerade, Junge! Du kriegst noch einen krummen Rücken, wenn du immer so gebeugt/krumm gehst.
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sich gut/schlecht/. . . halten
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Unsere Armee hat sich hervorragend gehalten. Obwohl die Feinde in der Überzahl sind und der Angriff völlig überraschend kam, ist sie keinen Fußbreit zurückgewichen.
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Die Frau Biberfeld ist schon 73 Jahre? Das würde man nicht sagen. Sie hat sich ja hervorragend gehalten. – Ja, sie sieht aus wie 55, 60.
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Dieser Wagen hat sich prächtig gehalten. Er hat jetzt 70.000 Kilometer drauf und fährt wie neu. seltener
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sich abseits halten
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Während alle anderen in kleinen Gruppen zusammenstanden und plauderten, hielt sich der Gerd ein wenig abseits. Er schien über irgendetwas nachzusinnen . . .
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Der Detlev hat sich politisch immer ziemlich abseits gehalten. Der war nie Mitglied einer Partei, favorisierte nie eine bestimmte Strömung.
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sich an jn./etw. halten
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Wenn du bei Schuckert was werden willst, dann halt’ dich an deinen Onkel; der ist doch mit dem alten Schuckert befreundet. – Mit meinem Onkel stehe ich mich an sich nicht schlecht; aber für so was ist der nicht zu haben.
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. . . Ich würde mich bei der Abwicklung des Exports an Ihrer Stelle an die Vorschriften halten, Herr Bausch; die Kontrollen sind in letzter Zeit derart scharf . . .
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(Bei einem Deutschaufsatz; Frage eines Schülers:) Müssen wir uns bei dem, was wir zur ’Gedankenfreiheit’ sagen, an den ’Don Carlos’/den Text halten oder können wir auch (unabhängig davon) eigene Gedanken entwickeln?
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sich arlarmbereit halten (müssen) form
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. . . Wenn in der Tat ein Überfall der Terroristen droht, müssen sich die Truppen natürlich alarmbereit halten! Da hat der Verteidigungsminister doch ganz recht.
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vgl. – in Alarmbereitschaft stehen
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sich bereit halten form
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. . . Herr Berchert, halten Sie sich bereit. Sobald die Blutkonserven kommen, werden wir mit der Operation beginnen!
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dagegen halten, daß ... form – (j. möchte/muß aber doch/. . .) dagegenhalten, daß . . .
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sich dran halten/dranhalten ugs
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Mensch, jetzt sei doch endlich mal ruhig! Jetzt wissen wir doch schon, daß die Elfriede unzuverlässig, unstet, flatterhaft und was weiß ich noch ist. Du hälst dich ja dran. Wie eine Gebetsmühle – immer dasselbe!
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. . . Der Karl hält sich dran, dem scheint’s zu schmecken! – Gott sei Dank haut er anständig rein; so macht das Kochen Spaß. seltener
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Wenn ihr die Arbeit in der kurzen Frist fertig kriegen wollt, müßt ihr euch dranhalten. – Das brauchst du uns nicht zu sagen, das wissen wir selbst, daß wir keinen Tag verschenken dürfen und hart arbeiten müssen.
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Wenn ihr etwas mitkriegen wollt von dem herrlichen Schweinebraten, müßt ihr euch dranhalten. Wie ihr seht, langen die da vorne schon kräftig zu. Also los, mal anständig gefuttert!
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sich fit halten (für etw.)
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Eine halbe Stunde am Tag/täglich trainieren dürfte ja wohl nicht genügen, um sich für internationale Wettbewerbe fit zu halten! – Natürlich nicht. Das reicht allenfalls für einen Durchschnittsspieler/ für den Hausgebrauch.
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sich etw. gegenwärtig halten form – (eher:) sich etw. vor
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Augen halten
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sich mit jm. gut halten selten
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Wenn du Einkaufsleiter werden willst, mußt du dich mit dem Personalchef gut halten; der macht dem Alten die entsprechenden Vorschläge. – Mit dem stehe ich mich gut! Wenn das von dem abhängt, brauch’ ich keine Sorgen zu haben.
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etw. (gut/schlecht/. . .) instand halten selten
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(Die Mutter zu einem Sohn:) Wenn Vater dir schon so ein teures Fahrrad kauft, könntest du es auch gut instand halten. – Ich kann
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doch nichts dafür, wenn die Handbremse kaputtgeht. – An dem Rad
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ist dauernd was kaputt. Du gehst bestimmt nicht richtig/nicht schonend genug damit um.
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sich für mehr halten (als andere) ugs
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(Während einer Schulfahrt; ein Lehrer zu einem Schüler:) Herr Böttcher, das ist jetzt das dritte Mal, daß Sie meinen, Sie hätten es nicht nötig, zu den gemeinsamen Besichtigungen zu erscheinen. Sie scheinen sich wohl für mehr zu halten als die anderen, was?! Sie ordnen sich hier in Zukunft genau so ein wie jeder andere auch! Sonst fahren Sie auf der Stelle nach Hause zurück!
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etw. für möglich/sicher/wahrscheinlich/. . . halten
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Hältst du es für möglich, daß der Euro in der Tat wieder abgeschafft wird? – Möglich ist alles.
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man sollte es (doch) nicht für möglich halten path
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Man sollte es doch nicht für möglich halten: da veröffentlichen die doch in der Zeitung einen kompletten Bankauszug des Angeklagten! Unglaublich!
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sich mucksmäuschenstill halten ugs
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Vorsicht! Sonst findet er uns. Halt’ dich mucksmäuschenstill! Keinen Ton!
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es (nicht) für nötig halten, etw. zu tun
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. . . Der Mohnert scheint es nicht einmal für nötig zu halten, uns rechtzeitig zu benachrichtigen, wenn er später bezahlt! – Der Mann hat einfach kein Benehmen, weder privat noch geschäftlich.
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sich oben halten
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. . . Der Mann ist jetzt seit acht Jahren Minister. Wer sich so lange oben hält, dürfte doch eigentlich keine Null sein. – ’Das ist ein Esel, der bringt es (also) zum Minister’, schreibt der größte portugiesische Romancier Ec¸a de Queiroz.
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sich an jm./etw. für etw. schadlos halten
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An diesem herrlichen Wein werde ich mich für den Geiz schadlos halten, mit dem er uns gewöhnlich bewirtet. – Wie, setzt er euch sonst so schlechte Sachen vor, daß ihr das Bedürfnis habt, euch heute dafür gleichsam zu rächen?
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Weil er im Beruf nichts leistet und nichts zu sagen hat, hält er sich an seiner armen Familie schadlos. Seiner Frau und seinen Kindern gegenüber verhält er sich geradezu tyrannisch. seltener
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sich für wer weiß was/wunders was halten ugs meinen, man wäre wer weiß was
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(nicht mehr) an sich halten (können)
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. . . Als sie dann erklärte, die Wirtschaft habe sich genauso an die Vorschriften der Kirche zu halten wie jeder andere auch, konnte sogar mein Vater nicht mehr an sich halten. Du hast gesehen, wie er ihr über den Mund fuhr. Das tut er sonst nie.
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etwas/viel/nichts/. . . auf sich halten
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Mein lieber Junge, wer etwas auf sich hält, stellt sich bei seinem neuen Chef nicht in einem so ungepflegten Anzug vor. Nicht einmal ein sauberes Hemd hast du angezogen.
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Wie ungepflegt diese Frau immer herumläuft. – Sie hält nichts auf sich, in der Tat!
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sich streng an etw. halten
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. . . Aber ich habe mich doch ganz streng an die Vorschriften gehalten, Herr Schuckert! Jede Einzelheit habe ich beachtet! . . .
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sich tapfer halten ugs
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. . . Na, du hast dich in der Diskussion (im Anschluß an deinen Vortrag) ja tapfer gehalten! Es haben dich zwar verschiedene Leute sehr scharf angegriffen; aber du hast dich nie in die Defensive bringen lassen. Alle Achtung!
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sich/jn./etw. verborgen halten (vor jm.)
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. . . Kein Mensch weiß, wo meine Großmutter den ganzen Schmuck hat! – Aber kann man den denn über Jahre verborgen halten?
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. . . Kannst du verstehen, wie sich Leute in so einer kleinen Stadt monatelang vor der Polizei verborgen halten können?
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sich/jn./etw. versteckt halten (vor jm.) – sich/jn./etw. verborgen halten (vor jm.) (2; a. 1)
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sich wach halten
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. . . Die ganze Nacht muß der arme Mann allein auf den Heizofen aufpassen?! Wie macht der das denn überhaupt, sich wach zu halten?
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js. Interesse/Andenken/. . . wach halten – js. Interesse/Andenken/. . . wachhalten
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sich wacker halten ugs – sich tapfer halten warm halten Kleidung u. ä.
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(Bei einer Schneewanderung:) Es ist doch nicht kalt! – Du hast gut reden! Du hast einen dicken Pullover an, der hält warm. Aber der Klaus und ich haben nur eine dünne Jacke . . .
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sich warm halten
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(Ein Arzt:) Sie sollten mit Ihrer Bronchitis vorsichtig sein, Herr Meinert! Vor allem bei diesem Wetter! Oberste Regel: sich warm halten! – Ich finde, ich lauf’ schon viel zu warm angezogen herum!
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zu jm. halten
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. . . Wenn die Kinder in Konfliktfällen eher/mehr zu ihrer Mutter als zu ihrem Vater halten . . . – ich kann das verstehen. Sie verteidigen den Schwächeren. Dazu hat die Frau Kruse für ihre Kinder ungeheuer viel getan . . .
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nicht zu halten sein/sich nicht halten lassen Thesen
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Die These, daß Krebs nur und ausschließlich auf psychologische Gründe zurückgeht, drüfte sich kaum halten lassen. Sie ist einfach zu einseitig.
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nicht (mehr) zu halten sein ugs
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Wenn sich der Peter einmal in Wut redet, (dann) ist er nicht mehr zu halten; dann sagt er alles, was ihm gerade in den Kopf kommt – ganz egal, welche Folgen das hat.
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Wenn die Ulrike mit ihren Freunden tanzen geht, ist die überhaupt gar nicht mehr zu halten. Dann entwickelt die eine Dynamik, einen Frohsinn, eine Ausgelassenheit . . . – Und sonst ist sie so still!
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vgl. – (eher:) nicht zu bremsen sein
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sich nicht halten können vor Freude/Lachen/. . .
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Sie konnte sich nicht halten vor Freude über den Ring, den ihr Mann ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Glücklich und ausgelassen wie ein kleines Mädchen gab sie ihm vor der ganzen Familie einen schmatzenden Kuß.
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sich nicht mehr/kaum noch/. . . aufrecht halten können form
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(eher:) sich nicht/kaum noch/. . . auf den Beinen halten können (1; u. U. 2)
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nichts bei sich halten können
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Nein, die Oma können wir leider nicht mehr auf einer so weiten Reise mitnehmen. Du weißt, daß sie seit ihrer Darmgeschichte nichts bei sich halten kann. Man kann ja nicht immer eine Toilette in der Nähe haben . . .
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an sich halten müssen, um etw. nicht zu sagen/nicht zu lachen/. . .
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. . . Aber als sie dann damit kam, der Sturm sei darauf zurückzuführen, daß sich durch die Atomversuche die Erdachse verschoben hätte, mußte ich doch an mich halten, um nicht laut zu lachen.
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das kann j. halten, wie er will – das kann j. halten wie ein
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Dachdecker
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es gibt kein Halten (mehr) oft: . . . gab . . . form
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Als die Polizei einen Studenten aus den vorderen Reihen verhaftete, gab es kein Halten mehr: die Menge schrie und tobte, einige griffen zu Stöcken, andere holten Stangen hervor . . . So sehr man auch durch Lautsprecher versuchte, die Leute zur Ruhe zu mahnen – die Masse war nicht mehr im Zaum zu halten.
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einen Zug/ein Auto/. . . zum Halten bringen form
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Du sagst, die Bremsen versagten? Und wie gelang es dir, das Auto zum Halten zu bringen?
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zum Halten kommen Zug/Auto/. . . form
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(Am Bahnhof; Ansage:) ». . . Es hat Einfahrt der Intercity Theodor Storm . . . Die Wagen der 1. Klasse kommen in den Abschnitten A und B, die der 2. Klasse in den Abschnitten C bis E zum Halten. Bitte Vorsicht an der Bahnsteigkante . . .
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