Deutsche Idiomatik
Hals
barfuß bis zum/an den Hals iron – im Adamskostüm/ Evaskostüm\
bleib’/bleibt/. . . mir/uns/(ihm/. . .) vom Hals mit etw. sal Bitte bleib’ mir vom Hals mit deinen komischen ’Sonderangeboten’ von Schallplatten! Ich will davon nichts hören. Merkst du nicht, daß du mir damit nur auf den Wecker gehst?
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redet/. . . sich (noch/. . .) um seinen Hals ugs selten
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Der Loschner hat gestern erzählt, mit keinem Land ließen sich so gute Geschäfte machen wie mit Südafrika. – Der Loschner sollte lieber den Mund halten. Der weiß doch ganz genau, daß er in seiner Branche mit Südafrika überhaupt gar keine Geschäfte machen darf. Dieser Kerl quatscht sich noch um seinen Hals.
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jetzt/nun/dann/. . . stehe ich/steht ihr/. . . da mit rein gewaschenem Hals sal selten – der Dumme sein
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jn./etw. am Hals haben sal
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Bisher hatte er schon für sieben Personen zu sorgen. Und jetzt hat er noch die Tochter seines Cousins am Hals. Auch für die muß er jetzt noch aufkommen.
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Schon der Betriebsrat hängt mir dauernd in den Ohren, ich soll den Kollenheim rausschmeißen! Und jetzt kommt der Personalleiter mit derselben Geschichte! Jetzt hab’ ich den auch noch am Hals!
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Er hat viel Arbeit mit seiner Praxis. – Wenn es nur das wäre! Daneben hat er noch die Vertretung der Ärzteschaft gegenüber den Gewerkschaften am Hals. Das ist eine sehr große Belastung für ihn.
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»Wir leben schon in einem komischen Land!«, meinte mein Bruder nachdenklich. »Wenn du einen Polizisten duzt, hast du sofort ein Verfahren wegen Beleidigung am Hals. Wenn ein Polizist einen Unschuldigen plattschießt, dann hat er mit schönster Regelmäßigkeit in ’vermeintlicher Notwehr’ gehandelt«.
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schon genug/. . . am Hals haben sal
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Als ob der Jürgen nicht schon genug am Hals hätte! Jetzt will sein Schwager, daß er für ihn noch eine Vertretung übernimmt. Die Belastung wird für ihn einfach zu groß!
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jn. auf dem Hals haben sal
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Seit drei Wochen haben wir nun schon die halbe Verwandtschaft auf dem Hals. Sehnst du dich nicht auch danach, diesen Besuch wieder loszuwerden?
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vgl. – (eher:) jn./etw. am Hals haben (1)
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einen großen Hals haben sal – einen großen Mund haben
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es im Hals haben Krankheit
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Hast du es im Hals? – Warum? – Du räusperst dich dauernd. Wenn das nicht bald von selber weggeht, mußt du etwas dagegen tun. Vielleicht solltest du doch einmal zum Arzt gehen.
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einen (ganz) steifen Hals haben
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Mein Gott, ich hab’ einen ganz steifen Hals. Von dem dauernden Nachoben-Gucken kriegt man eine richtige Genickstange.
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einen ganz trockenen Hals haben
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(Nach einer Rede:) So, jetzt brauch’ ich aber sofort ein Bier! Von diesem vielen Reden hab’ ich einen ganz trockenen Hals.
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aus vollem Hals(e) lachen/schreien/singen/. . . ugs
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Der ganze Stammtisch lachte aus vollem Hals über die Witze des Oberförsters.
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Nie habe ich Onkel Theo so lustig und so sangesfreudig gesehen wie auf diesem Ausflug in die Berge. Aus vollem Hals schmetterte er seine Studentenlieder in die Landschaft . . .
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sich die Pest/Schwindsucht an den Hals ärgern sal – path
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vgl. – sich die Pest an den Hals ärgern
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vgl. – sich die Schwindsucht an den Hals ärgern (über/mit)
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sich den Hals nach jm. ausrenken ugs
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Die Helene hatte mir gestern zwar gesagt, sie ginge auch in das Konzert; aber ich habe mir den Hals nach ihr ausgerenkt und sie nicht gesehen.
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bricht sich (noch) Hals und Bein ugs selten
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Der Junge läuft/fährt erst seit fünf Wochen Ski und wagt sich schon auf diese steile Piste? Er wird sich Hals und Bein brechen.
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jn./etw. auf den Hals bekommen ugs – jn./(etw.) auf den
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Hals kriegen
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etw. in den falschen/(verkehrten) Hals bekommen sal – etw. in den falschen/(verkehrten) Hals kriegen
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jm. den Hals brechen sal – (eher:) jm./e-r S. das Genick
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brechen
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einer Flasche Sekt/Wein/. . . den Hals brechen ugs – der/ einer Flasche (Sekt/Wein) den Hals brechen
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sich den Hals brechen sal – (eher:) sich (nochmal/. . .) das
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Genick brechen
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jm. um den Hals fallen (vor Freude/. . .) ugs
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»Richard!«, rief sie und fiel ihm um den Hals. Seit Jahren hatten sie sich nicht gesehen. Was kümmerten sie da die Leute, die auf dem Bahnsteig diese überschwengliche Begrüßungsszene überrascht verfolgten.
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. . . Vor Freude fiel sie ihrem Vater um den Hals. So einen Ring hatte sie sich immer gewünscht!
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jm. um den Hals fliegen/vor Freude (. . .) ugs – path – jm. um den Hals fallen (vor Freude/. . .)
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jm. in den falschen/(verkehrten) Hals geraten/(kommen) sal
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etw. in den falschen/(verkehrten) Hals kriegen
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jm. jn./etw. vom Hals halten sal
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Der Willy Fleischer will uns in der nächsten Woche besuchen. – Halt mir diesen Kerl bloß vom Hals. Mit dem will ich nichts zu tun haben.
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Könntest du mir einen Augenblick die Kinder vom Hals halten? Ich muß rasch ein Telephongespräch führen.
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sich jn./etw. vom Hals halten sal
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Du verstehst es, dir die Leute vom Hals zu halten. Mich dagegen bitten sie beständig um die ungewöhnlichsten Dinge. – Ich pflege auf Distanz zu gehen; deshalb sprechen sie mich erst gar nicht an.
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Er weiß sich alle unangenehmen Verpflichtungen vom Hals zu halten. Er beschränkt seine Arbeit auf das Wichtige und Notwendige; alles andere wimmelt er ab.
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jm. etw. an den Hals hängen sal selten
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Der Gewerkschaftsvertreter hat unserem Klaus eine unangenehme Geschichte an den Hals gehängt: er soll die pünktliche Beitragszah-
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lung kontrollieren. Da wird er allerhand Scherereien mit den Kolle-
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gen kriegen.
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jm. (schon) zum Hals(e) heraushängen/herausstehen/(herauswachsen/herauskommen) sal
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Was, schon wieder Schinkennudeln? Mir hängt dieses Gericht schon zum Hals heraus. Kannst du nicht mal etwas anderes kochen?
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Herrgott, diese ewigen Diskussionen um Für und Wider des Sozialismus stehen uns zum Hals heraus. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie satt wir die sind.
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jm. jn. auf den Hals hetzen sal
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Nur weil der Junge bis 9 Uhr Klavier spielte, hetzten die Nachbarn ihnen die Polizei auf den Hals. – Und was haben die Polizisten gesagt? – Sie sprachen von ’ruhestörendem Lärm’, einer ’Ordnungsstrafe’ . . .
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vgl. – (eher:) jm. jn. auf den Hals schicken (1)
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sein Geld/(Vermögen/. . .) durch den Hals jagen sal – sein (ganzes) Geld durch die Gurgel jagen
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Hals über Kopf etw. tun
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Was, Vater hat einen Unfall gehabt? – Hals über Kopf stürzte er aus dem Zimmer und raste mit dem Wagen an den Unfallort.
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Es hat doch keinen Zweck, sich Hals über Kopf wegen eines Hauses in Schulden zu stürzen! So etwas will reiflich überlegt sein. Da muß man alle Vorund Nachteile sorgfältig gegeneinander abwägen, nicht dem erstbesten Häusermakler überstürzt freie Hand lassen.
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jn. den Hals kosten ugs – (eher:) jn./(jm.) Kopf und Kragen kosten
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das/die Dummheit/. . . wird dich/. . . schon nicht/nicht gleich/. . . den Hals kosten ugs selten – der/die/der Peter/. . . wird dir/ihm/dem Emil/. . . nicht gleich/(sofort) den Kopf abreißen
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jn./(etw.) auf den Hals kriegen sal
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Wenn Sie jetzt nicht einlenken, kriegen Sie die Polizei auf den Hals, seien Sie sicher! Wir lassen uns den Lärm nicht länger gefallen!
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einen dicken Hals kriegen, wenn . . ./. . . sal selten
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. . . Wenn ich so einen Blödsinn höre, kriege ich einen dicken Hals! Laß mich mit dem Kram in Frieden!
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etw. in den falschen/(verkehrten) Hals kriegen sal
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Warum ist der Alfons denn plötzlich so beleidigt? – Er hat deine Bemerkung von dem ’Opportunismus der Politiker’ bestimmt in den falschen Hals gekriegt. – Ja, aber das stimmt doch! – Natürlich! Aber er glaubt, du hättest ihn persönlich gemeint, und deshalb fühlt er sich auf den Schlips getreten.
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aus dem Hals riechen/stinken wie die/(’ne) Kuh aus dem Arsch vulg selten
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Mein Gott, Paul, du mußt dir mal die Zähne putzen! Du stinkst ja aus dem Hals wie ’ne Kuh aus dem Arsch. – Robert! Auch dem Jungen gegenüber könntest du dich im Ton mäßigen. Im übrigen weißt du ganz genau, daß das nichts mit Zähneputzen zu tun hat. Der Junge hat Last mit dem Magen!
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aus vollem Hals(e) lachen ugs – lauthals lachen
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jm. Mühe/Unannehmlichkeiten/. . . auf den Hals laden sal Nein, eine große Geburtstagsfeier werden wir nicht machen. Die Mama ist schon so überlastet und auch nicht mehr sehr gesund. Wir werden ihr jetzt nicht noch zusätzlich Mühe auf den Hals laden.
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sich Mühe/Unannehmlichkeiten/. . ./(jn.) auf den Hals laden
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sal
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Wenn sie gewußt hätten, was sie erwartete, hätten sie sich die Verwaltungsarbeit da im Schwimmclub nicht auf den Hals geladen. So eine mühselige Schufterei hätten sie sich nicht träumen lassen.
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jm. auf dem Hals liegen mit etw. sal selten
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Der Bernd will mir unbedingt meinen Wagen abkaufen. Schon seit Wochen liegt er mir damit auf dem Hals. – Wenn er dich deswegen dauernd belästigt, mußt du ihm mal deutlich klarmachen, daß es sich um deinen Wagen handelt und nicht um seinen; daß du den verkaufst, wann und an wen du willst.
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einen langen Hals machen ugs selten
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So sehr sie auch einen langen Hals machte, sie fand ihn nicht in der Menschenmenge. Wenn er wenigstens noch groß geraten wäre, so daß er die anderen überragt hätte! Aber so konnte sie den Hals recken, soviel sie wollte, und sich die Augen aus dem Kopf gucken – er war nicht zu entdecken.
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Hals, Nase, Mund und Ohren aufsperren/(aufreißen) sal
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Als wir ihnen erzählten, daß wir am Vortage ein großes Haus am Stadtrand gekauft hatten, sperrten sie alle Hals, Nase, Mund und Ohren auf. Damit hatten sie nicht gerechnet!
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den/seinen Hals riskieren sal selten
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Er ist sich sehr wohl im klaren darüber, daß er bei jedem Rennen den Hals riskiert. Aber ohne Autorennen hat das Leben für ihn keinen Reiz. Irgendwann bricht er sich das Genick.
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Der riskiert den Hals, der Till! Jeder, der zu der Widerstandsbewegung gehört, muß damit rechnen, von der Geheimpolizei still und heimlich festgenommen oder gar abgeknallt zu werden.
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etw. bis an den Hals satt haben sal – (eher:) jm. (schon) zum Hals(e) heraushängen/herausstehen/(herauswachsen/ herauskommen) (2)
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jm./sich jn./etw. vom Hals(e) schaffen sal
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Schaffen Sie mir diesen blödsinnigen Baumann vom Hals! Der sucht mich jetzt schon das vierte Mal auf, um mich mit seinen Konstruktionsplänen zu belästigen.
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Wir müssen sehen, daß wir uns die Schulden vom Hals schaffen, und zwar möglichst schnell. Sonst werden wir uns nie frei fühlen.
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Wenn ihr euch eure Verpflichtungen in der ’Gesellschaft für auswärtige Beziehungen’ nicht vom Halse schafft, werdet ihr für eure Freunde wohl nie mehr Zeit haben. Damit seid ihr in letzter Zeit doch jeden zweiten Abend in Anspruch genommen.
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bis zum Hals/ganz schön in der Scheiße stecken vulg
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. . . Wenn uns die Bank den Kredit wirklich kündigt, stecken wir in der Scheiße. Dann können wir unseren Laden dicht machen.
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jm. jn. auf den Hals schicken sal
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Wenn Sie Ihrer Zahlungsverpflichtung jetzt nicht nachkommen, schicke ich Ihnen den Gerichtsvollzieher auf den Hals. Wenn Ihnen das lieber ist! Jetzt warten wir seit zwei Jahren vergeblich auf unser Geld, das reicht!
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vgl. – (eher:) jm. jn. auf den Hals hetzen (1)
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einen dicken/ganz schönen/. . . Hals schieben (auf jn./etw.)
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sal selten
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. . . Den Friedhelm mußt du heute in Ruhe lassen! Der schiebt einen dicken Hals. Auf der Arbeit ist offensichtlich heute bei ihm so einiges schiefgelaufen.
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. . . Geralds Namen solltest du in Claudias Gegenwart besser nicht erwähnen; auf den schiebt sie einen ganz schönen Hals.
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den Hals aus der Schlinge ziehen
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Hat er es doch noch geschafft, den Hals aus der Schlinge zu ziehen? Wie hat er das denn hingekriegt? Das Belastungsmaterial war doch geradezu erdrückend. – Er hat der Geschäftsführung versichert, daß seine ganze Unterstützung der Konkurrenz nur ein Manöver war, um hinter deren Schliche zu kommen.
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sich jm. an den Hals schmeißen sal – sich jm. an den Hals
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werfen/schmeißen
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bis an den/(über den) Hals in Schulden stecken ugs Ausgerechnet die Meyers hast du um Geld gebeten? Die können doch ihre eigenen Unkosten im Augenblick nicht einmal bestreiten. Weißt du nicht, daß sie bis an den Hals in Schulden stecken, nach dem Kauf des Mercedes und der Wohnungseinrichtung?
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den Hals aufs Spiel setzen sal selten – den/seinen Hals
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riskieren
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bis über den/bis zum Hals in Arbeit/Schulden/(. . .) stecken ugs – aus etw./da (nicht) herauskommen/(nicht wissen/. . ., wie man aus etw./da herauskommen soll/sieh zu/. . . wie du/. . . da herauskommst/. . . (2)
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jm. im Hals(e) stecken bleiben ugs
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Als sie diese Bemerkung hörte, blieb ihr vor Überraschung der Bissen im Halse stecken . . .
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Ich erschrak über mich selbst, als mir bewußt wurde, daß ich in
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Anwesenheit von dem Hueber nicht darüber hätte sprechen dürfen. Das Wort blieb mir (gleichsam) im Halse stecken. Aber es war zu spät, er hatte verstanden.
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jm. (schon) bis zum Hals(e) stehen sal – (eher:) jm. (schon) zum Hals(e) heraushängen/herausstehen/(herauswachsen/ herauskommen)
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wenn/. . ., (dann) drehe ich/dreht der Maier/. . . ihm/dem Schulze/. . . den Hals um! sal
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Wenn ich den Schurken erwische, drehe ich ihm den Hals um! – Was ist denn das für ein Ton? »Drehe ich ihm den Hals um« – als wenn du ihn erwürgen wolltest! – Das würde ich auch – wenn ich könnte.
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einem Huhn/. . . den Hals umdrehen ugs selten
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Wie hat er das Huhn denn getötet? Ohne Messer? – Er hat ihm ganz einfach den Hals umgedreht.
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sich den Hals verrenken/(verdrehen) (um jn./etw. zu sehen)
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ugs
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Obwohl sich die Kleinen den Hals verrenkten, um die Vorführung mitzukriegen, sahen sie fast nichts. Sie saßen hinter mehreren sehr großen Männern, die ihnen die ganze Sicht versperrten.
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vgl. – sich den Hals nach jm. ausrenken
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den Hals nicht vollkriegen/(voll genug kriegen) (können) sal
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Der Bitzner? Der kann den Hals nicht vollkriegen – auch wenn der 15.000,– Euro im Monat verdient, ist er noch nicht zufrieden.
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Richard, jetzt bist du schon über eine Stunde länger auf, als du solltest. Eine halbe Stunde länger hatten wir ausgemacht. Du kriegst wieder den Hals nicht voll. Es ist immer dasselbe: wenn man dir etwas erlaubt, willst du immer mehr haben.
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sich jm. an den Hals werfen/schmeißen sal
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Mein liebes Kind, eine Frau, die etwas auf sich hält, wirft sich einem Mann nicht an den Hals! Im übrigen ist das auch eine falsche Politik: die Männer werden der Frauen, die es ihnen zu leicht machen, nur zu bald überdrüssig.
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jm. Ärger/Sorgen/Unannehmlichkeiten/. . . an den Hals wünschen sal
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Wenn wir genau so gehässig wären wie er, dann würden wir ihm jetzt auch alle möglichen Sorgen an den Hals wünschen. Wie er uns dauernd – er hat sich immer nur gefreut, wenn es uns schlecht ging.
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sich js. Zorn/Unwillen/. . . auf den Hals ziehen (eher:) . . . zuziehen sal
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Halt dich aus der Sache heraus, Magda! Sonst ziehst du dir noch den Zorn eures Regisseurs auf den Hals, und das kann dir nur schaden. Ohne den Mann kommst du an eurem Theater nicht weiter.
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Ansicht: Hals