Deutsche Idiomatik
Geist
erhebe dich, du schwacher Geist! ugs iron\
Du liegst immer noch im Bett?! – Ach, ich bin so müde . . . – Komm’, erhebe dich, du schwacher Geist! Morgen ist Sonntag, da kannst du deine Müdigkeit pflegen.
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Erhebe dich, du schwacher Geist! Wenn man einen älteren Herrn begrüßt, Ingor, steht man doch auf!
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ein großer Geist (sein)
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Goethe, ja, das war ein großer Geist, oder Hegel – aber diesen Terminus auf diesen unbedarften Josef Ärmelings anzuwenden . . . Diese Journalisten!
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der gute Geist in einem Haus/. . ./eines Hauses/. . . sein
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Die älteste Tochter ist der gute Geist da im Haus. Mit ihrer versöhnlichen Art, ihrer Tüchtigkeit und ihrer Geselligkeit hält sie alle und alles zusammen. Wenn die mal nicht mehr im Haus ist, werden sich die Habichts bestimmt schwer tun.
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jn. schickt/(sendet) ein guter Geist ugs
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. . . Ah, Frau Bertram, Sie schickt ein guter Geist! Ich suche verzweifelt nach einer mitleidsvollen Dame, die mir einen Knopf an meiner Jacke annäht. – Ach, die Männer! Zeigen Sie die Jacke mal her . . .
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bei jm. erscheint der Heilige Geist ugs
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Bei dem Ulli ist heute nacht der Heilige Geist erschienen. – Warum haben die sich denn gerade den Ulli ausgesucht? Wenn sie schon jemanden um Mitternacht in Angst und Schrecken jagen wollen, könnten sie sich einen wählen, der die anderen immer ärgert.
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ein kleiner Geist (sein) eher: ein Kleingeist ugs selten
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. . . Ach, der Willibald, das ist doch ein kleiner Geist! Mit dem kannst du doch nicht über die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten eines modernen Gedichts reden. Der weiß doch gar nicht, was ein Gedicht ist! – Sei nicht so boshaft, Paul!
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ein rastloser Geist (sein)
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. . . ein rastloser Geist, dein Vater! Nie zufrieden mit dem, was er fertig hat, immer voller Pläne, immer auf Achse . . . Ob der jemals zur Ruhe kommen wird?
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das stört doch keinen großen Geist! ugs iron
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Jetzt hat mich der Friedhelm doch schon zum dritten Mal mit voller Absicht übersehen! – Laß ihn, Josef, das stört doch keinen großen Geist! Was dieser Friedhelm tut oder läßt, kann dir doch schnurzegal sein; da stehst du doch drüber.
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der Geist einer Zeit/Epoche/. . .
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Entspricht es dem Geist der Zeit, daß Entgegenkommen und Freundlichkeit abnehmen?
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dieses Buch/. . . atmet (ganz) den Geist des Fortschritts/. . .
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path
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. . . Dieser Roman, meine Damen und Herren, atmet ganz den Geist der Aufklärung. Das Hauptthema, die einzelnen Motive, die Charaktere – alles ist durch und durch von der Aufklärung geprägt . . .
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im Geist(e) bei jm. sein/. . . path
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Diese Weihnachten können wir euch leider nicht besuchen. Aber im Geiste sind wir bei euch . . .
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(ganz) im Geist(e) Luthers/unseres Vaters/des Vertrags über gegenseitige Wirtschaftshilfe/. . . handeln/. . . path
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Wenn du, wie du immer behauptest, im Geiste unseres Vaters handeln würdest, würdest du das alte Haus nicht abreißen lassen. Das hätte Vater nie getan!
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nach dem Geist des Vertrages/. . ./(dem Geist des Vertrages/. . . nach) – ≠ nach dem Buchstaben (des Vertrages/. . .)/dem Buchstaben (des Vertrages/. . .) nach
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seinen/den Geist aufgeben bibl od. sal
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Habt ihr die alte Kaffeemaschine nicht mehr? – Die hat ihren Geist aufgegeben. – Ihr seid bestimmt zu wüst damit umgegangen, oder warum ist sie kaputt gegangen?
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Nach langer Krankheit hat der Emil am vergangenen Samstag seinen Geist aufgegeben. selten
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seinen/den Geist aushauchen path od. sal selten – seinen/ den Geist aufgeben (2)
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der Geist der Finsternis rel path
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Laßt euch durch den Geist der Finsternis nicht vom Pfade der Tugend abbringen . . .!
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jm. (mit etw.) auf den Geist gehen ugs – jm. (mit etw.) auf die Nerven fallen/gehen
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dies Buch/. . . ist im/in dem/(aus dem) Geist der Aufklärung/. . . geschrieben
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. . . Wer von Ihnen die romantische Literatur auch nur ein wenig kennt, sieht sofort, daß dieses Gedicht ganz im Geist der Romantik geschrieben ist . . .
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jm. den Heiligen Geist schicken/(einjagen) ugs
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Wenn er euch immer ärgert, müßt ihr ihm mal den Heiligen Geist schicken. – Was ist das denn? – Ihr streift euch ein Bettlaken über, so daß ihr ausseht wie ein Gespenst, erscheint um Mitternacht an seinem Bett und verabreicht ihm eine anständige Tracht Prügel oder sowas.
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(mal wieder/. . .) seinen Geist sprühen lassen oft iron
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Onkel Anton läßt mal wieder seinen Geist sprühen! – Wenn der ein paar hübsche Damen um sich hat, wird er zum vollendeten Conferencier.
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(mal wieder/. . .) viel Geist versprühen oft iron – (mal wieder/. . .) seinen Geist sprühen lassen
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js. Geist hat sich verwirrt form selten – den Verstand verlieren
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der Geist ist willig (aber das Fleisch ist schwach) ugs
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Er hat sich also wieder mit diesen leichten Mädchen eingelassen? Wo er doch hoch und heilig versprochen hatte, in Zukunft ein anderes Leben zu führen! – Nun ja, du weißt ja: Der Geist ist willig . . ./Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
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(etw. mit) Geist und Witz (erzählen/. . .)
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. . . Dein Onkel hat wirklich Geist und Witz! Wenn der seine Erfahrungen in Brasilien zum besten gibt, könnte ich stundenlang zuhören.
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eins im Geiste sein path od. iron veraltend selten
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Die Petra und der Werner sind zwar nicht miteinander verheiratet, ja, für die meisten hier wahrscheinlich nicht einmal miteinander ’befreundet’ – aber ich habe immer den Eindruck, die beiden sind eins im Geiste. Ich habe jedenfalls so ein innerliches, ’selbstverständliches Verständnis’ zwischen zwei jungen Menschen noch nicht erlebt.
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. . . Nein, der Paul und der Richard lassen sich nicht auseinanderdividieren – von dir nicht, von mir nicht – von niemandem! Die sind (immer) eins im Geiste, die beiden! Was der eine will, will der andre auch.
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sich im Geiste (schon) in/bei/. . . sehen
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Im Geiste sah er sich schon im Gefängnis, als er nach der Feier bei Bierwes von der Polizei angehalten wurde. Er hatte bestimmt anderthalb Flaschen Wein getrunken, ein paar Cognacs . . . was würde jetzt passieren?
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dienstbare Geister ugs
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Bei unserem Aufenthalt auf seiner Fazenda in Brasilien hatten wir natürlich alle möglichen dienstbaren Geister zur Verfügung: ein Dienstmädchen, einen Reitknecht, eine Art Bärenführer . . .
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die Geister beruhigen ugs – (eher:) die Gemüter beruhigen
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die Geister scheiden sich in dieser Frage/. . . ugs
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. . . Ja, ja, wie immer scheiden sich in Deutschland die Geister mal wieder an ideologischen Fragen. ’Freiheit’ oder ’Sozialismus’ – diese hochsinnvolle Alternative trennt die Leute.
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