Deutsche Idiomatik
gehen
(in/bei/durch/. . .) leicht/mühelos/schwer/. . . gehen\
. . . Wenn alle mithelfen, geht das leicht! Aber nur für den Klaus und den Hansgerd ist das eine Heidenarbeit!
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. . . Durch den Korridor dürfte das Klavier nur schwer gehen. Das Leichteste wäre wahrscheinlich, durchs Fenster.
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an die vierzig/fünfzig/sechzig/. . . gehen
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. . . Wie alt ist er, Mitte fünfzig? – Er dürfte an die sechzig gehen – 57, 58 wird er schon sein.
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in die Hunderte/Tausende/Millionen/. . . gehen
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. . . Wenn alle Schulden machen, ’darf’ auch der Staat Schulden machen, meinst du. Gut – aber in bestimmten Grenzen! Inzwischen gehen die Schulden doch in die Zig-Milliarden.
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nach vorn(e)/nach hinten (hinaus)/zur Straße (hin)/. . . gehen
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Dein Zimmer geht zur Straße oder nach hinten hinaus? – Nach hinten. Ich guck’ aufs Meer.
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über js. Kraft/Kräfte/. . . gehen – über js. Kräfte gehen jm. über alles gehen – es geht (jm.) nichts über etw./(jn.) unter die Säufer/. . . gehen ugs
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. . . Ah so, wenn man als Künstler nichts werden kann, dann geht
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man unter die Kritiker, nicht?! Eine herrliche Philosophie! – Aber von irgendetwas muß der Alfons doch leben. Wenn er jetzt als Kritiker arbeitet, heißt das doch nicht . . .
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gut/schlecht/falsch/richtig/. . . gehen
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Und? Funktioniert der neue Apparat? – Er geht blendend.
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Meine Uhr geht offensichtlich falsch. Wieviel Uhr haben wir jetzt genau?
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(für jn.) anschaffen gehen sal
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. . . Kinderarbeit, meinte sie, ist schon schlimm. Aber wenn da 13–/14-jährige Mädchen (für die Familie) anschaffen gehen – das
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geht einem doch nahe, weißt du. – Wie hoch ist denn die Kinder-
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prostitution in Indien?
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(In einer Jugendbande:) Was, es gibt keine ’Kohle’ mehr. Dann müssen wir mal wieder anschaffen gehen. Wie wär’s, wenn wir bei dem (Schmuckgeschäft) Klöckner mal ein paar Goldringe mitgehen lassen würden?
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ata (ata) gehen Kinderspr selten – spazieren gehen auf und ab gehen
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Wer ist der junge Herr dort, der auf dem Weg seit einer halben Stunde auf und ab geht? – Das ist der Holm Tiedke. Er wartet auf die Ursula.
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betteln gehen betteln gehen (für jn.) bankrott gehen ugs Bankrott machen (1) beichten gehen rel – zur Beichte gehen
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dahin gehen, daß ... form
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. . . Was sagt denn der Franzbach zu unseren Gedanken? – Seine Vorschläge gehen dahin, daß man zuerst den Handel mit Brasilien ausweitet und dann an Afrika denkt. – Das läßt sich mit unseren Vorschlägen ja nun nicht vereinbaren . . .
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daneben gehen
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Was sagst du da? Das Examen ist daneben gegangen? – So ist es. Durchgefallen.
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Mein Gott, Renate, wenn ein paar Dinge mal daneben gehen, braucht man doch nicht gleich aufzugeben! Meinst du, bei den anderen läuft immer alles gut?
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von dannen gehen veraltend oft iron – von dannen ziehen/ eilen/gehen/. . .
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daran gehen, etw. zu tun – sich daran machen, etw. zu tun/ sich an etw. machen (1)
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durch dick und dünn mit jm. gehen ugs
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Unzertrennlich, diese beiden! Wie selten sieht man ein Ehepaar heute, das so zusammenhält, wie Pech und Schwefel. Ganz gleich, was das Leben ihnen bringt: die beiden gehen durch dick und dünn miteinander.
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Seine Frau geht mit ihm durch dick und dünn. Sie wird ihn nie verlassen und nie verraten, egal, was passiert.
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drunter und drüber gehen (in/bei/. . .)
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Unmittelbar nach der Wiedervereinigung ging es in Deutschland politisch drunter und drüber.
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jm. durch und durch gehen path – jm. durch-und durchgehen
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eingehakt gehen ugs Arm in Arm
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eingehängt gehen ugs Arm in Arm
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mit jm. einig gehen/mit jm. darin/. . . einig gehen, daß . . .
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form
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vgl. – mit jm. einiggehen/mit jm. darin/. . . einiggehen, daß . . .
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vgl. – (eher:) (ganz) einig sein mit jm. (in etw.)
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einwärts gehen selten – über den (großen) Onkel gehen/ (laufen/latschen)
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ins einzelne gehen
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Genügt es, wenn ich euch die Problematik in groben Zügen darlege, oder wollt ihr, daß ich ins einzelne gehe?
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munter/rüstig/voller Mumm/. . . fürbaß gehen veraltend selten mst iron – (eher:) munter/rüstig/voller Mumm/. . . fürbaß schreiten
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laß es dir/laßt es euch/. . . gut/(wohl) gehen!
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Also, tschüß L´ıgia! Laß es dir gut gehen! In einem Jahr sehen wir uns hoffentlich gesund und munter wieder. – Tschüß Utz. Halt die Ohren steif!
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heidi gehen sal selten – verloren gehen
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hopp hopp gehen (müssen) (bei jm.) (bei dem/ihr/. . . muß immer alles hopp hopp gehen) ugs
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Es ist ja ganz klar, daß du keine vernünftigen Klassenarbeiten schreibst! Du bereitest ja nichts richtig vor. – Ich mache immer alles,
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was wir aufhaben. – Aber wie? Es muß immer alles hopp hopp gehen
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bei dir! Wenn du für alle Fächer zusammen mehr als eine halbe Stunde Schularbeiten machst am Tag, ist das doch schon viel. Bei so einer hastigen Arbeiterei kommt natürlich nichts heraus.
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Der Herr Beyer sagt, er braucht die Unterlagen bis spätestens morgen abend. – Bis morgen abend? Bei dem muß es immer hopp hopp gehen! Die normale Bearbeitungszeit für solche Dinge ist bei uns eine Woche.
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hops gehen sal
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vgl. – verloren gehen
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vgl. – kaputt gehen (1)
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vgl. – den Arsch zukneifen
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kapores gehen sal selten – kaputt gehen (1)
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kaputt gehen ugs
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Der Wecker ist hingefallen? – Ja. – Und läuft er noch? – Nein. Er ist natürlich kaputt gegangen.
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Bei seinem Lebenswandel mußte das Verhältnis zu seiner Frau ja kaputt gehen. Selbst die verständnisvollste Frau kann das, was er unter ’Liberalität’ versteht, auf die Dauer nicht mitmachen.
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klar gehen ugs – das/die Sache/(etw.) geht klar mit jm. konform gehen (in etw.)
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Wenn der Albert für den Anbau der Garage ist, hast du ja bestimmt
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auch nichts dagegen? – Wie kommst du denn darauf/dadrauf? – Ihr seid doch fast immer einer Meinung. – F a s t immer. Aber das heißt doch nicht, daß ich mit dem Albert immer und in jeder Einzelheit konform gehe! Ich bin g e g e n die Garage.
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mit jm. gehen ugs
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Kennst du den jungen Mann, mit dem die Heide seit ein paar Wochen geht? – Sie sind schon ein gutes halbes Jahr befreundet, nur ließen sie es vorher niemanden merken. Es ist Volker Heimann, ein Arbeitskollege von unserem Bernd.
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miteinander gehen ugs
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Seit wann gehen die Heide und der Volker Heimann denn miteinander, seit ein paar Wochen? – Nein, sie sind schon ein gutes halbes Jahr eng miteinander befreundet. Aber erst seit einigen Wochen zeigen sie es offen.
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es/etw. muß gehen (egal wie/ganz gleich wie)
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. . . Die Maschine aus Deutschland importieren . . . Ich weiß nicht, ob das geht. – Es muß gehen! Wir müssen einen Weg finden – ganz egal, wie.
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paterre gehen sal Boxen u. ä. – zu Boden gehen
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pleite gehen ugs Bankrott machen (1)
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recht gehen in der Annahme/. . . eher: fragend oder auch einschränkend form
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Gehe ich recht in der Annahme, daß die Rosemarie nicht an der Reise teilnehmen will? – Ja, leider trifft diese Annahme zu.
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In der Annahme, daß . . ., gehe ich doch wohl recht, oder? seltener
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mit einem Gedanken/Plan/. . . schwanger gehen path – iron Wie es scheint, geht der Ulrich mit dem Plan schwanger, nach Peru auszuwandern? – Ich weiß nicht, ob er schwanger ist. Aber den Plan hat er wohl.
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in sich gehen
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Renate, du behandelst den Günther wirklich sehr schroff, oft fast beleidigend. Wahrscheinlich ohne es zu merken oder zu wollen. Geh’ mal in dich und frag’ dich, was dich zu diesem Verhalten veranlaßt.
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vor sich gehen
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Die Seminare gehen hier sehr komisch vor sich. Mal kommt der Dozent zu spät, mal ein Teil der Studenten; mal haut ein Teil der Studenten früher ab, mal der Dozent. Zwischendurch führen sich ein paar Gelangweilte eine Cola oder ein Stück Kuchen zu Gemüte, während andere stricken. Wie gesagt: es läuft alles höchst drollig ab.
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sicher gehen
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Wenn ich sicher gehen kann, daß du auch wirklich kommst . . . – Ich komm’ ganz bestimmt. Du kannst 100 %ig sicher sein.
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spazieren gehen
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. . . Natürlich tut es gut, viel durch die frische Luft zu laufen, Elfriede! Aber ich kann doch nicht jeden Tag drei Stunden spazieren gehen! Das ist was für Pensionäre!
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(bei jm.) (nicht) sehr/. . . tief gehen Schmerz/Kummer/. . .
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. . . Jahre braucht man, um über eine solche Krankheit, über einen solchen Tod hinwegzukommen! Lange Jahre! Ich wußte vorher gar nicht, daß Schmerzen so tief gehen können.
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. . . Ob den Willi die Strafe in der Tat so beeindruckt hat, wie du meinst, weiß ich nicht. Ich würde das aber eher bezweifeln; denn im allgemeinen gehen solche Dinge bei ihm nicht sehr tief. – Du meinst, das hat er im Nu wieder vergessen?
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überquer gehen österr fehlschlagen verloren gehen
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Wo ist der Hausschlüssel? – Er ist mal wieder verloren gegangen. – Hat Christiane ihn wieder irgendwo liegen lassen? – Wer ihn verloren hat, weiß ich nicht; er ist jedenfalls weg.
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e-r S. verlustig gehen form veraltend
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Achtung, Achtung, eine Durchsage: in der Schalterhalle ist eine Dame ihrer Handtasche verlustig gegangen. Der Finder wird gebeten
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...
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verschütt gehen ugs verschütt gehen
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in die Vollen gehen ugs – in die Vollen gehen
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vonstatten gehen form
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Wann soll die Karnevalsfeier vonstatten gehen? – Sie findet voraussichtlich am nächsten Mittwoch statt.
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Der ganze Kongreß ging sehr zügig vonstatten. Alle Achtung! Der war hervorragend geplant.
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nicht vor und nicht zurück/nicht vorwärts und nicht rückwärts gehen – nicht vor und nicht zurückgehen/weder vor noch zurückgehen
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so weit gehen, daß . . ./zu . . .
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In seinem Haß auf die Nachbarn ging er so weit, sie zu verklagen, weil ihr Junge Klavier spielte. Das sei ruhestörender Lärm.
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zu weit gehen – den Bogen überspannen
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unsere/. . . Ansichten/Meinungen/Vereinbarungen/. . . gehen dahin, daß ... form
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Habt ihr euch endlich geeinigt? – Ja. Und zwar gehen unsere Vereinbarungen dahin, daß der Karl die Zweigstelle in Ulm übernimmt und ich die in Augsburg.
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zuende gehen – zu Ende gehen
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(nicht) wissen/. . ., bis wohin/wie weit man gehen kann
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Ich habe nichts dagegen, wenn ihr hin und wieder anständig feiert. Das ist selbstverständlich in eurem Alter. Aber man muß wissen, bis wohin man gehen kann. Bis nachts um drei Uhr Lärm machen und der Wirtin vier oder fünf Gläser zerschlagen, (das) geht zu weit.
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einen gehen lassen sal selten – einen fahren lassen
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es sich gut/(wohl) gehen lassen
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Na, du hast es dir ja gut gehen lassen in Brasilien, scheint es. Du siehst aus wie das ewige Leben. – Du hast recht: herrliches Wetter, ein wunderbarer Strand, wenig Arbeit, gutes Essen, interessante Gesellschaft – schöner konnte es nicht sein.
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es langsam gehen lassen ugs
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Jetzt habe ich in diesem Betrieb 35 Jahre hart gearbeitet, jetzt laß ich es langsam gehen. Sollen die anderen sich mal anstrengen.
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es langsamer gehen lassen ugs
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Da ihr in den letzten Wochen weit mehr gemacht habt, als ich gerechnet hatte, ist das Projekt früher fertig als geplant. Ihr könnt es in den nächsten Wochen also meinetwegen ruhig langsamer gehen lassen.
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Bei einer Führung von 4 : 1 eine halbe Stunde vor Schluß kann es unsere Mannschaft jetzt langsamer gehen lassen. Da kann nichts mehr passieren.
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sich gehen lassen
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Hast du gesehen, wie nachlässig der Helmut bei der Unterhaltung mit Prof. Klunker in seinem Sessel hing? – Der läßt sich immer so gehen. Er hat keine Spur Selbstbeherrschung. Weder äußerlich noch innerlich. Du müßtest ihn erleben, wie er da herumbrüllt, wenn ihm etwas gegen den Strich geht.
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etw. mit sich gehen lassen ugs selten – etw. mitgehen lassen/
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(heißen)
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alles unter sich gehen lassen form – nichts bei sich behalten
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(können)
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jn.lieber gehen als kommen sehen ugs selten – jn. lieber/am liebsten von hinten sehen
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es/(etw.) muß gehen, egal wie/(ganz gleich, wie)
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Ob ich das schaffe? Es muß gehen, egal, wie. Zweifeln und Zaudern hilft nicht weiter. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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sich (schon/. . .) zum Gehen wenden (als . . .)
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. . . Er hatte derart dezidiert abgelehnt, daß die Unterhaltung für mich beendet zu sein schien. Ich wandte mich schon zum Gehen, da sagte er plötzlich: »Na, vielleicht können wir doch noch einen Modus finden . . . Bleiben Sie noch einen Moment! . . .«
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