Deutsche Idiomatik
Gedanke
der bloße Gedanke (daran, daß . . .) macht jn. schon wütend/. . .\
(Ein Mann zu seiner Frau:) Der bloße Gedanke, mir das halbe Wochenende das dumme Gequatsche von meiner Familie anhören zu müssen, macht mich schon kribbelig! – Aber Edgar, du kannst doch mal deine Eltern besuchen, ohne vorher schon schlecht gelaunt zu sein! – Eben nicht!
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js. erster und letzter Gedanke ist: ...
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Ihr erster und letzter Gedanke ist: was fördert die Kinder am besten? Alles andere ist für sie nebensächlich.
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Ihr erster und letzter Gedanke ist: Tennis. Tennis, Tennis und nochmals Tennis – was anderes kennt sie nicht.
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(gar/überhaupt) kein Gedanke dran/(daran)! – (eher:) (gar/ überhaupt) kein Denken dran/(daran)!
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es liegt jm. der Gedanke fern/jm. liegt der Gedanke fern, etw. anzunehmen/. . . – (eher:) es liegt jm. (völlig) fern, etw. zu tun/anzunehmen/. . .
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wo ist j. nur/bloß/. . . mit seinen Gedanken?!
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. . . Wo der Hanspeter bloß immer mit seinen Gedanken ist! Wenn man den anspricht, guckt er einen an, als würde er aus einem tiefen Traum erwachen.
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vgl. – wo hat j. nur/bloß/. . . seine Gedanken?!
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wo hat j. nur/bloß/. . . seine Gedanken?!
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(In der Schule:) . . . Ricky! Wo hast du denn schon wieder deine Gedanken? Kannst du denn nicht wenigstens mal fünf Minuten konzentriert zuhören?
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(ganz) in Gedanken sein
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Brigitte. . . . Brigitte!! – Ja! Was ist los? – Warum antwortest du nicht, wenn man dich anspricht? – Ich war ganz in Gedanken. Bei so einer langen Zugfahrt träumt man so vor sich hin, denkt an alles mögliche
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...
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in Gedanken in/bei/. . . sein
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. . . Ja, physisch bin ich natürlich jetzt hier in München, Liebster, aber in Gedanken bin ich immer noch in Mexiko! – Hat dich die Reise so beeindruckt?
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(ganz) in Gedanken etw. tun
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Hast du wirklich bei den Bohnenkamps die Vase umgeworfen? – Ja. Ganz in Gedanken ging ich während des Cocktails in der Eingangshalle auf und ab und plötzlich schlug ich mit dem Fuß gegen die Vase. – Du hast dich doch entschuldigt? – Natürlich. Ich habe sofort erklärt, daß ich ganz zerstreut war und die Vase selbstverständlich ersetze.
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sich mit einem Gedanken anfreunden (müssen/können/. . .) Ich kann mich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, daß ich nächstes Jahr in diese Kleinstadt ziehen soll. – Du wirst dich an diese Idee gewöhnen müssen, Walter.
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seine Gedanken (nicht) für sich behalten (können) ugs Schade, daß er seine Gedanken nicht für sich behalten kann! Es geht die Martina doch wahrhaftig nichts an, wie er über seine Schwester denkt. – Manche Leute müssen eben alles weitererzählen . . .
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seine Gedanken nicht beisammen haben ugs – die/seine Ge-
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danken nicht zusammenhalten (können)
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jn. auf den Gedanken bringen, zu ...
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Wer hat dich eigentlich auf den Gedanken gebracht, statt Psychologie Sonderpädagogik zu studieren? – Keiner. Auf die Idee bin ich selbst gekommen.
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jn. auf andere Gedanken bringen
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In der nächsten Woche fahre ich in die Berge. Mal sehen, ob mich das Skilaufen auf andere Gedanken bringt. Immer nur Sozialpolitik, Sozialpolitik – das zermürbt einen auf die Dauer.
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den Gedanken fassen, etw. zu tun form selten – den Plan
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fassen, etw. zu tun
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bei dem Krach/. . . kann man/. . . keinen (klaren) Gedanken fassen
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Herrgott, ist das ein Lärm und ein Durcheinander hier! Wie soll man denn da auch nur einen einzigen Gedanken fassen?
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Gedanken sind frei! form
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Warum fährst du dem Jungen denn dauernd über den Mund, wenn er etwas sagt, was dir nicht paßt? Laß ihn doch reden. Gedanken sind schließlich frei.
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jm. seine/die Gedanken vom Gesicht ablesen
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Paß auf bei der Verhandlung! Beherrsche nicht nur deine Worte, sondern auch deine Gesten, dein Mienenspiel. Der alte Braukamp liest den Leuten die Gedanken vom Gesicht ab.
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die/seine Gedanken (nicht) zusammen/(beisammen) haben
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ugs
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. . . Christa! Jetzt machst du zum dritten Mal denselben Fehler. Was hilft es, wenn ich dich verbessere, du aber im nächsten Augenblick denselben Fehler wieder machst, nur, weil du deine Gedanken nicht zusammen hast? Jetzt konzentriere dich endlich mal!
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auf den Gedanken kommen – auf die Idee kommen
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auf andere Gedanken kommen
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In der nächsten Woche fahre ich in die Berge. Mal sehen, ob ich da auf andere Gedanken komme. Diese ewige Sozialpolitik macht mich auf die Dauer verrückt.
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(immer nur/. . .) auf dumme Gedanken kommen ugs – nur/ nichts als/. . . Dummheiten im Kopf haben
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js. Gedanken lesen (können)
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. . . Wenn du mir das auch nicht verraten willst – ich weiß ganz genau, was du denkst! – Ich weiß, Carla, du bist eine Superschlaue, du kannst anderleuts Gedanken lesen. Du liest sogar Gedanken, die es gar nicht gibt!
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kannst du/kann er/. . . Gedanken lesen? ugs
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Kannst du Gedanken lesen oder woher weißt du, daß ich dir eine neue Kette gekauft habe? – Ich habe es geahnt, als du dir gestern meine alte Kette so genau ansahst.
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mit dem Gedanken liebäugeln, zu ... ugs
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. . . Ich höre, du willst im Sommer nach Griechenland? – Ich liebäugel’ in der Tat mit dem Gedanken. Ob daraus/(aus diesem Wunsch) was wird, steht natürlich noch in den Sternen.
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sich über jn./etw./(wegen jm./e-r S.) Gedanken machen
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Der Karl wirkt ein wenig deprimiert. Er macht sich offensichtlich Gedanken über die Zukunft von Berti. Es scheint, daß sie nach ihrem abrupten Abgang von der Schule nicht mehr so richtig auf die Beine gefallen ist. Da ist er als Vater besorgt, das ist klar.
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sich (so) seine Gedanken machen (über jn./etw.)
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Nein, gesagt hat Großvater nichts, als Gerd und Christel davon sprachen, daß sie nächsten Monat zusammenziehen wollen. Aber er macht sich natürlich so seine Gedanken.
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schwarzen/düsteren/. . . Gedanken nachhängen form
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Sei doch nicht so trübsinnig, Elfriede! Wenn du dauernd schwarzen Gedanken nachhängst, siehst du nachher gar nicht mehr, was es Schönes in der Welt gibt.
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jn. aus seinen Gedanken reißen path
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Wie soll man hier vernünftig arbeiten, wenn man alle fünf Minuten durch dieses verdammte Telefon aus seinen Gedanken gerissen wird?! Keine drei Seiten kann man hier ungestört lesen!
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seine Gedanken schweifen lassen (nach/. . .)
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. . . Statt konzentriert zu lesen, ließ er seine Gedanken nach Brasilien schweifen, dachte an die herrlichen Jahre in Bahia . . . Das waren Zeiten! Ob er so schöne Jahre nochmal erleben würde?
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Gedanken ziehen jm. durch den Sinn form
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Beim Ordnen ihrer Schubladen fiel ihr ein Bündel alter Briefe in die Hände. Bei ihrem Anblick zogen ihr allerhand Gedanken durch den Sinn: wie lange war das schon her, ihr Studium in Tours, die Freundschaft mit Jacques . . . wie fern das alles war . . . und wie lebendig doch noch . . .
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mit dem Gedanken spielen/(umgehen), zu . . .
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Meine Frau spielt mit dem Gedanken, sich für ein Mal in der Woche eine Putzfrau zu besorgen. Mal sehen, ob sie sich wirklich dazu entschließt.
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sich mit dem/(den) Gedanken tragen, zu ... form
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Der Manfred trägt sich mit dem Gedanken, die Universitätslaufbahn an den Nagel zu hängen und in die Industrie zu gehen. – Hat er das wirklich im Ernst vor?
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auf den Gedanken verfallen, etw. zu tun form
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. . . Plötzlich verfiel er auf den Gedanken, sein Studium zu wechseln. Ich weiß auch nicht, wie er auf die Idee kam . . .
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ganz in Gedanken verloren sein – (ganz) in Gedanken versinken
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(ganz) in Gedanken versinken oft: (ganz) in Gedanken versunken (sein)
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Ach, du bist schon da? – Ja. Du warst ganz in Gedanken versunken und hast gar nicht gemerkt, daß ich hereinkam. Woran dachtest du denn, daß du alles um dich herum vergaßt?
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(ganz) in Gedanken vertieft (sein) – (ganz) in Gedanken
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versinken
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etw. in Gedanken an sich vorüberziehen lassen – etw. Revue
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passieren lassen
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mit seinen Gedanken (immer/ganz) woanders sein/seine . . . haben
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Leider muß ich Ihnen sagen, Frau Peters, daß Ihr Wolfgang im Unterricht nach wie vor nur selten mitmacht. Er ist mit seinen Gedanken immer woanders. Konzentriert zuhören kann er gar nicht.
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Gedanken sind zollfrei! ugs iron Gedanken sind frei!
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die/seine Gedanken nicht zusammenhalten (können) ugs
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18 Fehler in einem so leichten Diktat! Wenn er nur ein bißchen aufgepaßt hätte, hätte er ein ’gut’. – Der Junge kann seine Gedanken nicht zusammenhalten. Er macht nichts konzentriert.
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seine Gedanken zusammennehmen ugs
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Nimm deine Gedanken zusammen, Reinhard! Wenn du nicht bei der Sache bist und dich nicht konzentrierst, kriegst du die Aufgabe natürlich nie raus!
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