Deutsche Idiomatik
Boden
auf deutschem/. . . Boden path veraltend selten\
Was erzählt der da? ’Auf deutschem Boden kommt so was nicht vor?’ Quatschkopf! Das habe ich gestern noch erlebt, in Mühlheim. Und Mühlheim liegt doch in Deutschland, oder?
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(Koffer/. . ./Moral) mit doppeltem Boden
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Haben die an der Grenze das denn nicht gesehen? Du sagtest doch, du mußtest den Koffer aufmachen. – Natürlich. Aber mein Koffer ist eben ein ganz besonderer Koffer, einer mit doppeltem Boden.
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Mein Lieber, du denkst zu einlinig! – Jetzt sag’ bloß noch, zu simpel! – So weit würde ich nicht gehen. Zu linear. Du solltest mehr Thomas Mann lesen, da würdest du verstehen, was das heißt: Moral mit doppeltem Boden. So gesehen – so, und anders gesehen – anders; und beides mit seinem Recht . . .
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total/. . . am Boden sein ugs Neol
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Seit ihn seine Freundin verlassen hat, ist der Klaus total am Boden. Er hat ständig verweinte Augen und geht kaum noch aus dem Haus . . . Er fühlt sich hundsmiserabel.
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. . . Als er seine Englischarbeit zurückbekam, war er ganz am Boden. Eine ’Fünf’, damit hatte er nicht gerechnet.
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auf dem blanken/(nackten) Boden schlafen/. . .
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Wenn es euch nichts ausmacht, auf dem blanken Boden zu schlafen, könnt ihr gern bei mir übernachten. Nur Betten sind halt keine mehr frei.
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den Boden aufsuchen (müssen) Boxen
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Wie oft hat der Louis den Boden aufgesucht, sagst du? – Das konnte man gar nicht mehr zählen. In den letzten beiden Runden lag er mehr am Boden, als daß er stand. Aber er ging eben nicht k. o..
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sich auf schwankenden/unsicheren Boden begeben form
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Er sollte zu diesem Thema schweigen, weil er nicht informiert ist. Er begibt sich da auf schwankenden Boden; mit jedem Wort, das er sagt, geht er ein Risiko ein.
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jm./e-r S./für etw. den Boden bereiten/vorbereiten form
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Der neue Geschäftsführer hat es gut. Sein Vorgänger hat in langer Arbeit den Boden für den Absatz der Produkte vorbereitet. Er braucht nur zuendezuführen, was blendend eingefädelt ist.
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sich auf unsicherem/schwankendem Boden bewegen (mit etw.) form
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Er bewegt sich da mit seinen Annahmen auf schwankendem Boden. Er ist nicht ausreichend informiert und sollte sich deshalb mit seiner Meinung zurückhalten.
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der/dieser/. . . Boden ist mit Blut getränkt path
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Das ist eine unselige Gegend hier, erklärte er, als sie in Verdun ankamen; der Boden hier ist mit Blut getränkt. Im ersten Weltkrieg fielen hier in einem endlosen Stellungskrieg mehr als eine halbe Million Menschen.
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jn. zu Boden drücken path selten
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Die sozialen Mißstände unter dem Regime des Sonnenkönigs waren gewaltig. Die Landpächter zum Beispiel waren durch steuerliche Belastungen dermaßen zu Boden gedrückt, daß sie kaum eine Chance hatten, jemals aus ihren Schulden herauszukommen.
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jm./e-r S./für etw. den Boden ebnen form – jm./e-r S./für etw. den Boden bereiten/vorbereiten
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e-r S. den Boden entziehen form
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Die neuen Gesetze haben unserer Diskussion den Boden entzogen. Sie nehmen vorweg, was durch die Diskussion erst geklärt werden sollte.
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auf fruchtbaren Boden fallen
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Seine Erklärungen und Ratschläge zu den Problemen der Gastarbeiterkinder fielen hier offenbar auf fruchtbaren Boden. Man kommt ihnen jetzt mit mehr Verständnis entgegen als bisher.
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einen gemeinsamen Boden (für etw.) finden – (eher:) eine gemeinsame Plattform (für etw.) finden
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(einen) günstigen Boden für etw. finden/vorfinden
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Das war die Chance für diesen radikalen Politiker! In dem abgewirtschafteten Land voller Arbeitsloser fand er für seine extremistischen Ideen einen günstigen Boden vor.
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(wieder) festen/sicheren Boden unter die Füße bekommen
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Fliegen ist die angenehmste Form des Reisens. Trotzdem bin ich nach jedem Flug froh, wenn ich wieder festen Boden unter die Füße bekomme.
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Nach seinem langen Auslandsaufenthalt wird er es in Deutschland
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schwer haben, festen Boden unter die Füße zu bekommen, sowohl beruflich als auch privat.
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jm. brennt der Boden unter den Füßen – der Boden wird jm. zu heiß (unter den Füßen)
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jm. schwankt/(wankt/weicht) der Boden unter den Füßen/(der Boden schwankt unter js. Füßen)
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Wieviel Gläser habe ich eigentlich getrunken? – Das weiß ich doch nicht. Fünfzehn waren es bestimmt. Warum? – Mir schwankt der Boden schon unter den Füßen. – Das merkt man. Du wankst daher wie eine Oma.
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festen/sicheren Boden unter den Füßen haben
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Endlich haben wir nach dieser langen Schiffsreise wieder festen Boden unter den Füßen.
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Hat sich der Karl-Heinz hier gut eingelebt? – Ich weiß nicht. Er hat wohl immer noch keinen festen Boden unter den Füßen. Beruflich fehlt ihm eine sichere Stellung und auch privat hängt er noch immer in der Luft.
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den Boden unter den Füßen verlieren
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Er hat sich so sehr in seine hochfliegenden Pläne verstiegen, daß er dabei den Boden unter den Füßen verloren hat.
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jm. den Boden unter den Füßen wegziehen selten
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Mit dieser neuen Gesetzesregelung haben sie ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn er seine Produkte nicht mehr exportieren darf, ist er ruiniert, denn einen einheimischen Markt dafür gibt es nicht.
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zu Boden gehen Boxen
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Das hättet ihr sehen sollen: umständlich zog er sich seine Lederhandschuhe an, visierte den Kerl, der seine Frau belästigt hatte, und versetzte ihm dann wie Cassius Clay in seinen besten Tagen einen Kinnhaken. – Und der andere? – Er ging schulgerecht zu Boden. K. o.
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wie aus dem Boden geschossen/gewachsen/(gestampft)
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(plötzlich/. . .) vor jm. stehen ugs
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Stell’ dir vor, wen ich auf dem Cocktail getroffen habe: den Manfred Brauer. Wie aus dem Boden geschossen stand er plötzlich vor mir:
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»Hallo, Ursel, wie geht’s dir . . .?« – »Mensch, Manfred, wo kommst du denn her? Was machst du denn auf diesem Cocktail? . . .«
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an Boden gewinnen
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Die Truppen kämpften sich langsam, aber sicher vorwärts. Täglich gewannen sie gegenüber dem Feind an Boden.
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Bis vor kurzem schien es, als hätten die Rechten in dieser Wahl gar keine Chance. Aber durch die Wirtschaftskrise haben sie stark an Boden gewonnen, und es ist nicht auszuschließen, daß sie die Wahl gewinnen.
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keinen Boden gewinnen (können) (in/bei/. . .) form selten
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. . . Solange der Rauter den Verkauf leitet, Herbert, kannst du bei Schuckert keinen Boden gewinnen. Der duldet nur Sklaven neben sich.
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(verlorenen) Boden gutmachen
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. . . Unsere Partei hat in den letzten beiden Jahren sehr an Ansehen eingebüßt. Wenn wir jetzt nicht mit aller Macht versuchen, verlorenen Boden gutzumachen, werden wir den nächsten Wahlkampf mit Sicherheit nicht gewinnen.
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der Boden wird jm. zu heiß (unter den Füßen)
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Klar, daß sich der Leineweber aus dem Staub gemacht hat! Der Boden wurde ihm hier zu heiß. Seine Verbrechen sprechen sich immer mehr herum, und er mußte damit rechnen, über kurz oder lang von der Polizei geschnappt zu werden.
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könnte jn. un(an)gespitzt in den Boden rammen/(hauen)
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ugs – iron Neol
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. . . Den Oliver könnte ich unangespitzt in den Boden rammen! Weil er sich so dämlich angestellt hat, ist uns ein ganz fetter Auftrag flöten gegangen.
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jn. zu Boden rennen/reiten/. . . selten
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. . . Paß doch auf, was du machst, Karli. Jetzt rennst du heute schon zum zweiten Mal die kleine Christl zu Boden. – Die spielt aber auch immer direkt hinter mir! . . .
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aus dem Boden schießen ugs
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. . . Das mußt du dir mal angucken: ganze Viertel schießen da in wenigen Monaten aus dem Boden. Wenn diese Bauwut so weitergeht, wird man die Stadt in zwei, drei Jahren nicht wiedererkennen.
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jn. zu Boden schlagen
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Sie können doch nicht einfach einen Passanten zu Boden schlagen! – Wenn er sich erlaubt, meine Frau zu belästigen, muß er sich gefallen lassen, daß ich ihm einen anständigen Schlag verpasse. Wenn er dann zu Boden geht, ist das sein Vergnügen.
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etw. zu Boden schmettern path
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Außer sich vor Wut, riß er die Vase vom Tisch und schmetterte sie mit aller Gewalt zu Boden, sodaß sie in tausend Stücke zersprang.
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»So, jetzt brauchen wir uns über das verdammte Ding nicht mehr zu streiten . . .«
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der Boden ist mit dem Schweiße ganzer Generationen/zahlreicher Geschlechter/unzähliger Menschen/. . . getränkt path veraltend selten
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Das ist eine karge, dürre Gegend hier, in der die Menschen immer äußerst hart arbeiten mußten, um nur das Nötigste zu haben. – Der Boden ist mit dem Schweiße von Generationen getränkt, wie man sagt, nicht?
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beschämt/verlegen/. . . zu Boden sehen/schauen (. . .) form
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»Ist das nun deine Unterschrift oder nicht?« – Der Junge schaute beschämt zu Boden. In seiner Not hatte er die Unterschrift des Vaters gefälscht. Aber wie sollte er dem Vater jetzt klarmachen, daß er keinen anderen Ausweg gesehen hatte, daß er das jetzt bereute ..?
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(langsam/. . .) zu Boden sinken
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Als sie die beiden Autos aufeinanderprallen sah, verlor sie die Besinnung und sank zu Boden. Ein älterer Herr hob sie mühsam auf und stützte sie, bis sie wieder zu sich kam.
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auf den Boden stampfen ugs
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»Nein«, brüllte er und stampfte trotzig auf den Boden, »nein, ich will nicht mit zu Tante Gerda!«
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etw. regelrecht/. . . aus dem Boden stampfen ugs
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Das neue Viertel wurde regelrecht aus dem Boden gestampft. Vor drei Jahren war das ganze Gelände noch eine riesige Grünfläche.
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Zu einer solch schwierigen Übersetzung braucht man Zeit und Ruhe. Die kann man nicht so einfach aus dem Boden stampfen!
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auf festem Boden stehen – festen/sicheren Boden unter den Füßen haben (1)
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(wieder) auf festem/sicherem Boden stehen/(sein) – festen/ sicheren Boden unter den Füßen haben
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auf schwankendem Boden stehen selten – auf schwachen
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Füßen stehen (1)
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(nicht) auf dem Boden des Gesetzes/der Verfassung/. . . stehen form
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Steht die kommunistische Partei auf dem Boden der Verfassung? – Die Juristen diskutieren gerade, ob sie verfassungskonform ist oder nicht.
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auf dem Boden einer Theorie/Lehre/. . . stehen form
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Stehen diese Kapitalisten, wenn man es streng nimmt, eigentlich noch auf dem Boden des Christentums? – Wie meinen Sie das? – Beispielsweise das Zinssystem – die Tatsache also, daß jemand allein durch Kapital an anderen Menschen verdient –, ist das mit der christlichen Lehre vereinbar?
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jn. zu Boden strecken Boxen
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. . . Er stürzte auf ihn und streckte ihn mit einem gezielten Faustschlag zu Boden. Wie im Film!
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zu Boden stürzen form
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. . . Wie kann dieser Junge denn da so mir nichts dir nichts zu Boden stürzen? Das war doch wohl kein Ohnmachtsanfall?
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auf dem Boden der Tatsachen bleiben form
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Was Sie da sagen, Herr Kollege, stimmt leider nicht. Sie können selbstverständlich anderer Meinung sein als wir, aber Sie sollten auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Was hat es für einen Sinn, wenn wir uns hier gegenseitig Märchen erzählen?
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(nicht) auf dem Boden der Tatsachen stehen form
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Er steht nicht auf dem Boden der Tatsachen! Seine Behauptungen gründen sich auf Hypothesen, Illusionen, ja auf Entstellungen und Lügereien.
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sich auf den Boden der Tatsachen stellen form
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Erst einmal muß er sich auf den Boden der Tatsachen stellen, dann diskutiere ich mit ihm. Solange er auf seinen Fiktionen, Illusionen und auch Entstellungen verharrt, sehe ich keine vernünftige Basis für eine Unterhaltung.
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(an) Boden verlieren form selten – an Terrain verlieren
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wäre am liebsten in den Boden versunken/hätte in den Boden versinken mögen Scham/Verlegenheit/. . . path – j. wäre am liebsten in den Erdboden versunken/hätte in den Erdboden versinken mögen
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den Boden für etw. vorbereiten form
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. . . Man kann so richtig merken, wie die Regierung mit ihrem Konjunkturprogramm den Boden für die nächste Wahl vorbereitet. – Die Opposition versucht doch auch ganz geschickt, die Leute auf ihre Linie einzustimmen
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jn. zu Boden werfen
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Wir spielten da lustig und vergnügt miteinander, und plötzlich, ganz unvermittelt, warf mich der Klaus zu Boden. Ich weiß auch nicht, warum. Zack – ehe ich mich versah, lag ich da auf der Erde! Und er lachte, lachte . . .
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(verlorenen) Boden wettmachen – (verlorenen) Boden gutmachen
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jn. restlos/(völlig) am Boden zerstören/am Boden zerstört sein sal
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Gestern riß ihm der Geduldsfaden. Er hat den Peter endlich einmal verprügelt. Aber wie, sag’ ich dir! Er hat ihn restlos am Boden zerstört.
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Mit dieser Rede hat er seinen Kontrahenten restlos am Boden zerstört. Von dem armen Kerl ist nichts übriggeblieben, und ich glaube auch nicht, daß er sich von diesem Schlag jemals wieder erholt.
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