Adelung Wörterbuch
Ziemen
, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben, der Zeit und den Umständen, besonders dem Wohlstande gemäß seyn, wie geziemen, welches üblicher ist, nur daß ziemen, um der Kürze Willen, noch zuweilen von den Dichtern gebraucht wird.  
Der Klageton,
Mit dem du sprichst, ziemt nicht ein männlich Herz,
Weisse.
 
Nein, Göttern ziemt kein Spaß,
Lichtw.
 
S. Geziemen, wo auch von der Abstammung bereits das nöthigste gesagt ist.
 
1. Der Ziemer
, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art kleiner Krammetsvögel, vermuthlich wegen ihrer Stimme, S. Misteldrossel.
 
2. Der Ziemer
, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches besonders in einer gedoppelten Bedeutung üblich ist. 1. An einem zerwirkten Hirsche wird der Rücken nach abgelöseten Keulen der Ziemer genannt; da man denn drey Ziemer hat, den hintern, mittlern und vordern. In engerer Bedeutung heißt der hintere nur schlechthin Ziemer. Eben so heißt das Schwanzstück von einem Rinde bey den Fleischern der Ziemer. 2. Das männliche Glied eines größern Thieres, z.B. eines Hirsches, eines Ochsen u.s.f. Daher der Ochsenziemer, das gebörrete männliche Glied eines Ochsen, so fern es Statt einer Peitsche gebraucht wird.
Anm. Das Wort wird in den gemeinen Sprecharten sehr verunstaltet, indem es bald Ziem, bald Ziemen, Zämmel, Zämmer, Zimmel, u.s.f lautet. Die Ausdehnung in die Länge, vielleicht auch die Spitze, scheint der Grund der Benennung zu seyn, so daß es mit dem Franz. Cimier und Ital. Cima verwandt ist.
 
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