Adelung Wörterbuch
Wenig
, Compar. weniger, Superl. wenigste, ein allgemeines Zahlwort, welches überhaupt eine kleine, aber unbestimmte Zahl und Quantität bedeutet, und in so fern dem viel, mehr und meist entgegen gesetzet ist. Es wird auf gedoppelte Art gebraucht. I. Als ein eigentliches Zahlwort.
1. Eigentlich, eine kleine unbestimmte Zahl und Menge zu bezeichnen. Sowohl Collective, und nur allein im Singular. Wenig Geld haben. Trinke ein wenig Wein, ehedem mit dem Genitive, ein wenig Weins. Ich habe wenig Nutzen davon. Es bleibt mir wenig Zeit übrig. Ich sehe noch wenig Anstalt dazu. Als auch distributive, da es denn der Natur der Sache nach nur im Plural gebraucht werden kann. In wenig Tagen, in wenig Wochen, in wenig Jahren. Wenig Worte von etwas machen. Hier ist der Genitiv üblicher, doch nur, das ausgelassene von oder unter zu vertreten. Wenige derselben, d.i. von ihnen. Es kamen ihrer nur wenige; es waren unser wenige. Wenige unsers Standes, von unserm Stande. Es sind ihrer zu wenig. So auch im Comparative und Superlative. Weniger Geld und mehr Gelehrsamkeit. Der wenigste Theil, wofür doch der kleinste, der geringste Theil üblicher sind. Das ist meine wenigste (geringste) Sorge.
Da alle Zahlwörter sowohl in der Biegung, als in ihrem Gebrauche, so viel Abweichendes haben, indem sie in der Mitte zwischen den biegsamen und unbiegsamen Bestimmungswörtern stehen, und daher bald diesen, bald jenen gleichen; so gilt solches auch von diesem Worte. Wenn es ein Substantivum nach sich hat, und kein Pronomen oder bestimmter Artikel vorher gehet, so ist es völlig unbiegsam. Wenig Verdienste haben. Wenig Fleiß anwenden. An wenig Orten. Denn wenn man gleich zuweilen höret, mit wenigen Worten, in wenigen Tagen, so ist dieß doch bey weiten nicht die üblichste Form. Gehet aber ein biegsames Bestimmungswort, besonders ein Pronomen und der bestimmte Artikel vorher, so muß auch wenig die Biegung annehmen. Die wenigen Verdienste, welche er etwa hat. Seiner wenigen Verdienste wegen. Des wenigen Guten wegen. Der wenige Vorrath. Welches auch gilt, theils, wenn wenig in der dritten Declination der Adjective gebraucht wird, welcher Fall doch seltener ist. Weniger Menschen Wohl befördern. Weniges Geld ist dazu hinlänglich. Theils, wenn es ohne Substantiv stehet, sich aber doch auf eines beziehet; in beyden Fällen, weil doch der Casus an Einem Worte bezeichnet werden muß. Mit wenigem zufrieden seyn. Wenn der Artikel der Einheit vorher gehet, so bleiben beyde unverändert. Ein wenig Wein, mit ein wenig Wein vermischt. Butter auf ein wenig Brot gestrichen. Eben dieses gilt von der Declination des Comparatives. Mit weniger Fleiß als Glück. Die zusammen gesetzten Maschinen entstehen aus der Verbindung mehrerer oder wenigerer einfacher Maschinen, weil hier die dritte Declination der Adjectiven Statt findet, wo die Biegung, um der Bezeichnung des Casus Willen, nothwendig ist. Wollte man sagen, aus der Verbindung mehr oder weniger einfacher Maschinen, so würden mehr und weniger hier das folgende Adverbium seyn, und zunächst das einfach bestimmen.
Ingleichen absolute und als ein Adverbium, da es denn völlig unbiegsam bleibt. Es ist wenig daran gelegen. So wenig als nichts. Wenig haben, wenig geben, wenig essen, wenig trinken. Er hat weniger als ich. Weniger konnte ich ihm nicht geben. Sieben Mahl weniger. Es ist um die Hälfte weniger. Ein Auge weniger haben, als andere. In weniger als drey Tagen. Dasjenige, um wie viel etwas weniger ist, wird hinter dem Adverbio weniger gesetzt. Drey Thaler weniger vier Groschen. Ein Schock weniger sechs. Drey Eimer weniger drey Viertel.
Auch als ein Substantivum. Das Wenige, was ich habe. Sein Weniges mir beytragen. Ein Weniges. In Wenigem getreu seyn. Sich mit Wenigem begnügen.
2. Figürlich. (a) Von dem Grade der innern Stärke, für geringe, nur allein im Singular. So wohl mit dem Substantive, wo von der Declination wieder das vorige gilt. Wenig Geduld haben. Wenig Sorge trage. Er kann ein wenig Latein. Wenig Andacht spüren lassen. Als auch absolute, und als ein Adverbium. Sowohl vor Verbis. Einer Sache wenig kundig seyn, in derselben wenig erfahren seyn. Wenn er sich nur ein wenig bewegt. Der Sache zu wenig thun. Das hat ihn ein wenig verdrossen. Tretet ein wenig auf die Seite. Diese Abnahme heißt wenig, ist von keiner Erheblichkeit. Ich habe wenig darauf geachtet. Wie wenig müssen sie mich kennen? Ich erschrak nicht wenig, d.i. sehr. Wie gut wäre es für mich, wenn ich sie weniger liebte, Gell. Als auch vor Substantiven. Ich bin zu wenig Kennerinn, als daß ich sagen könnte, ob seine Stimme Alt oder Tenor ist. Noch häufiger vor andern Adverbiis, besonders mit ein. Ein wenig reich, groß, bitter, süß u.s.f. Ein wenig zu viel, zu groß, zu klein, zu sauer. Wenig reich, wenig gelehrt, u.s.f. für nicht sehr, ist nicht so üblich. Ich weiß, wie wenig willkommen guter Rath gemeiniglich ist. Mit dem Comparativ, er ist weniger reicht als du, für nicht so, ist ursprünglich ein Gallicismus. Zwar hatte er ein Rittergut, darum war er aber nicht weniger bürgerlich in den Augen des Adels. Noch üblicher ist derselbe besonders in der edlern Schreibart vor Substantiven. Bin ich weniger ein Mensch, als du? d.i. bin ich nicht so gut, nicht eben sowohl ein Mensch, als du? (b) Von dem Grade des Werthes, für geringe; eine veraltete, und nur noch im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart übliche Bedeutung. Meine wenige Person. Ich bin zu wenig dazu, zu geringe.
II. Als eine Partikel allein besonders als eine Conjunction, auf welche Art es in allen drey Gradibus gebraucht wird.
1. Im Positivo. (1) So wenig, oder eben so wenig – als, eine Art vergleichender Conjunction. Ich verlange den Reichthum eben so wenig, als die Armuth, Gell. (2) So wenig – daß, im Vordersatze mancher adverbischen Sätze. Er ist so wenig geitzig, daß er vielmehr u.s.f. Freylich nicht die beste Art der Verbindung. (3) Es fehlte wenig, daß er den Hals gebrochen hätte, oder, so hätte er den Hals gebrochen. Eigentlich eine ausländische Form, welche sich durch bey nahe klärer und kürzer geben läßt: bey nahe hätte er den Hals gebrochen.
2. Im Comparativ. (1) Als eine verbindende Partikel, mit nicht, wo es besonders um der Mannigfaltigkeit Willen, wenn mehrere Begriffe und Sätze ganz einfach verbunden werden sollen: so wohl – als auch – nicht weniger – wie auch, gebraucht wird. Im Oberdeutschen setzt man das nicht hinten, weniger nicht. (2) Als eine Conjunctio proportionalis. Je weniger – desto, nicht um so. Je weniger ich ihn leiden kann, desto mehr schmeichelt er mir. (3) Eine Art der abnehmenden Steigerung zu bezeichnen. Ich konnte kaum den Ofen, und also noch viel weniger die Winkel hinter demselben, sehen. (4) Nichts desto weniger, eine concessive Partikel.
3. Im Superlativo, wo zum wenigsten oder aufs wenigste, als nachlassende Partikeln gebraucht werden. Wollen sie mir nicht alles geben, so werden sie mir doch zum wenigsten die Hälfte geben, so werden sie mir doch nicht weniger als die Hälfte geben können. S. auch Wenigstens.
Anm. Dieses Wort lautet schon im Kero, Ottfried u.s.f. weneck, weneg, allein es bedeutet daselbst in den meisten Fällen entweder klein, oder arm und elend. Wir wenegon weison, wir armen Waisen, Ottfr. In der heutigen Bedeutung sind bey ihnen lutzel, und fohe üblicher. Von dem 13ten Jahrhunderte an kommt es indessen in der heutigen Bedeutung schon häufig vor. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe ig von dem alten wahn gebildet, welches ehedem überhaupt Mangel und mangelnd bedeutete. S. Wahn.
1. Eigentlich, eine kleine unbestimmte Zahl und Menge zu bezeichnen. Sowohl Collective, und nur allein im Singular. Wenig Geld haben. Trinke ein wenig Wein, ehedem mit dem Genitive, ein wenig Weins. Ich habe wenig Nutzen davon. Es bleibt mir wenig Zeit übrig. Ich sehe noch wenig Anstalt dazu. Als auch distributive, da es denn der Natur der Sache nach nur im Plural gebraucht werden kann. In wenig Tagen, in wenig Wochen, in wenig Jahren. Wenig Worte von etwas machen. Hier ist der Genitiv üblicher, doch nur, das ausgelassene von oder unter zu vertreten. Wenige derselben, d.i. von ihnen. Es kamen ihrer nur wenige; es waren unser wenige. Wenige unsers Standes, von unserm Stande. Es sind ihrer zu wenig. So auch im Comparative und Superlative. Weniger Geld und mehr Gelehrsamkeit. Der wenigste Theil, wofür doch der kleinste, der geringste Theil üblicher sind. Das ist meine wenigste (geringste) Sorge.
Da alle Zahlwörter sowohl in der Biegung, als in ihrem Gebrauche, so viel Abweichendes haben, indem sie in der Mitte zwischen den biegsamen und unbiegsamen Bestimmungswörtern stehen, und daher bald diesen, bald jenen gleichen; so gilt solches auch von diesem Worte. Wenn es ein Substantivum nach sich hat, und kein Pronomen oder bestimmter Artikel vorher gehet, so ist es völlig unbiegsam. Wenig Verdienste haben. Wenig Fleiß anwenden. An wenig Orten. Denn wenn man gleich zuweilen höret, mit wenigen Worten, in wenigen Tagen, so ist dieß doch bey weiten nicht die üblichste Form. Gehet aber ein biegsames Bestimmungswort, besonders ein Pronomen und der bestimmte Artikel vorher, so muß auch wenig die Biegung annehmen. Die wenigen Verdienste, welche er etwa hat. Seiner wenigen Verdienste wegen. Des wenigen Guten wegen. Der wenige Vorrath. Welches auch gilt, theils, wenn wenig in der dritten Declination der Adjective gebraucht wird, welcher Fall doch seltener ist. Weniger Menschen Wohl befördern. Weniges Geld ist dazu hinlänglich. Theils, wenn es ohne Substantiv stehet, sich aber doch auf eines beziehet; in beyden Fällen, weil doch der Casus an Einem Worte bezeichnet werden muß. Mit wenigem zufrieden seyn. Wenn der Artikel der Einheit vorher gehet, so bleiben beyde unverändert. Ein wenig Wein, mit ein wenig Wein vermischt. Butter auf ein wenig Brot gestrichen. Eben dieses gilt von der Declination des Comparatives. Mit weniger Fleiß als Glück. Die zusammen gesetzten Maschinen entstehen aus der Verbindung mehrerer oder wenigerer einfacher Maschinen, weil hier die dritte Declination der Adjectiven Statt findet, wo die Biegung, um der Bezeichnung des Casus Willen, nothwendig ist. Wollte man sagen, aus der Verbindung mehr oder weniger einfacher Maschinen, so würden mehr und weniger hier das folgende Adverbium seyn, und zunächst das einfach bestimmen.
Ingleichen absolute und als ein Adverbium, da es denn völlig unbiegsam bleibt. Es ist wenig daran gelegen. So wenig als nichts. Wenig haben, wenig geben, wenig essen, wenig trinken. Er hat weniger als ich. Weniger konnte ich ihm nicht geben. Sieben Mahl weniger. Es ist um die Hälfte weniger. Ein Auge weniger haben, als andere. In weniger als drey Tagen. Dasjenige, um wie viel etwas weniger ist, wird hinter dem Adverbio weniger gesetzt. Drey Thaler weniger vier Groschen. Ein Schock weniger sechs. Drey Eimer weniger drey Viertel.
Auch als ein Substantivum. Das Wenige, was ich habe. Sein Weniges mir beytragen. Ein Weniges. In Wenigem getreu seyn. Sich mit Wenigem begnügen.
2. Figürlich. (a) Von dem Grade der innern Stärke, für geringe, nur allein im Singular. So wohl mit dem Substantive, wo von der Declination wieder das vorige gilt. Wenig Geduld haben. Wenig Sorge trage. Er kann ein wenig Latein. Wenig Andacht spüren lassen. Als auch absolute, und als ein Adverbium. Sowohl vor Verbis. Einer Sache wenig kundig seyn, in derselben wenig erfahren seyn. Wenn er sich nur ein wenig bewegt. Der Sache zu wenig thun. Das hat ihn ein wenig verdrossen. Tretet ein wenig auf die Seite. Diese Abnahme heißt wenig, ist von keiner Erheblichkeit. Ich habe wenig darauf geachtet. Wie wenig müssen sie mich kennen? Ich erschrak nicht wenig, d.i. sehr. Wie gut wäre es für mich, wenn ich sie weniger liebte, Gell. Als auch vor Substantiven. Ich bin zu wenig Kennerinn, als daß ich sagen könnte, ob seine Stimme Alt oder Tenor ist. Noch häufiger vor andern Adverbiis, besonders mit ein. Ein wenig reich, groß, bitter, süß u.s.f. Ein wenig zu viel, zu groß, zu klein, zu sauer. Wenig reich, wenig gelehrt, u.s.f. für nicht sehr, ist nicht so üblich. Ich weiß, wie wenig willkommen guter Rath gemeiniglich ist. Mit dem Comparativ, er ist weniger reicht als du, für nicht so, ist ursprünglich ein Gallicismus. Zwar hatte er ein Rittergut, darum war er aber nicht weniger bürgerlich in den Augen des Adels. Noch üblicher ist derselbe besonders in der edlern Schreibart vor Substantiven. Bin ich weniger ein Mensch, als du? d.i. bin ich nicht so gut, nicht eben sowohl ein Mensch, als du? (b) Von dem Grade des Werthes, für geringe; eine veraltete, und nur noch im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart übliche Bedeutung. Meine wenige Person. Ich bin zu wenig dazu, zu geringe.
II. Als eine Partikel allein besonders als eine Conjunction, auf welche Art es in allen drey Gradibus gebraucht wird.
1. Im Positivo. (1) So wenig, oder eben so wenig – als, eine Art vergleichender Conjunction. Ich verlange den Reichthum eben so wenig, als die Armuth, Gell. (2) So wenig – daß, im Vordersatze mancher adverbischen Sätze. Er ist so wenig geitzig, daß er vielmehr u.s.f. Freylich nicht die beste Art der Verbindung. (3) Es fehlte wenig, daß er den Hals gebrochen hätte, oder, so hätte er den Hals gebrochen. Eigentlich eine ausländische Form, welche sich durch bey nahe klärer und kürzer geben läßt: bey nahe hätte er den Hals gebrochen.
2. Im Comparativ. (1) Als eine verbindende Partikel, mit nicht, wo es besonders um der Mannigfaltigkeit Willen, wenn mehrere Begriffe und Sätze ganz einfach verbunden werden sollen: so wohl – als auch – nicht weniger – wie auch, gebraucht wird. Im Oberdeutschen setzt man das nicht hinten, weniger nicht. (2) Als eine Conjunctio proportionalis. Je weniger – desto, nicht um so. Je weniger ich ihn leiden kann, desto mehr schmeichelt er mir. (3) Eine Art der abnehmenden Steigerung zu bezeichnen. Ich konnte kaum den Ofen, und also noch viel weniger die Winkel hinter demselben, sehen. (4) Nichts desto weniger, eine concessive Partikel.
3. Im Superlativo, wo zum wenigsten oder aufs wenigste, als nachlassende Partikeln gebraucht werden. Wollen sie mir nicht alles geben, so werden sie mir doch zum wenigsten die Hälfte geben, so werden sie mir doch nicht weniger als die Hälfte geben können. S. auch Wenigstens.
Anm. Dieses Wort lautet schon im Kero, Ottfried u.s.f. weneck, weneg, allein es bedeutet daselbst in den meisten Fällen entweder klein, oder arm und elend. Wir wenegon weison, wir armen Waisen, Ottfr. In der heutigen Bedeutung sind bey ihnen lutzel, und fohe üblicher. Von dem 13ten Jahrhunderte an kommt es indessen in der heutigen Bedeutung schon häufig vor. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe ig von dem alten wahn gebildet, welches ehedem überhaupt Mangel und mangelnd bedeutete. S. Wahn.