Adelung Wörterbuch
Weid
, eine Färberpflanze, S. Waid.  
1. * Die Weide
, plur. car. ein für sich allein veraltetes, und nur noch in Eingeweide übliches Wort, die innern Theile des menschlichen Leibes zu bezeichnen. S. dasselbe. Im Niedersächsischen soll Wede noch in dieser Bedeutung gangbar seyn. Die Figur wäre zu hart und ungewöhnlich, wenn die folgende Bedeutung der Speise der Grund der Benennung seyn sollte, womit auch die Vorsylben ein und ge nicht bestehen können. Da man unter dem Eingeweide besonders die Gedärme, und die ähnlichen weichen Theile verstehet, die daher auch das Geschlinge heißen, so scheinet die Biegsamkeit und Beweglichkeit der Grund der Benennung zu seyn, und alsdann würde das Wort zu der Familie des folgenden Weide, Salix, gehören.
 
2. Die Weide
, plur. die -n. 1. Speise, Nahrung, ohne Plural. Bey dem Ottfried ehedem Weidu, der es auch von der Speise der Menschen gebraucht. Es ist in dieser weitern Bedeutung nur noch im figürlichen Verstande üblich. Das ist Weide für sein Herz, eine angenehme Nahrung. Noch mehr in den Zusammensetzungen Augenweide, Seelenweide u.s.f. 2. In engerer Bedeutung, Nahrung des Viehes, doch auch hier nur von dem Grase und den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde selbst findet; gleichfalls ohne Plural. Jedes Thier gehet seiner Weide nach. Es gibt hier viele Weide für das Schafvieh. Bey den Jägern wird auch das in dem Magen und den Gedärmen des Wildbretes befindliche Gras die Weide genannt. Noch häufiger, 3. der Ort oder Boden, wo das Vieh seine Nahrung selbst sucht, wo es weidet; zum Unterschiede von der Wiese, welche gemähet wird, und zugleich den Nebenbegriff der niedrigen feuchten Lage hat. Weide schließt Brachäcker und alle Gegenden in sich, auf welche das Vieh getrieben wird, seine Nahrung daselbst zu suchen. Eine gemeine Weid, welche allen Einwohnern eines Dorfes gehörte. Das Vieh gehet auf der Weide; es kommt von der Weide. Es auf die Weide treiben. In welchen Fällen es aber auch das Abstractum seyn kann, denjenigen Zustand zu bezeichnen, da es seine Nahrung selbst sucht. 4. In einigen Zusammensetzungen scheinet es in weiterer Bedeutung, Wartung, Zucht, Pflege zu bezeichnen. So ist die Fischweide im Österreichischen der Fischfang in zahmen Wassern, und dergleichen Wasser selbst, wo es aber auch zu dem folgenden Weide, Jagd, gehören kann. In andern Gegenden ist die Bienenweide, die Bienenzucht, wohin sich der Begriff der Jagd nicht schicken würde.
Anm. Bey dem Notker Wida, Weido. Der Begriff der Speise ist hier der herrschende. S. 2. weiden.
 
3. Die Weide
, plur. die -n, der Nahme eines Gewächses, welches bald als ein Strauch, bald aber auch als ein Baum erscheinet, und wegen seiner biegsamen Zweige bekannt ist, Salix Linn. im Nieders. Wilge, Wide, Wien, in einigen Oberdeutschen Gegenden Felder. Es gibt mehrere Arten derselben, S. Bruchweide, Bachweide, Sandweide, Wasserweide u.s.f.
Anm. Im Engl. With, Withy, im Griech. ιτεά. Es ist überwiegend wahrscheinlich, daß dieses Gewächs den Nahmen von der vorzüglichen Biegsamkeit seines Holzes und seiner Zweige hat, daher es schon von den ältesten Zeiten an zum Binden gebraucht worden. S. Wiede. Schon bey dem Ulphilas ist withan, binden, wovon sich unser binden und winden bloß durch das eingeschaltete n unterscheiden. Im Wendischen ist wiju, wiecz, drehen, winden, und wity, gedrehet.
 
4. * Die Weide
, plur. inusit. die Jagd, ein für sich allein veraltetes, und nur noch in einigen der folgenden Zusammensetzungen übliches Wort. S. Weidemann, Weidemesser, Weidlich u.s.f. Schon im Notker ist weido, die Jagd, und weiden, fangen. Auch im Schwed. bedeutet vide die Jagd. Frisch und andere leiten es von dem alten noch im Ottfried befindlichen Witu, Holz, her, Engl. Wood; allein die Figur, welche beyde Bedeutungen verbinden müßte, ist zu hart und ohne Analogie, daher man Weid in dieser ganzen Bedeutung lieber für eine eigene unabhängige Wurzel hält.
 
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