Adelung Wörterbuch
Waffe
, plur. die -n, 1. Ein jedes Werkzeug, sowohl zur Vertheidigung, als zum Angriffe, in welcher weitern Bedeutung noch manche Glieder und Theile derselben, womit die Natur die Thiere zu dieser Absicht versehen hat, bey den Jägern Waffen genannt werden. So heißen die Klauen des Habichts und anderer Raubvögel, die Klauen des Luchses, und die vier großen Zähne der wilden Schweine Waffen; da denn auch der Singular nicht selten ist. Wenn der Habicht dem Haasen einen Griff gegeben hat, so hält er ihn mit der rechten Waffe fest, mit der linken aber ergreifet er die Erde. Die vier großen Zähne der wilden Schweine werden mit einem Collectivo auch das Gewäff genannt. Auf ähnliche Art werden alle Dinge, welche Menschen sowohl zur Vertheidigung, als zum Angriffe, gebrauchen, Waffen genannt, in welchem Verstande es aber, so wie im folgenden, im Plural am üblichsten ist. 2. In engerer Bedeutung, ein jedes künstliches, oder eigentlich dazu bestimmtes Werkzeug zur Vertheidigung oder zum Angriffe; gemeiniglich nur im Plural. Da diese Werkzeuge in den neuern Zeiten gar sehr verändert und vervielfältiget worden, folglich die Deutlichkeit erfordert hat, ihnen eigene bestimmte Nahmen zu geben, wohin besonders der Ausdruck Gewehr gehöret, so ist der allgemeinere, folglich nicht so bestimmte, Nahme Waffen nach und nach in Abgang gekommen, obgleich noch nicht ganz veraltet. Man gebraucht ihn noch: (a) von solchen Werkzeugen bey Personen, welche nicht zum Kriegesstande gehören, oder keinen Beruf haben, selbige zu tragen; doch nur als einen allgemeinen Ausdruck, wenn man sie nicht näher bestimmen will. Tödtliche Waffen bey einem Diebe antreffen. Verbothene Waffen tragen. Wo man zur Erklärung auch wohl noch das Wort Wehr beyzufügen pflegt, Wehr und Waffen, ohne daß eben das eine Werkzeuge zum Angriffe, und das andere zur Vertheidigung bedeuten dürfte. (b) Als einen allgemeinen Ausdruck solcher Werkzeuge bey solchen Völkern, welche keine eigentlichen Feuergewehre haben, auf welche folglich die neuern Nahmen Gewehr, Geschütz u.s.f. nicht passen. Vulkan schmiedete dem Mars seine Waffen. (c) In manchen figürlichen Arten des Ausdruckes. Zu den Waffen greifen, sich zum kriegerischen Angriff oder zur kriegerischen Vertheidigung rüsten. Die Waffen tragen, ein Soldat seyn. Sein Recht durch die Waffen suchen, der Entscheidung der Waffen überlassen. Sich in den Waffen üben. Stillstand der Waffen oder Waffenstillstand. Die feindlichen Waffen haben gesieget. Gott wolle die gerechten Waffen des Königes segnen! Jemanden die Waffen wider sich in die Hände geben, die Mittel des Angriffes, auch wenn es nur Gründe, u.s.f. sind. Ihre Waffen waren Thränen. (d) In den edlern und höhern Schreibarten, sowohl in den vorigen und andern ähnlichen figürlichen Bedeutungen, des Zustandes öffentlicher Feindseligkeiten, der Vertheidigung und ihrer Hülfsmittel u.s.f. als auch wenn die im gemeinen Leben üblichen bestimmtern Ausdrücke, besonders Gewehr, zu unedel scheinen. In dieser ganzen Bedeutung ist das Wort als ein allgemeiner und collectiver Ausdruck freylich nur im Plural gebräuchlich; allein da der collective Begriff demselben nicht wesentlich ist, so ist kein Grund vorhanden, warum wenigstens die höhere Schreibart den Singular nicht ohne Bedenken sollte gebrauchen können, wenn sie einem zwar an sich nicht unedlen, aber doch alltäglichen Ausdrucke, dergleichen Gewehr ist, dadurch ausweichen kann. Als man, trotz allem Flehn, ihr jede Waffe nahm, Alringer.
3. In der weitesten Bedeutung pflegen manche Handwerker ihre Werkzeuge überhaupt, auch wenn sie zur Vertheidigung oder zum Angriffe völlig untauglich sind, Waffen zu nennen. So müssen die Kammmacher, die Hutmacher u.s.f. zur Verfertigung des Meisterstückes ihre eigenen Waffen haben.
Anm. Das Wort ist sehr alt, indem uuafan für arma schon seit des Kero Zeiten vorkommt. Die Niederdeutschen Mundarten und damit verwandten Sprachen haben Statt des weichen Blaselautes in der Mitte nach ihrer Gewohnheit ein p, dahin das Nieders. Wapen, das Engl. weapon, das Schwed. vapn. das Isl. wopn gehören. Auch bey dem Ulphilas lautet das Wort wepna, S. Wapen; welches davon auch im Hochdeutschen üblich ist. Dieses hohe Alter macht zugleich die Abstammung schwer und schwankend. Wenn es erweislich wäre, daß dieses Wort, wie Ihre glaubt, ehedem eigentlich den Harnisch und was zur Rüstung gehöret, bedeutet hätte, so würde der Begriff des Umgebens, Bekleidens u.s.f. füglich als der Stammbegriff können angesehen werden, und dann würde es zu dem Gothischen bivaibam, umgeben, bekleiden, dem Isl. wepa, ein Kleid, Decke, u.s.f. gehören, wenn anders diese nicht vielmehr Abkömmlinge von wehen sind. Die Stelle in dem Schwabenspiegel, mit fuuerten und aun uuaffen, mit Schwertern und ohne Harnisch, scheint zwar diese Ableitung zu bestätigen. Allein da sie so viele und weit ältere Beyspiele wider sich hat, da uuaffen nicht bloß von der Rüstung, sondern von eigentlichen Gewehren, gebraucht wird, so kann der Begriff der Bekleidung wenigstens nicht als der erste und herrschende angesehen werden. Wachters und anderer Ableitungen von den Griech. ὁπλον, ιβυω, oder άφάν, verdienen keine Erwähnung. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt waffen, waffena! häufig als ein Ausruf in unangenehmen Fällen vor; z.B.
Wafena wie hat mich minne gelassen!
Fridrich von Husen.
Des erschrak mins herzens lere,
Wafen wie geschah mir so!
Gottfried von Niffen.
Wafen wie bin ich gescheiden
Von der lieben die ich da minne!
Der Schenk von Limburg.
Allein dieses hat nur eine zufällige Verwandtschaft mit unserm Worte, und gehöret zu dem längst veralteten Oberd. wafan, Niederd. und Angels. weapan, wipen, heulen, weinen, wovon es allem Ansehen nach eigentlich eine Onomatopöie ist. Waffen ist daher eine ähnliche Interjection, als das noch im gemeinen Leben übliche Zeter! Im Niederdeutschen ist Wapenruchte das Zetergeschrey.
1. Die Waffel
, plur. die -n, das Maul, besonders ein großes Maul in verächtlichem Verstande; ein nur in den niedrigen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, übliches Wort. Auch im Angels. ist waffel das Maul, und Geafla, der Schlund, im Wallisischen Gwefl, die Lippe. Die Bedeutung der großen und weiten Öffnung scheint die herrschende zu seyn.
2. Die Waffel
, plur. die -n, eine Art viereckter dünner Kuchen, welche auf den breiten Flächen gitterförmig sind, und diese Gestalt in dem Waffeleisen erhalten, in welchem sie gebacken werden. Nieders. Wafel, Engl. wafer, Franz. gaufre; wovon das mittlere aber auch eine Oblate bedeutet. Vielleicht wegen der netz-oder gitterförmigen Gestalt von Wabe, Lat. Favus.
3. In der weitesten Bedeutung pflegen manche Handwerker ihre Werkzeuge überhaupt, auch wenn sie zur Vertheidigung oder zum Angriffe völlig untauglich sind, Waffen zu nennen. So müssen die Kammmacher, die Hutmacher u.s.f. zur Verfertigung des Meisterstückes ihre eigenen Waffen haben.
Anm. Das Wort ist sehr alt, indem uuafan für arma schon seit des Kero Zeiten vorkommt. Die Niederdeutschen Mundarten und damit verwandten Sprachen haben Statt des weichen Blaselautes in der Mitte nach ihrer Gewohnheit ein p, dahin das Nieders. Wapen, das Engl. weapon, das Schwed. vapn. das Isl. wopn gehören. Auch bey dem Ulphilas lautet das Wort wepna, S. Wapen; welches davon auch im Hochdeutschen üblich ist. Dieses hohe Alter macht zugleich die Abstammung schwer und schwankend. Wenn es erweislich wäre, daß dieses Wort, wie Ihre glaubt, ehedem eigentlich den Harnisch und was zur Rüstung gehöret, bedeutet hätte, so würde der Begriff des Umgebens, Bekleidens u.s.f. füglich als der Stammbegriff können angesehen werden, und dann würde es zu dem Gothischen bivaibam, umgeben, bekleiden, dem Isl. wepa, ein Kleid, Decke, u.s.f. gehören, wenn anders diese nicht vielmehr Abkömmlinge von wehen sind. Die Stelle in dem Schwabenspiegel, mit fuuerten und aun uuaffen, mit Schwertern und ohne Harnisch, scheint zwar diese Ableitung zu bestätigen. Allein da sie so viele und weit ältere Beyspiele wider sich hat, da uuaffen nicht bloß von der Rüstung, sondern von eigentlichen Gewehren, gebraucht wird, so kann der Begriff der Bekleidung wenigstens nicht als der erste und herrschende angesehen werden. Wachters und anderer Ableitungen von den Griech. ὁπλον, ιβυω, oder άφάν, verdienen keine Erwähnung. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt waffen, waffena! häufig als ein Ausruf in unangenehmen Fällen vor; z.B.
Wafena wie hat mich minne gelassen!
Fridrich von Husen.
Des erschrak mins herzens lere,
Wafen wie geschah mir so!
Gottfried von Niffen.
Wafen wie bin ich gescheiden
Von der lieben die ich da minne!
Der Schenk von Limburg.
Allein dieses hat nur eine zufällige Verwandtschaft mit unserm Worte, und gehöret zu dem längst veralteten Oberd. wafan, Niederd. und Angels. weapan, wipen, heulen, weinen, wovon es allem Ansehen nach eigentlich eine Onomatopöie ist. Waffen ist daher eine ähnliche Interjection, als das noch im gemeinen Leben übliche Zeter! Im Niederdeutschen ist Wapenruchte das Zetergeschrey.
1. Die Waffel
, plur. die -n, das Maul, besonders ein großes Maul in verächtlichem Verstande; ein nur in den niedrigen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, übliches Wort. Auch im Angels. ist waffel das Maul, und Geafla, der Schlund, im Wallisischen Gwefl, die Lippe. Die Bedeutung der großen und weiten Öffnung scheint die herrschende zu seyn.
2. Die Waffel
, plur. die -n, eine Art viereckter dünner Kuchen, welche auf den breiten Flächen gitterförmig sind, und diese Gestalt in dem Waffeleisen erhalten, in welchem sie gebacken werden. Nieders. Wafel, Engl. wafer, Franz. gaufre; wovon das mittlere aber auch eine Oblate bedeutet. Vielleicht wegen der netz-oder gitterförmigen Gestalt von Wabe, Lat. Favus.