Adelung Wörterbuch
Vignêtte
, (sprich Winjette,) plur. die -n, aus dem Franz. Vignette, ein kleiner in Kupfer gestochener Zierath zu Anfange oder Ende eines Buches oder einer Abtheilung desselben. Die Titel-Vignette, Anfangs-Vignette, Schluß-Vignette. Das Französische Wort wird von dem Lat. Viticula abgeleitet, weil man solche Stellen in den Büchern ehedem mit eingemahlten Weinranken auszuschmücken pflegte, dergleichen noch in vielen Handschriften angetroffen werden. Ein solcher in Holz geschnittener Zierath wird ein Stock genannt.  
1. Die Vióle
, die -n, ein aus dem Französ. Viole und Italien. Viola entlehntes Wort, dasjenige musikalische Saiten-Instrument zu bezeichnen, welches man im Deutschen eine Geige nennet. Ehedem wurde jedes Instrument dieser Art, es mochte zu einer Stimme gehören, zu welcher es wollte, Viole genannt; allein mit der Zeit hat jede ihre eigenen Nahmen bekommen. Besonders ist die Discant-Viole jetzt unter dem Nahmen der Violine am bekanntesten. Die Alt- und Tenor-Violen nennt man jetzt lieber Alt- und Tenor-Geigen, die Baß-Viole, die Baßgeige oder den Violon u.s.f. Viole d'Amour und Viole de Gambe sind noch zwey aus dem Französischen beybehaltene Nahmen; jene, welche mit vier stählernen oder messingenen Saiten und einer Darmsaite bezogen ist, hat einen silbernen, überaus angenehmen Klang; diese, welche wegen ihrer Größe zwischen den Beinen gehalten wird, heißt im Deutschen auch die Kniegeige. Von einer Violine ist das Wort Viole noch im Niederdeutschen am üblichsten.
Anm. Das Wort ist zunächst aus dem Franz. Viole entlehnet, welches im mittlern Lat. schon Fiala lautet, und gemeiniglich von Fides, die Saiten, abgeleitet wird, ein Saiten-Instrument zu bezeichnen. S. indessen auch Fiedel.
 
2. Die Vióle
, plur. die -n, der Nahme eines länglich runden gläsernen Gefäßes, besonders in der Chymie, wo es zum Destilliren gebraucht wird. Viele leiten es von dem Lat. Phiala, eine Schale, ab, und schreiben es daher auch Phiole, können aber alsdann keinen Grund weder von der Veränderung des a in o, noch von der Versetzung des Tones angeben. Frisch muthmaßet daher schon mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit, daß es mit dem vorigen ein und eben dasselbe Wort sey, und daß dieses Gefäß wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Geige so genannt worden.
 
3. Die Vióle
, plur. die -n, der Nahme einer Blume und des Gewächses, welches dieselbe trägt. Besonders der kleinen wohlriechenden Blume dieser Art, welche in Deutschland in den Wäldern wild wächset; Viola odorata Linn. und welche im Hochdeutschen unter dem Nahmen des Veilchens am bekanntesten ist. Du blaue Viole, du Bild des Weisen, du stehest bescheiden niedrig im Gras und streuest Gerüche umher, Geßn. S. Veilchen. Die März-Viole, Viola martia Linn. die Nacht-Viole, Hesperis Linn. die gelbe Viole, welche im Hochdeutschen unter dem Nahmen des Lackes oder goldnen Lackes am bekanntesten ist, Cheiranthus Cheiri Linn. In einigen Gegenden wird auch die Levkoje Nelken-Viole, und die Feigbohne Türkische Viole genannt. Figürlich ist bey den Jägern die Viole ein schwarzer Büschel Haare auf dem Schwanze des Fuchses, eine quere Hand breit von dem Rücken, der einen angenehmen Geruch, wie die blaue Viole, hat.
Anm. 1. Das Wort ist aus dem Lat. Viola entlehnet, welches in einigen Provinzen, besonders Ober-Deutschlands, in Veil verkürzet wird, wovon man im Hochdeutschen das Diminut. Veilchen hat, welches doch nur von der kleinen wohlriechenden blauen Viole gebraucht wird, daher auch die folgenden Zusammensetzungen, wenn sie diese Blume betreffen, sowohl mit Violen – als Veilchen – gemacht werden.
Anm. 2. Das Wort kommt von der kleinen blauen Blume schon bey den Schwäbischen Dichtern vor, wo es Viol lautet. Im Polnischen heißt diese Blume gleichfalls Fiolek, Fiolka. Siehe Veilchen.
 
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