Adelung Wörterbuch
Vernehmen
, verb. irreg. act. S. Nehmen. 1. Ein Ding, oder dessen Gegenwart, durch die Sinne empfinden. (1) Eigentlich, wo es,
a. im weitern Verstande, von allen Sinnen gebraucht wurde, für empfinden, jetzt aber in diesem weitern Verstande veraltet ist. Die Jäger sagen nur noch, das Thier vernimmt den Jäger, wenn es dessen Anwesenheit empfindet, es geschehe durch welchen Sinn es wolle.
b. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung von dem Sinne des Gehöres, für hören.
1. Im eigentlichsten Verstande, den Schall, Laut empfinden. Ein Tauber vernimmt auch den stärksten Schall nicht. Ich habe es nicht vernommen, gehöret. Wo doch hören oder empfinden üblicher ist. S. Vernehmlich.
2. In engerer und figürlicher Bedeutung. ά. Mit Bewußtseyn, Gegenwart des Geistes anhören. Vernimm mein Schreyen, Ps. 5, 3. Mein Gebeth, Ps. 17, 1. Meine Stimme, Ps. 141, 1. Mein Volk vernimmts nicht, Es. 1, 3. Eine größten Theils veraltete Bedeutung. β. Hören und unterscheiden, verstehen. Jemandes Stimme vernehmen, sie nicht allein hören, sondern auch unterscheiden, wem sie zugehöret. Keiner vernahm des andern Sprache, 1 Mos. 11, 7; verstand sie. Auch diese Bedeutung ist veraltet. S. Vernehmlich. γ. Durch das Gerücht, durch die Rede anderer erfahren; am häufigsten im Oberdeutschen. Ich habe nichts davon vernommen, gehöret. Dem Vernehmen nach. δ. Sich vernehmen lassen, wird noch hin und wieder gebraucht, für sagen, äußern, sich verlauten lassen. Er ließ sich vernehmen, er wolle uns besuchen. Dahin gehört auch die besonders in den Kanzelleyen übliche R.A. jemanden zu vernehmen geben, ihm eröffnen, sagen, sich gegen ihn äußern; im Oberdeutschen auch entnehmen. ε. Jemanden vernehmen, ihn verhören, besonders, so fern es gerichtlich geschiehet. Ich merke wohl, ich muß dich artikelweise vernehmen, Schleg. Jemanden über etwas vernehmen. Der Verhaftete ist noch nicht vernommen worden. Dieß ist zugleich die einzige Bedeutung, in welcher das Hauptwort die Vernehmung üblich ist. ζ. * Einsehen, merken, erkennen, verstehen u.s.f. lauter ehedem sehr übliche, jetzt aber veraltete Bedeutungen. Noah vernahm, daß das Wasser gefallen war, 1 Mos. 8, 11; er merkte, schloß. Die Wunder Gottes vernehmen, Hiob 37, 14. Jesus vernahm ihre Gedanken, Matth. 12, 25. Ein Geheimniß vernehmen Matth. 13, 11. Nichts vom Geiste Gottes vernehmen, 1 Cor. 2, 14. Und so in andern Stellen mehr. S. Vernunft, welches noch von dieser Bedeutung übrig ist.
2. Sich mit jemanden vernehmen, fast so, wie sich mit ihm verstehen, sowohl mit ihm rathschlagen, als auch mit ihm einig werden; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher indessen noch das folgende Hauptwort gebraucht wird.
Anm. Schon bey dem Ottfried in der ersten Hauptbedeutung ferneman, im Schwed. förnema. Notker gebraucht dafür das einfache neiman, verstehen, wovon im Nieders noch niemhaftig, verständig, klug, witzig ist. Beyde sind nach dem Muster der Lateinischen capere und percipere gebildet, so wie alle Wörter, welche Verrichtungen und Fähigkeiten der Seele bedeuten, Figuren körperlicher Handlungen sind, und seyn müssen. Ottfried gebraucht nach einer ähnlichen Figur dafür auch firfahen.
, verb. irreg. act. S. Nehmen. 1. Ein Ding, oder dessen Gegenwart, durch die Sinne empfinden. (1) Eigentlich, wo es,
a. im weitern Verstande, von allen Sinnen gebraucht wurde, für empfinden, jetzt aber in diesem weitern Verstande veraltet ist. Die Jäger sagen nur noch, das Thier vernimmt den Jäger, wenn es dessen Anwesenheit empfindet, es geschehe durch welchen Sinn es wolle.
b. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung von dem Sinne des Gehöres, für hören.
1. Im eigentlichsten Verstande, den Schall, Laut empfinden. Ein Tauber vernimmt auch den stärksten Schall nicht. Ich habe es nicht vernommen, gehöret. Wo doch hören oder empfinden üblicher ist. S. Vernehmlich.
2. In engerer und figürlicher Bedeutung. ά. Mit Bewußtseyn, Gegenwart des Geistes anhören. Vernimm mein Schreyen, Ps. 5, 3. Mein Gebeth, Ps. 17, 1. Meine Stimme, Ps. 141, 1. Mein Volk vernimmts nicht, Es. 1, 3. Eine größten Theils veraltete Bedeutung. β. Hören und unterscheiden, verstehen. Jemandes Stimme vernehmen, sie nicht allein hören, sondern auch unterscheiden, wem sie zugehöret. Keiner vernahm des andern Sprache, 1 Mos. 11, 7; verstand sie. Auch diese Bedeutung ist veraltet. S. Vernehmlich. γ. Durch das Gerücht, durch die Rede anderer erfahren; am häufigsten im Oberdeutschen. Ich habe nichts davon vernommen, gehöret. Dem Vernehmen nach. δ. Sich vernehmen lassen, wird noch hin und wieder gebraucht, für sagen, äußern, sich verlauten lassen. Er ließ sich vernehmen, er wolle uns besuchen. Dahin gehört auch die besonders in den Kanzelleyen übliche R.A. jemanden zu vernehmen geben, ihm eröffnen, sagen, sich gegen ihn äußern; im Oberdeutschen auch entnehmen. ε. Jemanden vernehmen, ihn verhören, besonders, so fern es gerichtlich geschiehet. Ich merke wohl, ich muß dich artikelweise vernehmen, Schleg. Jemanden über etwas vernehmen. Der Verhaftete ist noch nicht vernommen worden. Dieß ist zugleich die einzige Bedeutung, in welcher das Hauptwort die Vernehmung üblich ist. ζ. * Einsehen, merken, erkennen, verstehen u.s.f. lauter ehedem sehr übliche, jetzt aber veraltete Bedeutungen. Noah vernahm, daß das Wasser gefallen war, 1 Mos. 8, 11; er merkte, schloß. Die Wunder Gottes vernehmen, Hiob 37, 14. Jesus vernahm ihre Gedanken, Matth. 12, 25. Ein Geheimniß vernehmen Matth. 13, 11. Nichts vom Geiste Gottes vernehmen, 1 Cor. 2, 14. Und so in andern Stellen mehr. S. Vernunft, welches noch von dieser Bedeutung übrig ist.
2. Sich mit jemanden vernehmen, fast so, wie sich mit ihm verstehen, sowohl mit ihm rathschlagen, als auch mit ihm einig werden; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher indessen noch das folgende Hauptwort gebraucht wird.
Anm. Schon bey dem Ottfried in der ersten Hauptbedeutung ferneman, im Schwed. förnema. Notker gebraucht dafür das einfache neiman, verstehen, wovon im Nieders noch niemhaftig, verständig, klug, witzig ist. Beyde sind nach dem Muster der Lateinischen capere und percipere gebildet, so wie alle Wörter, welche Verrichtungen und Fähigkeiten der Seele bedeuten, Figuren körperlicher Handlungen sind, und seyn müssen. Ottfried gebraucht nach einer ähnlichen Figur dafür auch firfahen.