Adelung Wörterbuch
Stagsêgel
, des -s, plur. ut nom. sing. in der Schifffahrt, ein dreyeckiges Segel, welches ohne Nahe an den Stag ausgespannet wird.  
1. Der Stahl
, des -es, plur. die Stähle, Diminut. das Stählchen, ein besonders in Niederdeutschland übliches Wort, eine Probe zu bezeichnen, einen kleinen Theil eines Ganzen, um die Güte des letztern daran zu erkennen. Aus der Niederdeutschen Mundart haben es auch einige Hochdeutsche Handwerker beybehalten. So ist bey den Färbern der Stahl ein Läppchen, welches man in die Blauküpe taucht, um zu sehen, ob die Brühe den gehörigen Grad der blauen Farbe hervor bringt: wo denn auch abstählen so viel ist, als diesen Versuch machen. Im Niederdeutschen ist es nicht allein von einer jeden Probe üblich, sondern es bezeichnet daselbst auch das gestämpelte Bley, welches ein Beweis der Güte gefärbter Tücher ist; Holländ. Staellot. Stahlen ist daselbst, dieses Bley zum Beweise der Güte anhängen, die Wolle stählen aber so viel als färben.
Anm. Im Bremisch Nieders. Wörterbuche wird es von stellen abgeleitet, diejenige Waare zu bezeichnen, welcher der Krämer zur Probe ausstellet, Französ. étaler. Allein es scheinet vielmehr zu Theil, theilen, im weitesten Verstande des Schneidens zu gehören, und ein zur Probe abgeschnittenes Stück zu bezeichnen. Im mittlern Lat. ist Dalha, die Sichel, alt Franz. Dail, und dalliare, mit der Sichel schneiden. Zu andern Stämmen gehören die gleichfalls Niederdeutschen Staal oder Stahl, der Kiel an einer Schreibfeder (zu Dohle, Stollen, ein Kanal,) Staal oder Stahl, der Grund eines Dinges, (zu Stelle, Gestell, Franz. Piedestal,) Stahl, die Sprosse einer Leiter, (zu Stiel,) u.s.f.
 
2. Der Stahl
, des -es, plur. die -Stähle. 1. Ohne Plural, ein gereinigtes und dadurch gehärtetes, feiner und elastischer gemachtes Eisen, da denn der Stahl theils sogleich aus den Eisenerzen durch eine besondere Art der Ausschmelzung, theils aus dem schon verfertigten Eisen, durch Brennen, d.i. Schmelzen und Schmieden, theils durch Cämentiren erhalten wird, zu welcher letztern Art auch das mehrmalige Glühen und Ablöschen des Eisens in gewissen flüssigen Körpern gehöret. Eisen in Stahl verwandeln. So hart wie Stahl und Eisen. Eine Schneide von Stahl. 2. Verschiedene aus Stahl bereitete Dinge und Werkzeuge, da denn nicht nur der Plural Stähle, sondern auch das Diminutivum Stählchen üblich ist. So wird ein aus Stahl bereitetes Werkzeug, die Schneide schneidender Werkzeuge durch Streichen darauf zu schärfen, der Wetzstahl oder Stahl schlechthin genannt, so wie der Stahl oder Feuerstahl ein solches Werkzeug ist, Feuer damit anzuschlagen. Der eiserne Bolzen in den Plätt- und Bügeleisen heißt im Oberdeutschen nur der Stahl. An den ehemaligen Bogen, Armbrüsten u.s.f. wurde der stählerne Bügel häufig der Stahl genannt, da denn auch oft das ganze Geschoß diesen Nahmen bekam.
 
Den Stahel fürt vor ewer prust
Gespannt, darauf ein Geschos
Denn er hat doch khein Zungel schloß,
Theuerd. Kap. 44.
 
Bey den Drechslern werden die Dreheisen zu Bein und andern harten Körpern nur Stähle genannt, dagegen die zum Holze Eisen heißen. Daher der Schlichtstahl, Stechstahl, Häkelstahl, Schraubenstahl, Polierstahl, Gärbstahl, u.s.f. In der höhern Schreibart ist der Stahl oft ein schneidendes oder stechendes Werkzeug, ein Schwert, Messer oder Degen. Ach, soll ein Stahl dieß schöne Haar verletzen? Raml.
Anm. Im Oberdeutschen Stahel, Stachel, im Nieders. Staal im Angels. Stal, im Engl. Steel, im Schwed. Stål, im Poln. Stal. Man leitet es gemeiniglich von Stachel, stechen, ab, weil doch die Spitzen und Schneiden scharfer Werkzeuge gemeiniglich aus Stahl verfertiget werden; eine Ableitung, welche nicht nur durch die Oberdeutsche Aussprache Stachel, (in Baiern hingegen wird ein Stachel auch Stahl genannt,) sondern auch durch das mittlere Lat. Acer, Franz. Acier, Ital. Acciaro, Span. Azero, bestätiget wird, welche insgesammt Stahl bedeuten, und von Acies abstammen können. Indessen gibt das noch im Schwedischen gangbare stel, steif, hart, starr, einen fast noch bequemern Stamm ab, wozu auch unser stolz, in der eigentlichen Bedeutung des Steifen, und vielleicht auch steil gehören, welche Bedeutung des Starren, Steifen, auch das mittlere Lat. Acer, mit seinen Abkömmlingen leidet. Im Böhmischen ist staly, standhaft, und Stalost, die Steife. In dem Oberdeutschen Stachel würde also nur der gelinde Hauchlaut nach Oberdeutscher Art und Sitte in das stärkere ch verändert seyn, welches daselbst mehrern ähnlichen Wörtern widerfähret.
 
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Stagsêgel