Adelung Wörterbuch
Speisen
, verb. regul. welches in doppelter Gestalt üblich ist. I. als ein Neutrum, welches das Hülfswort haben erfordert. 1. Speise, d.i. Nahrung in fester Gestalt zu sich nehmen, wo es in der anständigen Sprechart für das gemeinere essen gebraucht wird. Wir werden bald speisen. Sie speisen noch. Ich habe heute allein gespeiset. Bey jemanden speisen. Mit jemanden speisen. Zu Mittage, zu Nacht speisen. Des Tages nur Ein Mahl speisen. Ingleichen, seine Nahrung gewöhnlich an einem Orte oder bey jemanden zu sich nehmen. Bey einem Gastwirthe speisen. Auf der Stube speisen. Nahrung geben, sättigen, von den Speisen und Nahrungsmitteln; eine nur in einigen Provinzen übliche Bedeutung. Das schwarze Brot speiset besser, als das weiße. Auch das Schwed. spisa, ist in dieser Bedeutung des Sättigens üblich. II. Als ein Activum.
1. Als Speise zu sich nehmen, auch für das gemeinere essen. Was wollen sie heute speisen? Braten, Fische u.s.f. speisen.
2. Speise reichen oder durch andere reichen lassen. (1) Eigentlich, wo es sowohl von einzelnen Mahlzeiten, als auch von der gewöhnlichen Beköstigung gebraucht wird, es geschehe nun für Bezahlung oder ohne dieselbe. Ich habe heute sechs Personen zu speisen. Der Koch speiset die Gäste, wenn er die Speisen für dieselben zurichtet. Hungert deinen Feind, so speise ihn, Sprichw. 25, 21. Ein Gastwirth speiset, wenn er die Gäste für Bezahlung mit den nöthigen Speisen versorget. Es ist in dieser Bedeutung von Menschen am üblichsten, dagegen von Thieren füttern gewöhnlicher ist, außer im allgemeinsten Verstande, die Nahrung veranstalten, entstehen lassen; denn so kann man auch sagen: Gott speiset die Raben. (2) Figürlich. (a) Jemanden mit leerer Hoffnung speisen, ihn mit leerer Hoffnung unterhalten. S. auch Abspeisen. Einen Fischteich speisen, ihn mit kleinen unedlen Fischen besetzen, damit selbige den größern edlern zur Nahrung dienen. Die Müller speisen die Mühlsteine, wenn sie Körner aufschütten, damit selbige etwas zu mahlen haben. (b) * Ehedem sagte man auch, eine Festung speisen, d.i. sie mit Proviant, Lebensmitteln versehen, in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist. (c) Austheilen, reichen; eine nur in einigen Fällen übliche Bedeutung. In großen Haushaltungen heißt speisen, ausspeisen und ausspenden, die zu den Speisen nöthigen Materialien ausgeben. So speiset der Küchenmeister das Fleisch, Federvieh u.s.f. aus, wenn er es den Köchen zur Zubereitung übergibt. Auch die Deputate bey der Kellerey an Wein, Bier und Brot, werden an den Höfen ausgespeiset, d.i. an die Behörde ausgespendet oder ausgetheilet. Sehr häufig wird dieses Wort auch von der Reichung oder Austheilung des Abendmahles gebrauchet. Die Communicanten speisen. Einen Kranken speisen. Sich zu Hause speisen lassen. Es scheinet, daß es in dieser letzten Bedeutung des Austheilens nur ein sehr weitläufiger Seitenverwandter von speisen, essen und zu essen geben, ist, und mehr zu spenden gehöret. Merkwürdig ist dabey, daß das Griech. σπενδω, im Futuro σπεισω hat, oder vielmehr das Futurum von dem Zeitworte σπεισειν oder σπεισάι, entlehnet hat. Im Schwed. ist spisa gleichfalls darreichen. S. Spenden. So auch das Speisen und die Speisung, welches letztere aber nur in der zweyten Hauptbedeutung des Activi gebraucht wird.
Anm. Im Schwabenspiegel spisen, im Schwed. spisa. Die Niederdeutschen scheinen dieses Zeitwort eigentlich nicht zu kennen, sondern es bloß von den Hochdeutschen zu entlehnen. Wachter war ungewiß, ob er es von σπεισάι, libare oder von Cibus, (S. Kauen, Kiefer) ableiten sollte; Frisch ließ es gezwungen genug von Spezerey abstammen, und Ihre hält das Ulphilanische wisan essen, für das Stammwort. Die letzte Ableitung ist die wahrscheinlichste, indem auch Ottfried Vuist für Speise gebraucht, S. Wesen, Weide und Weiden. Noch näher gehöret hierher unser beißen, das alte Oberdeutsche Imbiß, unser Beitze, Lockspeise u.s.f. Das s vor einem Mitlauter ist allemahl zufällig, und es scheinet, daß es hier intensiv ist, dagegen beißen seine Intension in dem in der Mitte verdoppelten s hat. Im Böhmischen ist Pice Futter. Die Lateinischen pascere, pastus u.s.f. gehören gleichfalls zu diesem Stamme.
1. Als Speise zu sich nehmen, auch für das gemeinere essen. Was wollen sie heute speisen? Braten, Fische u.s.f. speisen.
2. Speise reichen oder durch andere reichen lassen. (1) Eigentlich, wo es sowohl von einzelnen Mahlzeiten, als auch von der gewöhnlichen Beköstigung gebraucht wird, es geschehe nun für Bezahlung oder ohne dieselbe. Ich habe heute sechs Personen zu speisen. Der Koch speiset die Gäste, wenn er die Speisen für dieselben zurichtet. Hungert deinen Feind, so speise ihn, Sprichw. 25, 21. Ein Gastwirth speiset, wenn er die Gäste für Bezahlung mit den nöthigen Speisen versorget. Es ist in dieser Bedeutung von Menschen am üblichsten, dagegen von Thieren füttern gewöhnlicher ist, außer im allgemeinsten Verstande, die Nahrung veranstalten, entstehen lassen; denn so kann man auch sagen: Gott speiset die Raben. (2) Figürlich. (a) Jemanden mit leerer Hoffnung speisen, ihn mit leerer Hoffnung unterhalten. S. auch Abspeisen. Einen Fischteich speisen, ihn mit kleinen unedlen Fischen besetzen, damit selbige den größern edlern zur Nahrung dienen. Die Müller speisen die Mühlsteine, wenn sie Körner aufschütten, damit selbige etwas zu mahlen haben. (b) * Ehedem sagte man auch, eine Festung speisen, d.i. sie mit Proviant, Lebensmitteln versehen, in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist. (c) Austheilen, reichen; eine nur in einigen Fällen übliche Bedeutung. In großen Haushaltungen heißt speisen, ausspeisen und ausspenden, die zu den Speisen nöthigen Materialien ausgeben. So speiset der Küchenmeister das Fleisch, Federvieh u.s.f. aus, wenn er es den Köchen zur Zubereitung übergibt. Auch die Deputate bey der Kellerey an Wein, Bier und Brot, werden an den Höfen ausgespeiset, d.i. an die Behörde ausgespendet oder ausgetheilet. Sehr häufig wird dieses Wort auch von der Reichung oder Austheilung des Abendmahles gebrauchet. Die Communicanten speisen. Einen Kranken speisen. Sich zu Hause speisen lassen. Es scheinet, daß es in dieser letzten Bedeutung des Austheilens nur ein sehr weitläufiger Seitenverwandter von speisen, essen und zu essen geben, ist, und mehr zu spenden gehöret. Merkwürdig ist dabey, daß das Griech. σπενδω, im Futuro σπεισω hat, oder vielmehr das Futurum von dem Zeitworte σπεισειν oder σπεισάι, entlehnet hat. Im Schwed. ist spisa gleichfalls darreichen. S. Spenden. So auch das Speisen und die Speisung, welches letztere aber nur in der zweyten Hauptbedeutung des Activi gebraucht wird.
Anm. Im Schwabenspiegel spisen, im Schwed. spisa. Die Niederdeutschen scheinen dieses Zeitwort eigentlich nicht zu kennen, sondern es bloß von den Hochdeutschen zu entlehnen. Wachter war ungewiß, ob er es von σπεισάι, libare oder von Cibus, (S. Kauen, Kiefer) ableiten sollte; Frisch ließ es gezwungen genug von Spezerey abstammen, und Ihre hält das Ulphilanische wisan essen, für das Stammwort. Die letzte Ableitung ist die wahrscheinlichste, indem auch Ottfried Vuist für Speise gebraucht, S. Wesen, Weide und Weiden. Noch näher gehöret hierher unser beißen, das alte Oberdeutsche Imbiß, unser Beitze, Lockspeise u.s.f. Das s vor einem Mitlauter ist allemahl zufällig, und es scheinet, daß es hier intensiv ist, dagegen beißen seine Intension in dem in der Mitte verdoppelten s hat. Im Böhmischen ist Pice Futter. Die Lateinischen pascere, pastus u.s.f. gehören gleichfalls zu diesem Stamme.