Adelung Wörterbuch
Speiler
, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein spitzig zugeschnittener Stock, sowohl etwas daran aufzuspießen, als auch gewisse Theile, besonders des Fleisches damit aus einander zu sperren. So werden die spitzigen Stäbe, worauf man Fleisch, Würste u.s.f. zum trocknen aufhängt, in manchen Gegenden Speiler genannt. Eben diesen Nahmen führen in den Küchen auch die spitzig geschnittenen Hölzchen, womit die Niere in dem Braten, oder die Hintertheile eines Hasen fest gespeilert werden, damit sie nicht herunter fallen, ingleichen die spitzigen Hölzer der Fleischer, die ausgeschlachteten Kälber, Lämmer u.s.f. damit zu speilern, d.i. aus einander zu sperren. Es ist aus dem Niederdeutschen Spiele in eben dieser Bedeutung gebildet, welches den Begriff der Spitze, ingleichen des Sperrens hat, daher in der anständigen Sprechart der Hochdeutschen für Speiler auch Spieß üblich ist. S. Spille.  
1. Die Speise
, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, ein Wort, welches in vielen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht wird, und in den meisten dieser Fälle den herrschenden Begriff der Vermischung zu haben scheinet. 1. Im Bergbaue ist es ein Wort von sehr schwankender Bedeutung, indem daselbst mehrere vermischte Bergarten und metallische Producte von dem Bergmanne Speise genannt werden. Es bezeichnet nehmlich: (1) den Nickel oder durchschwefelten Nickel, welcher den Schwefel und Arsenik an sich nimmt, welche bey dem Rösten des Erzes nicht hinlänglich fortgetrieben worden. Diese Speise hat ein dichtes Gewebe auf dem Bruche, und bekommt sowohl in der Verkalkung als auch in der Auflösung mit Scheidewasser eine grüne Farbe. (2) Den Kobalt, oder vielmehr, den mit Schwefel und Arsenik vermischten Kobalt; sie ist auf dem Bruche stahlartig, macht mit Scheidewasser und Vitriolöhl rothe Auflösungen, und gibt in der Verglasung ein blaues Glas oder die so genannte Schmalte, welche hernach zur blauen Farbe gemahlen wird. (3) Oft wird auch der nicht genug ausgeschmelzte Wißmuth Speise genannt; sie unterscheidet sich von den vorigen durch ihr Gewebe, und verändert die Farbe in den mineralischen Säuren nicht. (4) Eben so oft ist die Speise auch eine metallische Vermischung aus Nickel, Kobalt und Eisen, welche mit mineralischen Säuren rothe Auflösungen gibt, aber in der Verkalkung theils grün, theils braun wird. (5) Nicht selten führet diesen Nahmen auch eine metallische Vermischung aus Kobalt, Nickel und Wißmuth, welche mit mineralischen Säuren gelbgrüne oder braune Auflösungen gibt, und in der Verkalkung theils braun, theils grün wird. Es scheinet hieraus zu erhellen, daß der Bergmann jede metallische Vermischung, deren Bestandtheile ihm unbekannt sind, Speise zu nennen pflege. 2. Bey den Probierern ist die Speise ein ähnlicher König oder conische metallische Masse, welche man von kiesigen und kobaltischen Erzen in dem Kupfertiegel erhält, und welche aus Arsenik und Eisen bestehet. 3. Im Hüttenbaue ist es ein weißgrauer schwerer metallischer Kuchen, welcher sich bey der Bleyarbeit von kobaltischen Erzen bey Stechung des Werkes und Bleysteines über dem Werke setzet, und als eine Scheibe oder Kuchen abgehoben werden kann. Diese Speise ist eine Mischung aus Arsenik, Kobalt, Eisen, Kupfer und etwas Silber. 4. Bey den Rothgießern ist die Speise ein vermischtes Metall, besonders aus Kupfer und Zinn, welches auch Glockenspeise genannt wird, weil die Glocken daraus gegossen werden. 5. Die Glaser nennen dasjenige Mengsel aus Zinnasche, Talg und Zinn, womit sie verzinnen, die Kolbenspeise. 6. Bey den Mäurern ist der Mörtel, d.i. der mit Sand vermischte Kalk, in vielen Gegenden unter dem Nahmen der Speise bekannt, wo es zuweilen auch im männlichen Geschlechte üblich ist, der Speis.
Anm. Ich finde keinen begreiflichen Grund, dieses Wort, wie von den meisten geschiehet, als eine Figur des folgenden anzusehen. Der Begriff der Vermischung ist hier vielmehr sehr merklich der herrschende; indessen hat sich doch von dessen erweislichen Verwandten nichts wollen auffinden lassen, man müßte denn das noch in einigen Gegenden übliche Spiauter, Nieders. Spialter, hierher rechnen wollen, welches ein aus Messing und Zinn gemischtes Metall bedeutet. Im Polnischen ist Spiza, ein mit einem andern Metalle vermischtes Kupfer, welches aber aus dem Deutschen entlehnet zu seyn scheinet.
 
2. Die Speise
, plur. die -n. 1. Alles dasjenige, was ein lebendiges Geschöpf an festen Körpern zur Erhaltung des natürlichen Lebens zu sich nimmt, wo der Plural nur von mehrern Arten üblich ist; die Nahrung, Nahrungsmittel. Speise und Trank. Das Brot ist die gesündeste Speise. Erbsen sind eine blähende Speise. Speise zu sich nehmen. Was zur Speise dienet. Da dieses Wort eine sehr allgemeine Bedeutung hat, so wird es auch nicht gern mehr von besondern Arten der Lebensmittel außer in diesem allgemeinsten Verstande gebraucht. Wenn es daher 1 Mos. 41, 35, 36, 47 heißt, daß Joseph die Speise, d.i. das Getreide, der guten Jahre gesammelt und aufgeschüttet habe, so ist solches wider den heutigen Sprachgebrauch. So auch von den Thieren, das was ihnen zur Nahrung dienet, welches im gemeinen Leben der Fraß, und bey zahmen Viehe das Futter heißt. Dein Leichnam wird eine Speise seyn allen Vögeln des Himmels, 5 Mos. 28, 26. Ein Adler fleucht zur Speise, Hiob 9, 26. Die Ameise sammelt ihre Speise im Sommer, Sprichw. 6, 8. Figürlich wird auch die Nahrung des Feuers 3 Mos. 3, 11, 16, Es. 9, 19 dessen Speise genannt, in welcher Bedeutung es doch außer der höhern Schreibart ungewöhnlich ist. 2. Die zubereitete menschliche Nahrung Einer Art; im gemeinen Leben das Essen. Den Tisch mit den ausgesuchtesten Speisen besetzen. Die Speisen auftragen, abtragen. Fleischspeisen, Fastenspeisen, warme Speisen, kalte Speisen, Mehlspeisen u.s.f. Da es denn auch oft für Gericht gebraucht wird, die in einem Gefäße beysammen befindliche zubereitete Nahrung Einer Art. Drey Speisen auf Ein Mahl auftragen. Wir haben alle Tage sechs Speisen. Da in dieser engern Bedeutung nur die nach den Regeln der Kochkunst zubereiteten Nahrungsmittel den Nahmen der Speisen führen, so werden in diesem engern Verstande auch Brot, Confect, Obst, Backwerk werk u.s.f. nicht mit zu den Speisen gerechnet, zumahl da die letztern gemeiniglich nicht sowohl zur Nahrung, als zur Kützelung des Gaumens bestimmt sind. 3. Nach einer andern Einschränkung wird in einigen Niederdeutschen Gegenden, z.B. im Osnabrückischen, das Geschlinge, d.i. das Eingeweide des geschlachteten Viehes mit Kopf und Füßen, Speise genannt, Kälberspeise, Ochsenspeise.
Anm. Schon bey dem Ottfried Spiso, im Schwabensp. Spis, im Schwed. Spis. Im Böhmischen ist Pice, ohne Zischlaut, Futter. S. Speisen.
 
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