Adelung Wörterbuch
Schwêlle
, plur. die -n, Diminut. das Schwellchen, ein jedes starkes horizontales Holz, welches die erste Anlage, den Grund zu einer Verbindung abgibt, und welches in den meisten Fällen auch die Sohle genannt wird. So ruhet ein Kutschkasten auf zwey Schwellen oder Unterlagen. Am üblichsten ist es in der Zimmermannskunst, wo ein horizontal liegender Balken, in welchen andere senkrechte oder schräge Bauhölzer eingezapfet sind, eine Schwelle genannt wird. In diesem Verstande gibt es Grundschwellen, Dachschwellen, Oberschwellen, Unterschwellen u.s.f. Kürzere horizontale Bauhölzer, welche bloß zur Verbindung der senkrechten dienen, und eigentlich nichts tragen, werden Riegel genannt. In engerer Bedeutung ist die Schwelle die Grund- oder Unterschwelle, das unmittelbar auf der Erde oder doch nahe über derselben liegende Stück Bauholz, welches die ganze Wand trägt. Die Schwelle eines Hauses; in Schleßwig die Lehde, welches zu Latte gehöret, in Niedersachsen der Sull, die Sülle, der Dörpel, in Dithmarsen der Drüssel. Besonders so fern diese Schwelle in der Thür sichtbar ist, die Unterlage der Thür ausmacht, die Thürschwelle, da es denn figürlich auch für Hausthüre gebraucht wird. Er soll mir nie wieder über meine Schwelle kommen oder schreiten, er soll nie wieder mein Haus betreten. Nach einer noch weitern Figur, der Anfang einer Sache. Du stehest an der Schwelle der Glückseligkeit. Wenn man eben vor der Schwelle so erschrecklich strauchelt. Anm. Die Niederdeutsche Mundart, und die mit derselben verwandten Sprachen kennen in diesem Worte keinen Blaselaut, wie das Nieders. Sülle, Sull, das Schwed. Syll, das Angels. Syl, das Engl. Sill, das Französ. Seuil; alle in der Bedeutung der Schwelle, des Untersten, des Grundes eines Dinges; woraus zugleich die Verwandtschaft mit unserm Sohle, dem Lat. Solum und Solea, dem Franz. Solive, Schwelle, u. a. m. erhellet. Bey dem Ulphilas ist suljan den Grund legen.
 
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