Adelung Wörterbuch
Schrunden
, verb. reg. nur daß es im Mittelworte nicht geschrundet, sondern geschrunden hat. Es ist ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, und gespalten werden, aufspringen, einen Riß oder mehrere Risse bekommen, bedeutet, und im Hochdeutschen wenig, im Oberdeutschen aber desto häufiger gehöret wird. Die Erde schrundet vor Hitze, reißt auf, bekommt Spalten. Geschrundene Lippen oder Hände haben, aufgesprungene. Zuweilen wird es auch als ein Reciprocum gebraucht, sich schrunden. Die Mauer schrundet sich, wenn sie Risse bekommt. Anm. Es ist ohne Zweifel auch ursprünglich eine Onomatopöie, welche den mit dem Aufspringen oder Spalten verbundenen Laut nachahmet. Im Oberdeutschen wird ein Riß auch ohne Zischlaut ein Runze genannt. Hornegk gebraucht das Wort Schranz für einen solchen Riß oder Spalt. Schrein, Schrank, Runzel und andere sind damit verwandt. Aus dem Mittelworte geschrunden für geschrundet erhellet, daß dieses Zeitwort ehedem irregulär gewesen ist, und vielleicht ich schrinde, Imperf. ich schrunde, Mittelw. geschrunden, Infinit. schrinden, gelautet hat.
 
1. * Der Schub
, des -es, plur. die -e, ein jetzt völlig veraltetes Wort, welches aber ehedem für Augenschein, Besichtigung sehr üblich war, da es denn von schauen abstammet, und für Schau stehet. Daher sagte man ehedem, den Schub nehmen, besichtigen, in Augenschein nehmen, jemanden mit Schub überkommen, ihn durch den Augenschein überführen u.s.f. Siehe Frischens Wörterb. ingleichen den Schwabenspiegel Kap. 37 bey dem Schilter.
 
2. Der Schub
, des -es, plur. die Schübe, von dem Zeitworte schieben. 1. Die Handlung des Schiebens, so wohl als ein Abstractum und ohne Plural, als auch als ein Concretum, von einzelnen Handlungen dieser Art, und mit dem Plural. 1) Eigentlich, wenigstens in der jetzt gewöhnlichsten Bedeutung des Zeitwortes. Einen Schub thun, Ein Mahl schieben, z.B. im Kegelspiele. Bey dem Kegelspiele darf in dem Schube niemand reden. In einem Schube. Das Intensivum davon ist Schupp, S. dasselbe. 2) In weiterer und figürlicher Bedeutung. (a) Von schieben, so fern es ehedem auch für schicken, transportiren üblich war, ist im Oberdeutschen, besonders im Österreichischen, der Schub noch für Transport, Fortschaffung, üblich. Der Schub des Getreides, der Körnerschub, d.i. der Transport. Daher wird auch der Transport des liederlichen Gesindels auf der Donau von Wien nach Ungarn zu Wien der Schub genannt. Den Schub vornehmen, diesen Transport; wo Frisch das Wort irrig von schauen ableitet, indem es im Österreichischen von dem Transporte aller Sachen gangbar ist. (b) So fern schieben so viel ist, als neue Zähne bekommen, ist daselbst der Schub auch das Zahnen, die Überkommung neuer Zähne. Wenn ein Pferd zwey und ein halbes Jahr alt ist, so thut es den ersten Schub, im vierten Jahre den zweyten u.s.f. (c) So fern schieben ehedem auch für appellieren gebraucht wurde, ist Schub in einigen Oberdeutschen Gegenden, besonders im Österreichischen, noch die Appellation. Daher das Schubamt, ein Appellations-Gericht, der Schubschreiber, derjenige, welcher die Appellationen in dem Gerichte ausfertiget. (b) Ehedem wurde auch Schub schlechthin für Aufschub gebraucht, und bey dem Logau kommt Beyschub für Beystand, Vorschub, vor.
2. So viel, als auf Ein Mahl geschoben wird. So ist bey den Bäckern ein Schub Brot, Semmel u.s.f. so viel, als auf Ein Mahl in den Ofen geschoben wird. Ein Schub Kegel hingegen ist ein Spiel Kegel, so viel Kegel, als zum Kegelschieben gehören. In Kegelschub aber bedeutet es den Ort, wo Kegel geschoben werden.
3. An den Schiffen wird die Krümmung der ersten Reihen Breter der äußern Verkleidung vom Kiele herauf bis über die Bauchstücke der Schub genannt; ohne Zweifel von schieben, so fern es ehedem auch für krümmen gebraucht wurde.
Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung im Nieders. Schuf, im Engl. Shove. In den meisten der folgenden Zusammensetzungen ist für Schub-, auch Schiebe- oder Schieb- üblich.
 
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