Adelung Wörterbuch
Schrot
, des -es, plur. die -e, Dimin. das Schrötchen, Oberd. Schrötlein. 1. Von schroten, der Quere nach zersägen, zerhauen, zertheilen, zerschneiden, ist Schrot ein auf solche Art entstandenes Stück.
1) Eigentlich. Wenn man den Stamm eines Baumes in mehrere Stücke säget oder hauet, um Breter daraus zu schneiden, Klafterholz daraus zu schlagen u.s.f. so werden diese Stücke Schrote genannt; welchen Nahmen im Forstwesen auch alle dickere Stücken Holz bekommen, welche zu mehrern Scheiten gehauen werden müssen. Die Schrote zu den Brunnenröhren, die Blöcke, ehe sie zu eigentlichen Röhren gebohret worden. Im Bergbaue wird ein Gevierte von Zimmerholz, womit ein Schacht ausgezimmert wird, ein Schrot genannt, ohne Zweifel auch, weil es aus vier Schroten bestehet. Ein von einer Stange Eisen abgehauenes Stück heißt im Eisenhandel ein Schrot. In weiterer Bedeutung ist Schrot in vielen Fällen ein jedes Stück eines Ganzen, ein abgeschnittenes, abgesägtes, angehauenes Stück. Im Nieders. ist Schraad oder Schrot ein Stück Leinwand, welches der Länge nach von einem ganzen Stücke abgeschnitten worden. Ein Betttuch bestehet aus zwey oder drey Schroten, wenn es zwey oder drey solcher Stücke in der Breite hat. In den Münzen werden die aus den Zainen gehauenen runden Stücke, welche hernach gepräget werden, Schrote genannt, daher denn auch figürlich das gehörige Gewicht dieser Stücke das Schrot heißt, welches doch nur in der R.A. Schrot und Korn üblich ist, wo Schrot das gehörige Gewicht, Korn aber die gehörige Güte des Metalles bezeichnet. Wachter lässet es sehr gezwungen von dem Arabischen Karat abstammen. Nach einer noch weitern Figur gebraucht man diese R.A. von der innern Güte eines jeden Dinges. Ein Mann von altem Schrot und Korn, der nicht nur die dauerhafte Gesundheit, sondern auch die offenherzige Redlichkeit der alten Deutschen hat. Ehedem gebrauchte man auch Schrot allein in ähnlichen Figuren. So hat Frisch die Ausdrücke gefunden, nach altem Schrot, nach alter Weise, auf seinen Schrot ziehen, seiner Weise folgen, diesen Schrot brauchen, diesem Schrote nachfahren, dieser Weise folgen; welche vermuthlich auch aus den Münzen entlehnet sind, wenn hier Schrot nicht vielmehr Schnitt überhaupt bedeutet. Auch die Abgänge von dem Schneiden, Sägen oder Hauen, die davon übrig bleibenden Stücke werden in manchen Fällen Schrote, und im Diminutivo Schrötchen oder Schrötlein genannt. So führen diesen Nahmen in den Münzen die übrig gebliebenen Stücke Silbers oder Kupfers, nachdem die Schrote zu den Münzen ausgehauen oder ausgeschroten worden; ingleichen bey den Oblaten-Bäckern, die Abgänge von den Oblaten, bey den Steinmetzen, die Abgänge von den Steinen, da denn das Wort Schrot auch oft collective gebraucht wird. Das in manchen Fällen gleichbedeutende Krätz, Gekrätz ist damit verwandt, S. 2 Krätze. Die äußersten Enden des gewebten Tuches führen in manchen Gegenden gleichfalls den Nahmen des Schrotes, S. auch Anschrote. In noch weiterer Bedeutung sind Schrote alle kleine Stücke eines Ganzen; wo es besonders als ein Collectivum, folglich ohne Plural, außer von mehrern Arten, in zwey Fällen üblich ist. 1) Klein gehackte Stücke Bley oder Eisen, damit zu schießen, heißen collective Schrot, zuweilen auch Hagel. Wolfsschrot, Fuchsschrot, Hasenschrot u.s.f. da denn in weiterer Bedeutung auch die runden gegossenen Bleykörner, deren man sich statt des gehackten Bleyes bedienet, diesen Nahmen führen. Es ist hier als ein Collectivum am üblichsten, mit Schrot schießen; doch gebraucht man es auch von einzelnen Körnern dieser Art, zwey, drey Schrote oder Schrotkörner. 2) Gröblich gemahlnes und ungebeuteltes Getreide heißt in den Mühlen und in der Hauswirthschaft Schrot; Nieders. Schradels, Schradkorn, Böhm. Ssrot. Die Schweine mit Schrot füttern. Gerstenschrot, Rockenschrot. Bohnenschrot, Erbsenschrot u.s.f. gröblich gemahlne Bohnen oder Erbsen.
2) * Figürlich, wo es in einigen Gegenden und in einigen Fällen etwas kleines in seiner Art bedeutet zu haben scheinet. Bey dem Frisch ist Schrötlein ein kleines Gehölz. Auch die Oberdeutsche Benennung des Alpes, da er Schröter, Schrötlein, Schretz, Schretzel, u.s.f. heißt, scheinet dahin zu gehören, ob sie gleich auch noch andere Ableitungen leidet.
2. In einigen Fällen scheinet dieses Wort auch den Begriff eines hohlen Raumes zu haben. Im gemeinen Leben mancher Gegenden werden die Behältnisse oder Kapseln, welche die Landleute aus jungen Baumrinden machen, die Erdbeeren, Heidelbeeren u.s.f. darein zu sammeln, Schrote genannt. An andern Orten heißen sie Rietzen, S. 2 Rietze. In den Bergwerken wird so wohl das Gebäude an der Seite der Radstube, als auch das kleine Gebäude über dem Rande, welches auf dem untersten Säulwerke stehet, das Schrot genannt; welchen Nahmen sie aber auch führen können, weil sie vielleicht aus Schroten oder Blöcken aufgeführet sind, zumahl da das erste dieser Gebäude auch das Schrotwerk genannt wird. Das Geschröte, so fern es von dem Hodensacke gebraucht wird, und das Lateinische gleichbedeutende Scrotum gehören gleichfalls hierher, so wie ohne Zischlaut auch Grotte damit verwandt ist.
S. Schroten. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ist dieses Wort im männlichen Geschlechte üblich, der Schrot; im Hochdeutschen ist das ungewisse das gangbarste.
 
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