Adelung Wörterbuch
Schöppe
, des -n, plur. die -n, ein sehr altes Wort, den Beysitzer eines Gerichtes zu bezeichnen, welches noch in einigen alten Gerichten, besonders auf dem Lande, üblich ist, dagegen in den meisten neuern das Lateinische Assessor, oder auch das Deutsche Beysitzer üblich geworden. Ez ist etuua genuuonhait, daz man zuuelf man nimpt die dem Richter sullen helfen rihten, die haizent Schepfen. Die sulen uuise luite sin, und fuln vor geriht urtail vinden umb ain iegliche sach u.s.f. Schwabensp. Kap. 164. S. auch Kap. 135. Da man denn so wohl geringere Schöppen in den Dorf- und Feldgerichten, als auch in höhern, besonders Criminal-Gerichten, hat. Weil ihr Amt eigentlich darin bestand, das Urtheil zu finden, d.i. dem Richter das Urtheil und die Gründe, worauf es gebauet war, anzugeben, so wurden sie ehedem auch Finder, Urtheilfinder, Urtheiler, Rechtsprecher u.s.f. genannt. S. Schöppenstuhl. In einigen Gegenden werden auch die Handwerksältesten, d.i. die Beysitzer des Obermeisters, Schöppen genannt. Anm. Schöppe, welches im Hochdeutschen die gangbarste Form ist, ist aus der Niederdeutschen Mundart entlehnet, dagegen die Oberdeutsche dieses Wort Schöpfe, Schöffe und Scheffe spricht und schreibt. Im Sachsenspiegel lautet es Scepene, im Franz. Echevin. Das mittlere Lat. Scabinus ist sehr früh daraus gebildet worden. Es stammet von dem Zeitworte schaffen und dessen Intensivo schöpfen her, entweder so fern es befehlen, anordnen, und in engerm Verstande Recht sprechen, urtheilen bedeutet, oder auch so fern es in manchen Fällen noch für ausfündig machen gebraucht wird, z.B. Rath schaffen; weil sie, wie man ehedem sagte, das Urtheil finden mußten. Wie alt diese Bedeutung sey, erhellet unter andern auch aus dem Hebr. טפש, richten, und טפש, ein Richter. S. Schaffen.
 
1. Der Schoppen
, des -s, plur. ut nom. sing. ein leichtes Gebäude, welches vornehmlich aus einem Dache bestehet, und auf den Seiten zuweilen offen, zuweilen aber auch eingeschlossen ist, gewisse Dinge darin vor der Witterung zu bedecken. Ein Wagenschoppen, für die Wagen, ein Waschschoppen, darin zu waschen, ein Feldschoppen, auf dem Felde, Garben, u.s.f. darin vor der Witterung zu bewahren, ein Ziegelschoppen, Ziegel darin zu trocknen u.s.f.
Anm. Im Nieders. Schupp, auch in einigen Hochdeutschen Gegenden Schuppen, im Oberd. Schupf, Schupfe, Schupfen, in der Schweiz Schaub, im Angels. Sceof, Scypen, im Engl. Shop, im Französ. Echope, im Pohln. Szopa, im Griech. σκεπα. Es stammet von einem im Hochdeutschen veralteten Zeitworte her, welches noch im Hannöverischen gangbar ist, wo schuppen so viel als bedecken, beschützen, bedeutet, Wend. schowam, Griech. σκεπειν. Im mittlern Lat. ist Eschopa ein Haus, vielleicht auch zunächst ein Schoppen. S. auch Schaube, Schuppe und das folgende.
 
2. Der Schoppen
, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Schöppchen, Oberd. Schöpplein, ein Wort, welches überhaupt ein hohles Gefäß bedeutet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Im Niederdeutschen ist Schopen eine große Gelte, eine Schöpfkelle, Engl. Scoop, Holländ. Schoepe, Schuppe, Schwed. Skopa; Schepken aber eine Art Trinkgeschirr. 2) Im Oberdeutschen hingegen ist es ein bestimmtes Maß flüssiger Dinge, welches in einigen Gegenden der vierte Theil, in den meisten aber die Hälfte eines Maßes ist. Ein Schoppen Wein, Bier.
Anm. In der zweyten Bedeutung im mittlern Lateine Copina, Chopina, Cuppina, im Franz. Chopine. Ohne Zischlaut gehöret auch das Oberd. Kopf, Köpf, in der ähnlichen Bedeutung eines Maßes, dahin. Da die Begriffe der Bedeckung und des hohlen Raumes sehr nahe verwandt sind, so erhellet daraus die Verwandtschaft dieses Wortes mit dem vorigen, und zugleich mit dem ganzen großen Geschlechte von Schaff, Scheffel, Schaufel, (Nieders. Schüppe,) dem Nieders. Schapp, ein Schrank, Schiff, σκευος, Koben, Kufe u.s.f.
 
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