Adelung Wörterbuch
Schnuppe
, plur. die -n, der ausgebrannte Docht von einem Lichte, welcher abgeschnuppet wird, oder abgeschnuppet worden; die Lichtschnuppe, Nieders. der Ösel. S. 2 Schnuppen.
1. Schnuppen
oder Schnupfen, verb. reg. act. welches eigentlich eine Onomatopöie ist, und einen gröbern Laut als schnappen und schnippen ausdruckt, aber nur noch in einigen Fällen figürlich gebraucht wird. Das schnupft ihm vor die Nase, sagt man im gemeinen Leben, wenn jemand über einen unerwarteten unangenehmen Vorfall, besonders über eine unvermuthete Beleidigung mit Worten, betreten oder stutzig wird, wofür man auch verschnupfen gebraucht; das verschnupfte ihn, stieß ihn vor den Kopf, fuhr ihm in die Nase, welche R.A. sich auf ähnliche Figuren gründen. Es scheinet, daß schnuppen hier eigentlich einen unvermutheten Stoß oder Fall bezeichne, weil schnuppen im Oberd. und das verkleinernde snubbeln im Niederd. noch für straucheln üblich sind.
2. Schnuppen
, verb. reg. act. et neutr. wie 2 Schnupfen, siehe dasselbe. In einigen Gegenden, besonders Ober-Deutschlandes bedeutet es auch das Licht putzen; entweder als eine eigene Onomatopöie, oder auch nach eben der Figur, nach welcher auch schnäutzen in diesem Verstande gebraucht wird, S. dasselbe.
1. * Die Schnur
, plur. die -en, Diminut. das Schnürchen, Oberd. Schnürlein, ein im Hochdeutschen veraltetes, noch im Oberdeutschen übliches Wort, des Sohnes Frau, die Schwiegertochter zu bezeichnen. Du sollt deiner Schnur Schaam nicht blößen, denn sie ist deines Sohnes Weib, 3 Mos. 18, 15; und so in andern Stellen mehr.
Anm. Im Tatian Snur, ohne Zischlaut im Lat. Nurus, im Ital. Nuora, im alt Franz. Nore, in der Provence Nouëre. Es scheinet mit dem Hebr. Naar, ein Sohn, dem Lappländ. und Finnländ. Nuori, ein Sohn, Jüngling, und dem veralteten Deutschen nar, klein, wovon noch im Schwed. snert dünn, schmächtig, und im Nieders. nürig, nirig, klein und artig ist, abzustammen, weil Söhne und Schwiegertöchter in Ansehung der Ältern und Schwiegerältern doch allemahl als klein und jung betrachtet werden können.
2. Die Schnur
, plur. die Schnüre, Diminut. das Schnürchen, Oberd. Schnürlein, ein aus mehrern Fäden zusammen gedrehtes rundes Band von mittlerer Stärke, da denn die Schnur das Mittel zwischen dem schwächern Faden und der stärkern Leine u.s.f. hält. Ein Kleid mit Schnüren besetzen. Die Schnur um einen Hut, die Hutschnur. So auch Angelschnur, Radschnur u.s.f. In Nabelschnur stehet es figürlich wegen einiger Ähnlichkeit. Eine Art eines schleichenden Fiebers bey den Pferden, welches von einer Erhitzung herrühret, wird die Schnur genannt, weil sich bey dem Athemhohlen an jeder Seite nach den Rippen zu eine Rinne bildet, in welche man eine Schnur legen könnte. Besonders, so fern eine Schnur dazu dienet, gewisse Körper darauf zu reihen. Perlen, Korallen, Tobaksblätter u.s.f. auf eine Schnur ziehen. Da denn auch eine Menge solcher aufgereiheter Körper eine Schnur heißt. Eine Schnur Perlen, Korallen. Eine Schnur Tobak, auf eine Schnur gereihete Tobaksblätter. So auch Fruchtschnur und Blumenschnur in den schönen Künsten. Dahin scheinet auch die R.A. zu gehören, etwas an einem Schnürchen haben, Fertigkeit darin besitzen.
Ich kan wunder an der Snuere
Ich kan vliegen und verliessen u.s.f.
Burkhard von Hohenfels.
Ingleichen, so fern eine ausgespannte Schnur den Werkleuten, Gärtnern u.s.f. dienet, gewissen Körpern eine gerade Richtung zu geben; die Richtschnur. Bäume nach der Schnur setzen. Daher schnurgleich, schnurgerade, so gleich, so gerade, als wenn es nach der Schnur gemacht wäre. Ingleichen die figürlichen R.A. Nach der Schnur leben, ordentlich, nach der Regel oder Vorschrift. Alles nach der Schnur haben wollen, pünctlich und ordentlich. Über die Schnur hauen, das gehörige Maß der Menge, der Billigkeit, der Wahrscheinlichkeit u.s.f. überschreiten. Wie auch, so fern sie zum Messen gebraucht wird, für Meßschnur. Etwas mit der Schnur ausmessen. Daher im Bergbaue die Schnur auch ein Lehen von sieben Lachtern ist. In der R.A. von der Schnur zehren oder leben, d.i. von dem vorher ersparten oder erworbenen Vermögen müßig leben, ist es ein wenig dunkel. Frisch erklärt sie aus dem ehemahligen Gebrauche, besonders gemeiner Leute, ihre Gold- und Silbermünzen zusammen zu biegen, sie an eine Schnur zu reihen, und zur Zierde um den Hals zu tragen. Daß indessen das Wort Schnur hier noch eine andere Erklärung leide, ist schon in der Anmerkung zu dem Worte Schmarotzen beygebracht worden.
Anm. Schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Snur, im Nieders. Snoor, wo auch Snirre eine Schlinge, Dohne ist, im Schwedischen Snara und Snöre, im Böhmischen und Pohlnischen Sznur, im Finnischen ohne Zischlaut Nuora, woraus die Verwandtschaft mit dem Griechischen νευρον und Latein. Nervus erhellet. Es scheinet, daß die Zusammendrehung, welche zu einer Schnur nothwendig ist, der Grund ihrer Benennung sey, so daß dieses Wort zu dem Nieders. snar, schnell, schnurren und andern ähnlichen gehöret, in welchen eine schnelle Bewegung, besonders in die Runde, der Stammbegriff ist.
1. Schnuppen
oder Schnupfen, verb. reg. act. welches eigentlich eine Onomatopöie ist, und einen gröbern Laut als schnappen und schnippen ausdruckt, aber nur noch in einigen Fällen figürlich gebraucht wird. Das schnupft ihm vor die Nase, sagt man im gemeinen Leben, wenn jemand über einen unerwarteten unangenehmen Vorfall, besonders über eine unvermuthete Beleidigung mit Worten, betreten oder stutzig wird, wofür man auch verschnupfen gebraucht; das verschnupfte ihn, stieß ihn vor den Kopf, fuhr ihm in die Nase, welche R.A. sich auf ähnliche Figuren gründen. Es scheinet, daß schnuppen hier eigentlich einen unvermutheten Stoß oder Fall bezeichne, weil schnuppen im Oberd. und das verkleinernde snubbeln im Niederd. noch für straucheln üblich sind.
2. Schnuppen
, verb. reg. act. et neutr. wie 2 Schnupfen, siehe dasselbe. In einigen Gegenden, besonders Ober-Deutschlandes bedeutet es auch das Licht putzen; entweder als eine eigene Onomatopöie, oder auch nach eben der Figur, nach welcher auch schnäutzen in diesem Verstande gebraucht wird, S. dasselbe.
1. * Die Schnur
, plur. die -en, Diminut. das Schnürchen, Oberd. Schnürlein, ein im Hochdeutschen veraltetes, noch im Oberdeutschen übliches Wort, des Sohnes Frau, die Schwiegertochter zu bezeichnen. Du sollt deiner Schnur Schaam nicht blößen, denn sie ist deines Sohnes Weib, 3 Mos. 18, 15; und so in andern Stellen mehr.
Anm. Im Tatian Snur, ohne Zischlaut im Lat. Nurus, im Ital. Nuora, im alt Franz. Nore, in der Provence Nouëre. Es scheinet mit dem Hebr. Naar, ein Sohn, dem Lappländ. und Finnländ. Nuori, ein Sohn, Jüngling, und dem veralteten Deutschen nar, klein, wovon noch im Schwed. snert dünn, schmächtig, und im Nieders. nürig, nirig, klein und artig ist, abzustammen, weil Söhne und Schwiegertöchter in Ansehung der Ältern und Schwiegerältern doch allemahl als klein und jung betrachtet werden können.
2. Die Schnur
, plur. die Schnüre, Diminut. das Schnürchen, Oberd. Schnürlein, ein aus mehrern Fäden zusammen gedrehtes rundes Band von mittlerer Stärke, da denn die Schnur das Mittel zwischen dem schwächern Faden und der stärkern Leine u.s.f. hält. Ein Kleid mit Schnüren besetzen. Die Schnur um einen Hut, die Hutschnur. So auch Angelschnur, Radschnur u.s.f. In Nabelschnur stehet es figürlich wegen einiger Ähnlichkeit. Eine Art eines schleichenden Fiebers bey den Pferden, welches von einer Erhitzung herrühret, wird die Schnur genannt, weil sich bey dem Athemhohlen an jeder Seite nach den Rippen zu eine Rinne bildet, in welche man eine Schnur legen könnte. Besonders, so fern eine Schnur dazu dienet, gewisse Körper darauf zu reihen. Perlen, Korallen, Tobaksblätter u.s.f. auf eine Schnur ziehen. Da denn auch eine Menge solcher aufgereiheter Körper eine Schnur heißt. Eine Schnur Perlen, Korallen. Eine Schnur Tobak, auf eine Schnur gereihete Tobaksblätter. So auch Fruchtschnur und Blumenschnur in den schönen Künsten. Dahin scheinet auch die R.A. zu gehören, etwas an einem Schnürchen haben, Fertigkeit darin besitzen.
Ich kan wunder an der Snuere
Ich kan vliegen und verliessen u.s.f.
Burkhard von Hohenfels.
Ingleichen, so fern eine ausgespannte Schnur den Werkleuten, Gärtnern u.s.f. dienet, gewissen Körpern eine gerade Richtung zu geben; die Richtschnur. Bäume nach der Schnur setzen. Daher schnurgleich, schnurgerade, so gleich, so gerade, als wenn es nach der Schnur gemacht wäre. Ingleichen die figürlichen R.A. Nach der Schnur leben, ordentlich, nach der Regel oder Vorschrift. Alles nach der Schnur haben wollen, pünctlich und ordentlich. Über die Schnur hauen, das gehörige Maß der Menge, der Billigkeit, der Wahrscheinlichkeit u.s.f. überschreiten. Wie auch, so fern sie zum Messen gebraucht wird, für Meßschnur. Etwas mit der Schnur ausmessen. Daher im Bergbaue die Schnur auch ein Lehen von sieben Lachtern ist. In der R.A. von der Schnur zehren oder leben, d.i. von dem vorher ersparten oder erworbenen Vermögen müßig leben, ist es ein wenig dunkel. Frisch erklärt sie aus dem ehemahligen Gebrauche, besonders gemeiner Leute, ihre Gold- und Silbermünzen zusammen zu biegen, sie an eine Schnur zu reihen, und zur Zierde um den Hals zu tragen. Daß indessen das Wort Schnur hier noch eine andere Erklärung leide, ist schon in der Anmerkung zu dem Worte Schmarotzen beygebracht worden.
Anm. Schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Snur, im Nieders. Snoor, wo auch Snirre eine Schlinge, Dohne ist, im Schwedischen Snara und Snöre, im Böhmischen und Pohlnischen Sznur, im Finnischen ohne Zischlaut Nuora, woraus die Verwandtschaft mit dem Griechischen νευρον und Latein. Nervus erhellet. Es scheinet, daß die Zusammendrehung, welche zu einer Schnur nothwendig ist, der Grund ihrer Benennung sey, so daß dieses Wort zu dem Nieders. snar, schnell, schnurren und andern ähnlichen gehöret, in welchen eine schnelle Bewegung, besonders in die Runde, der Stammbegriff ist.