Adelung Wörterbuch
Schinden
, verb. irreg. act. Imperfect. ich schund; Mittelwort geschunden; Imperat. schinde. 1) Eigentlich, die Haut eines Dinges nach und nach ablösen oder abziehen; eine ehedem und noch in manchen Gegenden in allen den Fällen übliche Bedeutung, wo dieser Begriff Statt findet. In einigen Oberdeutschen Gegenden schindet der Metzger ein Kalb, wenn er es ausarbeitet; wo man den Ausdruck schinden in Obersachsen als eine Beschimpfung ansehen würde. Eben daselbst schindet man auch einen Hasen u.s.f. wenn man ihn abstreift. Er schünde eine Laus um des Balgs willen, sagt man auch noch im Hochdeutschen im gemeinen Leben von einem kargen Geitzigen. Einen Verbrecher lebendig schinden, eine in den Morgenländern ehedem sehr übliche Lebensstrafe. Der Abdecker schindet ein umgefallenes Vieh, wofür doch auch abdecken, abschlagen, und in den niedrigern Sprecharten abpuffen und abludern üblicher sind, (S. Schinder.) Einen Baum schinden, ihn auf eine ungeschickte Art der Rinde berauben. Überhaupt hat dieses Wort in den wenigen Fällen, in welchen es im Hochdeutschen noch im eigentlichen Verstande gebraucht wird, entweder den Begriff des Ungeschickten, oder doch sonst einen verächtlichen Nebenbegriff bey sich. Im gemeinen Leben schindet man sich auch, wenn man sich die Haut an einem Theile des Leibes abreibet oder abstößet. 2) Figürlich, in dem Nießbrauche, und im Handel und Wandel das Maß der Billigkeit auf eine grobe Art überschreiten; im gemeinen Leben, und allemahl mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Der Fuhrmann schindet sein Vieh, wenn er es übertreibt, es zu Schande treibet, der Landmann seinen Acker, wenn er ihn ausmärgelt, ein Herr seine Unterthanen, wenn er ihnen übertriebene Lasten aufleget, welche sie zu Grunde richten, oder wenn er ihnen, wie man gleichfalls in den niedrigen Sprecharten sagt, das Fell über die Ohren ziehet, der Verkäufer den Käufer, oder dieser jenen, wenn einer von ihnen die Billigkeit zum merklichen Nachtheil des andern verletzet. Der Geitzige schindet und schabet, wenn er ohne Rücksicht auf Billigkeit und Wohlstand zu erwerben sucht, wo er kann. Und so in andern Fällen mehr. So auch das Schinden. Anm. Im Nieders. schinnen, im Schwed. skinna. Daß es ehedem ein Zeitwort dieses Lautes gegeben, welches schneiden überhaupt bedeutet hat, und wozu auch das Lat. scindere, in gewisser Betrachtung auch schänden, und vielleicht auch Schindel, gehöret, ist gewiß. Allein unser schinden stammet wohl zunächst von dem im Hochdeutschen veralteten Schin, die Haut, her, Nieders. Schin, Engl. Skin, Schwed. Skinn, Dän. Skind, im Wallis. ohne Zischlaut Cenn, und im Bretagn. Ken, wohin auch in der weitern Bedeutung einer Decke das Griech. σκƞνος, ein Gezelt, gehöret. Auf ähnliche Art sind schälen von Schale, fillen, schinden, von Fell, hülfen von Hülfe, häuten von Haut, u. a. m. gebildet. Schinden bedeutet also der Haut berauben, und da diese zur völligen Gestalt eines Dinges nothwendig ist, so wird daraus zugleich der Nebenbegriff begreiflich, der diesem Worte gemeiniglich anklebt. Indessen sind dieses schinden, und schinden, schneiden, dem Ursprunge nach nur ein und eben dasselbe Wort. Siehe auch Schiene.
, verb. irreg. act. Imperfect. ich schund; Mittelwort geschunden; Imperat. schinde. 1) Eigentlich, die Haut eines Dinges nach und nach ablösen oder abziehen; eine ehedem und noch in manchen Gegenden in allen den Fällen übliche Bedeutung, wo dieser Begriff Statt findet. In einigen Oberdeutschen Gegenden schindet der Metzger ein Kalb, wenn er es ausarbeitet; wo man den Ausdruck schinden in Obersachsen als eine Beschimpfung ansehen würde. Eben daselbst schindet man auch einen Hasen u.s.f. wenn man ihn abstreift. Er schünde eine Laus um des Balgs willen, sagt man auch noch im Hochdeutschen im gemeinen Leben von einem kargen Geitzigen. Einen Verbrecher lebendig schinden, eine in den Morgenländern ehedem sehr übliche Lebensstrafe. Der Abdecker schindet ein umgefallenes Vieh, wofür doch auch abdecken, abschlagen, und in den niedrigern Sprecharten abpuffen und abludern üblicher sind, (S. Schinder.) Einen Baum schinden, ihn auf eine ungeschickte Art der Rinde berauben. Überhaupt hat dieses Wort in den wenigen Fällen, in welchen es im Hochdeutschen noch im eigentlichen Verstande gebraucht wird, entweder den Begriff des Ungeschickten, oder doch sonst einen verächtlichen Nebenbegriff bey sich. Im gemeinen Leben schindet man sich auch, wenn man sich die Haut an einem Theile des Leibes abreibet oder abstößet. 2) Figürlich, in dem Nießbrauche, und im Handel und Wandel das Maß der Billigkeit auf eine grobe Art überschreiten; im gemeinen Leben, und allemahl mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Der Fuhrmann schindet sein Vieh, wenn er es übertreibt, es zu Schande treibet, der Landmann seinen Acker, wenn er ihn ausmärgelt, ein Herr seine Unterthanen, wenn er ihnen übertriebene Lasten aufleget, welche sie zu Grunde richten, oder wenn er ihnen, wie man gleichfalls in den niedrigen Sprecharten sagt, das Fell über die Ohren ziehet, der Verkäufer den Käufer, oder dieser jenen, wenn einer von ihnen die Billigkeit zum merklichen Nachtheil des andern verletzet. Der Geitzige schindet und schabet, wenn er ohne Rücksicht auf Billigkeit und Wohlstand zu erwerben sucht, wo er kann. Und so in andern Fällen mehr. So auch das Schinden. Anm. Im Nieders. schinnen, im Schwed. skinna. Daß es ehedem ein Zeitwort dieses Lautes gegeben, welches schneiden überhaupt bedeutet hat, und wozu auch das Lat. scindere, in gewisser Betrachtung auch schänden, und vielleicht auch Schindel, gehöret, ist gewiß. Allein unser schinden stammet wohl zunächst von dem im Hochdeutschen veralteten Schin, die Haut, her, Nieders. Schin, Engl. Skin, Schwed. Skinn, Dän. Skind, im Wallis. ohne Zischlaut Cenn, und im Bretagn. Ken, wohin auch in der weitern Bedeutung einer Decke das Griech. σκƞνος, ein Gezelt, gehöret. Auf ähnliche Art sind schälen von Schale, fillen, schinden, von Fell, hülfen von Hülfe, häuten von Haut, u. a. m. gebildet. Schinden bedeutet also der Haut berauben, und da diese zur völligen Gestalt eines Dinges nothwendig ist, so wird daraus zugleich der Nebenbegriff begreiflich, der diesem Worte gemeiniglich anklebt. Indessen sind dieses schinden, und schinden, schneiden, dem Ursprunge nach nur ein und eben dasselbe Wort. Siehe auch Schiene.