Adelung Wörterbuch
Säulenweite
, plur. die -n, eben daselbst, die Entfernung zweyer Säulen von einander, welche durch eine horizontale Linie von der Achse der einen bis zu der Achse der andern Säule gemessen wird.  
1. Saum
, ein Wort, welches ursprünglich mit Sam einerley ist, und in einem eben so weiten Umfange der Bedeutung gebraucht wird, als Sahl, von welchem hier etwas überhaupt bemerkt werden muß, damit man den Zusammenhang der folgenden Wörter und ihrer Verwandten desto besser übersehen könne. Es ist so wie alle Wörter. 1. eigentlich eine Nachahmung eines gewissen eigenthümlichen Lautes, von welchem schon bey den verwandten Sam, Same und Säen etwas gesagt worden. Summen und das Nieders. semmeln, ein langsames, albernes Geschwätz vorbringen, sind Intensiva davon, wo doch in dem ersten das tiefe u den groben, dumpfigen Laut bezeichnet. 2. In weiterer Bedeutung ist es ein Ausdruck der Bewegung, besonders einer solchen, als der durch Sam und Saum ausgedruckte Laut voraussetzt; wo es wieder sehr mancherley Arten der Bewegung bezeichnet. 1) Überhaupt; wohin der Begriff des Nehmens, an sich Reißens gehöret, daher das Lat. sumere, obgleich dieses auch zu sammeln, in einen Haufen vereinigen, gehören kann. Ferner der Begriff des Zermalmens, daher das Lat. Simila, Semmelmehl; der Begriff des Nachahmens, similis, Simia, unser sam; der Begriff der schnellen Bewegung, wovon die Bedeutung des Lichts eine Figur ist, Engl. to seem, scheinen, und unser Sommer; der Begriff der sich in Einen Punct sammelnden Menge, daher Same, sammeln, Summa u.s.f. der Begriff der glatten, gleitenden Bewegung, daher Seim, Sumen, Schmer, sanft, ehedem samft, Sumpf; der Begriff der Langsamkeit, der Ruhe, daher säumen, Somnus, zahm u.s.f. obgleich dieser Begriff auch eine Figur der Aushöhlung, des Daches, des Schutzes seyn kann. 2) Besonders in Ansehung der Richtungen. (a) Der Ausdehnung in die Länge, daher der Begriff des Randes, wie 2 Saum, Sims, Gesims, Latein. Sima, Ziemer. Und die Figur der Zeitdauer, semper. (b) In die Höhe, wie summus, das Schlesische Saum, Milchrahm. (c) In die Krümme; daher der Begriff des Biegens, wie 3 Saum, ein umgebogener Rand, das Lat. simare, umbiegen, simus; vielleicht auch der Begriff des Verbindens, wie das Isländ. semja, verbinden, ζωμα, ein Gürtel, welches aber auch zum Begriff der Länge gehören kann. Daher ferner der Begriff eines hohlen Raumes, eines Gefäßes, wie das Oberdeutsche Simmer, ein Frachtmaß, unser Zimmer u. a. m. und die gewöhnlichen Figuren der Ruhe, des Aufenthaltes u.s.f. wie säumen, zahm, Somnus. (d) Die Ausdehnung nach allen Richtungen; daher die Figur der Masse, der Quantität, der Menge, wie 4 Saum, das Griech. σωμα, der Leib, Summa, und nach neuen Figuren vielleicht auch das alte und noch jetzige Engl. some, jemand, etwas, das Lat. sum, ich bin, u.s.f. S. auch Sahl, welches nur im Endlaute von diesem Worte verschieden ist, daher sich jenes sämmtliche Bedeutungen auch bey diesem wieder finden, wo nicht in der Deutschen, doch gewiß in andern Sprachen.
 
2. Der Saum
, des -es, plur. die Säume, Diminut. das Säumchen, Oberd. das Säumlein, ein Wort, welches zunächst den Begriff der Ausdehnung in die Länge gewähret, aber nur in engerer Bedeutung von dem Rande, dem Ende der Ausdehnung eines Dinges gebraucht wird. Ehedem war es sehr üblich, den äußersten Rand der Kleidungsstücke zu bezeichnen, in welchem Verstande es in der Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt; z.B. deine Säume sind dir aufgedeckt, Jer. 13, 22. Wenn es hier einen umgeschlagenen Rand bedeuten sollte, so würde es zunächst zu dem folgenden Worte gehören. Indessen wird es auch in andern Fällen noch mehrmahls von einem Rande gebraucht. Der Saum an einem gestrickten Garne ist eine Schnur, ein starker Faden, welcher durch die Maschen am Rande des Garnes gezogen wird. An den Segeln der Schiffe sind die Säume Seile oder Taue, welche zur Verstärkung der Segel längs dem Segelende befestiget werden. An einem Pferdehufe wird der Streifen, welcher oben um den Huf zwischen dem Horne und dem Fleische herumgehet, so wohl der Saum, als auch der Preis und die Krone genannt. Indessen ist Saum hier nur in einigen Fällen, Rand aber fast in allen üblich. Nur in der dichterischen Schreibart ist jenes von einem weitern Umfange. Ein goldner Saum verliert sich am Ende der Flügel (des Schmetterlinges) ins Grüne, Geßn. Hier steh ich an dem Saum einer Felsenwand, und seh ins niedere Thal, ebend. Wolken, die Gebirgen gleich, am Saume des Meeres aufsteigen, ebend.
 
Auf einem perlenhellen Wagen
Wird der Monarch der Wasserwelt
Hoch auf dem Saum der Fluth getragen,
Raml.
 
Anm. Zu dem Begriffe der Bewegung in die Länge überhaupt, gehören unser Sims, (welches aber auch den Begriff der Hervorragung leidet,) das Griech. ζωμα, ein Gürtel, das Nieders. Sömer, ein langer schlanker Pfahl u. a. m. Das Schlesische Saum, Sahne, Milchrahm, gehöret gleichfalls zu der Bedeutung des Randes. S. das vorige.
 
3. Der Saum
, des -es, plur. die Säume, Diminut. das Säumchen, Oberd. Säumlein, ein mit dem vorigen sehr nahe verwandtes Wort, welches vornehmlich den Begriff der Bewegung in die Krümme hat, von welchem die Bedeutung der Umbiegung eine gewöhnliche Figur ist. Ein umgebogener oder umgeschlagener Rand, so wohl an den Zeugen, als an andern nur einiger Maßen biegsamen Körpern, bekommt beständig den Nahmen eines Saumes. Die Nähterinnen machen einen Saum, wenn sie den Rand eines Stückes Zeug umschlagen und fest nähen; S. 1 Säumen. Bey den Hufschmieden ist der Saum der umgeschlagene Rand an einem Pferdehufe. Einen solchen Rand machen heißt bey ihnen, ein Hufeisen einsäumen oder einräumen, wo das letztere zu dem Geschlechte des Wortes Rand gehöret. Auf den Blechhämmern ist der Saum die zusammen geschlagene Seite der Stürzlein oder geschmiedeten Eisenplatten, welche von dem Saumausgleicher breiter geschmiedet wird.
Anm. Im Nieders. Soom, im Angels. und Engl. seam, im Schwed. Söm, welches aber auch eine jede Fuge bedeutet. Der Begriff der Verbindung ist eine nahe Figur davon, und im Isländ. ist daher semja noch jetzt verbinden. S. 1 Saum.
 
4. Der Saum
, des -es, plur. die Säume, in manchen Gegenden auch Saume, ein Wort, welches zunächst den Begriff der Masse, der Ausdehnung nach allen Seiten, der Last hat, aber nur noch im Handel und Wandel vieler Gegenden als ein Nahme eines Maßes, eines Gewichtes gebraucht wird. Zunächst scheinet es wohl so viel von einer Waare zu bezeichnen, als man auf ein gewisses Lastthier laden kann; daher dieses Wort auch im Oberdeutschen am häufigsten ist, wo man sich wegen der gebirgigen Gegenden der Pferde, Maulesel und Esel zum Lasttragen häufiger bedienet, als in Niederdeutschland. Pictorius erkläret Saum ausdrücklich durch so viel Last, als ein Roß trägt, und im Schwed. ist Some, onus Jumenti. In weiterer Bedeutung wird es aber auch überhaupt von einer gewissen bestimmten Menge und Schwere gebraucht, welche ungefähr so viel ist, als ein Lastthier tragen kann; wo es aber auch nur in einigen Gegenden, und von einigen Waaren üblich ist. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist Saum, und in Italien Soma, Salma, ein Maß flüssiger Dinge, welches zuweilen einen halben Eimer beträgt. Zu Callipoli in Italien ist Salma ein Öhlmaß, welches 290 Pfund wiegt. In Basel hält ein Saum drey Ohm oder Ahm, ein Ahm aber 32 alte, oder 40 neue Pott. In Zürch ist ein Saum 11/2 Eimer, in Bern aber 4 Eimer oder Brenten, welche zusammen 100 Maß machen. Vier Saum machen in Bern ein Faß, sechs Saum aber ein Landfaß. In Österreich ist Saum ein Handlungsgewicht, welches 275 Pfund wieget; in Botzen aber wieget es 400 Pfund. Am häufigsten werden die wollenen Tücher fast durch ganz Deutschland nach Säumen gerechnet, und da hält ein Saum in Wien, Nürnberg, Ulm, Frankfurt am Main, Sachsen, Schlesien, Berlin u.s.f. allemahl 22 Tücher oder Stücke Tuches, jedes von 32 Ellen. Im Braunschweigischen heißt ein solcher Saum, ein Stück. Wenn dieses Wort eine Zahl vor sich hat, so bleibt es nach dem Vorgange der meisten Wörter dieser Art im Plural unverändert; sechs Saum. Auf dem Harze ist Sahm ein Kohlenmaß, deren zwey ein Pferd tragen kann.
Anm. Es ist in dieser Bedeutung ein überaus altes Wort, welches mit dem Griech. und Lat. Sagma genau überein kommt. Schon in der Kirchenversammlung zu Metz vom Jahre 753 kommen Carri et Saumi vor. Im Ital. lautet es Soma, im Franz. Some, im mittlern Lat. Sauma, im Angels. und Engl. Seam, im Schwed. Some, im Bretagn. Sam. Das Lat. Summa, das Bretagnische samma, niederdrücken, haben gleichfalls den Begriff der Menge, der Last, so wie in dem Griech. σωμα, der Leib, der Begriff der Masse der herrschende ist. Wenn bey dem Kero ein Lastthier Sonaz heißt, so muß dafür wohl Somaz, oder vielleicht noch besser Somar gelesen werden. S. Saumer, Saumthier und 1 Saum.
 
1. Säumen
, verb. reg. act. von 3 Saum, der umgebogene Rand, mit einem solchen Saume versehen, am häufigsten bey den Nähterinnen, den Rand eines Zeuges umschlagen und fest nähen, damit es sich nicht ausfase. Ein Schnupftuch säumen. Nieders. inbördken, sömen, von Bord, ein Rand. In weiterer Bedeutung, von 2 Saum, der Rand überhaupt, ist einen Baum, einen Bretblock säumen, bey den Zimmerleuten und im Forstwesen, ihn beschlagen, ihn viereckig hauen, oder die Schwarten auf allen vier Seiten absägen. Daher gesäumte Breter, welche aus einem solchen Blocke geschnitten werden, im Gegensatze der ungesäumten.
 
2. Säumen
, verb. reg. welches in einer doppelten Gestalt üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, langsam in einer Bewegung oder in einer Handlung seyn, und in engerer Bedeutung fehlerhaft langsam seyn, langsam seyn, da man eilen sollte, welches man auch mit größten Theils gleichbedeutenden Wörtern zögern und zaudern nennet; im Gegensatze des Eilens. Ich will es thun und nicht säumen, Ezech. 24, 14. Der Tod säumet nicht, Sir. 14, 12. Häufet euch und säumet nicht, Jer. 4, 6. Ich habe nicht gesäumet. Ich fürchtete doch, daß du säumen möchtest.
2. Als ein Activum, säumen machen, in der Bewegung, in einer Veränderung hindern, wo es ehedem für hindern überhaupt gebraucht wurde. Säume mich nicht mit dem Reuten, 2 Kön. 2, 24. Im Hochdeutschen ist es in dieser thätigen Gestalt wenig mehr üblich, doch gebraucht man es noch reciproce für das vorige Neutrum; sich säumen, säumen, zaudern, langsam seyn. Komm herab und säume dich nicht, 1 Mos. 45, 9. Der Herr säumet sich nicht, zu vergelten, 5 Mos. 7, 10. Ihre Tage werden sich nicht säumen, Es. 23, 22. Daher das Säumen, und, obgleich seltener, die Säumung.
Anm. Bey dem Kero suuman, bey den Schwäbischen Dichtern sumen, in dem Buche Belial 1483 samen, bey den heutigen Oberdeutschen saumen, im Nieders. sumen, im Franz. chômer, im Schwed. suma, im Isländ. söma, welche beyden letztern doch nur in den zusammen gesetzten försuma und forsuma, versäumen, üblich sind. Das Wort ist alt, und schon in dem Salischen Gesetze ist Sonnis (richtiger Somnis) Versäumniß, Grund des Außenbleibens. Man siehet leicht, daß die heutige Bedeutung dieses Wortes eine Figur einer ältern eigentlichern ist. Aber welche diese ältere ist, läßt sich nicht mit Gewißheit bestimmen. Es kann solches, wie Wachter will, der Begriff der Last, der Schwere, seyn, S. 4 Saum. Es kann aber auch von der Bedeutung der sanften, schleichenden, gleitenden Bewegung abstammen, und ein Verwandter von sanft, Seim u.s.f. seyn. Endlich kann auch der Begriff der Ruhe, der Muße, der Stätigkeit, der herrschende seyn, welcher gemeiniglich eine Figur der Bedeckung, des hohlen Raumes ist. In den beyden letzten Fällen sind das Lat. Somnus, Schwed. Sömn, der Schlaf, sömnig, schläferig, das Schwed. Tom, Muße, das Säumen, (weil s und t oft mit einander abwechseln,) und unser zahm, Nieders. taam, damit verwandt. Ehedem hatte man auch das Nebenwort sam, für träge, faul, langsam, wovon Frisch verschiedene Beyspiele anführet. Das zusammen gesetzte versäumen hat so wohl die neutrale, als die active Bedeutung. S. 1 Saum, Säumig, Säumniß und Saumselig.
 
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