Adelung Wörterbuch
Sattel
, des -s, plur. die Sättel, ein Ort, wo man sitzet, ein Werkzeug oder Gestell, worauf eine Person oder ein Ding sitzet. 1. * In der eigentlichen und weitern Bedeutung, wo es ehedem von einem jeden Stuhle üblich war; bey dem Ulphilas Sitl, Angels. Setl, Nieders. Setel. S. Sessel und Siedel. In dieser Bedeutung ist es längst veraltet, und wir gebrauchen es,
2. Nur im engern Verstande, von einer Art eines Stuhles oder Sitzes, vermittelst desselben bequem und sicher zu Pferde zu sitzen. Sattel und Zeug, wo unter dem letzten Worte das übrige zum Reiten gehörige Geschirr verstanden wird. Einem Pferde den Sattel auflegen. Das Pferd that einen Satz und rückte seinen Reiter aus dem Sattel. Jemanden aus dem Sattel heben oder werfen, eine von den ehemahligen Turnieren entlehnte figürliche R.A. ihn mit Geschicklichkeit, Geschwindigkeit oder List eines Vortheiles berauben. Fest im Sattel sitzen, sich seines Vortheiles nicht berauben lassen, seiner Sache gewiß seyn. Sich in den Sattel schwingen, auch zuweilen figürlich, durch seine Geschicklichkeit einen Vortheil erhalten. Jemanden in den Sattel helfen, ihm zu einem Amte, zu einem Vortheile behülflich seyn. In alle Sättel gerecht seyn, sich in alle Umstände zu schicken wissen. Ein Urtheil, das in alle Sättel gerecht ist, welches auf alle Fälle paßt. In der Oberlausitzischen Unterthanenordnung ist, sich auf den Sattel legen, müßig leben. Gemeiniglich verstehet man unter Sattel schlechthin einen Reitsattel, wie man diesen auch nennet, wenn man ihn von einem Saumsattel unterscheiden will. Von jenem gibt es mehrere Arten. Die Englischen Sättel sind leicht und ganz glatt, die Pohlnischen sind klein und leicht, die Deutschen schwer und tief. Zu den letztern gehören der Tummelsattel, der Kleppersattel u.s.f. Der Quer-oder Weibersattel ist für das weibliche Geschlecht.
3. Figürlich. 1) Oft bekommen viele Dinge und Theile anderer Werkzeuge den Nahmen eines Sattels, entweder wegen einiger Ähnlichkeit mit einem Reitsattel, oder auch so fern ein anderes Ding darauf sitzet oder ruhet; in welchem letztern Falle denn das Wort zur erstern weitern Bedeutung gehöret. So wird an einer Malzdarre das Gewölbe, welches die Darre eigentlich ausmacht, und auf den Seitenmauern ruhet, wegen seiner Ähnlichkeit der Sattel genannt, um welcher Ähnlichkeit willen auch eine Art Austern diesen Nahmen führet, S. Sattelmuschel. Bey den Vogelstellern ist der Sattel eine Art des Vogelsanges, wo mit Schlingen von Pferdehaaren auf einer lebendigen Taube nach den Raubvögeln gestellet wird, welches man auf dem Sattel sangen nennet, wo aber der Grund der Benennung noch dunkel ist. In der Anatomie ist der Sattel oder das Sattelbein, Sella equina, ein Theil des siebförmigen Beines der Hirnschale, welches mit der dazwischen gelegenen Höhle einen Pferdesattel vorstellet. In den Wälschen Nüssen wird die Scheidewand, welche den Kern in vier Theile theilet, im gemeinen Leben der Sattel genannt, ohne Zweifel, weil er dem Kerne zum Sitze und zur Befestigung dienet. Im Bergbaue ist der Sattel an den Kunstgestängen ein Stück harten Holzes mit einem Loche in der Mitte, wodurch man eine Spindel steckt, damit sich derselbe mit dem darauf liegenden Kunstgestänge hin und wieder bewegen könne. Am Knechte der Tischler ist der Sattel ein Klötzchen, welches bald hoch, bald niedrig gehänget wird, und worauf das Bret, welches man bearbeitet, mit der hohen Kante ruhet. Der Sattel der Tuchbereiter ist ein Galgen von Holz, der die Tuchschere in ihrer Lage erhält. An den Pressen der Kupferdrucker sind die Sättel vier Büchsen, worin die beyden Walzen mit ihren Zapfenenden ruhen, und deren ausgeschweifte Ecken mit Eisenblech überzogen sind. An den Stoß-Instrumenten der Schriftgießer ist es derjenige Theil, worauf die Matrize ruhet. Und so in andern Fällen mehr. 2) * Ein Sitz auf dem Lande, d.i. ein Wohnhaus mit den dazu gehörigen Grundstücken, ein Gut; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, wovon aber doch noch verschiedene Spuren vorkommen. In der Kärnthischen Gerichtsordnung bedeutet die R.A. dem Kläger in den Sattel werfen, ihn in den Besitz des Gutes setzen. S. auch Siedel und einige der folgenden Zusammensetzungen.
Anm. In der zweyten engern Bedeutung eines Predesattels, schon bey dem Stryker und im Schwabensp. Satil, im Nieders. und Schwed. Sadel, im Angels. Sadl, Sadol, im Engl. Saddle, im Isländ. Sadul, im Wallis. Sadell, bey den Krainern Sedlu, im Pohln. Siodlo, im Böhm. Sedlo. Andere Sprachen stoßen nach Art der Niedersachsen das d oder tt aus, wie das Latein. und Ital. Sella, das Franz. Selle, das Span. Silla. Die Endsylbe ist die Ableitungssylbe -el, welche so wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject, von welchem gesagt wird, ein Ding, bedeuten kann. Die erste Hälfte gehöret ohne Zweifel zu sitzen, Nieders. sitten, welches in seinen verschiedenen Formen fast alle Selbstlaute durchläuft; Sattel bedeutet also ein Ding, worauf ein anderes sitzet, ob es gleich auch ein Ding bedeuten kann, welches auf einem andern sitzet. Wenn es in einigen eigenthümlichen Nahmen der Berge ehedem einen Berg überhaupt bedeutet zu haben scheinet, so kann diese Benennung auch eine Figur der Ähnlichkeit mit einem Sattel seyn, obgleich auch der Begriff der Erhöhung überhaupt dem Worte gar wohl zukommen könnte.
2. Nur im engern Verstande, von einer Art eines Stuhles oder Sitzes, vermittelst desselben bequem und sicher zu Pferde zu sitzen. Sattel und Zeug, wo unter dem letzten Worte das übrige zum Reiten gehörige Geschirr verstanden wird. Einem Pferde den Sattel auflegen. Das Pferd that einen Satz und rückte seinen Reiter aus dem Sattel. Jemanden aus dem Sattel heben oder werfen, eine von den ehemahligen Turnieren entlehnte figürliche R.A. ihn mit Geschicklichkeit, Geschwindigkeit oder List eines Vortheiles berauben. Fest im Sattel sitzen, sich seines Vortheiles nicht berauben lassen, seiner Sache gewiß seyn. Sich in den Sattel schwingen, auch zuweilen figürlich, durch seine Geschicklichkeit einen Vortheil erhalten. Jemanden in den Sattel helfen, ihm zu einem Amte, zu einem Vortheile behülflich seyn. In alle Sättel gerecht seyn, sich in alle Umstände zu schicken wissen. Ein Urtheil, das in alle Sättel gerecht ist, welches auf alle Fälle paßt. In der Oberlausitzischen Unterthanenordnung ist, sich auf den Sattel legen, müßig leben. Gemeiniglich verstehet man unter Sattel schlechthin einen Reitsattel, wie man diesen auch nennet, wenn man ihn von einem Saumsattel unterscheiden will. Von jenem gibt es mehrere Arten. Die Englischen Sättel sind leicht und ganz glatt, die Pohlnischen sind klein und leicht, die Deutschen schwer und tief. Zu den letztern gehören der Tummelsattel, der Kleppersattel u.s.f. Der Quer-oder Weibersattel ist für das weibliche Geschlecht.
3. Figürlich. 1) Oft bekommen viele Dinge und Theile anderer Werkzeuge den Nahmen eines Sattels, entweder wegen einiger Ähnlichkeit mit einem Reitsattel, oder auch so fern ein anderes Ding darauf sitzet oder ruhet; in welchem letztern Falle denn das Wort zur erstern weitern Bedeutung gehöret. So wird an einer Malzdarre das Gewölbe, welches die Darre eigentlich ausmacht, und auf den Seitenmauern ruhet, wegen seiner Ähnlichkeit der Sattel genannt, um welcher Ähnlichkeit willen auch eine Art Austern diesen Nahmen führet, S. Sattelmuschel. Bey den Vogelstellern ist der Sattel eine Art des Vogelsanges, wo mit Schlingen von Pferdehaaren auf einer lebendigen Taube nach den Raubvögeln gestellet wird, welches man auf dem Sattel sangen nennet, wo aber der Grund der Benennung noch dunkel ist. In der Anatomie ist der Sattel oder das Sattelbein, Sella equina, ein Theil des siebförmigen Beines der Hirnschale, welches mit der dazwischen gelegenen Höhle einen Pferdesattel vorstellet. In den Wälschen Nüssen wird die Scheidewand, welche den Kern in vier Theile theilet, im gemeinen Leben der Sattel genannt, ohne Zweifel, weil er dem Kerne zum Sitze und zur Befestigung dienet. Im Bergbaue ist der Sattel an den Kunstgestängen ein Stück harten Holzes mit einem Loche in der Mitte, wodurch man eine Spindel steckt, damit sich derselbe mit dem darauf liegenden Kunstgestänge hin und wieder bewegen könne. Am Knechte der Tischler ist der Sattel ein Klötzchen, welches bald hoch, bald niedrig gehänget wird, und worauf das Bret, welches man bearbeitet, mit der hohen Kante ruhet. Der Sattel der Tuchbereiter ist ein Galgen von Holz, der die Tuchschere in ihrer Lage erhält. An den Pressen der Kupferdrucker sind die Sättel vier Büchsen, worin die beyden Walzen mit ihren Zapfenenden ruhen, und deren ausgeschweifte Ecken mit Eisenblech überzogen sind. An den Stoß-Instrumenten der Schriftgießer ist es derjenige Theil, worauf die Matrize ruhet. Und so in andern Fällen mehr. 2) * Ein Sitz auf dem Lande, d.i. ein Wohnhaus mit den dazu gehörigen Grundstücken, ein Gut; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, wovon aber doch noch verschiedene Spuren vorkommen. In der Kärnthischen Gerichtsordnung bedeutet die R.A. dem Kläger in den Sattel werfen, ihn in den Besitz des Gutes setzen. S. auch Siedel und einige der folgenden Zusammensetzungen.
Anm. In der zweyten engern Bedeutung eines Predesattels, schon bey dem Stryker und im Schwabensp. Satil, im Nieders. und Schwed. Sadel, im Angels. Sadl, Sadol, im Engl. Saddle, im Isländ. Sadul, im Wallis. Sadell, bey den Krainern Sedlu, im Pohln. Siodlo, im Böhm. Sedlo. Andere Sprachen stoßen nach Art der Niedersachsen das d oder tt aus, wie das Latein. und Ital. Sella, das Franz. Selle, das Span. Silla. Die Endsylbe ist die Ableitungssylbe -el, welche so wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject, von welchem gesagt wird, ein Ding, bedeuten kann. Die erste Hälfte gehöret ohne Zweifel zu sitzen, Nieders. sitten, welches in seinen verschiedenen Formen fast alle Selbstlaute durchläuft; Sattel bedeutet also ein Ding, worauf ein anderes sitzet, ob es gleich auch ein Ding bedeuten kann, welches auf einem andern sitzet. Wenn es in einigen eigenthümlichen Nahmen der Berge ehedem einen Berg überhaupt bedeutet zu haben scheinet, so kann diese Benennung auch eine Figur der Ähnlichkeit mit einem Sattel seyn, obgleich auch der Begriff der Erhöhung überhaupt dem Worte gar wohl zukommen könnte.