Adelung Wörterbuch
Rotte
, plur. die -n, mehrere bey einander befindliche lebendige Dinge Einer Art. 1) Eigentlich, wo es ehedem in allen Fällen von mehrern bey einander befindlichen Thieren Einer Art, oder auch von mehrern in einer und eben derselben Absicht versammelten Personen gebraucht wurde, jetzt aber nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. Die Jäger nennen mehrere bey einander befindliche Wölfe eine Rotte Wölfe; von andern Thieren ist bey ihnen das verwandte Rudel üblich. Bey den Fleischern einiger Gegenden bestehet eine Rotte aus einem Paare, oder zwey zum Schlachten bestimmten Thieren verschiedener Art, d.i. aus einem Rinde und einem Schafe. Besonders war es ehedem im Kriegswesen üblich, einen Haufen unter einem gemeinschaftlichen Befehlshaber stehender Soldaten zu bezeichnen, wo die Rotte keine gewisse Zahl hatte, sondern aus 6 bis 100 Mann bestand, am häufigsten aber nur von kleinern Haufen gebraucht wurde; der Vorgesetzte einer solchen Rotte hieß der Rottmeister, und die einzelnen Personen dieses Haufens gegen einander hießen Rottgesellen. Frisch führet folgende Stelle aus dem Fronsberg an: »Es wurden zehen Hakenschützen und einfache Knechte in Eine Rotte gestellt, desgleichen auch sechs Doppelsöldner in Eine Rotte, dieselben sechs oder zehen wählten sich einen Rottmeister aus ihrer Zahl, der empfieng ihre Balleten, ihren Proviant, und führte sie, wohin er sollte, seine Rotte hießen auch seine Rottgesellen.« Noch jetzt ist es in dieser Bedeutung nicht ganz veraltet, indem die Compagnien in einigen Gegenden noch in Rotten abgetheilet werden, und rottenweise marschiren, obgleich in den meisten dafür das Französische Division üblicher ist. Die streifenden Rotten erschraken, 1 Sam. 14, 15. In den Niedersächsischen Städten werden die Bürger-Compagnien noch in Rotten abgetheilet, und da ist eine Rotte so viel wie eine Corporalschaft, und der Rottmeister so viel wie ein Corporal. Im Pohln. ist Rota und im Schwed. Rote noch in eben diesem Verstande üblich. Im engern Verstande begreift eine Rotte so viel Mann, als hinter einander gestellt werden, so wie die neben einander gestellten ein Glied heißen. So viel Mann jedes Glied hat, so viel Rotten hat der Zug. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung gebraucht man dieses Wort nur im härtesten und verächtlichsten Verstande, von Personen, welche sich zu einer lasterhaften oder schädlichen Absicht versammelt, und in weiterer Bedeutung vereiniget haben. Korah und seine Rotte, 4 Mos. 16, 5. Die Rotte der Philister, 1 Sam. 23, 13. Der Gottlosen Rotte beraubet mich, Ps. 119, 61. Eine Rotte Diebe, Straßenräuber, Bettler; die Diebesrotte, Mörderrotte, Räuberrotte. Cartouche und seine ganze Rotte. Ingleichen von Secten, Parteyen, Spaltungen, doch immer in diesem harten und verächtlichen Verstande. Denn es müssen Rotten unter euch seyn, 1 Cor. 11, 19. Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Gal. 5, 20. Die halsstarrigen Juden machten eine Rotte und richteten einen Aufruhr an, Apost. 17, 5. Anm. Bey dem Hornegk im männlichen Geschlechte, der Rott, im Nieders. Rot, Rott, Angels. Ryd, Cread, Cruth, im Schwed. Rote, im Engl. Rout, im Finnländ. Routu, im Ungar. und Böhm. Rota, im Ital. im verächtlichen Verstande Frotta, im Wallis. Rhawd, im Irländ. Ruta, im Arab. Rotuow, Rataon und Rottaon, alle in der Bedeutung einer größern oder geringern Menge bey einander befindlichen Volkes. In der Schweiz ist die Roode ein abgetheilter Haufe der Einwohner eines Cantons, ein einzelner Bezirk, und das auch im Hochdeutschen übliche Rudel bedeutet gleichfalls eine Menge mehrerer Dinge Einer Art. S. das folgende.
1. Rotten
, verb. reg. act. welches eigentlich versammeln, verbinden bedeutet hat, aber nur noch in der zweyten Bedeutung des vorigen Wortes und zwar gleichfalls nur im härtesten und verächtlichsten Verstande als ein Reciprocum üblich ist. Sich zu jemanden rotten, sich in böser Absicht zu ihm gesellen, mit ihm verbinden. Die Feinde rotten sich zu Haufe, Es. 9, 11. Viele Heiden werden sich wider dich rotten, Mich. 4, 11; wo man doch jetzt das Nebenwort zusammen nicht gern auszulassen pflegt. Die Propheten haben sich gerottet, die Seelen zu fressen, Ezech. 22, 25; besser zusammen gerottet. Daher das Rotten.
Anm. Im gemeinen Leben ist statt dessen auch mit der ausländischen Endung rottieren üblich. Das in diesem Worte befindliche doppelte t ist schon ein Merkmahl eines Intensivi, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß die mit einer ungestümen Versammlung verbundene heftige Bewegung der ursprüngliche Begriff in diesem Worte ist, so daß es als ein Intensivum von roden, reiten u.s.f. so fern diese oft eine jede Bewegung bezeichnen, angesehen werden muß. Im Arab. ist rataa gleichfalls sich versammeln. Und diese mit dem Worte genau verbundene heftige ungestüme Bewegung scheinet auch die Ursache zu seyn, warum es jetzt nur noch im harten und verächtlichen Verstande gebraucht wird. S. auch das folgende.
2. Rotten
, verb. reg. act. welches das Intensivum von reuten, und dem noch im Niedersächsischen üblichen reiten, reißen, ist, um ehedem heftig, mit Mühe reißen, bedeutete, aber nur noch in dem zusammen gesetzten ausrotten üblich ist. In der Deutschen Bibel kommt es noch einige Mahl mit dem Vorworte aus vor. Ich will ihn mitten aus seinem Volk rotten, 3 Mos. 17, 10. Auch hier ist der Begriff der heftigen Bewegung der herrschende. S. Ausrotten, ingleichen Reuten, welches das einfachere Zeitwort davon ist.
3. * Rotten
, verb. reg. neutr. welches nur im Niederdeutschen für faulen, verwesen, üblich ist, aber im Hochdeutschen gar nicht vorkommt, außer etwa in den niedrigen Sprecharten. Nieders. rotten, als das Intensivum von dem eben daselbst üblichen raten, faulen, Angels. rotan, rotian, Engl. to rot, Griech. ευρωτιαν, im Holländ. roesten, S. Rosten, und 1 Rösten.
1. Rotten
, verb. reg. act. welches eigentlich versammeln, verbinden bedeutet hat, aber nur noch in der zweyten Bedeutung des vorigen Wortes und zwar gleichfalls nur im härtesten und verächtlichsten Verstande als ein Reciprocum üblich ist. Sich zu jemanden rotten, sich in böser Absicht zu ihm gesellen, mit ihm verbinden. Die Feinde rotten sich zu Haufe, Es. 9, 11. Viele Heiden werden sich wider dich rotten, Mich. 4, 11; wo man doch jetzt das Nebenwort zusammen nicht gern auszulassen pflegt. Die Propheten haben sich gerottet, die Seelen zu fressen, Ezech. 22, 25; besser zusammen gerottet. Daher das Rotten.
Anm. Im gemeinen Leben ist statt dessen auch mit der ausländischen Endung rottieren üblich. Das in diesem Worte befindliche doppelte t ist schon ein Merkmahl eines Intensivi, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß die mit einer ungestümen Versammlung verbundene heftige Bewegung der ursprüngliche Begriff in diesem Worte ist, so daß es als ein Intensivum von roden, reiten u.s.f. so fern diese oft eine jede Bewegung bezeichnen, angesehen werden muß. Im Arab. ist rataa gleichfalls sich versammeln. Und diese mit dem Worte genau verbundene heftige ungestüme Bewegung scheinet auch die Ursache zu seyn, warum es jetzt nur noch im harten und verächtlichen Verstande gebraucht wird. S. auch das folgende.
2. Rotten
, verb. reg. act. welches das Intensivum von reuten, und dem noch im Niedersächsischen üblichen reiten, reißen, ist, um ehedem heftig, mit Mühe reißen, bedeutete, aber nur noch in dem zusammen gesetzten ausrotten üblich ist. In der Deutschen Bibel kommt es noch einige Mahl mit dem Vorworte aus vor. Ich will ihn mitten aus seinem Volk rotten, 3 Mos. 17, 10. Auch hier ist der Begriff der heftigen Bewegung der herrschende. S. Ausrotten, ingleichen Reuten, welches das einfachere Zeitwort davon ist.
3. * Rotten
, verb. reg. neutr. welches nur im Niederdeutschen für faulen, verwesen, üblich ist, aber im Hochdeutschen gar nicht vorkommt, außer etwa in den niedrigen Sprecharten. Nieders. rotten, als das Intensivum von dem eben daselbst üblichen raten, faulen, Angels. rotan, rotian, Engl. to rot, Griech. ευρωτιαν, im Holländ. roesten, S. Rosten, und 1 Rösten.