Adelung Wörterbuch
Rosten
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben bekommt. 1) In der weitesten, und allem Ansehen nach ersten Bedeutung, verwesen, durch innere Auflösung der Theile zerstöret werden. Es ist in dieser Bedeutung im Hochdeutschen zwar veraltet; allein die sprichwörtliche R.A. alte Liebe rostet nicht, höret so leicht nicht auf, ist gewiß noch ein Überbleibsel davon, weil sie zu ungewöhnlich und seltsam seyn würde, wenn sie bloß eine Figur der folgenden Bedeutung seyn sollte. 2) Im engern und gewöhnlichern Verstande ist rosten nur noch von den Metallen üblich, wenn sie von den in der Luft und in dem Wasser befindlichen Salztheilchen aufgelöset und zerstöret werden, da sich denn die zurück gebliebene gröbere Erde als eine rauhe Rinde ansetzet. Das Eisen rostet, so wie alle unedle Metalle. Gold rostet nicht, weil die Salztheilchen keine Gewalt über dasselbe haben. So auch das Rosten. Anm. In dieser engern Bedeutung im Nieders. rusten, und intensive rustern. Die ehemahlige erstere Bedeutung ist aus mehrern Gründen erweislich. Bey dem Notker heißt es Kap. 15: min Lichamo ne fulet, noh ne rozzet, mein Leichnam faulet und verweset nicht, aber nicht, wie es Schilter übersetzet, meum corpus non putrescit neque foetet, weil die Bedeutung des Stinkens unerweislich ist. Im Holländ. ist roesten noch jetzt verwesen, verfaulen, wofür die Niederdeutschen mit dem ihnen gewöhnlichen t rotten, und von dem Flachse röthen, sagen. In diesem weitern Verstande ist rosten das Neutrum von dem folgenden Activo Rösten, verwesen machen. Da der Begriff der Verwesung aber nur eine Figur von einem mehr in das Gehör fallenden Stammbegriff ist, so scheinet reißen, das Intensivum von reisen, das Stammwort zu seyn, da denn das Zerrinnen, das aus einander Fließen verwesender Körper, oder das Zernagen, das Zerfressen derselben angedeutet werden würde.
1. Rȫsten
verb. reg. act. welches das Factitivum des vorigen ist, und eigentlich das verwesen machen bedeutet, aber nur von dem geringsten Grade der Verwesung, der mehr in einem mürbe werden bestehet, in der Landwirtschaft üblich ist. Man röstet das abgehauene oder abgeschnittene Getreide, wenn man es einige Tage auf dem Schwaden liegen läßt, damit es von dem Thaue oder Regen befeuchtet werde, und sich hernach desto besser dreschen lasse, wo das Wort in Meißen auch röschen lautet. Noch häufiger röstet man den Flachs, wenn man ihn, nachdem er gerauft worden, so lange in der Feuchtigkeit liegen läßt, bis der äußere Bast mürbe wird, und sich gewisser Maßen zerreiben läßt. Dieses Rösten geschiehet entweder so, daß man ihn verschiedene Nächte auf einer Wiese ausbreitet, damit er von dem Thaue benetzet und gebeitzet werde, oder auch dadurch, daß man ihn in Haufen in einen Fluß oder Teich leget, und oben mit schweren Körpern beleget. Flachs rösten, Hanf rösten. Der Flachs ist genug geröstet. So auch das Rösten.
Anm. Im Nieders. besonders in der letzten Bedeutung, röthen und raten. Da die Wirkung, welche das Rösten hervor bringet, der erste Grad der Verwesung ist, so ist wohl überwiegend wahrscheinlich, daß dieser Begriff hier der herrschende ist, daher auch völlig verwesen, im Nieders. intensive, mit dem verdoppelten t, rotten heißt.
2. Rȫsten
, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, und zunächst eine Onomatopöie ist, 1) Eigentlich, über einem raschen Kohlfeuer auf einem Roste oder in einer Pfanne braten; wo es eine unmittelbare Nachahmung des Lautes ist, mit welchem dieses Rösten, besonders fetter Körper, gemeiniglich verbunden ist, obgleich in manchen Fällen dafür braten und im gemeinen Leben kreischen üblicher sind. Brot in Butter rösten. Ist dein Speisopfer etwas auf dem Roste geröstet, 3 Mos. 2, 7. 2) In weiterer Bedeutung, vermittelst eines mäßigen Feuers schnell austrocknen, ohne doch den Körper zu verbrennen; welches ein höherer Grad des Dörrens, und bey manchen Körpern ein geringerer Grad des Bratens ist, und wofür man in vielen Fällen auch das allgemeinere brennen gebraucht. Kaffeh rösten, ihn brennen. Mehl rösten, in der Pfanne. Brot rösten. Geröstetes Brot. Geröstete Kuchen, 3 Mos. 7, 12. 3) In noch weiterer Bedeutung ist das Rösten im Hüttenbaue die erste Bearbeitung der Erze vermittelst des Feuers, da die räuberischen wilden Unarten vermittelst des Kohlen- oder Holzfeuers aus den Erzen getrieben werden, worauf erst das eigentliche Schmelzen vorgenommen werden kann. S. 5 Rost, welches einen solchen zum Rösten bestimmten Erzhaufen bedeutet, wo aber der Gleichlaut in beyden bloß zufällig ist. Diese Arbeit heißt rösten, entweder in der Bedeutung des vorigen Zeitwortes, so fern es mürbe machen überhaupt bedeutet, weil die Erze durch das Rösten wirklich mürber und schmelzbarer werden, oder auch nach eben der Figur, nach welcher das Darren oder Dörren im Hüttenbaue auch von einer Art des Schmelzens gebraucht wird. Die Verkleinerung ist bey verschiedenen Arbeitern eine eben so häufige Figur, als in andern Fällen die Vergrößerung; jene sagt weniger, diese aber mehr, als man wirklich sagen will. So auch das Rösten und zuweilen auch die Röstung.
Anm. In der ersten und zweyten Bedeutung bey dem Notker und im Tatian schon rostan, im Schwed. rosta, im Wallis. rhostir, im Bretagn. rhost, im Engl. to rost, im Ital. rostire, im Franz. rotir, ehedem rostir, im Böhmischen roztati, welche aber insgesammt auch braten bedeuten, welches vermittelst der gewöhnlichen Verwechselung des s und t, und dem vorgesetzten, hier vermuthlich intensiven Blaselaute, selbst davon abstammet.
1. Rȫsten
verb. reg. act. welches das Factitivum des vorigen ist, und eigentlich das verwesen machen bedeutet, aber nur von dem geringsten Grade der Verwesung, der mehr in einem mürbe werden bestehet, in der Landwirtschaft üblich ist. Man röstet das abgehauene oder abgeschnittene Getreide, wenn man es einige Tage auf dem Schwaden liegen läßt, damit es von dem Thaue oder Regen befeuchtet werde, und sich hernach desto besser dreschen lasse, wo das Wort in Meißen auch röschen lautet. Noch häufiger röstet man den Flachs, wenn man ihn, nachdem er gerauft worden, so lange in der Feuchtigkeit liegen läßt, bis der äußere Bast mürbe wird, und sich gewisser Maßen zerreiben läßt. Dieses Rösten geschiehet entweder so, daß man ihn verschiedene Nächte auf einer Wiese ausbreitet, damit er von dem Thaue benetzet und gebeitzet werde, oder auch dadurch, daß man ihn in Haufen in einen Fluß oder Teich leget, und oben mit schweren Körpern beleget. Flachs rösten, Hanf rösten. Der Flachs ist genug geröstet. So auch das Rösten.
Anm. Im Nieders. besonders in der letzten Bedeutung, röthen und raten. Da die Wirkung, welche das Rösten hervor bringet, der erste Grad der Verwesung ist, so ist wohl überwiegend wahrscheinlich, daß dieser Begriff hier der herrschende ist, daher auch völlig verwesen, im Nieders. intensive, mit dem verdoppelten t, rotten heißt.
2. Rȫsten
, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, und zunächst eine Onomatopöie ist, 1) Eigentlich, über einem raschen Kohlfeuer auf einem Roste oder in einer Pfanne braten; wo es eine unmittelbare Nachahmung des Lautes ist, mit welchem dieses Rösten, besonders fetter Körper, gemeiniglich verbunden ist, obgleich in manchen Fällen dafür braten und im gemeinen Leben kreischen üblicher sind. Brot in Butter rösten. Ist dein Speisopfer etwas auf dem Roste geröstet, 3 Mos. 2, 7. 2) In weiterer Bedeutung, vermittelst eines mäßigen Feuers schnell austrocknen, ohne doch den Körper zu verbrennen; welches ein höherer Grad des Dörrens, und bey manchen Körpern ein geringerer Grad des Bratens ist, und wofür man in vielen Fällen auch das allgemeinere brennen gebraucht. Kaffeh rösten, ihn brennen. Mehl rösten, in der Pfanne. Brot rösten. Geröstetes Brot. Geröstete Kuchen, 3 Mos. 7, 12. 3) In noch weiterer Bedeutung ist das Rösten im Hüttenbaue die erste Bearbeitung der Erze vermittelst des Feuers, da die räuberischen wilden Unarten vermittelst des Kohlen- oder Holzfeuers aus den Erzen getrieben werden, worauf erst das eigentliche Schmelzen vorgenommen werden kann. S. 5 Rost, welches einen solchen zum Rösten bestimmten Erzhaufen bedeutet, wo aber der Gleichlaut in beyden bloß zufällig ist. Diese Arbeit heißt rösten, entweder in der Bedeutung des vorigen Zeitwortes, so fern es mürbe machen überhaupt bedeutet, weil die Erze durch das Rösten wirklich mürber und schmelzbarer werden, oder auch nach eben der Figur, nach welcher das Darren oder Dörren im Hüttenbaue auch von einer Art des Schmelzens gebraucht wird. Die Verkleinerung ist bey verschiedenen Arbeitern eine eben so häufige Figur, als in andern Fällen die Vergrößerung; jene sagt weniger, diese aber mehr, als man wirklich sagen will. So auch das Rösten und zuweilen auch die Röstung.
Anm. In der ersten und zweyten Bedeutung bey dem Notker und im Tatian schon rostan, im Schwed. rosta, im Wallis. rhostir, im Bretagn. rhost, im Engl. to rost, im Ital. rostire, im Franz. rotir, ehedem rostir, im Böhmischen roztati, welche aber insgesammt auch braten bedeuten, welches vermittelst der gewöhnlichen Verwechselung des s und t, und dem vorgesetzten, hier vermuthlich intensiven Blaselaute, selbst davon abstammet.