Adelung Wörterbuch
Rosmarīn-Weide
, plur. die -n, eine Art Weiden, deren Blätter den Rosmarin-Blättern gleichen, und welche auf niedrigen Feldern wächst; Salix rosmarinifolia L. Krebsweide, kleine Haarweide.
1. Das Rōß
, die Wachsscheiben in einem Bienenstocke, S. Rooß.
2. Das Róß
, des -sses, plur. die -sse, ein noch im gemeinen Leben hin und wieder übliches Wort, welches gemeiniglich eine Art der Erhöhung, zuweilen aber auch eine Ausdehnung in die Tiefe und Länge bezeichnet. In den Ungarischen Bergwerken ist es eine Art eines Kohlenmaßes, deren vier auf ein Fuder gerechnet werden. Wenn es hier nicht zunächst ein Ungarisches Wort ist, so scheinet es mit dem Niedersächsischen Krōß, ein Krug, verwandt zu seyn, welches nur den Gaumenlaut vor sich genommen hat. In der Baukunst werden zwey auf einander gekämmte Träger, eine große Last zu tragen, ein gespanntes Roß genannt. Bey den Riemern ist das Roß eine Schutzbank, an welche man die Riemen, die man mit weißem Garne bunt nähen will, einklemmet. An den Strumpfwirkerstühlen ist das Roß ein dreyeckiges Eisen, das mit seinen Schenkeln auf der Roßstange an einer Schnur hin und her gezogen wird, und die unten befindlichen Theile nach einander in die Höhe hebt und wieder fallen läßt. In den Oberdeutschen Bergwerken ist das Fahrtroß ein kurzer krückenförmiger Bergstab, welchen man denen in die Hand gibt, die in einen Stollen einfahren.
Anm. Es ist in diesen und vielleicht noch andern Fällen keine Figur des folgenden Wortes, sondern nach Maßgebung des in jedem Falle zum Grunde liegenden Hauptbegriffes, ein Verwandter entweder von Rieß, Rost, ein Haufe, Erhöhung, oder von reisen, reißen, hin und her bewegen, oder endlich auch von riesen, aufsteigen, sich erheben, und figürlich, tragen, so daß es in manchen Fällen einen Träger bedeuten kann. Siehe auch das folgende in der Anmerkung.
3. Das Róß
, des -sses, plur. die -sse, Dimin. das Rößchen, Oberd. Rößlein, ein Wort, welches überhaupt ein Pferd bedeutet, aber doch in verschiedenen Einschränkungen vorkommt. 1) Im engern, und, wie es scheint, eigentlichsten Verstande ist das Roß ein Pferd edlerer Art, welches besonders zum schnellen Reiten gebraucht wird, ein Läufer. Daß man diesen Begriff ehedem sehr oft mit diesem Worte verbunden habe, erhellet aus verschiedenen, schon von Frischen angeführten Stellen. In den Braunschweigischen Statuten, in den Script. Brunsw. Th. 3, heißt es: tho dem Herwede hort dat beste Ors (welches mit Roß gleichbedeutend ist,) is das dar nicht, so schal me gheven dat beste Perd. Ingleichen: Redet eyn Man nicht wanne em de Rad riden hete, de soolde vor dat Ors X Solid. unde vor dat Perd V Solid gheven; d.i. sitzet ein Mann nicht auf, erscheint er nicht zu Pferde, wenn der Rath ihn aufsitzen heißt u.s.f. In dem Sachsenspiegel werden folgende Arten von Pferden angeführet: Veltperde, (Ackerpferde,) Rideper, (ein Reiterpferd, womit man dem Lehensherren im Kriege dienen mußte,) Ridderperd, (Ritterpferd,) Ors, (ein Läufer, Laufpferd,) Teldern, (Zelter,) Runtziden, welches, nach dem Frisch, Equi militum sind, S. du Fresne v. Roncinus, Runcinus, bey dem Hornegk aber auch ein schlechtes, elendes Pferd bedeutet, Franz. Rencin, vielleicht ein ausgedientes Soldatenpferd. In Luthers Deutscher Bibel kommen die Rosse noch sehr häufig vor, aber allemahl in solchen Stellen, wo muthige, schnelle und kriegerische Pferde verstanden werden müssen. Im Hochdeutschen kommt es mit diesen Nebenbegriffen nur noch in der dichterischen Schreibart vor. Gleich einem ungezähmten Rosse, das noch kein Gebiß des Reiters gelehret hat, seine Schritte mit Vorsicht abzumessen, Dusch. Die wiehernden Rosse tragen ihn hoch auf Leichnamen her, Zach.
Durch das Gesträuch reißt sich das Roß
Mit starkem Ungestüm,
Weiße.
Auf Saten, die des Rosses Huf zertreten,
Raml.
2)* In der entgegen gesetzten engern Bedeutung ist das Roß in einigen Gegenden eine verächtliche Benennung eines schlechten, unbrauchbaren Pferdes, wo es vielleicht eigentlich ein abgetriebenes, ausgedientes Lauf- oder Kriegespferd bedeutet. Im Französ. ist Rosse, und im Ital. Rozza, gleichfalls ein solches schlechtes Pferd, eine Mähre. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung nicht üblich. 3) Im weitesten Verstande, in welchem es doch nur im Oberdeutschen üblich ist, ist Roß ein jedes Pferd. Die Rosse oder Rösser anspannen. Mit Roß und Wagen. Ein Kutschroß, Reitroß, ein Ackerroß u.s.f. Im Hochdeutschen ist es für sich allein in dieser Bedeutung selten, wohl aber gebraucht man es in derselben in vielen der folgenden Zusammensetzungen, wo Roß – so viel als Pferd – bedeutet, da denn auch manche dieser Zusammensetzungen mit beyden Wörtern, manche aber nur mit einem von beyden üblich sind; z.B. Roßschwefel und Pferdeschwefel. Siehe Pferd Anm. 2, wo mehrere Nahmen dieses Thieres angeführet werden.
Anm. Schon bey dem Notker Ross, Holländisch Ros. Die Größe dieses Thieres könnte sehr bequem als der Grund seiner Benennung angesehen werden, da denn dieselbe ein Verwandter von Riese, Rieß, Groß u.s.f. seyn würde; wenn nicht wahrscheinlicher wäre, daß dessen Geschwindigkeit, besonders der zunächst zum Laufen und Reiten bestimmten Art, der Haupt- und Stammbegriff wäre, da denn dieses Wort ein Verwandter von rasch, reisen, reißen u.s.f. ist. Im Hebr. ist ruz laufen, und Roz ein Läufer. S. Pferd Anm. 1, wo gezeigt worden, daß die meisten gleichbedeutenden Nahmen einen ähnlichen Stammbegriff haben. Indessen scheint in manchen der folgenden Zusammensetzungen, z.B. Roßameise, der Begriff der Größe der herrschende zu seyn, so wie in manchen Fällen der Begriff der schlechten, gröbern Beschaffenheit hervorsticht. Wenn Ottfried eine Eselinn Ros nennt, so scheinet er damit überhaupt den Begriff eines zum Reisen oder Reiten geschickten Thieres zu verbinden. Ehedem war für Roß im Deutschen auch Hors und Ors üblich, und im Engl. ist Horse noch jetzt ein jedes Pferd, Angels. Hors, im Schwed. Hors und Ors ein edles, muthiges Pferd, und im Böhmischen Or ein Gaul; nicht bloß als ein durch Versetzung des r aus Roß entstandenes Wort, sondern zunächst als ein Verwandter von hurtig, Hirsch, so fern auch das letztere eigentlich den Begriff der Geschwindigkeit hat.
1. Das Rōß
, die Wachsscheiben in einem Bienenstocke, S. Rooß.
2. Das Róß
, des -sses, plur. die -sse, ein noch im gemeinen Leben hin und wieder übliches Wort, welches gemeiniglich eine Art der Erhöhung, zuweilen aber auch eine Ausdehnung in die Tiefe und Länge bezeichnet. In den Ungarischen Bergwerken ist es eine Art eines Kohlenmaßes, deren vier auf ein Fuder gerechnet werden. Wenn es hier nicht zunächst ein Ungarisches Wort ist, so scheinet es mit dem Niedersächsischen Krōß, ein Krug, verwandt zu seyn, welches nur den Gaumenlaut vor sich genommen hat. In der Baukunst werden zwey auf einander gekämmte Träger, eine große Last zu tragen, ein gespanntes Roß genannt. Bey den Riemern ist das Roß eine Schutzbank, an welche man die Riemen, die man mit weißem Garne bunt nähen will, einklemmet. An den Strumpfwirkerstühlen ist das Roß ein dreyeckiges Eisen, das mit seinen Schenkeln auf der Roßstange an einer Schnur hin und her gezogen wird, und die unten befindlichen Theile nach einander in die Höhe hebt und wieder fallen läßt. In den Oberdeutschen Bergwerken ist das Fahrtroß ein kurzer krückenförmiger Bergstab, welchen man denen in die Hand gibt, die in einen Stollen einfahren.
Anm. Es ist in diesen und vielleicht noch andern Fällen keine Figur des folgenden Wortes, sondern nach Maßgebung des in jedem Falle zum Grunde liegenden Hauptbegriffes, ein Verwandter entweder von Rieß, Rost, ein Haufe, Erhöhung, oder von reisen, reißen, hin und her bewegen, oder endlich auch von riesen, aufsteigen, sich erheben, und figürlich, tragen, so daß es in manchen Fällen einen Träger bedeuten kann. Siehe auch das folgende in der Anmerkung.
3. Das Róß
, des -sses, plur. die -sse, Dimin. das Rößchen, Oberd. Rößlein, ein Wort, welches überhaupt ein Pferd bedeutet, aber doch in verschiedenen Einschränkungen vorkommt. 1) Im engern, und, wie es scheint, eigentlichsten Verstande ist das Roß ein Pferd edlerer Art, welches besonders zum schnellen Reiten gebraucht wird, ein Läufer. Daß man diesen Begriff ehedem sehr oft mit diesem Worte verbunden habe, erhellet aus verschiedenen, schon von Frischen angeführten Stellen. In den Braunschweigischen Statuten, in den Script. Brunsw. Th. 3, heißt es: tho dem Herwede hort dat beste Ors (welches mit Roß gleichbedeutend ist,) is das dar nicht, so schal me gheven dat beste Perd. Ingleichen: Redet eyn Man nicht wanne em de Rad riden hete, de soolde vor dat Ors X Solid. unde vor dat Perd V Solid gheven; d.i. sitzet ein Mann nicht auf, erscheint er nicht zu Pferde, wenn der Rath ihn aufsitzen heißt u.s.f. In dem Sachsenspiegel werden folgende Arten von Pferden angeführet: Veltperde, (Ackerpferde,) Rideper, (ein Reiterpferd, womit man dem Lehensherren im Kriege dienen mußte,) Ridderperd, (Ritterpferd,) Ors, (ein Läufer, Laufpferd,) Teldern, (Zelter,) Runtziden, welches, nach dem Frisch, Equi militum sind, S. du Fresne v. Roncinus, Runcinus, bey dem Hornegk aber auch ein schlechtes, elendes Pferd bedeutet, Franz. Rencin, vielleicht ein ausgedientes Soldatenpferd. In Luthers Deutscher Bibel kommen die Rosse noch sehr häufig vor, aber allemahl in solchen Stellen, wo muthige, schnelle und kriegerische Pferde verstanden werden müssen. Im Hochdeutschen kommt es mit diesen Nebenbegriffen nur noch in der dichterischen Schreibart vor. Gleich einem ungezähmten Rosse, das noch kein Gebiß des Reiters gelehret hat, seine Schritte mit Vorsicht abzumessen, Dusch. Die wiehernden Rosse tragen ihn hoch auf Leichnamen her, Zach.
Durch das Gesträuch reißt sich das Roß
Mit starkem Ungestüm,
Weiße.
Auf Saten, die des Rosses Huf zertreten,
Raml.
2)* In der entgegen gesetzten engern Bedeutung ist das Roß in einigen Gegenden eine verächtliche Benennung eines schlechten, unbrauchbaren Pferdes, wo es vielleicht eigentlich ein abgetriebenes, ausgedientes Lauf- oder Kriegespferd bedeutet. Im Französ. ist Rosse, und im Ital. Rozza, gleichfalls ein solches schlechtes Pferd, eine Mähre. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung nicht üblich. 3) Im weitesten Verstande, in welchem es doch nur im Oberdeutschen üblich ist, ist Roß ein jedes Pferd. Die Rosse oder Rösser anspannen. Mit Roß und Wagen. Ein Kutschroß, Reitroß, ein Ackerroß u.s.f. Im Hochdeutschen ist es für sich allein in dieser Bedeutung selten, wohl aber gebraucht man es in derselben in vielen der folgenden Zusammensetzungen, wo Roß – so viel als Pferd – bedeutet, da denn auch manche dieser Zusammensetzungen mit beyden Wörtern, manche aber nur mit einem von beyden üblich sind; z.B. Roßschwefel und Pferdeschwefel. Siehe Pferd Anm. 2, wo mehrere Nahmen dieses Thieres angeführet werden.
Anm. Schon bey dem Notker Ross, Holländisch Ros. Die Größe dieses Thieres könnte sehr bequem als der Grund seiner Benennung angesehen werden, da denn dieselbe ein Verwandter von Riese, Rieß, Groß u.s.f. seyn würde; wenn nicht wahrscheinlicher wäre, daß dessen Geschwindigkeit, besonders der zunächst zum Laufen und Reiten bestimmten Art, der Haupt- und Stammbegriff wäre, da denn dieses Wort ein Verwandter von rasch, reisen, reißen u.s.f. ist. Im Hebr. ist ruz laufen, und Roz ein Läufer. S. Pferd Anm. 1, wo gezeigt worden, daß die meisten gleichbedeutenden Nahmen einen ähnlichen Stammbegriff haben. Indessen scheint in manchen der folgenden Zusammensetzungen, z.B. Roßameise, der Begriff der Größe der herrschende zu seyn, so wie in manchen Fällen der Begriff der schlechten, gröbern Beschaffenheit hervorsticht. Wenn Ottfried eine Eselinn Ros nennt, so scheinet er damit überhaupt den Begriff eines zum Reisen oder Reiten geschickten Thieres zu verbinden. Ehedem war für Roß im Deutschen auch Hors und Ors üblich, und im Engl. ist Horse noch jetzt ein jedes Pferd, Angels. Hors, im Schwed. Hors und Ors ein edles, muthiges Pferd, und im Böhmischen Or ein Gaul; nicht bloß als ein durch Versetzung des r aus Roß entstandenes Wort, sondern zunächst als ein Verwandter von hurtig, Hirsch, so fern auch das letztere eigentlich den Begriff der Geschwindigkeit hat.