Adelung Wörterbuch
Regieren
, verb. reg. act. 1. Eigentlich, die Richtung einer Bewegung nach seinem Willen bestimmen und in dieser Bestimmung erhalten; für lenken. Ein Schiff regieren. Den Wagen, die Deichsel, die Pferde vor dem Wagen regieren. Die Sonne, die den Tag, und der Mond, der die Nacht regiert, 1 Mos. 1, 16. 2. Figürlich. 1) Die Grade der Stärke, ingleichen die Richtung einer Empfindung, Gemüthsbewegung u.s.f. bestimmen. Die Liebe der Ehe mit einem steten Augenmerke auf ihre ehrwürdige Absicht durch Klugheit regieren, Gell. 2) Das freye Verhalten vernünftiger Geschöpfe einrichten und bestimmen. Sich von jemanden regieren lassen. Gott regieret alles. Der Teufel regieret ihn. Das Glück regiert hier alles. Der Friede Gottes regiere in eurem Herzen, Col. 3, 15. Sich selbst regieren. Er kann sich selbst nicht regieren, wie wird er klüglich und sanftmüthig in seinem Hause zu herrschen wissen? Gell. 3) In engerer Bedeutung, das Verhalten der Glieder einer Gesellschaft bestimmen. Der jetzt regierende Bürgermeister. Strenge Herren regieren nicht lange. In der engsten Bedeutung wird es nur von der mit der höchsten Gewalt in einem Staate bekleideten Person gebraucht. Als König, als Kaiser, als Fürst u.s.f. regieren. Als Kaiser Otto regierete. Löblich, strenge, gut, schlecht regieren. Land und Leute regieren. Selbst regieren. Über halsstarrige Unterthanen regieren. 4) Die Oberhand haben; doch nur im gemeinen Leben. Wenn ansteckende Krankheiten regieren, herrschen. Die Blattern regieren jetzt. So auch die Regierung, S. solches hernach besonders.
Anm. Es ist, wie aus der Endung -ieren erhellet, aus dem Lat. regere entlehnet. Es muß solches aber schon seit mehrern Jahrhunderten geschehen seyn, weil es zu Anfange des 15ten Jahrhundertes schon völlig gangbar ist. Ottfried, Kero und andere alte Schriftsteller gebrauchten dafür kerihton, rihten, richeson, und noch in den vorigen Jahrhunderten war reichsen in der zweyten figürlichen Bedeutung sehr üblich. Übrigens ist dieses regere mit unserm regen sehr nahe verwandt, indem es zunächst den mit einer körperlichen Bewegung verbundenen Laut nachahmet, hernach aber figürlich für bewegen, und die Richtung der Bewegung bestimmen gebraucht wird. Im Hebr. ist הער gleichfalls regieren. Da die aus fremden Sprachen entlehnten Zeitwörter kein Augment haben, so gilt solches auch von diesem; regieret, nicht geregiert, wie wohl noch der große Haufe spricht. S. Recht und Reich.
, verb. reg. act. 1. Eigentlich, die Richtung einer Bewegung nach seinem Willen bestimmen und in dieser Bestimmung erhalten; für lenken. Ein Schiff regieren. Den Wagen, die Deichsel, die Pferde vor dem Wagen regieren. Die Sonne, die den Tag, und der Mond, der die Nacht regiert, 1 Mos. 1, 16. 2. Figürlich. 1) Die Grade der Stärke, ingleichen die Richtung einer Empfindung, Gemüthsbewegung u.s.f. bestimmen. Die Liebe der Ehe mit einem steten Augenmerke auf ihre ehrwürdige Absicht durch Klugheit regieren, Gell. 2) Das freye Verhalten vernünftiger Geschöpfe einrichten und bestimmen. Sich von jemanden regieren lassen. Gott regieret alles. Der Teufel regieret ihn. Das Glück regiert hier alles. Der Friede Gottes regiere in eurem Herzen, Col. 3, 15. Sich selbst regieren. Er kann sich selbst nicht regieren, wie wird er klüglich und sanftmüthig in seinem Hause zu herrschen wissen? Gell. 3) In engerer Bedeutung, das Verhalten der Glieder einer Gesellschaft bestimmen. Der jetzt regierende Bürgermeister. Strenge Herren regieren nicht lange. In der engsten Bedeutung wird es nur von der mit der höchsten Gewalt in einem Staate bekleideten Person gebraucht. Als König, als Kaiser, als Fürst u.s.f. regieren. Als Kaiser Otto regierete. Löblich, strenge, gut, schlecht regieren. Land und Leute regieren. Selbst regieren. Über halsstarrige Unterthanen regieren. 4) Die Oberhand haben; doch nur im gemeinen Leben. Wenn ansteckende Krankheiten regieren, herrschen. Die Blattern regieren jetzt. So auch die Regierung, S. solches hernach besonders.
Anm. Es ist, wie aus der Endung -ieren erhellet, aus dem Lat. regere entlehnet. Es muß solches aber schon seit mehrern Jahrhunderten geschehen seyn, weil es zu Anfange des 15ten Jahrhundertes schon völlig gangbar ist. Ottfried, Kero und andere alte Schriftsteller gebrauchten dafür kerihton, rihten, richeson, und noch in den vorigen Jahrhunderten war reichsen in der zweyten figürlichen Bedeutung sehr üblich. Übrigens ist dieses regere mit unserm regen sehr nahe verwandt, indem es zunächst den mit einer körperlichen Bewegung verbundenen Laut nachahmet, hernach aber figürlich für bewegen, und die Richtung der Bewegung bestimmen gebraucht wird. Im Hebr. ist הער gleichfalls regieren. Da die aus fremden Sprachen entlehnten Zeitwörter kein Augment haben, so gilt solches auch von diesem; regieret, nicht geregiert, wie wohl noch der große Haufe spricht. S. Recht und Reich.