Adelung Wörterbuch
Räuspern
, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur von demjenigen Laute gebraucht wird, den man macht, wenn man einen rauhen Hals, oder Unreinigkeiten in dem Halse hat, und solche mit dem diesem Worte eigenthümlichen Schalle heraus zu bringen sucht. Das Räuspern ist ein geringerer Grad des Hustens. Man gebraucht es so wohl absolute, räuspern, als auch reciproce, sich räuspern. Wie das Räuspern des kommenden Rectors die müßigen Schulknaben zerstreuet. Im Nieders. ruspern. Die Endsylbe -ern bezeichnet ein Iterativum. Das Stammwort raspen oder rauspen ist im Hochdeutschen veraltet. Raspeln stammet gleichfalls daher. Übrigens ist für räuspern in den Nieders. Mundarten auch harken, racken und quarren üblich. Ähnliche Nachahmungen des Lautes sind das Lat. screare, in exscreare, das Ital. raschiare und das Franz. cracher.
1. Die Raute
, plur. die -n, Diminut. das Räutchen, ein nur bey den Tischlern und Werkleuten übliches Wort, den erhabenen Theil zwischen den Hohlkehlen zu bezeichnen, welcher sonst auch der Stab genannt wird. Es scheinet in diesem Verstande zu Ruthe zu gehören, welches auch in Meßruthe, Brunnenruthe u.s.f. einen starken aber langen und schwankenden Stab bedeutet. Im Nieders. heißt der Pflugstocher Rüde, und im Schwed. ist Ris ein Balken. S. Ruthe.
2. Die Raute
, plur. die -n, der Nahme einer Pflanze, von welcher er mehrere Arten gibt; Ruta L. S. Bergraute, Kreuzraute, Gartenraute u.s.f. Die stark riechende Raute, Ruta graveolens, welche auch nur Raute schlechthin genannt wird, und wovon die Kreuzraute eine Abänderung ist, ist in den warmen Ländern einheimisch, und stärket durch ihre Bitterkeit den Magen, daher sie auch roh auf Butterbrot gegessen wird. Wegen der Ähnlichkeit in dem Stamme und Blättern führen noch mehrere Gewächse diesen Nahmen, S. Wiesenraute, Geißraute, Ackerraute, Beerraute, Hundsraute, Hofraute, Mauerraute u.s.f.
Anm. Im Nieders. Rue, Rude, im Angels. Rude, im Engl. und Franz. Rue, im Span. Ruda, im Böhm. Ranta, im Lat. Ruta, im Griech. ῥυδƞ. Wäre nur allein die stark riechende Raute unter diesem Nahmen bekannt, so könnte man vermuthen, daß sie wegen ihres rauhen oder rässen Geschmackes so genannt worden. Allein da sich alle Gewächse, welche diesen Nahmen führen, durch ihre ruthenartigen Stängel und Zweige sehr merklich unterscheiden, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß dieser Nahem mit Ruthe Eines Geschlechtes ist. Die Aber- oder Eberraute ist eben um deßwillen auch unter dem Nahmen der Stabwurz bekannt. Im Wallis. heißt die Raute mit einem andern Endlaute Rhyw, welches mit dem Griech. ῥαβδος, eine Ruthe, überein kommt, und die Verwandtschaft mit Reif bestätiget.
3. Die Raute
, plur. die -n, ein Nahme, welchen nur noch der Laubkranz oder nach andern die Krone in dem Wapen des Herzogthums Sachsen führet, außer welchem Falle es in dieser Bedeutung veraltet ist. Man hat über die Bedeutung und Abstammung dieses Wortes allerley seltsame Meinungen vorgetragen, welche ich hier nicht wiederhohlen will. Allein, es ist sehr erweislich, daß Raute ehedem einen Kranz oder Krone bedeutet habe, und mit Rad Eines Geschlechtes ist, so fern beyde Wörter in der allgemeinen Bedeutung eines runden Reifes mit einander überein kommen. Die Schlösser nennen noch jetzt den runden Ring, welcher den Griff des Schlüssel ausmacht, mit einer unerheblichen Veränderung die Räute, und der Räutenrichter ist bey ihnen ein Werkzeug, diesem Ringe seine gehörige Gestalt zu geben. Da t und s beständig in einander übergehen, und der Gaumenlaut ein unwesentlicher Vorschlag ist, so erhellet daraus auch die Verwandtschaft mit Kreis, Kreisel, kraus u.s.f. S. auch das folgende.
4. Die Raute
, plur. die -n, Diminut. das Räutchen, ein Wort, welches ehedem, 1) überhaupt, eine jede viereckige Figur oder Fläche bedeutet hat; von welcher Bedeutung aber im Deutschen nur noch einige Überreste vorhanden sind. In den gemeinen Sprecharten, besonders Nieder-Deutschlandes, werden die Fensterscheiben noch Rauten genannt. Da indessen die ältesten Fensterscheiben gemeiniglich eine runde Gestalt haben, so scheinet es hier vielmehr zu dem vorigen Raute, ein Kranz, und in weiterer Bedeutung, eine runde Fläche, zu gehören. In der Deutschen Karte führen die auf der Spitze stehenden Quadrate, ohne eben Rauten in der folgenden Bedeutung zu seyn, den Nahmen der Rauten; Franz. Carreau, eigentlich Quarreau. Daher der Rautenkönig, der Rautenober, das Rautendaus u.s.f. Auch die viereckigen Felder eines Bretspieles hießen noch im gemeinen Leben Rauten, daher rautenweise zuweilen auch noch für geschachtet, d.i. in solche Felder getheilt, gebraucht wird. Im Schwed. ist Ret und Ruta, im Isländ. Reitr, und im Finnländ. Ruutu, ein jedes Quadrat oder Viereck. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Raute ein gleichseitiges Viereck, welches lauter schiefe Winkel hat; ein geschobenes Vierreck, die Rautenvierung, Lat. Rhombus. Eine längliche Raute, Rhomboides, ist eine solche Vierung, an welcher nur die gegen über stehenden Seiten einander gleich sind.
Anm. Raute scheinet ursprünglich eine jede ebene Fläche, Scheibe, oder so etwas bedeutet zu haben, und mit dem Meißnischen Raite oder Reite in Hofraite, der Hoplatz bey einem Landgute, Eines Geschlechtes zu seyn, da es denn zu Ruthe, reiten, dem Angels. rietan, reichen, und allen Wörtern dieser Art, welche eine Ausdehnung bedeuten, gehören würde. Breit, Bret u. a. m. haben sich nur durch die Vorlaute unterschieden, so wie das Griech. und Lat. Rhombus nur in dem Endlaute unterschieden zu seyn scheinet.
1. Die Raute
, plur. die -n, Diminut. das Räutchen, ein nur bey den Tischlern und Werkleuten übliches Wort, den erhabenen Theil zwischen den Hohlkehlen zu bezeichnen, welcher sonst auch der Stab genannt wird. Es scheinet in diesem Verstande zu Ruthe zu gehören, welches auch in Meßruthe, Brunnenruthe u.s.f. einen starken aber langen und schwankenden Stab bedeutet. Im Nieders. heißt der Pflugstocher Rüde, und im Schwed. ist Ris ein Balken. S. Ruthe.
2. Die Raute
, plur. die -n, der Nahme einer Pflanze, von welcher er mehrere Arten gibt; Ruta L. S. Bergraute, Kreuzraute, Gartenraute u.s.f. Die stark riechende Raute, Ruta graveolens, welche auch nur Raute schlechthin genannt wird, und wovon die Kreuzraute eine Abänderung ist, ist in den warmen Ländern einheimisch, und stärket durch ihre Bitterkeit den Magen, daher sie auch roh auf Butterbrot gegessen wird. Wegen der Ähnlichkeit in dem Stamme und Blättern führen noch mehrere Gewächse diesen Nahmen, S. Wiesenraute, Geißraute, Ackerraute, Beerraute, Hundsraute, Hofraute, Mauerraute u.s.f.
Anm. Im Nieders. Rue, Rude, im Angels. Rude, im Engl. und Franz. Rue, im Span. Ruda, im Böhm. Ranta, im Lat. Ruta, im Griech. ῥυδƞ. Wäre nur allein die stark riechende Raute unter diesem Nahmen bekannt, so könnte man vermuthen, daß sie wegen ihres rauhen oder rässen Geschmackes so genannt worden. Allein da sich alle Gewächse, welche diesen Nahmen führen, durch ihre ruthenartigen Stängel und Zweige sehr merklich unterscheiden, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß dieser Nahem mit Ruthe Eines Geschlechtes ist. Die Aber- oder Eberraute ist eben um deßwillen auch unter dem Nahmen der Stabwurz bekannt. Im Wallis. heißt die Raute mit einem andern Endlaute Rhyw, welches mit dem Griech. ῥαβδος, eine Ruthe, überein kommt, und die Verwandtschaft mit Reif bestätiget.
3. Die Raute
, plur. die -n, ein Nahme, welchen nur noch der Laubkranz oder nach andern die Krone in dem Wapen des Herzogthums Sachsen führet, außer welchem Falle es in dieser Bedeutung veraltet ist. Man hat über die Bedeutung und Abstammung dieses Wortes allerley seltsame Meinungen vorgetragen, welche ich hier nicht wiederhohlen will. Allein, es ist sehr erweislich, daß Raute ehedem einen Kranz oder Krone bedeutet habe, und mit Rad Eines Geschlechtes ist, so fern beyde Wörter in der allgemeinen Bedeutung eines runden Reifes mit einander überein kommen. Die Schlösser nennen noch jetzt den runden Ring, welcher den Griff des Schlüssel ausmacht, mit einer unerheblichen Veränderung die Räute, und der Räutenrichter ist bey ihnen ein Werkzeug, diesem Ringe seine gehörige Gestalt zu geben. Da t und s beständig in einander übergehen, und der Gaumenlaut ein unwesentlicher Vorschlag ist, so erhellet daraus auch die Verwandtschaft mit Kreis, Kreisel, kraus u.s.f. S. auch das folgende.
4. Die Raute
, plur. die -n, Diminut. das Räutchen, ein Wort, welches ehedem, 1) überhaupt, eine jede viereckige Figur oder Fläche bedeutet hat; von welcher Bedeutung aber im Deutschen nur noch einige Überreste vorhanden sind. In den gemeinen Sprecharten, besonders Nieder-Deutschlandes, werden die Fensterscheiben noch Rauten genannt. Da indessen die ältesten Fensterscheiben gemeiniglich eine runde Gestalt haben, so scheinet es hier vielmehr zu dem vorigen Raute, ein Kranz, und in weiterer Bedeutung, eine runde Fläche, zu gehören. In der Deutschen Karte führen die auf der Spitze stehenden Quadrate, ohne eben Rauten in der folgenden Bedeutung zu seyn, den Nahmen der Rauten; Franz. Carreau, eigentlich Quarreau. Daher der Rautenkönig, der Rautenober, das Rautendaus u.s.f. Auch die viereckigen Felder eines Bretspieles hießen noch im gemeinen Leben Rauten, daher rautenweise zuweilen auch noch für geschachtet, d.i. in solche Felder getheilt, gebraucht wird. Im Schwed. ist Ret und Ruta, im Isländ. Reitr, und im Finnländ. Ruutu, ein jedes Quadrat oder Viereck. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Raute ein gleichseitiges Viereck, welches lauter schiefe Winkel hat; ein geschobenes Vierreck, die Rautenvierung, Lat. Rhombus. Eine längliche Raute, Rhomboides, ist eine solche Vierung, an welcher nur die gegen über stehenden Seiten einander gleich sind.
Anm. Raute scheinet ursprünglich eine jede ebene Fläche, Scheibe, oder so etwas bedeutet zu haben, und mit dem Meißnischen Raite oder Reite in Hofraite, der Hoplatz bey einem Landgute, Eines Geschlechtes zu seyn, da es denn zu Ruthe, reiten, dem Angels. rietan, reichen, und allen Wörtern dieser Art, welche eine Ausdehnung bedeuten, gehören würde. Breit, Bret u. a. m. haben sich nur durch die Vorlaute unterschieden, so wie das Griech. und Lat. Rhombus nur in dem Endlaute unterschieden zu seyn scheinet.