Adelung Wörterbuch
Prêdigtstuhl
, des -es, plur. die -stühle, der erhöhete Ort in den Kirchen, von welchem die Predigten gehalten werden, und welcher unter dem Nahmen der Kanzel am bekanntesten ist. Im Nieders. wo dieses Wort am häufigsten vorkommt, Predigtstool.  
1. Der Preis
, des -es, plur. die -e, Dimin. das Preischen, im gemeinen Leben auch Prieschen, ein nur hin und wieder übliches Wort, einen Saum, einen Riemen, und was dem ähnlich ist, zu bezeichnen. So wird der mit Haaren bewachsene Streif an einem Pferdefuße zwischen dem Horne und Fleische der Preis genannt; in andern Gegenden heißt er der Saum, die Krone. Bey den Nähterinnen werden die breiten Säume oder die Einfassungen eines Hemdes oben am Halse so wohl, als vorn an den Ärmeln, welche auch unter dem Nahmen der Quadern, Besetzchen, Bindchen, bekannt sind, Preise, Preischen und Prischen genannt, wo man das Wort auch wohl im weiblichen Geschlechte höret, die Preise. Frischlin nennt einen Schnürriemen Preisriem, Altenstieg einen mit Riemen gebundenen Schuh Preisschuh, und aus dem Frisch erhellet, daß auch die pergamentenen Streifen, woran die Siegel der Urkunden befindlich sind, ehedem Presselen, Preißelen genannt worden. Das Wort Presse, welches der Spate von dem viereckten Stückchen Papier gebraucht, welches auf das wächferne Siegel in den Kanzelleyen gelegt wird, scheinet nicht hierher, sondern zu unserm Presse zu gehören, weil das Siegel darauf gedrückt wird. Indessen ist auch im Schwed. Ret eine jede viereckte Fläche, wohin auch unser Raute gehöret.
Anm. Preis vereiniget in dieser Bedeutung den Begriff der Länge mit dem Begriffe der Breite, und scheinet vermittelst des vorgesetzten Blaselautes aus Reis, Griech. ριψ, ein Reis zum Binden, oder einem ähnlichen Stamme entstanden zu seyn, wohin auch das Lat. Restis gehöret. In Ansehung der Breite ist es auch mit unserm breit verwandt, weil t und s beständig abwechseln. Im Schwedischen ist Brädd der Rand, (S. Preisziegel,) und das in der Baukunst übliche Wort Fries, so fern es ein langes breites Glied an den Säulenordnungen bedeutet, könnte gleichfalls hierher gerechnet werden. In den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden nennet man die Brustdrüsen von den Kälbern gleichfalls Preischen; allein alsdann ist es aus Bröschen verderbt, siehe dasselbe.
 
2. Der Preis
, des -es, plur. die -e. 1. Überhaupt eine Sache, welche der Willkühr eines jeden überlassen ist; wo es aber nur noch indeclinabel und ohne Artikel in verschiedenen Redensarten üblich ist, in denen es alles Ansehen eines Nebenwortes hat. Etwas Preis geben, es der Willkühr eines jeden überlassen. Eine Stadt Preis geben, sie den Soldaten zur Plünderung überlassen. Sich den Lastern Preis geben, sich ihnen ohne Widerstand überlassen. Wenn es niemand wagen will, sich dem Sturme Preis zu geben, so will ich es thun, Gell. Sich der Gefahr Preis geben, sich in dieselbe wagen. Etwas Preis machen, es Beute machen, als eine der Willkühr eines jeden überlassene Sache sich zueignen; ingleichen, so wie Preis geben, der Willkühr anderer überlassen. Es ging alles Preis, was da war. 2. In engerer Bedeutung, eine dem Wetteifer anderer ausgestellte oder überlassene Sache, eine Belohnung, so fern sie in einem Wettstreite dem Würdigsten zuerkannt wird. 1) Eigentlich. Einen Preis auf etwas setzen, einen Preis aussetzen, aufstellen. Die Akademien und gelehrten Gesellschaften pflegen jährlich gewisse Preise auszusetzen. Den Preis davon tragen, erhalten, bekommen. Jemanden den Preis zuerkennen, zusprechen, ertheilen, geben. Daher die Preisfrage, diejenige Frage, auf deren beste Auflösung ein Preis gesetzet wird; die Preisschrift, diejenige Schrift, welche den Preis erhalten hat, mit dem Preise gekrönet worden; zuweilen auch in weiterer Bedeutung, eine Schrift, welche sich mit um den Preis bewirbt. Die R.A. einen Preis auf jemandes Kopf setzen, gehöret gleichfalls hierher, kann aber auch zu dem folgenden Worte des bestimmten Werthes gerechnet werden. Bey den Ritterspielen, Turnieren, Kampfspielen und andern dem Wetteifer anderer bestimmten Übungen werden gleichfalls Preise ausgesetzt und erhalten. 2) Figürlich, eine jede Belohnung; in welcher Bedeutung es doch nur noch zuweilen in der dichterischen Schreibart vorkommt, außer derselben aber veraltet ist. Der Tugend Preis.
Anm. Da dieses Wort in der ersten Bedeutung nie anders als adverbisch gebraucht wird, so könnte man es hier füglich auch als ein Nebenwort betrachten, und folglich mit einem kleinen Buchstaben schreiben. Allein es scheinet ursprünglich ein wahres Hauptwort zu seyn, welches ein Seitenverwandter von dem Franz. Prise (siehe Prise) und dem Lat. Praeda ist, und mit denselben von dem veralteten reisen, nehmen, in den Monseeischen Glossen ruzan, wovon unser reißen das Intensivum ist, abstammet. In Fausts Limburgischen Chronik heißt Preisschiff ein erbeutetes Schiff, eine Prise. Im Holländ. ist ruiten plündern. Sagt doch auch jedermann adverbisch, etwas Beute machen, und nicht selten hört man auch, eine Sache Beute geben, für, sie Preis geben. In der zweyten Bedeutung, wo es schon bey dem Stryker und seinen Zeitgenossen Pris, im Schwed. gleichfalls Pris, lautet, wird es gemeiniglich zu dem folgenden Worte gerechnet, von welchem es sich auch ohne großen Zwang würde ableiten lassen, wenn nicht die hier angegebene Abstammung mehr Wahrscheinlichkeit für sich hätte, indem der Begriff des Wetteifers hier allerdings der herrschende zu seyn scheinet. Über dieß bestätiget die verschiedene Schreibart in den verwandten Sprachen die Verschiedenheit in der Abstammung. Der Preis in dieser Bedeutung heißt im Engl. Prize, der bezahlte Werth Price, und das Lob Praise. Das Lat. Praemium und Griech. βραβειον sind von Preis in der zweyten Bedeutung nur im Endlaute unterschieden.
 
3. Der Preis
, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches eigentlich die laute Rede, die laute Stimme, bedeutet, welches aber nur noch in engerer Bedeutung üblich ist, das Lob, den Ruhm, das durch Worte ausgedruckte Urtheil von den Vorzügen anderer zu bezeichnen.
1. Eigentlich, wo es keinen Plural hat, und 1) in engsten Verstande das Urtheil von den erhabenen Vorzügen anderer bedeutet, als eine Figur der lauten Stimme, welche dieses Wort zunächst bezeichnet. Es saget in diesem Verstande mehr als Lob und Ruhm, und ist in der biblischen und erhabenen Schreibart am üblichsten. Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, Off. 4, 11. Mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönet, Ebr. 2, 7. Da er empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis, 2 Petr. 1, 17; obgleich die R.A. Preis empfangen, und die in andern Stellen vorkommenden Preis geben, Preis opfern, außer der biblischen Schreibart veraltet sind. Laß meinen Mund deines Ruhms und deines Preises voll seyn täglich, Ps. 71, 8. Zum Preis (Preise) deines Volks Israel, Luc. 2, 32. 2) * In weiterer Bedeutung, das Lob überhaupt, ein jedes ausgesprochenes Urtheil von den Vorzügen anderer; in welchem Verstande es im Hochdeutschen veraltet ist. Ehedem war davon auch der Gegensatz Unpreis für Verleumdung, Spott, üblich.
2. Figürlich, der Vorzug, die Ursache und der Bewegungsgrund des Preises in der vorigen Bedeutung. 1) Überhaupt, der Vorzug, der Werth, im Gegensatze des veralteten Unpreises; gleichfalls ohne Plural.
 
Ir Pris kan so hohe strichen
Vnd Vnpris so gar verjagen u.s.f.
Burkhard von Hohenfels
 
Auf daß ich erzähle allen deinen Preis, Ps. 9, 15. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung größten Theils veraltet, welche noch bey den Dichtern der vorigen Zeiten häufig vorkommt. 2) In engerer Bedeutung. a) * Der äußere Vorzug, und besonders der Zierath, der Schmuck; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es noch im Oberdeutschen von allen zur Zierde und zum Schmucke gereichenden Dingen, und von der Zierde selbst üblich ist. Im Angels. ist Präte der Schmuck, und bey den ältern Schweden pryda schmücken. Es fließt in dieser Bedeutung mit dem ohnehin verwandten Pracht zusammen, S. dasselbe. Ehedem wurde die Sakristey bey den Kirchen die Preiskammer genannt, ohne Zweifel, weil der Kirchenschmuck darin verwahret wird, daher sie auch die Dreßkammer oder Treßkammer hieß. b) Der Werth, welchen ein Ding im Handel und Wandel hat, der geforderte oder bezahlte Werth; in welchem Verstande allein im Hochdeutschen auch der Plural gebraucht wird. Nach dem Preise einer Waare fragen. Sagen sie mir den genauesten, den nächsten Preis. Der Preis ist mir zu hoch. Ein hoher, theurer, niedriger, geringer, billiger Preis. Den Preis setzen, machen, bestimmen. Von dem Preise etwas ab- oder herunter lassen. Etwas für einen billigen Preis kaufen. Für den Preis mag ich es nicht. Die Sache stehet jetzt doch im Preise, sie stehet in einem hohen, in einem niedrigen Preise. Der Preis der Waare steigt, fällt; die Waare steigt, fällt im Preise. Den Preis einer Waare erhöhen, steigern. Ich gebe es um oder für eine guten (billigen) Preis. Etwas an dem Preise abbrechen.
Anm. In der ersten Bedeutung des Lobes lautet dieses Wort im Schwed. Pris, und im Engl. Praise, in der zweyten Bedeutung des geforderten oder bezahlten Werthes im Schwed. gleichfalls Pris; im Franz. Prix, im Engl. Price, im Ital. Pregio und Prezzo, und im Lat. Pretium. Allen Gründen einer gesunden Etymologie nach druckt es ursprünglich den Schall des Redenden aus, so daß es mit Rede selbst auf das genaueste verwandt ist., welches hier nur den gewöhnlichen Blaselaut zu seiner Begleitung angenommen, und sein d in das verwandte s verwandelt hat. Im Schwed. ist rosa, im Isländ. hrosa, bey den nördlichen Engländern reose, im Schottländischen ruse, loben. Mit dem vorgesetzten Blaselaute war breiten, präten, ehedem sprechen überhaupt, S. die Anmerkung zu Predigen. Unser grüßen gehöret auch zu diesem Stamme, und ist nur in dem Vorschlage und intensiven ss statt des s verschieden, so wie brausen und das Nieders. prusten, niesen, einen ähnlichen Schall bedeuten. Luther scheinet Hiob 39, 20 mit dem Worte Preis den Begriff eines ähnlichen Schalles verbunden zu haben, wenn er Gott von dem Rosse sagen lässet: Kannst du es schrecken, wie die Heuschrecken? Das ist Preis seiner Nasen, was schrecklich ist; wo es bey Michaelis heißt: befiehlst du ihm, den Heuschrecken gleich zu springen? Sein prächtiges Wiehern ist Schrecken.
 
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