Adelung Wörterbuch
Pracht
, plur. car. welches ehedem in einem weitern Umfange der Bedeutung üblich war, als jetzt. 1. * Eigentlich, Geschrey, Lärmen, Getöse; eine veraltete Bedeutung. Bey dem Pictorius ist Prächt großes Geschrey, und prächten laut schreyen. Du werist wol an allen brecht Mit einem phening uiberkomen, der Burggr. von Riedenburg. Die voegel mit gepraechte si sungen widerstrit, ebend.
Nicht lanng darnach er das schrein hort
Her gegen im mit grossem Pracht,
Theuerd. Kap. 35.
Theuerdank höret den lauten Pracht,
Theuerd. Kap. 36.
Alspald sye den Held vernamen
Schlugen sie von stund zusammen
Mit einem ubergrossen Pracht,
Theuerd. Kap. 87.
Die Stein huben an zu fallen
Mit großem Geprecht und schallen,
Theuerd. Kap. 69.
Im mittlern Lat. ist bragare schreyen. Es ist hier eine Nachahmung des eintönigen Geschreyes, und in weiterer Bedeutung des Getöses und Lärmens überhaupt, daher auch das Lat. Fragor und mit einem andern Vorlaute auch unser krachen hierher gehören. Sprechen, welches eigentlich einen Schall hervor bringen bedeutet, ist vermittelst des vorgesetzten Zischlautes gleichfalls daraus gebildet, und in Scherzens Gnomol. Ms. kommt auch breiten für sprechen vor:
Wer uibel von dem andern breit
Es wurt im zwurnet als vil geseit.
Siehe auch das vorige, ingleichen Predigen und Prahlen.
2. Figürlich. 1) Der Glanz, helle Schein; eine im Ganzen genommen gleichfalls veraltete Bedeutung, deren Zusammenhang mit dem vorigen niemanden befremden darf, indem die meisten Wörter, welche jetzt Licht, Glanz u.s.f. bedeuten, eigentlich einen Schall ausdrucken, S. Hell. Schon im Isidor ist Berahtnissi Glanz. Brechen war ehedem für glänzen sehr üblich, und hat diese Bedeutung noch in anbrechen erhalten, S. dasselbe, wo mehrere Beyspiele davon angeführet worden. Schon im Hebr. ist קרב glänzen. Noch jetzt kommt Pracht zuweilen von einem Glanze vor, wo sich aber allemahl der folgende Begriff des feyerlichen, des vorzüglichen mit einmischet.
Wie süß und freundlich lacht
Des Mondes stille Pracht!
Weiße.
2) Glänzende und kostbare äußere Hülfsmittel im gesellschaftlichen Leben, so fern man dadurch seine Meinung von seinen eigenen hohen Vorzügen an den Tag legt; wo die Figur zunächst von dem Glanze, auf entferntere Art aber auch von dem Geräusche hergenommen ist. (a) Eigentlich, wo die Pracht vonehmlich in kostbaren Kleidern, kostbaren und theuren Hausgeräth, kostbaren und vielen Speisen, viele Bedienten u.s.f. bestehet; wo es zugleich, wie alle Wörter dieser Art, ein relativer Begriff ist, welcher sich auf die Umstände des Redenden oder auch dessen, von dem die Pracht gesagt wird, beziehet, und einen nachtheiligen Begriff bekommt, so bald die Meinung von seinen Vorzügen, welche man durch dergleichen äußere Hülfsmittel an den Tag legen will, übertrieben ist. Pracht führen. Viele Pracht zeigen. In diesem Hause, an diesem Hofe herrscht viele Pracht. Viel Geld auf die Pracht wenden. In seiner Pracht erscheinen. Das Beylager wurde mit vieler Pracht vollzogen. Kleiderpracht, Pracht im Hausgeräthe, im Essen und Trinken. Mit königlicher Pracht. Seine Pracht sehen lassen. Die R.A. Pracht treiben kommt selten mehr vor, hat aber, wenn sie gebraucht wird, allemahl den Nebenbegriff der unbefugten, übertriebenen Pracht. S. auch Staat, welches einen geringern Grad der Pracht bezeichnet. (b) Die Neigung und Fertigkeit, seine Meinung von seinen eigenen Vorzügen durch glänzende und kostbare äußere Hülfsmittel im gesellschaftlichen Leben an den Tag zu legen. Sich der Pracht ergeben. Die Pracht ist das Verderben der Staaten. Wo es von einigen zugleich für das Lat. Luxus gebraucht worden, dessen Begriff es doch bey weiten nicht erschöpfet, indem die Pracht nur eine Art, nur ein hoher Grad des Luxus ist, S. Üppigkeit, welches dasselbe in manchen Beziehungen besser ausdruckt.
Anm. In der zweyten figürlichen Bedeutung lautet es auch im Schwed. Prakt. Im mittlern. Lat. ist bragare Pracht führen, alt Franz. braguer, daher Bragard im Franz. noch jetzt einen Menschen bedeutet, welcher eine übertriebene Pracht führet. Mit einem andern Endlaute, oder vielmehr mit ausgelassenem Hauchlaute, lautet dieses Wort bey dem Hornegk Parat, womit das Franz. Parade, das Ital. Parata, und das Engl. Pride überein kommen. Ehedem war dafür auch die Hehr üblich, und im Niedersächs. gebraucht man dafür Grootskheit und Swier, welches letztere vermuthlich zu schwirren gehöret. S. auch Prangen. Im Oberdeutschen ist dieses Wort fast beständig männlichen Geschlechtes, der Pracht, in welchem es auch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. Der köstliche Pracht seiner Majestät, Esth. 1, 4. Daß er schwächte allen Pracht der lustigen Stadt, Es. 23, 9. Er wird ihren Pracht niedrigen, Kap. 25, 12. Dagegen in weit mehrern Stellen das weibliche, welches auch im Hochdeutschen nur allein üblich ist, beybehalten wird. Gottsched nahm von diesem doppelten Geschlechte Anlaß, in seinen Beobachtungen zu behaupten, die Pracht bedeute die äußerlichen feyerlichen Umstände selbst, der Pracht aber die übertriebene Neigung dazu, den Luxus. Allein zu geschweigen, daß Pracht als ein gleichbedeutender Ausdruck für Luxus sehr ungeschickt ist, so hat diese Art, die Bedeutungen der Wörter zu unterscheiden, bey niemanden Beyfall gefunden, zumahl da Gottsched selbst im Schreiben und Sprechen seine eigenen Regeln am meisten selbst übertrat.
Nicht lanng darnach er das schrein hort
Her gegen im mit grossem Pracht,
Theuerd. Kap. 35.
Theuerdank höret den lauten Pracht,
Theuerd. Kap. 36.
Alspald sye den Held vernamen
Schlugen sie von stund zusammen
Mit einem ubergrossen Pracht,
Theuerd. Kap. 87.
Die Stein huben an zu fallen
Mit großem Geprecht und schallen,
Theuerd. Kap. 69.
Im mittlern Lat. ist bragare schreyen. Es ist hier eine Nachahmung des eintönigen Geschreyes, und in weiterer Bedeutung des Getöses und Lärmens überhaupt, daher auch das Lat. Fragor und mit einem andern Vorlaute auch unser krachen hierher gehören. Sprechen, welches eigentlich einen Schall hervor bringen bedeutet, ist vermittelst des vorgesetzten Zischlautes gleichfalls daraus gebildet, und in Scherzens Gnomol. Ms. kommt auch breiten für sprechen vor:
Wer uibel von dem andern breit
Es wurt im zwurnet als vil geseit.
Siehe auch das vorige, ingleichen Predigen und Prahlen.
2. Figürlich. 1) Der Glanz, helle Schein; eine im Ganzen genommen gleichfalls veraltete Bedeutung, deren Zusammenhang mit dem vorigen niemanden befremden darf, indem die meisten Wörter, welche jetzt Licht, Glanz u.s.f. bedeuten, eigentlich einen Schall ausdrucken, S. Hell. Schon im Isidor ist Berahtnissi Glanz. Brechen war ehedem für glänzen sehr üblich, und hat diese Bedeutung noch in anbrechen erhalten, S. dasselbe, wo mehrere Beyspiele davon angeführet worden. Schon im Hebr. ist קרב glänzen. Noch jetzt kommt Pracht zuweilen von einem Glanze vor, wo sich aber allemahl der folgende Begriff des feyerlichen, des vorzüglichen mit einmischet.
Wie süß und freundlich lacht
Des Mondes stille Pracht!
Weiße.
2) Glänzende und kostbare äußere Hülfsmittel im gesellschaftlichen Leben, so fern man dadurch seine Meinung von seinen eigenen hohen Vorzügen an den Tag legt; wo die Figur zunächst von dem Glanze, auf entferntere Art aber auch von dem Geräusche hergenommen ist. (a) Eigentlich, wo die Pracht vonehmlich in kostbaren Kleidern, kostbaren und theuren Hausgeräth, kostbaren und vielen Speisen, viele Bedienten u.s.f. bestehet; wo es zugleich, wie alle Wörter dieser Art, ein relativer Begriff ist, welcher sich auf die Umstände des Redenden oder auch dessen, von dem die Pracht gesagt wird, beziehet, und einen nachtheiligen Begriff bekommt, so bald die Meinung von seinen Vorzügen, welche man durch dergleichen äußere Hülfsmittel an den Tag legen will, übertrieben ist. Pracht führen. Viele Pracht zeigen. In diesem Hause, an diesem Hofe herrscht viele Pracht. Viel Geld auf die Pracht wenden. In seiner Pracht erscheinen. Das Beylager wurde mit vieler Pracht vollzogen. Kleiderpracht, Pracht im Hausgeräthe, im Essen und Trinken. Mit königlicher Pracht. Seine Pracht sehen lassen. Die R.A. Pracht treiben kommt selten mehr vor, hat aber, wenn sie gebraucht wird, allemahl den Nebenbegriff der unbefugten, übertriebenen Pracht. S. auch Staat, welches einen geringern Grad der Pracht bezeichnet. (b) Die Neigung und Fertigkeit, seine Meinung von seinen eigenen Vorzügen durch glänzende und kostbare äußere Hülfsmittel im gesellschaftlichen Leben an den Tag zu legen. Sich der Pracht ergeben. Die Pracht ist das Verderben der Staaten. Wo es von einigen zugleich für das Lat. Luxus gebraucht worden, dessen Begriff es doch bey weiten nicht erschöpfet, indem die Pracht nur eine Art, nur ein hoher Grad des Luxus ist, S. Üppigkeit, welches dasselbe in manchen Beziehungen besser ausdruckt.
Anm. In der zweyten figürlichen Bedeutung lautet es auch im Schwed. Prakt. Im mittlern. Lat. ist bragare Pracht führen, alt Franz. braguer, daher Bragard im Franz. noch jetzt einen Menschen bedeutet, welcher eine übertriebene Pracht führet. Mit einem andern Endlaute, oder vielmehr mit ausgelassenem Hauchlaute, lautet dieses Wort bey dem Hornegk Parat, womit das Franz. Parade, das Ital. Parata, und das Engl. Pride überein kommen. Ehedem war dafür auch die Hehr üblich, und im Niedersächs. gebraucht man dafür Grootskheit und Swier, welches letztere vermuthlich zu schwirren gehöret. S. auch Prangen. Im Oberdeutschen ist dieses Wort fast beständig männlichen Geschlechtes, der Pracht, in welchem es auch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. Der köstliche Pracht seiner Majestät, Esth. 1, 4. Daß er schwächte allen Pracht der lustigen Stadt, Es. 23, 9. Er wird ihren Pracht niedrigen, Kap. 25, 12. Dagegen in weit mehrern Stellen das weibliche, welches auch im Hochdeutschen nur allein üblich ist, beybehalten wird. Gottsched nahm von diesem doppelten Geschlechte Anlaß, in seinen Beobachtungen zu behaupten, die Pracht bedeute die äußerlichen feyerlichen Umstände selbst, der Pracht aber die übertriebene Neigung dazu, den Luxus. Allein zu geschweigen, daß Pracht als ein gleichbedeutender Ausdruck für Luxus sehr ungeschickt ist, so hat diese Art, die Bedeutungen der Wörter zu unterscheiden, bey niemanden Beyfall gefunden, zumahl da Gottsched selbst im Schreiben und Sprechen seine eigenen Regeln am meisten selbst übertrat.