Adelung Wörterbuch
Pfúschen
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich eine Nachahmung eines zischenden Schalles ist, diesen Schall von sich geben und verursachen. 1. Lockeres Schießpulver pfuscht, wenn es angezündet wird. Wenn daher das Pulver von der Pfanne eines Feuergewehres unwirksam abbrennt, so sagt man, es pfusche ab, und dieser zischende Laut und die Handlung der Hervorbringung desselben nennt man daselbst einen Pfuscher. Pulver auf die Pfanne schütten, um einen Pfuscher zu machen. Figürlich wird daher auch wohl ein jeder Fehler, ein jedes Versehen ein Pfuscher genannt, den man nach ähnlichen Figuren auch einen Placker und Pudel zu nennen pflegt. 2. Eilfertig und obenhin arbeiten und handeln. 1) Eigentlich, wo pfuschen überhaupt, eine Handlung mit nachtheiliger Eilfertigkeit verrichten ist, so daß sie dadurch schlecht und untauglich wird. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung ist pfuschen eine Arbeit verrichten, von welcher man nicht die gehörige Kenntniß hat; und 3) in der engsten, und besonders bey den Handwerkern und Künstlern üblichen Bedeutung, eine Arbeit verrichten, welche man nicht auf die eingeführte Art erlernet hat, oder zu welcher man nicht den gehörigen Beruf hat, zu welcher man nicht auf die einmahl eingeführte Art berechtiget ist. Derjenige pfuscht, welcher Arbeiten verrichtet, zu welchen die einmahl zunftmäßig eingeführten Künstler und Handwerker nur allein berechtiget seyn wollen. In eine Kunst, in eine Wissenschaft, in ein Handwerk pfuschen, sich damit abgeben, ungeachtet man selbige nicht auf die gehörige Art erlernet hat, oder dazu gehörig berufen und berechtiget ist. Der Lehrling pfuschet hinter dem Rücken seines Meisters, wenn er ohne dessen Wissen Arbeiten übernimmt, die dieser verrichten sollte. Anm. Im gemeinen Leben auch pfuschern, im Dän. fuske. Es ist in der zweyten Bedeutung gleichfalls eine Nachahmung des zischenden Lautes, welchen eine Art geschwinder Bewegung hervor bringet, da es denn zu wischen und wuschen, fuseln, faseln, dem Angels. fysa, eilen, und andern Wörtern dieses Geschlechtes gehöret. Schlechte, ungeschickte Arbeit verrichten heißt im Nieders. funstern, und gewisse schnelle Bewegungen mit den Händen machen, funseln.
 
1. Der Pfúscher
, des -s, plur. ut nom. sing. S. das vorige.
 
2. Der Pfúscher
, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Pfuscherinn, von dem vorigen Zeitworte, in dessen zweyten Bedeutung.
1) Eine Person, welche ihre Arbeit nur in der Eil und daher auch nur schlecht und obenhin verrichtet. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine Person, welche eine Arbeit oder Handlung verrichtet, von welcher sie nicht die gehörige Kenntniß hat. Ein Pfuscher seyn, von demjenigen, was man zu thun übernimmt, nicht die gehörige Kenntniß haben. Eine solche Person pflegt man auch einen Stümper, Hümpler, Sudler, Prudler u.s.f. zu nennen. 3) In dem engsten Verstande, eine Person, die Arbeiten und Handlungen verrichtet, welche sie nicht auf die gehörige und ordnungsmäßige Art erlernet hat, oder wozu sie nicht auf die einmahl eingeführte Art berechtiget ist. Es ist keine Wissenschaft in der Welt, in welcher es so viele Pfuscher gäbe, als in der Arzeneykunst. Die Handwerker nennen alle diejenigen Pfuscher, welche ein Handwerk ausüben, ohne es auf die gehörige Art erlernet, oder ohne das Meisterrecht auf die gehörige Art erlangt zu haben, welche bey ihnen auch Störer, Hümpler, Stümpler, Fretter, Hausirer u.s.f. heißen. Manche Handwerker haben besondere Nahmen, die Pfuscher in ihrem Handwerke zu benennen. So nennen die Schneider die ihrigen Böhnhasen, die Färber Fretter, die Raschmacher Eschweihen, die Tuchmacher Ludler und Ludelmacher, die Buchdrucker Hudler, die Kürschner Zunähter, die Bäcker Wetschelbäcker, die Fleischer Lästerer und Buhlen, die Weißgärber Fellnäpper, Schotten u.s.f.
Anm. Im Dän. Fusker. Wachter leitete es von böse, und dem mittlern Lat. bausiare ab, Frisch von pusch, weil sich die Pfuscher der letzten Bedeutung immer vor den Handwerkern verstecken müssen. Allein es ist wohl kein Zweifel, daß es von pfuschen, sich schnell bewegen, und in engerer Bedeutung, eilfertig und fehlerhaft arbeiten, abstammet, worauf es denn von den Handwerkern und zünftigen Künstlern ganz natürlich in der dritten Bedeutung eingeführet worden.
 
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Pfúschen