Adelung Wörterbuch
Pfêrche
, plur. die -n, gleichfalls nur in der Landwirthschaft. 1) Der mit Hürden eingeschlossene Raum, worein die Schafe auf den Brachfeldern über Nacht getrieben werden. 2) Die Art und Weise, die Schafe auf diese Art unter freyem Himmel übernachten zu lassen; ohne Plural. Die Pferche gehörig zu führen wissen. Die Pferche thut auf ebenem Lande bessere Dienste als auf abschüssigen Feldern. Anm. In beyden Bedeutungen in einigen Gegenden auch im männlichen Geschlechte, der Pferch. Es gehöret in dieser Bedeutung ohne Zweifel zu dem mittlern Lat. Parcus, ein eingeschlossener Ort, Franz. und Engl. Parc, im Ital. Parco, ohne doch unmittelbar von denselben abzustammen. Im Hollsteinischen ist die Berge gleichfalls eine Hütte, so wie Parcum und Parricum im Ripuarischen Gesetze einen Stall, in den alten Baierischen Gesetzen aber ein Kornhaus bedeuten. Das Stammwort ist entweder Barre, ein Riegel, eine Stange, oder auch das Zeitwort bergen. S. 2 Pferchen.
 
1. Pfêrchen
, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, seinen Koth, die Überbleibsel der verdauten Speisen von sich lassen, cacare, wo es in der Landwirthschaft als ein anständiger Ausdruck für andere niedrigere gebraucht wird. 2) Als ein Activum, mit solchem Kothe düngen, und in weiterer Bedeutung, düngen überhaupt. Den Acker pferchen. So auch das Pferchen.
Anm. Gemeiniglich hält man Pferch, Koth, und Pferche, der mit Hürden eingeschlossene Raum, für ein und eben dasselbe Wort, weil doch die Schafe hauptsächlich um ihres Pferches willen in der Pferche sind. Allein da man Pferch und pferchen auf dem Lande von allen Thieren so wohl als Menschen gebraucht, so ist es wahrscheinlicher, daß es eine Nachahmung des mit dem Pferchen gemeiniglich verbundenen Lautes ist, und zu den niedrigen farzen, furzen gehöret, welche vermittelst des härtern 3 einen stärkern Laut ausdrucken.
 
2. Pfêrchen
, verb. reg. act. von Pferche, ein mit Hürden eingeschlossener Raum, mit Pferchen beziehen, Pferchen auf dem Acker schlagen und die Schafe darin übernachten lassen. Anfangen zu pferchen. Einen Acker pferchen, ihn auf solche Art überziehen und düngen. Daher das Pferchen.
 
3. Pfêrchen
, verb. reg. act. mehrere Dinge in einen engen Raum zusammen drängen, stopfen, pfropfen. Die Schulstube, wo ein ehrlich altes Weib unsre Kindheit zusammen gepfercht hatte, Göthe. Zeugnisse der Väter ohne Observationen zusammen pferchen, Frankf. gel. Zeit. So auch das Pferchen.
Anm. Dieses Zeitwort ist von den beyden vorigen völlig verschieden. Es hat eine sehr sichtbare Übereinstimmung mit dem Lat. farcire, ohne doch von demselben entlehnet zu seyn. Beyde scheinen zu dem Geschlechte unsers wirken zu gehören, oder vielleicht auch Intensiva von fahren in dessen weitesten Bedeutung zu seyn.
 
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