Adelung Wörterbuch
Nähren
, verb. reg. welches in doppelter Gestalt gebraucht wird. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) Absolute, nahrhafte Theile enthalten, solche Theile enthalten, welche durch ihren Übergang in den thierischen Körper dessen Theilen Zusatz geben und die auf mancherley Art abgehenden Theile ersetzen. Mehlspeisen nähren gut. Der Kohl nähret schlecht. 2) Mit der vierten Endung des Nennwortes, solche Nahrung geben. Diese Speise hat mich gut genähret. In welcher Bedeutung es doch seltener vorkommt.
2. Als ein Activum. 1) In engerm Verstande, Speise geben, darreichen. (a) Eigentlich, in welcher jetzt veralteten Bedeutung neran bey dem Ottfried für speisen vorkommt. Man findet es nur noch zuweilen in weiterm Verstande, als gewöhnliche Speise geben oder darreichen. Du nährtest dein Volk mit Engelspeise, Weish. 16, 20. Auch als ein Reciprocum. Sie nähren sich vom gottlosen Brot, Sprichw. 4, 17. (b) Figürlich, die innere Stärke befördern. Geduld durch Grundsätze genährt und durch Schicksale gehärtet. Wir müssen unsere Seele mit Grundsätzen der Tugend genährt haben.
2) In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung, die nöthigen Nahrungs- und Unterhaltungsmittel des thierischen Lebens gewähren, darreichen. (a) Eigentlich. Sehet die Vögel unter dem Himmel – und euer himmlischer Vater nähret sie doch, Matth. 6, 26. Er nährete ihn mit den Früchten des Feldes, 5 Mos. 32, 13. In häuslicher Stille von unserer Arbeit genährt, Geßn. Eine Schlange im Busen nähren. In dieser Bedeutung, wofür jetzt ernähren üblicher ist, kommt es noch zuweilen in der höhern Schreibart vor. Gewöhnlicher ist es in Gestalt eines Reciproci, sich nähren, sich die nöthigen Nahrungsmittel, sich den Unterhalt verschaffen; obgleich auch hier das zusammen gesetzte ernähren gebraucht wird. Sich kümmerlich, reichlich nähren. Die Sache, welche zum Erwerbungsmittel der Nahrung dienet, bekommt die Vorwörter von und mit. Sich mit Spinnen, mit Stehlen nähren. Sich vom Raube nähren. Ein einziger alter Eichbaum ist eine Welt für ganze Heere verschiedener Thiere, die sich von ihm nähren, Gell. Im Oberdeutschen gebraucht man es häufig mit der zweyten Endung. Sich Bettelns nähren, Opitz, vom Betteln. Der sich der wurtzlen neren thut, Hans Sachs; welche Wortfügung auch in der Deutschen Bibel nicht selten ist. Sich seines Schwertes nähren, 1 Mos. 27, 40. Sich seiner Hände Arbeit nähren, Ps. 128, 2. (b) Figürlich, den Grund der Fortdauer einer Sache enthalten. Der Traurige liebt alle die Bilder, die seine Leidenschaft nähren. In welcher Bedeutung ernähren nicht üblich ist.
Anm. In der heutigen Bedeutung schon bey dem Ottfried neran und gineren, im Nieders. nären, im Schwed. nära, im Dän. nähren, im Engl. to nurse und nourrish, im Norweg. nörrie, und sogar im Grönländ. nerrick. Es scheinet zu naschen und nießen in genießen zu gehören, und eigentlich essen und zu essen geben, bedeutet zu haben, zumahl da auch ehedem nesen dafür üblich war, wie sogleich erhellen wird. Das Lat. nutrire ist sichtbar damit verwandt, entweder vermittelst des schon gedachten nesen, nießen, weil s und t beständig in einander übergehen, oder auch so, daß das t in dem Deutschen nähren ausgestoßen, oder in dem Lat. nutrire eingeschaltet worden. Die Italiäner sagen mit einem weichen d nodrire, und die Franzosen stoßen auch dieses d nach Art der Niedersachsen ganz aus, nourrir. S. Naschen und Nahrung. Für Nährung ist zuweilen das Nähren, oft aber auch Ernährung üblich. Einige Mundarten sprechen es mit einem scharfen e aus, daher man es auch oft nehren geschrieben findet. Ehedem wurde dieses Wort sehr häufig auch in weiterer Bedeutung theils für erretten, befreyen, theils aber auch für heilen, von einer Krankheit befreyen, gebraucht, da es denn auch nesan, genesan lautete, weil r und s sehr oft mit einander abwechseln. So kommt nerren schon im Isidor für salvare vor. In dieser Bedeutung ist es längst veraltet, außer daß genesen noch in der mittlern Gattung davon übrig ist, S. dasselbe.
2. Als ein Activum. 1) In engerm Verstande, Speise geben, darreichen. (a) Eigentlich, in welcher jetzt veralteten Bedeutung neran bey dem Ottfried für speisen vorkommt. Man findet es nur noch zuweilen in weiterm Verstande, als gewöhnliche Speise geben oder darreichen. Du nährtest dein Volk mit Engelspeise, Weish. 16, 20. Auch als ein Reciprocum. Sie nähren sich vom gottlosen Brot, Sprichw. 4, 17. (b) Figürlich, die innere Stärke befördern. Geduld durch Grundsätze genährt und durch Schicksale gehärtet. Wir müssen unsere Seele mit Grundsätzen der Tugend genährt haben.
2) In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung, die nöthigen Nahrungs- und Unterhaltungsmittel des thierischen Lebens gewähren, darreichen. (a) Eigentlich. Sehet die Vögel unter dem Himmel – und euer himmlischer Vater nähret sie doch, Matth. 6, 26. Er nährete ihn mit den Früchten des Feldes, 5 Mos. 32, 13. In häuslicher Stille von unserer Arbeit genährt, Geßn. Eine Schlange im Busen nähren. In dieser Bedeutung, wofür jetzt ernähren üblicher ist, kommt es noch zuweilen in der höhern Schreibart vor. Gewöhnlicher ist es in Gestalt eines Reciproci, sich nähren, sich die nöthigen Nahrungsmittel, sich den Unterhalt verschaffen; obgleich auch hier das zusammen gesetzte ernähren gebraucht wird. Sich kümmerlich, reichlich nähren. Die Sache, welche zum Erwerbungsmittel der Nahrung dienet, bekommt die Vorwörter von und mit. Sich mit Spinnen, mit Stehlen nähren. Sich vom Raube nähren. Ein einziger alter Eichbaum ist eine Welt für ganze Heere verschiedener Thiere, die sich von ihm nähren, Gell. Im Oberdeutschen gebraucht man es häufig mit der zweyten Endung. Sich Bettelns nähren, Opitz, vom Betteln. Der sich der wurtzlen neren thut, Hans Sachs; welche Wortfügung auch in der Deutschen Bibel nicht selten ist. Sich seines Schwertes nähren, 1 Mos. 27, 40. Sich seiner Hände Arbeit nähren, Ps. 128, 2. (b) Figürlich, den Grund der Fortdauer einer Sache enthalten. Der Traurige liebt alle die Bilder, die seine Leidenschaft nähren. In welcher Bedeutung ernähren nicht üblich ist.
Anm. In der heutigen Bedeutung schon bey dem Ottfried neran und gineren, im Nieders. nären, im Schwed. nära, im Dän. nähren, im Engl. to nurse und nourrish, im Norweg. nörrie, und sogar im Grönländ. nerrick. Es scheinet zu naschen und nießen in genießen zu gehören, und eigentlich essen und zu essen geben, bedeutet zu haben, zumahl da auch ehedem nesen dafür üblich war, wie sogleich erhellen wird. Das Lat. nutrire ist sichtbar damit verwandt, entweder vermittelst des schon gedachten nesen, nießen, weil s und t beständig in einander übergehen, oder auch so, daß das t in dem Deutschen nähren ausgestoßen, oder in dem Lat. nutrire eingeschaltet worden. Die Italiäner sagen mit einem weichen d nodrire, und die Franzosen stoßen auch dieses d nach Art der Niedersachsen ganz aus, nourrir. S. Naschen und Nahrung. Für Nährung ist zuweilen das Nähren, oft aber auch Ernährung üblich. Einige Mundarten sprechen es mit einem scharfen e aus, daher man es auch oft nehren geschrieben findet. Ehedem wurde dieses Wort sehr häufig auch in weiterer Bedeutung theils für erretten, befreyen, theils aber auch für heilen, von einer Krankheit befreyen, gebraucht, da es denn auch nesan, genesan lautete, weil r und s sehr oft mit einander abwechseln. So kommt nerren schon im Isidor für salvare vor. In dieser Bedeutung ist es längst veraltet, außer daß genesen noch in der mittlern Gattung davon übrig ist, S. dasselbe.