Adelung Wörterbuch
Mutschieren
, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches jetzt nur noch in einigen Gegenden üblich ist, wo es eigentlich abwechseln bedeutet. In dem Deutschen Staatsrechte war ehedem die Mutschierung eine Abwechselung in der Regierung, da in einer untheilbaren Provinz oder Herrschaft mehrere Brüder oder Stammesverwandte die Regierung wechselsweise führeten, und die Einkünfte unter sich theilten, oder auch die Regierung dem ältesten allein mit Theilung der Einkünfte überließen. Etwa von dem alten Mut, Schwed. Muta, Lohn, Gabe, Einkünfte, wovon unser Miethe noch übrig ist, und dem noch nicht ganz veralteten scheren, theilen, Nieders. schieren, so daß es eigentlich eine Theilung der Einkünfte bedeutet? Oder vielmehr vermittelst des starken Zischlautes aus dem Latein. mutare, womit auch das Nieders. mütern, die Federn ändern, verwandt ist? S. 1. Mausen.
1. * Der Mutter
, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen Sprecharten, besonders Niederdeutschlandes, ein Krebs, welcher in der Mause ist, oder die Mause erst vor kurzem überstanden hat, von dem Nieders. muten, mutern; im Hochdeutschen ein Mauser. Einen solchen Krebs pflegt man auch wohl einen Mutterkrebs zu nennen. S. 1 Mausen.
2. Die Mutter
, plur. inus. der dicke Bodensatz flüssiger Körper, besonders des Weines und des Essiges. Den Wein auf der Mutter liegen lassen, auf den Hefen, auf dem Lager. Im Engl. Mother, im Schwed. Modder, im Nieders. Moder. Es hat mit den übrigen Wörtern dieses Lautes nichts gemein, sondern ist durch eine härtere Aussprache aus dem Nieders. Modder, dicker Schlamm, gebildet, wofür im Hochdeutschen Moder üblich ist, S. das letztere und Mutterkorn.
3. Die Mutter
, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wort, welches überhaupt den Begriff des hohlen Raumes hat, besonders so fern derselbe zur Aufnahme eines andern dazu gehörigen Theiles bestimmt ist. 1) Überhaupt; wo es doch nur in einigen Fällen üblich ist. So wird der untere hohle Theil einer Racketen- oder Schwärmerform die Mutter genannt. Am häufigsten ist es von einer hohlen mit Schraubengängen versehenen Cylinder-Fläche, welche die Schraube im engsten Verstande aufnimmt, und welche die Schraubenmutter, oft aber auch nur die Mutter schlechthin genannt wird. Ein Öhr von Draht an den Kleidungsstücken, in welche der Haken eingreift, heißt im Oberdeutschen im Diminut. ein Mütterlein, verderbt Mütterle und Miderle, da denn der Haken das Häftlein, Heftle, genannt wird. 2) In engerer Bedeutung ist die Mutter bey Menschen und lebendig gebärenden Thieren weiblichen Geschlechtes, ein hohles Behältniß in dem untern Schmerbauche; worin die Frucht empfangen, gebildet und zur Zeitigung gebracht wird; die Bärmutter, von bären, tragen, und verderbt auch wohl die Gebärmutter, S. Bärmutter, und viele der folgenden Zusammensetzungen. Figürlich pflegt man im gemeinen Leben aus Unwissenheit allerley Arten der Leibesschmerzen, Blähungen und andere ähnliche Empfindungen des weiblichen Geschlechtes der Mutter zuzuschreiben, und alsdann zu sagen, die Mutter stoße auf, ja diese Empfindungen wohl selbst die Mutter zu nennen; Ausdrücke, welche nichts als eine tiefe Unwissenheit des Baues des thierischen Körpers zum Grunde haben, S. Mutterbeschwerde.
Anm. In der ersten Art der Bedeutungen gehöret dieses Wort wohl unstreitig zu Muth, modius, u.s.f. so fern es ehedem die allgemeine Bedeutung eines hohlen Raumes gehabt, da es denn vermittelst der Ableitungssylbe -er aus demselben gebildet worden; so leicht es übrigens auch wäre, eine Ähnlichkeit zwischen dieser Bedeutung und dem folgenden Worte anzugeben. Die zweyte Bedeutung wird von allen Sprachforschern als eine Figur des folgenden Wortes angesehen, so hart und ungewöhnlich sie auch seyn würde. Es ist aber wahrscheinlicher, daß damit gleichfalls auf den hohlen Raum der Bärmutter gesehen worden, um deßwillen sie im Latein. auch Uterus, von Uter, ein Schlauch, genannt wird; welches Wort selbst damit verwandt seyn kann, weil das m in vielen alten Sprachen weiter nichts als ein Präfixum ist. Indessen kann es seyn, daß manche Sprachen, welche das Wort in dieser Bedeutung von ältern Mundarten empfangen, und dessen wahre Bedeutung nicht verstanden, es nach der bey ihnen üblichen Benennung der Mutter, mater, gemodelt haben. Schon Ottfried nennet die Bärmutter Muater, und im Griech. heißt sie μƞτρα, im Lat. Matrix, im Engl. Mother, im Ital. Madre, im Franz. la Mere.
4. Die Mutter
, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wesen weiblichen Geschlechtes, welches ein anderes zur Welt gebieret, oder geboren hat; zum Unterschiede von dem Vater, und im Gegensatze des Kindes. 1. Eigentlich. 1) Absolute. Mutter werden, ein Kind gebären.
Was gehet der die Mutter an,
Die selber Mutter werden kann?
Less.
Eine Person zur Mutter machen, für das härtere und niedrigere schwängern. Sie ist Mutter von vier Kindern, hat vier Kinder geboren. 2) In engerer Bedeutung, in Beziehung auf das Kind, oder bey Thieren auf das Junge. Sie ist nicht Mutter von dem Kinde. Wie die Mutter, so die Tochter. Die Mütter haben gemeiniglich mehr Nachsicht gegen ihre Kinder, als die Väter. Mutterstelle bey jemanden vertreten. Sieben Tage laß es (das Schaf) bey seiner Mutter seyn, 2 Mos. 22, 30. Du sollst nicht die Mutter mit den Jungen nehmen, von Vögeln, 5 Mos. 22, 6. Und so auch von allen Thieren. Von dem Gebrauche des Wortes Mutter, so fern Kinder ihre Mütter damit anreden, S. Mamma. 2. Figürlich. 1) Eine bejahrte Person weiblichen Geschlechtes pflegt man im gemeinen Leben häufig Mutter anzureden, so wie man eine solche hoch bejahrte Person in der vertraulichen Sprechart ein altes Mütterchen zu nennen pflegt. 2) Ein zur Zucht bestimmtes Hausthier weiblichen Geschlechtes, und in weiterer Bedeutung zuweilen auch ein solches Thier weiblichen Geschlechtes überhaupt; doch nur in einigen Zusammensetzungen. Das Mutterpferd, eine Stute, das Mutterschwein, eine Zuchtsau, und in weiterm Verstande eine Sau, das Mutterschaf, ein Schaf weiblichen Geschlechtes, welches schon tragbar ist, oder getragen hat, das Mutterfüllen, ein weibliches Füllen, die Mutterbiene, der Mutterhase u.s.f. 3) Eine Person weiblichen Geschlechtes, welche die Stelle einer Mutter bey andern vertritt, mütterliches Ansehen hat. So wie man Landesherren und Regenten Väter des Landes, oder des Volkes nennet, so werden ihre Gemahlinnen auch Mütter desselben genannt, S. Landesmutter. Eine Äbtissinn bekommt nicht nur von den ihr untergebenen Nonnen, sondern auch wohl von andern oft den Titel hochwürdige Mutter. Eine Pathe heißt in Schwaben in Beziehung des von ihr aus der Taufe gehobenen Kindes Mutter, dagegen die wahre Mutter daselbst Toda genannt wird. Ferner gehören hierher die Zusammensetzungen Hausmutter, Pflegemutter, Kindermutter, für Hebamme, Wehmutter, Stiefmutter, Schwiegermutter, Waisenmutter u.s.f. Ja auf den Landgütern pflegt man oft auch eine bejahrte weibliche Person, welche das Vieh unter ihrer Aufsicht hat, die Viehmutter oder Viehmuhme zu nennen. 4) Ein Ding, eine Sache, welche den Grund des Daseyns und der Fortdauer eines andern enthält, wenn ersteres weiblichen Geschlechtes ist. Die Gottesfurcht ist die Mutter aller Tugenden. Die Erde ist unser aller Mutter. S. auch Muttermaß. 5) Im Bergbaue werden diejenigen unmetallischen Erd- oder Steinarten, in welchen die Erze eingehüllet sind, Mütter oder Metallmütter genannt, ob sie gleich nicht die wirkende Ursache, sondern nur die Lagerstätte des Erzes sind. Der Schiefer gibt eine bequeme Mutter für Kupfer und Silber, nicht aber für Zinn ab. Jedes Metall liebt vorzüglich seine eigene Mutter, bricht in einer ihm eigenen Erd- oder Steinart. Die Perlenmutter ist die Schale der Perlenmuschel, vielleicht weil man ehedem glaubte, daß sich die Perle aus ihr erzeugte. S. auch Muttererde.
Anm. In der Fränkischen Mundart schon im 8ten Jahrhunderte Muader, bey dem Willeram und Ottfried Muater, Muoter, im Angels. Meder und Mothor, im Nieders. Moder, Moer, Moor, im Engl. Mother, im Dän. und Schwed. Moder, im Griech. μƞτƞρ, im Lat. Mater, im Ital. Madre, im Franz. Mere, und selbst im Pers. Mader. Die Sylbe -er ist die Ableitungssylbe, welche ein Subject bezeichnet; das Stammwort heißt Mat, Mot, Mut. Bey den alten Ägyptiern hieß die Mutter, dem Plutarch zu Folge, nur Muth, und bey den Krainerischen Wenden heißt sie noch jetzt Mate. Allem Ansehen nach ist dieses Mat von den Stammsylben in den Wörtern Mamma, Muhme, Mähre, Mosche, Metze und andern, welche insgesammt ein weibliches Geschöpf bedeuten, nicht verschieden. Allein ihre eigentliche Bedeutung läßt sich kaum muthmaßlich angeben. Vielleicht gehöret sie zu Mag, Verwandtschaft, vielleicht zu dem alten Mat, Speise, so wie Vater gemeiniglich von föden, ernähren, abgeleitet wird, vielleicht ist sie auch die Sylbe Ma, das erste Lallen der Natur bey unmündigen Kindern, u.s.f. denn dergleichen Vielleicht ließen sich noch gar viele wagen. S. Amme, Mamma, Mämme, Muhme. In den gemeinen Sprecharten wird dieses Wort zuweilen zur Verstärkung anderer Wörter gebraucht, S. Mutterallein, Mutterkind, Muttermensch, Mutternackt, Mutterseele. Wo freylich bey einigen die Veranlassung und Figur ein wenig hart, wenigstens dunkel ist.
1. * Der Mutter
, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen Sprecharten, besonders Niederdeutschlandes, ein Krebs, welcher in der Mause ist, oder die Mause erst vor kurzem überstanden hat, von dem Nieders. muten, mutern; im Hochdeutschen ein Mauser. Einen solchen Krebs pflegt man auch wohl einen Mutterkrebs zu nennen. S. 1 Mausen.
2. Die Mutter
, plur. inus. der dicke Bodensatz flüssiger Körper, besonders des Weines und des Essiges. Den Wein auf der Mutter liegen lassen, auf den Hefen, auf dem Lager. Im Engl. Mother, im Schwed. Modder, im Nieders. Moder. Es hat mit den übrigen Wörtern dieses Lautes nichts gemein, sondern ist durch eine härtere Aussprache aus dem Nieders. Modder, dicker Schlamm, gebildet, wofür im Hochdeutschen Moder üblich ist, S. das letztere und Mutterkorn.
3. Die Mutter
, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wort, welches überhaupt den Begriff des hohlen Raumes hat, besonders so fern derselbe zur Aufnahme eines andern dazu gehörigen Theiles bestimmt ist. 1) Überhaupt; wo es doch nur in einigen Fällen üblich ist. So wird der untere hohle Theil einer Racketen- oder Schwärmerform die Mutter genannt. Am häufigsten ist es von einer hohlen mit Schraubengängen versehenen Cylinder-Fläche, welche die Schraube im engsten Verstande aufnimmt, und welche die Schraubenmutter, oft aber auch nur die Mutter schlechthin genannt wird. Ein Öhr von Draht an den Kleidungsstücken, in welche der Haken eingreift, heißt im Oberdeutschen im Diminut. ein Mütterlein, verderbt Mütterle und Miderle, da denn der Haken das Häftlein, Heftle, genannt wird. 2) In engerer Bedeutung ist die Mutter bey Menschen und lebendig gebärenden Thieren weiblichen Geschlechtes, ein hohles Behältniß in dem untern Schmerbauche; worin die Frucht empfangen, gebildet und zur Zeitigung gebracht wird; die Bärmutter, von bären, tragen, und verderbt auch wohl die Gebärmutter, S. Bärmutter, und viele der folgenden Zusammensetzungen. Figürlich pflegt man im gemeinen Leben aus Unwissenheit allerley Arten der Leibesschmerzen, Blähungen und andere ähnliche Empfindungen des weiblichen Geschlechtes der Mutter zuzuschreiben, und alsdann zu sagen, die Mutter stoße auf, ja diese Empfindungen wohl selbst die Mutter zu nennen; Ausdrücke, welche nichts als eine tiefe Unwissenheit des Baues des thierischen Körpers zum Grunde haben, S. Mutterbeschwerde.
Anm. In der ersten Art der Bedeutungen gehöret dieses Wort wohl unstreitig zu Muth, modius, u.s.f. so fern es ehedem die allgemeine Bedeutung eines hohlen Raumes gehabt, da es denn vermittelst der Ableitungssylbe -er aus demselben gebildet worden; so leicht es übrigens auch wäre, eine Ähnlichkeit zwischen dieser Bedeutung und dem folgenden Worte anzugeben. Die zweyte Bedeutung wird von allen Sprachforschern als eine Figur des folgenden Wortes angesehen, so hart und ungewöhnlich sie auch seyn würde. Es ist aber wahrscheinlicher, daß damit gleichfalls auf den hohlen Raum der Bärmutter gesehen worden, um deßwillen sie im Latein. auch Uterus, von Uter, ein Schlauch, genannt wird; welches Wort selbst damit verwandt seyn kann, weil das m in vielen alten Sprachen weiter nichts als ein Präfixum ist. Indessen kann es seyn, daß manche Sprachen, welche das Wort in dieser Bedeutung von ältern Mundarten empfangen, und dessen wahre Bedeutung nicht verstanden, es nach der bey ihnen üblichen Benennung der Mutter, mater, gemodelt haben. Schon Ottfried nennet die Bärmutter Muater, und im Griech. heißt sie μƞτρα, im Lat. Matrix, im Engl. Mother, im Ital. Madre, im Franz. la Mere.
4. Die Mutter
, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wesen weiblichen Geschlechtes, welches ein anderes zur Welt gebieret, oder geboren hat; zum Unterschiede von dem Vater, und im Gegensatze des Kindes. 1. Eigentlich. 1) Absolute. Mutter werden, ein Kind gebären.
Was gehet der die Mutter an,
Die selber Mutter werden kann?
Less.
Eine Person zur Mutter machen, für das härtere und niedrigere schwängern. Sie ist Mutter von vier Kindern, hat vier Kinder geboren. 2) In engerer Bedeutung, in Beziehung auf das Kind, oder bey Thieren auf das Junge. Sie ist nicht Mutter von dem Kinde. Wie die Mutter, so die Tochter. Die Mütter haben gemeiniglich mehr Nachsicht gegen ihre Kinder, als die Väter. Mutterstelle bey jemanden vertreten. Sieben Tage laß es (das Schaf) bey seiner Mutter seyn, 2 Mos. 22, 30. Du sollst nicht die Mutter mit den Jungen nehmen, von Vögeln, 5 Mos. 22, 6. Und so auch von allen Thieren. Von dem Gebrauche des Wortes Mutter, so fern Kinder ihre Mütter damit anreden, S. Mamma. 2. Figürlich. 1) Eine bejahrte Person weiblichen Geschlechtes pflegt man im gemeinen Leben häufig Mutter anzureden, so wie man eine solche hoch bejahrte Person in der vertraulichen Sprechart ein altes Mütterchen zu nennen pflegt. 2) Ein zur Zucht bestimmtes Hausthier weiblichen Geschlechtes, und in weiterer Bedeutung zuweilen auch ein solches Thier weiblichen Geschlechtes überhaupt; doch nur in einigen Zusammensetzungen. Das Mutterpferd, eine Stute, das Mutterschwein, eine Zuchtsau, und in weiterm Verstande eine Sau, das Mutterschaf, ein Schaf weiblichen Geschlechtes, welches schon tragbar ist, oder getragen hat, das Mutterfüllen, ein weibliches Füllen, die Mutterbiene, der Mutterhase u.s.f. 3) Eine Person weiblichen Geschlechtes, welche die Stelle einer Mutter bey andern vertritt, mütterliches Ansehen hat. So wie man Landesherren und Regenten Väter des Landes, oder des Volkes nennet, so werden ihre Gemahlinnen auch Mütter desselben genannt, S. Landesmutter. Eine Äbtissinn bekommt nicht nur von den ihr untergebenen Nonnen, sondern auch wohl von andern oft den Titel hochwürdige Mutter. Eine Pathe heißt in Schwaben in Beziehung des von ihr aus der Taufe gehobenen Kindes Mutter, dagegen die wahre Mutter daselbst Toda genannt wird. Ferner gehören hierher die Zusammensetzungen Hausmutter, Pflegemutter, Kindermutter, für Hebamme, Wehmutter, Stiefmutter, Schwiegermutter, Waisenmutter u.s.f. Ja auf den Landgütern pflegt man oft auch eine bejahrte weibliche Person, welche das Vieh unter ihrer Aufsicht hat, die Viehmutter oder Viehmuhme zu nennen. 4) Ein Ding, eine Sache, welche den Grund des Daseyns und der Fortdauer eines andern enthält, wenn ersteres weiblichen Geschlechtes ist. Die Gottesfurcht ist die Mutter aller Tugenden. Die Erde ist unser aller Mutter. S. auch Muttermaß. 5) Im Bergbaue werden diejenigen unmetallischen Erd- oder Steinarten, in welchen die Erze eingehüllet sind, Mütter oder Metallmütter genannt, ob sie gleich nicht die wirkende Ursache, sondern nur die Lagerstätte des Erzes sind. Der Schiefer gibt eine bequeme Mutter für Kupfer und Silber, nicht aber für Zinn ab. Jedes Metall liebt vorzüglich seine eigene Mutter, bricht in einer ihm eigenen Erd- oder Steinart. Die Perlenmutter ist die Schale der Perlenmuschel, vielleicht weil man ehedem glaubte, daß sich die Perle aus ihr erzeugte. S. auch Muttererde.
Anm. In der Fränkischen Mundart schon im 8ten Jahrhunderte Muader, bey dem Willeram und Ottfried Muater, Muoter, im Angels. Meder und Mothor, im Nieders. Moder, Moer, Moor, im Engl. Mother, im Dän. und Schwed. Moder, im Griech. μƞτƞρ, im Lat. Mater, im Ital. Madre, im Franz. Mere, und selbst im Pers. Mader. Die Sylbe -er ist die Ableitungssylbe, welche ein Subject bezeichnet; das Stammwort heißt Mat, Mot, Mut. Bey den alten Ägyptiern hieß die Mutter, dem Plutarch zu Folge, nur Muth, und bey den Krainerischen Wenden heißt sie noch jetzt Mate. Allem Ansehen nach ist dieses Mat von den Stammsylben in den Wörtern Mamma, Muhme, Mähre, Mosche, Metze und andern, welche insgesammt ein weibliches Geschöpf bedeuten, nicht verschieden. Allein ihre eigentliche Bedeutung läßt sich kaum muthmaßlich angeben. Vielleicht gehöret sie zu Mag, Verwandtschaft, vielleicht zu dem alten Mat, Speise, so wie Vater gemeiniglich von föden, ernähren, abgeleitet wird, vielleicht ist sie auch die Sylbe Ma, das erste Lallen der Natur bey unmündigen Kindern, u.s.f. denn dergleichen Vielleicht ließen sich noch gar viele wagen. S. Amme, Mamma, Mämme, Muhme. In den gemeinen Sprecharten wird dieses Wort zuweilen zur Verstärkung anderer Wörter gebraucht, S. Mutterallein, Mutterkind, Muttermensch, Mutternackt, Mutterseele. Wo freylich bey einigen die Veranlassung und Figur ein wenig hart, wenigstens dunkel ist.