Adelung Wörterbuch
Mūmie
, (dreysylbig,) plur. die -n, der einbalsamirte und getrocknete Körper eines Verstorbenen, und in weiterer Bedeutung, ein jeder todter Körper, welcher, anstatt in die Fäulniß überzugehen, ausgetrocknet, und in eine feste dürre Masse verwandelt worden, dergleichen Körper zuweilen in den heißen Sandwüsten von Afrika gefunden werden. Auch die Masse selbst ist unter diesem Nahmen bekannt, in welchem Falle aber der Plural wegfällt. Das Wort ist unstreitig morgenländischen Ursprungs, obgleich dessen Abstammung so ausgemacht noch nicht ist. Einige leiten es von dem Worte αμωμον her, welches der Nahme eines bekannten Gewürzes ist, dessen man sich zur Zubereitung der künstlichen Mumien bedienet haben soll, andere von dem Arabischen Muma, Wachs, andere von andern Wörtern. So viel ist gewiß, daß die wahren Mumien aus Ägypten zu uns gekommen sind, und noch daher kommen, weil vornehmlich die ältern Ägyptier ihre Todten auf eine sehr kostbare und mühsame Art einzubalsamiren pflegten, um sie dadurch vor der Verwesung zu schützen. Im Koptischen ist Mum Erdharz.  
1. Die Mumme
, plur. die -n, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, ein verschnittenes Thier zu bezeichnen, daher die Schweinschneider an solchen Orten auch Mummenmacher genannt werden. Es gehöret mit meiden, castriren, zu dem Geschlechte des Wortes mähen, schneiden, S. Mähen, 2 Mönch, und 1 Meiden, ingleichen Nonne.
 
2. Die Mumme
, plur. inus. der Nahme des dicken und starken Bieres, welches zu Braunschweig gebrauet, und wegen seiner dickbraunen Farbe und guten Geschmackes sehr hoch geschätzet wird. Die Stadtmumme, das gewöhnliche Bier dieser Art, zum Unterschiede von der Schiffmumme, welche stärker ist und zu Wasser verführet werden kann. Im Engl. wird dieses Braunschweigische Bier gleichfalls Mum und im Holländ. Mumme genannt. Gemeiniglich glaubt man, daß ein gewisser Christ. Mumme dieses Bier zu Braunschweig 1489 erfunden habe. Telomonius oder Zierberger, welcher um eben die Zeit lebte, und dieses Bieres gedenkt, sagt doch davon nichts. Er nennet es in Leibnitzens Script. Brunsuic. Th. 2, S. 90 Mama (vielleicht aus einem Fehler des Abschreibers für Muma) und setzt hinzu, daß es auch Moca genannt würde; Cerevisia quam Maman aut Mocam ridicule appellant, pro potu, ac quodam atri saporis acido, qoud Coventum vocant, homines hujus loci utuntur. Der Nahme Moca scheinet jetzt veraltet zu seyn. Auch das Wißmarsche Bier wird Mumme genannt. Wenn der Nahme Mumme nicht von einer individuellen Veranlassung herrühret, so könnte er von Ottfrieds und Notkers mammen, leiblich seyn, Mamunti, Lieblichkeit, oder auch von dem Holländ. mymer, dunkel, und dem Geschlechte der folgenden Wörter abstammen. Wenn in den Dänischen Wörterbüchern Mumme durch dick eingekochtes Gerstenwasser erkläret wird, so ist darunter vermuthlich wohl nur auch unsere Braunschweigische Mumme zu verstehen.
 
3. * Die Mumme
, plur. die -n, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, eine Larve oder Maske, ingleichen eine jede Verkleidung, und eine verlarvte oder verkleidete Person zu bezeichnen. Mummen gehen oder laufen, war ehedem so viel als maskirt einher gehen, das Mummengesicht, eine Larve oder Maske, das Mummenspiel, oder die Mummenschanze, die Maskerade, (S. Schanze,) u.s.f. welche nunmehr insgesammt durch ausländische Ausdrücke verdränget worden. Doch haben wir noch davon das Zeitwort vermummen, durch Verhüllung des Gesichtes unkenntlich machen, welches im gemeinen Leben auch wohl vermummeln lautet.
Anm. Holländ. Momme. Im Engl. ist Mummer und im Franz. Mommeur eine entlarvte Person, und im Ital. mommiare, mummiare, Engl. to mumm, verlarvt einher gehen. Schon Commodian gebraucht Momerium für eine Larve, ja das Griech. μομμω hat bereits eben dieselbe Bedeutung. Es ist ein Geschlechtsverwandter von 3. Muff, und dem Nieders. Mane, ein Ärmel, dem Holländ. mymer, dunkel u.s.f. und bedeutet eigentlich Verhüllung. Im gemeinen Leben ist noch jetzt einmummen in Kleidungsstücke einhüllen, verhüllen. S. 3 Muff und das folgende.
 
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