Adelung Wörterbuch
Meer
, des -es, plur. die -e, Diminut. das Meerchen, Oberd. Meerlein. 1) * Überhaupt, eine jede große Masse Wassers, eine Sammlung vielen Wassers. In dieser weitesten im Hochdeutschen ungewöhnlichen Bedeutung heißt in der Deutschen Bibel 1 Kön. 7, 23 f. 2 Kön. 25, 13 u.s.f. das große eherne Wasserfaß in dem Vorhofe des Tempels, nach dem Vorgange des Hebräischen Grundtextes, das eherne Meer. Im Mittlern Lat. kommt in einer Urkunde Herzogs Hugo von Burgund bey dem Du Fresne Mare vitreum gleichfalls von einem gläsernen Gefäße vor. 2) In engerm Verstande, eine beträchtliche Sammlung Wassers auf dem Erdboden, besonders eine solche, auf welcher das Wasser Wellen schläget; in welchem Verstande verschiedene Landseen oder stehende Wassersammlungen, welche keinen sichtbaren Abfluß haben, oder rings um mit Land umgeben sind, ein Meer genannt werden. Dahin gehören nicht nur das todte Meer und das Galiläische Meer im Jüdischen Lande, welche eigentlich beträchtliche Landseen sind, sondern auch das Kaspische Meer in dem nördlichen Asien. Am Niederrheine und in Nieder-Deutschland ist diese Benennung noch sehr üblich, wo mehrere beträchtliche Landseen Meere genannt werden. Dahin gehören das Harlemer Meer in der Provinz Holland, das Lacher Meer im Trierschen, das Steinhuder Meer im Bückeburgischen, welches über eine Meile lang und eine halbe breit ist, und andere mehr. Außer diesen Fällen, in welchen es als ein eigenthümlicher Nahme angesehen wird, ist es im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nicht üblich. 3) Am häufigsten und gewöhnlichsten wird die große Sammlung Wassers, welche das feste Land des Erdbodens umgibt, und welches auch die See, das Weltmeer heißt, das Meer schlechthin genannt. Das Wasser, die Fische im Meer. Ein Sturm auf dem Meere Jenseit des Meeres. Auf dem Meere fahren. Im Meere fischen. Ein am Meere gelegenes Land. In vielen Fällen ist es gleichgültig, ob man in diesem Verstande See oder Meer gebraucht, in allen aber nicht. So sagt man nicht zu Meere fahren, zu Meere handeln, eine Reise zu Meer u.s.f. wo nur allein See üblich ist. Überhaupt ist im Niederdeutschen, und der ganzen daher rührenden Seesprache in diesem Verstande das Wort See üblicher, so wie Meer den Oberdeutschen am geläufigsten zu seyn scheinet. Einzelne Theile dieses großen Weltmeeres führen im Hochdeutschen häufiger den Nahmen des Meeres als der See, ja einige leiden das letztere Wort gar nicht. Das rothe Meer, das schwarze Meer, das weiße Meer, das mittelländische Meer, das Griechische Meer, das Eismeer, das atlantische Meer, das stille Meer, das Japanische Meer u.s.f. Dagegen in Nordsee, Ostsee, Südersee, Südsee, und andern das Wort See üblicher ist. Figürlich pflegt man, besonders in der höhern Schreibart, auch wohl eine jede große Menge ein Meer zu nennen.
Wie brausend
Ein Meer von Feinden ihn umfing,
Raml.
Anm. Dieses alte und sehr weit ausgebreitete Wort lautet bey dem Notker ther Mere, bey dem Ulphilas Marei, im Schwed. und Isländ. Mar, im Angels. Mere, im Bretagnischen Mor, im Lat. Mare, im Böhm. und Russ. More, bey den Krainerischen Wenden Murje, im Lettischen Marrios, im Esthnischen Merri, im Pohln. Morze. Es scheinet den Begriff der Menge, und den damit verbundenen Begriff der Bewegung zu haben, und zu dem Geschlechte unsers mehr, plus, mähren, rühren, sich bewegen, des Griech. μυρειν, fließen, u.a.m. zu gehören. Die figürliche Bedeutung der Menge, in welcher See nicht üblich ist, bestätiget diese Ableitung. Unser Moor und Morast sind nur auf eine entferntere Art damit verwandt, indem selbige zunächst zu der Familie des Wortes mürbe, Nieders. mör, gehören. In der Zusammensetzung bedeutet es theils etwas, was dem Meere eigen ist, von demselben gesagt wird, theils Dinge, welche in und an dem Meere angetroffen werden, theils aber auch Körper, welche über Meer, oder vermittelst der Schifffahrt zu uns kommen, wie in Meerschwein, Meerkatze u.s.f. Viele derselben sind auch mit dem Worte See üblich, viele aber auch nicht, so wie andere nur das See allein leiden.
Wie brausend
Ein Meer von Feinden ihn umfing,
Raml.
Anm. Dieses alte und sehr weit ausgebreitete Wort lautet bey dem Notker ther Mere, bey dem Ulphilas Marei, im Schwed. und Isländ. Mar, im Angels. Mere, im Bretagnischen Mor, im Lat. Mare, im Böhm. und Russ. More, bey den Krainerischen Wenden Murje, im Lettischen Marrios, im Esthnischen Merri, im Pohln. Morze. Es scheinet den Begriff der Menge, und den damit verbundenen Begriff der Bewegung zu haben, und zu dem Geschlechte unsers mehr, plus, mähren, rühren, sich bewegen, des Griech. μυρειν, fließen, u.a.m. zu gehören. Die figürliche Bedeutung der Menge, in welcher See nicht üblich ist, bestätiget diese Ableitung. Unser Moor und Morast sind nur auf eine entferntere Art damit verwandt, indem selbige zunächst zu der Familie des Wortes mürbe, Nieders. mör, gehören. In der Zusammensetzung bedeutet es theils etwas, was dem Meere eigen ist, von demselben gesagt wird, theils Dinge, welche in und an dem Meere angetroffen werden, theils aber auch Körper, welche über Meer, oder vermittelst der Schifffahrt zu uns kommen, wie in Meerschwein, Meerkatze u.s.f. Viele derselben sind auch mit dem Worte See üblich, viele aber auch nicht, so wie andere nur das See allein leiden.